Magnus Carlsen der neue VW Käfer?

Er läuft und läuft. Der Käfer war nicht klein zu kriegen. Pausenlos kamen die Erfolgsmeldungen vom VW-Band. Wieder ein Käfer. Noch ein Käfer. Mit unglaublicher Konstanz rollten die Autos aus den Werken in die Welt. Ihr Siegeszug war nicht aufzuhalten. Siegeszug ist ein gutes Stichwort. Momentan scheint der norwegische Jungstar Magnus Carlsen am Schachbrett auch nicht aufzuhalten zu sein.

Stammleser wissen von meiner durchaus kritischen Sicht auf das vermeintliche Schachwunder aus dem hohen Norden. Für mich zählt der Schachweltmeistertitel. Elo Zahlen hin oder her. Dieser Titel ist die Messlatte.

Magnus Carlsen …

ist heute 22 Jahre jung geworden. Herzlichen Glückwunsch!

Er galt nach seinem Titel bei der Blitz-Schach WM im Jahr 2009 bereits vielen als kommender Schachweltmeister. Nachfolger von Champion Viswanathan Anand. Nun, der indische Berufsschachspieler ist immer noch Weltmeister. Weder Veselin Topalov 2010 in Sofia noch Boris Gelfand 2012 in Moskau konnten den Titelträger entthronen. Der von vielen Schachfreunden erhoffte WM-Kampf Carlsen gegen Anand fand nicht statt. Magnus Carlsen hat in der Zwischenzeit viele Auftritte gehabt. Nicht nur auf der Schachbühne. Erinnert sei an die Jeanskampagne. Zeitweilig hatte ich den Eindruck, dass der Norweger sich mit all seinen außerschachlichen Aktivitäten ein wenig verzettelt. Klar, er ist noch sehr jung. Doch Michail Tal war mit 23 Jahren bereits Schachweltmeister. Er vertrödelte einfach keine Zeit.

Am 7. Dezember im Jahr 2010 schrieb ich hier im Blog:

,,Magnus Carlsen konnte kürzlich seinen Titel bei der Blitzschachweltmeisterschaft in Moskau nicht verteidigen.

Mir fehlte dieses Jahr ein wenig die Konstanz beim norwegischen Jungstar.

Natürlich gab es Werbeauftritte und Carlsen wurde kürzlich erst 20.

Einige Journalisten hatten ihm schon fast die WM-Krone überreicht.“

Vorschußlorbeeren sind für junge Sportler nicht immer gut.

Die Entwicklung des norwegischen Schachgenies ging indess weiter. Carlsen hat sich eine bemerkenswerte Elo-Zahl erarbeitet. In Schlagweite der Bestmarke von Kasparow. Doch vom WM-Titel ist er noch weit entfernt.

Ich will gerne einen WM-Kampf zwischen Magnus Carlsen und Viswanathan Anand sehen. Der Norweger könnte dann gerne der Schachwelt zeigen aus welchen Holz er geschnitzt ist.

Stammleser wissen, diese Position habe ich bereits einige Male geäußert. Doch ich muss einfach nochmals darauf hinweisen: Der WM-Kampf Viswanathan Anand gegen Magnus Carlsen steht ganz oben auf meiner persönlichen Wunschliste. Ich bin da hartnäckig.

Dabei ist derweil ein neuer junger Himmelsstürmer in der Schachwelt aufgekreuzt. Fabiano Caruana ist erst zarte 20 Jahre alt und belegt aktuell Rang 5 in der Weltrangliste mit einer Elo-Zahl von 2788.

Doch zurück zum Geburtstagskind.

Magnus Carlsen möge sein volles Potenzial die nächsten Jahre den Schachfreunden dieser Welt zeigen und ernsthaft einen WM-Kampf anpeilen und erreichen.

4. London Chess Classic vom 1. bis 10. Dezember 2012

Schachfreunde können sich auf den Dezember freuen.

Es gibt nochmals schachliche Feinkost.

In London trifft sich zum Jahresausklang  erneut ein illustrer Kreis von hochrangigen Schachgroßmeistern inclusiver weiblicher Beteiligung.

