Nachdenkenswert #163

,,Der Markt für Schachbücher ist hart umkämpft. Die Buchverlage konkurrieren dabei nicht nur untereinander, sondern auch mit anderen Medien (z.B. Internet, DVD). Die Kunden sind also in der glücklichen Lage, aus einem sehr vielfältigen Angebot wählen zu können. Für die Zukunft bin ich sehr gespannt, ob die viel diskutierten eBooks nun auch den deutschen Schachbuchmarkt erobern können. Erste Versuche mit diesen Formaten sind bereits zu beobachten. Die Verbreitung der entsprechenden Lesegeräte ist hierzulande aber noch ausbaufähig, so dass eine endgültige Prognose schwerfällt. Mein Verlag ist aber für den Fall der Fälle bereits gut vorbereitet.“

       Jens-Erik Rudolph, Verleger, im sportinsider Interview 

ISPO 2013 und die Outdoor-Branche zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Outdoor. Alleine dieses Wort bringt Männeraugen und die Augen der Frauen mit einem Faible für sportive Aufenthalte im Freien zum glänzen. In München steht demnächst die ISPO 2013 auf dem Plan. Die offizielle Website der Branchenmesse kommt selbstbewusst daher und verkündet mit stolzer Brust:

,,Wir begrüßen Sie auf der internationalen Leitmesse für das Sport-Business. Auf der ISPO MUNICH präsentieren über 2.300 internationale Aussteller mehr als 80.000 Besuchern aus über 100 Ländern das gesamte Angebot an Sportartikeln, Sportschuhen und Sportmode. Seien Sie dabei und entdecken Sie die neuesten Trends aus den Segmenten Outdoor, Ski, Action und Performance Sports!“

Vom 3. bis 6. Februar wird um Aufmerksamkeit, Umsatzanteile, Geschäftsbeziehungen, Image, PR, das verankern von Trends in den Köpfen der Besucher und mehr gekämpft. Im Vorfeld haben zahlreiche kleinere, mittlere und größere PR-Agenturen Pressemitteilungen versandt, Bildmaterial gestreut, versucht ein positives Image für die geweilige Klientel aufzubauen. Die Hersteller selber legen sich auch ins Zeug. Jack Wolfskin hat einen Outdoor-Blog aufgelegt. Heute mit dem Artikel Auf Wiedersehen, Südafrika.

Davor gab es Artikel im Januar auf dem Jack-Wolfskin Outdoor Blog an folgenden Tagen:

28. Januar 2013

25. Januar 2013

22. Januar 2013

14. Januar 2013

02. Janaur 2013

Da ist im Hinblick auf die Frequenz sicherlich noch Luft nach oben.

Die Branche gibt sich seit Jahren betont ökologisch. Artikel wie auf Spiegel Online im Oktober 2012 unter dem Titel Belastete Outdoor-Kleidung: Zurück zur Chemie lassen den aufgeklärten Verbraucher durchaus aufhorchen. Nicolai Kwasniewski leitete seinen Text dann auch mit den wenig schmeichelnden Worten ein:

,,Die Hersteller von Outdoor-Kleidung werben gerne mit unberührter Natur. Die wetterfesten High-Tech-Klamotten enthalten allerdings eine ganze Reihe von Chemikalien, die Umwelt und Gesundheit belasten können, wie eine Greenpeace-Untersuchung zeigt.“

Apropos Spiegel Online. Gut zwei Jahre vor dem Artikel über die Green-Peace Untersuchung gab es im Juli 2010 einen aufsehenerregenden Artikel von Susanne Amann unter dem Titel: Studie: Outdoor-Hersteller fallen bei sozialer Verantwortung durch. In der Branche wird viel Geld verdient. Susanne Amann leitete ihren kritischen Text mit den folgenden Worten ein:

,,Die Outdoor-Branche steht für Freiheit und Naturverbundenheit, doch mit ihrer Verantwortung nehmen es die Hersteller nicht so ernst. Nun geraten sie massiv in die Kritik – denn obwohl eine Jacke gerne mal 600 Euro kostet, werden die Arbeiter in den Produktionsländern abgespeist.“

Es scheint es liegt noch viel Arbeit vor der Outdoor-Branche um Selbstverständnis, theoretisch formulierte ökologische und soziale Standards mit der Realität in Übereinstimmung zu bringen.

