Nachdenkenswert #449

,,Ich glaube, der Begriff „Ära“ wird schnell verwandt. Als Bobby Fischer 1972 Weltmeister wurde, sprachen viele vom Beginn einer neuen Ära. Aber die war schon vorbei, bevor sie begonnen hatte.

Allerdings finde ich es beeindruckend, wie lange Carlsen schon mit deutlichem Elo-Vorsprung vor allen anderen Spitzenspielern liegt. Da er noch jung ist, glaube ich, dass alle seine jetzigen Konkurrenten nur geringe Chancen haben, ihn als Nummer eins der Schachwelt abzulösen. Natürlich, Sergej Karjakin kann den WM-Kampf im November gewinnen und Weltmeister werden, aber ich glaube, Carlsen würde auch dann weiter die Nummer eins der Welt bleiben und sich den Titel irgendwann zurückholen.

Aber Carlsen kann sich selber gefährlich werden. Vielleicht hört er auf, an seinem Schach zu arbeiten, weil er zu lange die Nummer eins ist, weil er übermütig wird, da ihm lange niemand wirklich gefährlich wurde oder weil ihm ernsthafte Herausforderungen fehlen. Vielleicht nimmt er die Dinge dann zu leicht und nimmt seine Gegner nicht mehr ernst.

Doch wenn Carlsen innerlich stabil und stark bleibt, dann glaube ich, dass er die nächsten fünf bis zehn Jahre die Nummer eins bleibt und das Weltschach dominieren wird.“

Johannes Fischer, Schachpublizist, im Sportinsider Interview

Sportinsider Leser wissen mehr

Sie sind in der Historie des Deutschen Volleyball Verbandes bereits mit eingepflegt, die deutschen Meister 2015 bei den Frauen und Männern. Der SC Dresden und der VfB Friedrichshafen haben die Meisterschaft verdient gewonnen. Sportinsider Leser konnten sich auf dieses Ergebnis mental bereits seit Oktober 2014 darauf vorbereiten. Im Sportinsider Interview mit den Sportjournalisten Jürgen Schmieder und Johannes Aumüller von der Süddeutschen Zeitung wurde in Sachen Prognose der Meister 2015 Klartext gesprochen.

Traveler Digital Camera

,,Da wir gerade bei Volleyball waren. Die aktuelle Volleyball Bundesliga hat unter neuen Namen, Claim, und Webauftritt ein Facelifting hinter sich. Wer wird in der Saison 2014/2015 bei den Männern deutscher Volleyballmeister?

Jürgen Schmieder: Ich bin ja aufgrund meines Wohnortes Los Angeles eher dem Beachvolleyball zugeneigt – gerade waren in Manhattan und Hermosa zwei wunderbare Turniere. Aber okay, hier die Tipps: Bei den Frauen muss ich auf den Titelverteidiger Dresdner SC setzen, auch wegen Louisa Lippmann. Bei den Männern wäre es einfach, nun “Berlin” zu sagen. Aber genau deshalb sage ich: Friedrichshafen.

Johannes Aumüller: Einer der seltenen Fälle rund um dieses Buch, bei denen wir uns einig wären. Normalerweise gab es ja immer heftige Diskussionen, zum Beispiel, ob beim Fußball in die Kategorie “Spiel, das man gesehen haben muss” eher das Jahrhundertspiel von 1970 gehört oder das 7:1 von Deutschland gegen Brasilien bei der WM 2014. Was meinen Sie?

Sportinsider: Nun, nach drei Jahren ohne Meistertitel ist die Mannschaft von Stelian Moculescu reif den Berlinern den Titel abspenstig zu machen. Der VfB Friedrichshafen hat sich gut verstärkt, die Stimmung im Umfeld ist gut und der Hunger auf die Meisterschaft da. Ich lege mich fest: Der VfB Friedrichshafen wird seinen 13. Meistertitel am Ende der Saison 2014/2015 feiern.“

Soweit eine kleine Reminiszenz an das Sportinsider Interview vom 23. Oktober 2014 mit Jürgen Schmieder und Johannes Aumüller.