Das Know How der Wettbasis

Es war zehn Uhr morgens . Nennen wir ihn Tom. Er setzte sich nach einem ausgiebigen Frühstück an seinen Rechner. Die Sportwetten des Tages waren zu platzieren. Seine Haushälterin brachte noch einen frisch gebrühten Espresso an seinen Schreibtisch. Tom checkte kurz die Geldeingänge gewonnener Engagements vom Wochenende. Ein Lächeln ließen die Mundwinkel noch charmanter wie sonst wirken. Tom war bereits in der Schule mit Wetten in Berührung gekommen. Mit 16 verdiente er damit im Monat mehr wie seine Lehrer. Sein Vater hatte ihn einst auf die Pferderennbahn mitgenommen. Die erste Siegwette auf einen Favoriten führte auch gleich zu einem Erfolgserlebnis. Ein Champion-Jockey gewann nach Zielfotofinish. Der Vater, selbst ein erfahrener Wetter mit abonnierten Rennkurier und unglaublichen Gespür für das Lesen der Form eines Pferdes, bläute seinem Sohn jedoch nach Abholung des Gewinns am Totalisator ein:

,,Setze nie mehr wie ein Verlust Dir weh tun könnte. Wenn Du nach dem Wochenende noch ein Eis schlecken möchtest oder von Deinem Taschengeld eine Fußballkarte kaufen willst für das nächste Länderspiel im großen Stadion solltest Du auch nach einer verlorenen Wette genug Kleingeld in Deinem Portemonnaie haben.“

Später als Tom die erste Wohnung mit 18,5 bezog bekam er es auf seine neue Lebensform vom Vater modifiziert formuliert:

,,Wette nie wenn Du damit die Energierechnung bezahlen willst. Wetten mußt Du Dir in entspannten Zustand leisten können.“

Für diese philosophischen Worte des Vaters ist Tom noch heute dankbar. Derweil fragte die Haushälterin ob Sie noch etwas Obst servieren solle. Sie hatte bereits in der Küche ein wenig geschnittene Ananas vorbereitet. Ein kurzes Nicken vom Schreibtisch. Die Hände von Tom glitten weiter auf der Tastatur. Auf wettbasis.com waren der Newsbereich, der praktische Quotenvergleich, Livescore, Strategien oder Tipps auch für so einen erfahrenen Sportwetter wie ihn ideal aufbereitet. Die Haushälterin nahm die Espressotasse mit. Über die Energierechnung musste sich Tom übrigens nie einen Kopf machen.

Nach den ersten Wetten auf der Pferderennbahn nahm der Vater Tom weiter an die Hand und wies ihn in die Geheimnisse der Fußballwette ein. Heimstarke Mannschaften, Auswärtsschwache Teams, Angstgegner, gesperrte Spieler, Formkurve, Vorlieben oder Abneigungen gegen matschigen Untergrund, Besonderheiten von Pokalspielen gegenüber normalen Meisterschaftsspielen, das sich gehen lassen von bereits feststehenden Absteigern oder freies Aufspielen ohne Druck, Favoritenwette, Außenseiterquoten, Überhebliche Mannschaften mit dem Hang zu Larifari-Punkteinbußen, Teams mit dem Hang zu vielen Unentschieden auf auswärtigen Plätzen, die Sache mit der Systemwette, Bänke und noch vieles andere Know How bekam Tom erläutert. Die Gespräche mit seinem Vater waren für ihn spannend. Er saugte jedes Wort auf. Der Jugendliche interessierte sich nicht für Rockkonzerte. Sein Ding war die Welt der Sportwette.

Der Vater stellte für Tom eine 10er Liste für das Wetten auf:

1. Wette nie bei Liebeskummer
2. Leg Deine Wette vorher schriftlich fest
3. Führe Buch über Sieg/Verlust Deiner Engagements
4. Lass Dich nur auf Sportarten ein die Du verstehst
5. Versuche Verluste nie krampfhaft am selben Tag mit überhöhten Einsätzen reinzuholen
6. Bei großen Fußballveranstaltungen gibt es öfters Verlängerungen
7. Lass auch mal eine Wette aus
8. Vergleiche Quoten
9. Hab Deine Emotionen im Griff
10.Das Leben hat noch andere schöne Seiten

Tom hatte diese 10er Liste immer in seiner Geldbörse als Jugendlicher getragen. Mittlerweile hatte er sie verinnerlicht. Die alte Liste hat er vor vielen Jahren sorgfältig eingerahmt.Im Blickfeld seines Computers grüßt sie liebevoll von der Wand.