Ja, am gestrigen Sonntag war es dann soweit und der 13. Meistertitel des VfB Friedrichshafen nach einem 3:1 Sieg gegen Berlin Recycling Volleys war geschafft. Meistercoach Stelian Moculescu nach getaner Arbeit und 101 Spielminuten im 5. Spiel der Playoff-Finalserie gegen den Titelverteidiger aus der Hauptstadt:

„Heute hat alles gepasst, die Spieler harmonieren gut, trainieren gut und haben heute und die ganze Saison unbedingten Willen gezeigt. Ab und zu haben wir heute im Spiel die richtigen Entscheidungen getroffen und das hat den Ausschlag gegeben. Insgesamt war das beste Spiel in der Finalserie. Nachdem wir den dritten Satz gewonnen haben, war es klar. Zum Schluss war es eng, aber es hat gereicht!“

Wer ist eigentlich deutscher Rekordmeister im Volleyball? Im Einleitungstext der Liste der deutschen Meister auf der Website vom Deutschen Volleyballverband (der gestrige errungene 13. Titel der Häfler ist da textlich noch nicht mit eingepflegt) heißt es:

,,Wahrscheinlich werden diese Rekorde lange, lange Zeit bestehen.

Der SC Dynamo Berlin bei den Frauen sowie der SC Leipzig bei den Männern sind die deutschen Rekord-Volleyballmeister. Beide Klubs gewannen jeweils 19 (!) Mal den nationalen Titel. „Dicht dran, aber knapp vorbei“, so lautet die Statistik des 1. VC Hannover, der es insgesamt zu 18 Meisterschaften brachte.

Von solchen Zahlen können die aktuellen deutschen Spitzenteams nur träumen: Der VfB Friedrichshafen bringt es auf zwölf DM-Titel, bei den Frauen haben der Schweriner SC/SC Traktor Schwerin (15) und der USC Münster (9) am häufigsten jubeln dürfen.“

Okay, der VfB Friedrichshafen mit seinen nun 13. Meistertiteln hat also noch 6 Meisterschaften Rückstand um mit dem SC Leipzig gleichzuziehen. Statistiken sind ganz schöne Spielereien. Seit 1998 ging übrigens der Meistertitel bei den Männern im deutschen Volleyball nur in zwei Städte. Berlin und Friedrichshafen.

Sportkalender am Bodensee

04.05.2015 Fußball: FC Schaffhausen – FC Lausanne-Sport ab 19.45 Uhr

08.05.2015 Handball: Alpla HC Hard – HC Fivers WAT Margareten ab 19.00 Uhr

09.05.2015 Laufen: 10. Uhldinger  Pfahlbauten Marathon ab 13.35 Uhr

09.05.2015 Handball: Bregenz Handball – SG INSIGNIS Westwien ab 19.00 Uhr

09.05.2015 Handball: HSG Konstanz – SV Salamander Kornwestheim ab 19.00 Uhr

09.05. – 10.05.2015 Segeln: Unterseepokal / Landesmeisterschaft Laser beim Jollen Segler Reichenau e.V.

09.05. – 10.05.2015 Segeln: Pokalregatta – 32. Friedrichshafener Segelwochen beim Württembergischer Yacht-Club e.V.

09.05. – 10.05.2015 Segeln: 33. Internationale Eichhornregatta beim Segel-Verein Staad. e.V.

09.05. – 10.05.2015 Segeln: 41. Teufelstischregatta beim Motor-Yacht-Club Überlingersee e.V.  

13.05.2015 Handball: Kadetten Schaffhausen – Wacker Thun ab 19.30 Uhr

13.05.2015 Handball: TSV Otmar St. Gallen – Pfadi Winterthur ab 19.30 Uhr

14.05. – 17.05.2015 Schach: Oberschwäbische Einzelmeisterschaft 7 Runden CH 2 Std. / 40 Züge + 30 Min. (Restzeit) in Friedrichshafen – Jettenhausen

17.05.2015 Laufen: 9. Eriskircher Riedlauf / Start Kinderlauf ab 13.00 Uhr

17.05.2015 Laufen: 9. Eriskircher Riedlauf / Start Jugendliche/Erwachsene ab 13.30 Uhr

17.05.2015 Fußball: FC Schaffhausen – FC Le Mont FS ab 15.00 Uhr

17.05.2015 Handball: Kadetten Schaffhausen – Wacker Thun ab 17.30 Uhr

20.05.2015 Fußball: FC St. Gallen – FC Thun ab 19.45 Uhr

20.05. – 25.05.2015 Segeln: Match Race Germany 2015 in Langenargen 

25.05.2015 Fußball: FC St. Gallen – FC Aarau ab 16.00 Uhr

30.05.2015 Fußball: FC Schaffhausen – FC Biel / Bienne ab 17.45 Uhr

Die Auswahl der Termine ist subjektiv und unvollständig

Nachdenkenswert #269

 ,,Zunächst möchte ich zu bedenken geben, dass besonders erfolgreiche Spieler sich auch heute fortwährend als besonders erfolgreiche Spieler behaupten. Würde ein Schachcomputer ausreichen, um erfolgreich Fernschach zu spielen, dann dürfte es keine besonderen Leistungsunterschiede mehr geben und wir müssten ständig wechselnde Sieger in Meisterschaften etc. haben. Dies ist aber nicht so. Also muss es auch heute noch Dinge geben, die den Unterschied machen.

Der auf Dauer erfolgreiche Fernschachspieler muss eine eigene hohe Spielstärke haben, insbesondere im Bereich der Planung im Schach, und seine Hilfsmittel inkl. Computer besonders gut einzusetzen wissen. Die Symbiose macht den Unterschied. Wenn man sich einen tollen Stab zum Stabhochsprung kauft, hievt man sich auch nicht automatisch über die hoch aufgelegte Latte. Ein bisschen so ist es auch im Fernschach.“

Uwe Bekemann, Buchautor, führt das Vorstandsamt des PR-Managers im Deutschen Fernschachbund e.V. (BdF) aus, im sportinsider Interview

Sportinsider Interview mit Joe Boden

Schachblogs sind faszinierend. Sie haben von ihrer Anziehungskraft für mich persönlich nichts verloren. Einer dieser Schachblogger mit dem Faible für das einzigartige Königliche Spiel, Durchhaltevermögen für das Medium Blog und tiefer Hingabe zur Detailarbeit ist der Gründer, Organisator und Spiritus Rector von Joe´s Schachblog, Joe Boden. Was lag näher ihn kurz vor Jahresende zu einigen Aspekten seines Schachblogs und der Materie rund um das Geschehen auf den 64 Feldern zu befragen.

Herr Boden, lassen Sie uns über Schachblogs reden. Wann und weshalb haben Sie Ihren Schachblog gegründet?

Joe Boden: Meine ersten Postings gingen im März 2012 online. Ich hatte Spass am Bloggen und wollte rausfinden, ob es mir gelingt, meinen Blog einer breiteren Leserschaft zugänglich zu machen. Das scheint mir gelungen zu sein. Letzten Monat hatte ich 15000 Besucher, das ist schon etwas in diesem Nischenbereich Schach.

Schachblogs haben ja zwischendurch im Netz eine Durststrecke durchmachen müssen. Stefan Löffler hängte seinen Schachblog an den Nagel. Ilja Schneider schloss die Pforten vom Schachzoo. Der Entwicklungsvorsprung von Georgios Souleidis hat sich größere Auszeiten zwischen den einzelnen Blogbeiträgen genommen. Eine Frage des Durchhaltevermögens? Wie sehen Sie die Schachblogszene im deutschsprachigen Raum?