Tata Steel Chess 2013 mit starken Content von Schach-Ticker, ChessBase und Chess Tigers

Das renommierte und traditionsreiche Schachturnier im niederländischen Wijk aan Zee ist 2013 auch bereits wieder Geschichte. Journalist und Autor Raymund Stolze schrieb am 8. Januar auf Schach-Ticker unter dem Titel Bedeutende Turniere der Schachgeschichte – eine Chronik (1) einen lesenswerten Artikel und warf dabei auch einen Blick auf die Entwicklung des Sponsorships:

,,Was dieses Schachfestival angeht, so ist selbstverständlich bekannt, dass es von Anfang an immer den Namen eines Stahlbetriebes trug, weil der als Hauptsponsor firmierte: Hoogoven, ab Mitte der 1980er-Jahre Hoogovens, denn der niederländische Stahl- und Aluminiumhersteller hatte nun zwei Hochöfen für die Stahlschmelzung, nach der Fusion mit British Steel im Jahre 2000 dann Corus. Und schließlich, die globale wirtschaftliche Entwicklung will es so, denn die Corus Company wird vom indischen Stahlriesen Tata 2007 übernommen, heißt es seit der 73. Auflage im Jahre 2011 nun erst einmal Tata Steel Chess Tournament.“

Die 75. Ausgabe sah am Ende Magnus Carlsen vorn. Dies war bereits am Sonnabend klar.

Redakteur Mike Rosa hat auf chesstigers wunderbaren Content unter dem Titel Magnus Carlsen gewinnt Tata Steel 2013 veröffentlicht. Sehr gute Arbeit. Umfangreiche Texteinleitung, Tabellen, Ergebnisse, Videos und eine Zusammenstellung der kompletten Berichterstattung des Turniers. So stellt sich der geneigte Schachfreund gut aufbereiteten Content vor.

Chessbase agiert seit Jahren in der Berichterstattung auf hohen Niveau. Auch am heutigen Sonntag gibt es selbstverständlich gut aufbereiteten Content unter dem Titel Unterhaltsame Schlussrunde in Wijk. Dabei wird auch ein Blick auf die Gruppen B und C geworfen. Arkadij Naiditsch kann in Gruppe B überzeugen. Herzlichen Glückwunsch! Namentlich sei generell bei ChessBase für die kontinuierliche redaktionelle Bearbeitung und Organisation der Texte ein Mann genannt: André Schulz.

Ein Contentlieferant auf hohen unterhaltsamen Niveau über Tata Steel 2013 fehlt noch. Am 8. Januar titelte ich Chess Tigers on Tour mit dem Potenzial zum Kultblog und meinte mich nicht in Eric van Reem zu täuschen. Er knüpft nahtlos an sein Kultblog – Mate in Moscow – vom Moskauer WM-Schachkampf zwischen Vishy Anand und Boris Gelfand an. Auf mein Bauchgefühl kann ich mich verlassen. Also auf zu phantastischen Fotos, unkonventioneller Blogarbeit und spürbarer Leidenschaft. Hier geht es zu Chess Tigers on Tour mit wirklich sehenswerten Schnappschüssen. Vergesst den Tatort. Oder ein langweiliges Handball-WM Endspiel mit kampflos sich ergebenden Dänen.

Michael Ballack schießt Tore für den Chemnitzer FC

Die 4. Jahreszeit ist kalt und zeigt sich von ihrer bezauberndsten Seite. Kristallweiß, glitzernd, prächtig und eindrucksvoll. Derweil zieht es Vizeweltmeister Michael Ballack in die Halle. Beim Chemnitzer Oldie-Hallenturnier steuert er zwei Tore beim 4:3 Sieg des Chemnitzer FC gegen Erzgebirge Aue bei. Früher lautete diese Paarung ja FC Karl-Marx-Stadt gegen BSG Wismut Aue – zu Zeiten der DDR-Oberliga im Laborversuch des Sozialismus. Die Himmelblauen gegen die Veilchen. Spieler wie Jürgen Bähringer, Joachim Müller, Uli Ebert oder Konrad Schaller trugen unzählige Partien in den Trikots ihrer Mannschaften aus.