Joe Boden: Ich kenne mich mit der Szene nicht aus und habe deswegen auch keine Kontakte, Sie ausgenommen, Herr Wiemer. Und an dieser Stelle ein dickes Lob für Ihren ausgezeichneten und gut gemachten Sportblog. Einmal rief mich Franz Jittenmeier vom Schachticker an und wollte, dass ich für ihn schreibe. Er war durch meinen Blog auf mich aufmerksam geworden. Wir hatten ein freundliches Gespräch. Franz ist ja schon etwas älter, aber man merkt immer noch seine Leidenschaft für’s Schach und seinen Schachticker. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich einige interessante Insiderinformationen. Mich interessiert  jedoch in erster Linie nur was ich tue, warum ich es tue und wie ich es tue. Deswegen habe ich auch keine Ahnung, was andere dazu bewogen hat aufzugeben. Wenn man sich mit Schach publizistisch beschäftigt sollte man wissen, dass die Schachspieler eine sehr spezielle Klientel darstellen. Es sind sehr spezielle Menschen mit einem gehörigen Schuss Ego, was für das Schach unerlässlich ist. Von dieser Klientel sollte man keine allzu große Wertschätzung und Anerkennung erwarten. Vielleicht haben die Kollegen, die ihre Blogs nicht weitergeführt haben, das auch erfahren und irgendwann keine Lust mehr gehabt. Es kann natürliche auch ganz andere Gründe gehabt haben, zu wenig Zeit, Motivationsverlust etc. Aber das sind nur Spekulationen.

Gut geführte Blogs benötigen Zeit. Wie viel Zeitbudget investieren Sie monatlich?

Joe Boden: Ich glaube es sind so 20-30 Stunden im Monat.

Der November stand im Blickpunkt der Schachfans. Alles schaute gespannt nach Sotschi. Die Zuschauer vor Ort hielten sich in überschaubaren Grenzen. Dafür boomten die Übertragungen im Internet. Wie sehen sie mit dem Abstand von einigen Wochen das WM-Match zwischen dem norwegischen Schachstar Magnus Carlsen und dem lebenserfahrenen Viswanathan Anand?

Joe Boden: Mein Herz schlug für Anand. Er ist ein Gentleman und besitzt feine Manieren, ist menschlich zugänglich. Zudem ist Anand subtil und sein Spiel besitzt Tiefe. Anands Partien zeigen Kreativität und Eleganz gleichermaßen. Er war nicht ohne Grund Weltmeister. Allerdings zeigte Anand im Match 2014 Nerven trotz seiner langjährigen Turniererfahrenheit. Carlsen präsentiert sich etwas flegelhaft, nicht nur was die Sitzhaltung am Brett anbelangt. Aber Carlsen ist jung, deswegen kann man darüber hinweg sehen. Er ist jedoch auch konzentrationsstark und mit einem unbändigen Willen ausgestattet. Seine Beharrlichkeit erweist sich als effektiv. Für seine Gegner fühlt es sich wohl so an, als würden sie gegen einen alles ausrechnenden Computer spielen, das macht wenig Spaß und macht müde. Auf diese Weise entstehen Fehler und Carlsen macht schließlich den Punkt. Schachlich kann er mich nicht überzeugen. Seine Partien sind meist fehlerfrei, aber ohne jedes Feuer. Er ist ein guter Handwerker. Verstehe nicht, wie man ihn Mozart des Schachs nennen kann. Das muss jemand sich ausgedacht haben, der keine Ahnung von Kunst hat.

Wer und warum hat für Sie die beste Berichterstattung während der Schach-WM 2014 in Deutschland geleistet?

Joe Boden: Ich glaube Chessbase ist bislang immer noch der beste Berichterstatter, was schachliche Ereignisse anbelangt. Vor allen Dingen sind die aktuell. Das ist ziemlich professionelle Arbeit, das kann ein privater Blog aus Zeitgründen einfach nicht leisten. Franz Jittenmeiers Schachticker finde ich ebenfalls ganz gut.

Internet scheint wie geschaffen für die Sportart Schach. Was sind Ihre bevorzugten Quellen im Netz in puncto Schach? Gerne mit kurzer Begründung.

Joe Boden: Wie gesagt, ich schaue gerne bei den Chessbase Nachrichten rein. Und so Blogs wie Der Schachneurotiker von Karl Groß finde ich äusserst unterhaltsam, da Karl seine schachlichen Erlebnisse aus einer sehr persönlichen Sicht darstellt.  Eine Kostprobe davon habe ich auf JOE’S SCHACHBLOG eingebunden unter schachblog.vsud.de/robert-huebner-vs-schachneurotiker/ Ansonsten surfe ich mich quer durchs Netz und picke die eine oder andere Sache für meinen Blog auf.