Ich habe einst auch in der Halle Fußball gespielt. Immer eine willkommene Abwechslung. So kann ich die Ambitionen des ehemaligen Bayern München Spielers durchaus nachvollziehen. Hallenfußball hat etwas. Nur Orthopäden mögen diese Sportart nicht so. Verletzungsgefahr. Nicht gesundheitsförderlich. Ist aus ihren Mündern zu vernehmen. Nun ja. Bei der Personalie Ballack frage ich mich allerdings immer noch, wieso beide Seiten, der DFB und der ehemalige Nationalmannschaftskapitän, nicht das Ding mit den 100 Länderspielen hingekriegt haben.

Nachdenkenswert #162

,,Was mich fasziniert, ist die Geschmacksumwandlung, die sich in Deutschland offenbart. Dass Guardiolas Stil etwas anderes als schön sein könnte, wird nicht einmal erwogen. Es liegt wohl daran, dass Barcelonas Spiele von den Journalisten selten in voller Länge gesehen werden. Wenn Sie mit fachkundigen Menschen aus Barcelona sprechen, hören Sie durchaus Klagen, wie langweilig das Ganze war. Das gilt auch für die spanische Nationalelf, den taktischen Klon. Bis auf dreißig starke Finalminuten hatte das Auftreten der Spanier bei der EM Boykottcharakter. Bestes Beispiel für das dunkle Potenzial des Guardiola-Ideals ist die kurz ausgeführte Ecke. Hat er bei Barcelona höchstpersönlich verordnet – eine Verhöhnung des Spiels und seiner Tiefengrammatik.“

Wolfram Eilenberger, Chefredakteur des Philosophie Magazins und Mitglied der deutschen Autoren-Nationalmannschaft, im Interview mit Deutschlands Fußballinternetpionier Oliver Fritsch auf Zeit Online

Bobby Fischer – Anatoli Karpow 1975: Was wäre wenn …?

Bobby Fischer siegte 1972 im Schachmatch des Jahrhunderts. 3 Jahre später sollte es zum WM-Kampf gegen Anatoli Karpow kommen. Nicht nur Schachhistoriker wissen: Es kam leider nicht dazu.

Auf youtube hat User OchoReSotto einen fiktiven Kampf veröffentlicht. Vorhang auf!

Magnus Carlsen der neue VW Käfer?

Er läuft und läuft. Der Käfer war nicht klein zu kriegen. Pausenlos kamen die Erfolgsmeldungen vom VW-Band. Wieder ein Käfer. Noch ein Käfer. Mit unglaublicher Konstanz rollten die Autos aus den Werken in die Welt. Ihr Siegeszug war nicht aufzuhalten. Siegeszug ist ein gutes Stichwort. Momentan scheint der norwegische Jungstar Magnus Carlsen am Schachbrett auch nicht aufzuhalten zu sein.

Stammleser wissen von meiner durchaus kritischen Sicht auf das vermeintliche Schachwunder aus dem hohen Norden. Für mich zählt der Schachweltmeistertitel. Elo Zahlen hin oder her. Dieser Titel ist die Messlatte.

München: ISPO Munich 2013 vom 3. bis 6. Februar wirft ihre Schatten voraus

München. Eine Messe kündigt sich an. Leitmesse hat sich mittlerweile im Sprachgebrauch festgesetzt. Damit soll immer auch der Anspruch auf die Rolle einer Platzhirsch-Messe untermauert werden. Die ISPO Munich 2013 stellt die neuesten Trends aus Outdoor, Ski, Action und Performance Sports vor. Die Münchner Branchenmesse sieht sich nach eigener Darstellung als Leitmesse für das Sport Business.

Der Online-Katalog 2013 der ISPO 2013 zeigt alle Aussteller. Die Ausstellerdatenbank wird permanent gemäß dem Buchungsstand aktualisiert. Selbstverständlich sind Jack Wolfskin, Vaude, Salewa, Uvex, Patagonia, Schöffel, Bergans, Odlo, Adidas AG Porsche Design Sport, Polar, Polartec oder Leki auch im illustren Kreis vertreten.

Einige Einladungen liegen mir vor. Die nächsten Tage werde ich noch einige Zeilen schreiben. Outdoor polarisiert. Die einen sind voller Begeisterung und die anderen winken ab und meinen – Outdoor sei total überbewertet. Wenn Outdoorkleidung nur zum Selbstzweck verkommt, der müde Körper des Trägers kaum 1000 Meter Höhenunterschied bewältigt, Markenjacken die Citybilder Deutschlands prägen, ist es an der Zeit genauer hinzuschauen. Was ist sinnvoll und was nur ein inszenierter Hype?