Joe´s Schachblog beschäftigt sich auch immer wieder mit dem Thema Computerschach. Was fasziniert Sie daran? Welche Entwicklung erwarten Sie in den nächsten Jahren?

Joe Boden: Ich gehöre zu den Computerschächern der ersten Stunde. Schon Ende der siebziger Jahre hielt ich meinen ersten MK 1 von Novag in den Händen. Es war ein Weihnachtsgeschenk, welches ich mir selber machte. Von da an hat mich das Virus Computerschach infiziert. Die Krankheit ist unheilbar.

Am 31. März 2014 veröffentlichten Sie einen Blogbeitrag unter dem Titel: Schach-Bundesliga soll attraktiver werden – Marketingchef Bernard Verfürden im Interview. Herr Boden, wie sehen Sie die aktuelle Situation in puncto mediale Berichterstattung der Schachbundesliga?

Joe Boden: Herr Verfürden hat mir damals in einem Interview große Ankündigungen bezüglich des Onlineauftrittes der Schachbundesliga gemacht. Danach kam nichts mehr. Inzwischen  werden die Live-Partien über chess24 online gestellt. Ursprünglich sollte eine eigene Softwarelösung in Auftrag gegeben werden. Das ist wohl nicht geschehen. Auch habe ich in den vergangenen Monaten keinerlei Feedback von Herrn Verfürden mehr zu diesem Thema bekommen. Das ist Marketing, wie man es vermeiden sollte. Sich um Multiplikatoren und Kontakte zu kümmern und diese zu pflegen und mit Informationen zu versorgen ist eine der wichtigsten Aufgaben im Marketing. Herr Verfürden hat mich da nicht überzeugt.

Diese Woche posteten Sie einen gut aufgedröselten Artikel zu lichess.org und schrieben:

,,Lichess ist eine hochmoderne und innovative Open-Source-Schach-Server-Software, die in jedem Internetbrowser lauffähig ist und ihres gleichen sucht. Zudem ist die Seite werbefrei und kostenlos. Nach meinem Empfinden mit Abstand die beste Online-Schachseite im Netz.“

Was begeistert Sie an Lichess besonders? Wie intensiv sind Ihre eigenen Kontakte in die Open-Source Schachszene?

Joe Boden: Es ist die Idee, die hinter Lichess steht. Lichess ist Open-Source. Der Code ist offen und frei zugänglich für jedermann. Die Entwickler, speziell der Initiatior Thibault, sind dem Schach leidenschaftlich verbunden. Die Begeisterung ist spürbar und erfasst wie eine Welle jeden, der Schach spielt und irgendwann mal ein paar Partien auf Lichess.org spielt. Lichess wird das Online-Schach, so wie wir es bislang kennen, revolutionieren. Obwohl der Lichess-Server erst seit kurzer Zeit online ist, ist die Resonanz der Spieler weltweit gewaltig. Oft sind mehrere Tausend Spieler online. Fast täglich bauen die Entwickler neue Features ein.  Da warten wohl noch einige Überraschungen auf uns. Das Lichess-Forum ist voll von reger Aktivität und Meinungsaustausch. Ideen, Userwünsche, praktische und schachliche Fragen finden dort viel Raum und viel Resonanz. Lichess macht einfach Spaß. Und das hat nichts damit zu tun, dass es kostenlos ist.

Nehmen wir an es wird eine Schachbloggerweltmeisterschaft veranstaltet und der Organisator lädt Sie ein und möchte vorab von Ihnen ein kurze Personenbeschreibung. Was würden Sie dem Veranstalter über sich mitteilen?

Joe Boden: Ich liebe es Dinge zu gestalten, aufzubauen von null an. Ich stecke voller Ideen, mir fällt immer was ein und mir wird nie langweilig. Zudem macht Bloggen mir großen Spaß. Der Spaß steht dabei im Vordergrund. Wenn ich eine Sache beginne, führe ich sie zu Ende. Ich werde auch stark geleitet von der Vorstellung, anderen Menschen durch mein Tun zu nützen. Den Bierernst, den viele mit dem Schach verbinden, teile ich nicht. Schach ist ein Spiel  und das soll es bleiben. Ich mag Wettbewerb, aber ich lasse mich dadurch weder groß anspornen noch entmutigen. Ich bleibe stets in der Mitte. Erfolg ist schön und tut gut, aber menschlich beweist man dadurch absolut nichts.

Wir nähern uns dem Jahresende 2014. Was wünschen Sie sich für Ihren Schachblog im Jahr 2015?

Joe Boden: Ich habe in der Vergangenheit meinen Blog befüllt, also aufgebaut. Mittlerweile hat sich so viel Stoff angesammelt dort, Downloads, Artikel.usw…..da ist wohl für jeden was dabei. Das allein würde reichen den Blog so lange Zeit im Netz zu lassen, ohne dass der Zulauf aufhört. Ich möchte deswegen versuchen in der nächsten Zeit mehr persönlich zu bloggen. Eigene Partien, Interviews mit Spielern und anderen, die im Schachzirkus mitspielen und/oder was bewegen. Schach hat seine eigene Dynamik und auch eine stark psychische Komponente. Das möchte ich gerne transparenter machen und einen tieferen Blick in die Welt der Schachspieler werfen und meine Leser daran partizipieren lassen. Wer ist der Mensch hinter dem Schachspieler? Was treibt ihn an? Was macht die Faszination des Spiels für ihn aus? Welche Bedeutung haben Sieg und Niederlage für den Schachspieler. Was bringt Schach ihm auf der Ebenen zwischenmenschlicher Begegnung. Wie erlebt er Schönheit im Schach usw…Das ist ein großer Anspruch. Mal schauen, ob ich das umsetzen kann.

Herr Boden, vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg.

Nachdenkenswert #186

,,Ich wünsche mir mehr Hintergrundberichte. Der Kampf gegen Doping muss in den Medien mehr im Mittelpunkt stehen. In vielen Sportarten wurden die Trainer der DDR, die gedopt haben, mir nichts dir nichts von westdeutschen Sportverbänden übernommen, ohne groß nachzufragen, was der- oder diejenige eigentlich im staatlichen Sportregime der DDR getrieben hat. Funktionäre, die so fahrlässig handeln, müssen über die Medien den öffentlichen Druck spüren, die Missbilligung von uns Breitensportlern. Da ich selbst Fußball spiele und während meines Sportstudiums die Fußballtrainer-B-Lizenz erworben habe, wünsche ich mir mehr Fachkompetenz bei Interviews und Analysen. Es ist mehr als offensichtlich, dass auf die platten Fragen der Sportreporter die Plattitüden der Sportler folgen – dem Medientraining sei dank. Wenn jemand eine Flanke in den 16-m-Raum schlägt, brauche ich keinen Kommentator, der mir sagt, dass jetzt jemand eine Flanke in den 16-m-Raum schlägt.“

      Marc Hankmann, Journalist, im Sportinsider Interview

Nachdenkenswert #167

,,Für ein richtig gutes Buch mit aufwändiger Fadenheftung und Schutzumschlag kann ich mich immer noch begeistern. Der Klassiker „Mein System“ von Aaron Nimzowitsch ist eines meiner Lieblingsbücher. Auch schöne Schachfiguren mag ich sehr, z.B. edle Staunton Figuren die für mich die Nachhaltigkeit wertbeständiger Arbeit versinnbildlichen.“

     Günter Niggemann, erfolgreicher Schachhändler, im sportinsider Interview

Nachdenkenswert #163

,,Der Markt für Schachbücher ist hart umkämpft. Die Buchverlage konkurrieren dabei nicht nur untereinander, sondern auch mit anderen Medien (z.B. Internet, DVD). Die Kunden sind also in der glücklichen Lage, aus einem sehr vielfältigen Angebot wählen zu können. Für die Zukunft bin ich sehr gespannt, ob die viel diskutierten eBooks nun auch den deutschen Schachbuchmarkt erobern können. Erste Versuche mit diesen Formaten sind bereits zu beobachten. Die Verbreitung der entsprechenden Lesegeräte ist hierzulande aber noch ausbaufähig, so dass eine endgültige Prognose schwerfällt. Mein Verlag ist aber für den Fall der Fälle bereits gut vorbereitet.“

       Jens-Erik Rudolph, Verleger, im sportinsider Interview