Grund hierfür ist ein hochklassig besetztes Schachturnier: Die Rede ist vom 4. London Chess Classic. Vom 1. bis 10 Dezember 2012 treffen der Schachweltmeister Anand und … alles weitere gibt es gut aufbereitet bei chesstigers.

Die Schachelite in London. Das ist ein schöner Jahresausklang. Der Elo Durchschnitt kann sich auch sehen lassen. 2751. Respekt. Dabei kann im speziellen Fall ein Schachspieler eine Rekordmarke brechen. Bereits am 1. November fragte chess-international alias Schach-Ticker konkret: Knackt Magnus in London Garris Elo-Weltbestmarke? und schrieb:

,,Es ist nämlich nicht unmöglich, dass Magnus Carlsen (Zeichnung: Copyright Frank Stiefel) sie bei den 4. London Chess Classic (1.-10.Dezember) noch in diesem Jahr positiv beantworten wird.

Per 1. November jedenfalls trennen jedenfalls den bald 22-jährigen Norweger (30. November 1990) nur noch ganze drei Punkte von Garri Kasparows Elo-Weltbestmarke vom Juli 1999, die seitdem unerschütterlich auf 2851 steht.“

Der talentierte Magnus Carlsen wird also auch bereits wieder ein Jahr älter. Kürzlich begeisterte der Norweger (von einigen Medien vor Jahren bereits als Schachmozart etikettiert) das Publikum in Mexiko beim UNAM Schachfestival im Blind-Schnellschachturnier. Die renommierte, interessante und zahlreich gelesene Schachwebsite Chessbase berichtete wie immer über bemerkenswerte Schachevents, ausführlich und kompetent darüber. Inclusive der sehenswerten Fotos von der Schachbühne in Mexiko.

Für mich persönlich ist ja Schachweltmeister Viswanathan Anand der Schachspieler des Jahres 2012. Seinen Titel in einem harten WM-Kampf gegen den zähen Boris Gelfand in Moskau zu verteidigen war eine beachtliche Leistung. Elo-Zahlen hin oder her. Anand wollten ja jetzt in den letzten Jahren einige Schachspieler bereits vom Thron stoßen. Scheint nicht so einfach zu sein für die Konkurrenten des indischen Schachweltmeisters. Der Weltmeistertitel ist für mich weiterhin das Maß aller Dinge.

Doch jetzt spielt´s alle noch ein schönes Turnier in London.

Reminiszenz an einen phänomenalen Empfang für Schachweltmeister Viswanathan Anand

Elo-Zahl hin oder her. Die Königsprüfung ist immer noch der Schach-WM Kampf. Viswanathan Anand bekommt regelmäßig nach seinen WM-Titeln einen sehr emotionalen Empfang bereitet. Bilder sagen mehr wie 1000 Worte. King of Chess stellt sich zusammen mit seiner Frau Aruna auch dem ausgiebigen Interview.

Dann will ich mich nicht länger aufhalten und sage: Vorhang auf!

Ein Blick auf das FIDE-Ranking

Wer beim Blick auf das FIDE-Ranking Magnus Carlsen an der Spitze vermutet liegt nicht falsch mit seiner Annahme. Der 21-Jährige Norweger grüßt von Platz 1 der FIDE Weltrangliste mit der imposanten Elo-Zahl von 2843. Der charismatische Garri Kasparow erreichte im Juli 1999 einen Wert von 2851. Dies ist in der Geschichte des Schachs die bisherige höchste Elo-Zahl die ein Großmeister ereicht hat. Kasparow war im Juli 1999 im Alter von 36 Jahren. Magnus Carlsen wird dieses Jahr am 30. November seinen 22. Geburtstag feiern. Es ist bemerkenswert in welcher Elo Höhenluft sich der norwegische Jungstar bewegt.

Ich würde, da wiederhole ich mich gerne, Magnus Carlsen gerne in einem WM-Schachmatch sehen. Die Paarung Viswanathan Anand – Magnus Carlsen fände ich spannend. Beide nahmen ja leider kürzlich nicht an der Schacholympiade in Istanbul teil. Mein Vater sah einst 1960 bei der Schacholympiade in Leipzig im Ringmessehaus das Duell zwischen Bobby Fischer und Michail Tal. Grandios. Er erzählte sehr oft und begeistert davon. Nach 21 Zügen gab es ein Remis. Es war keines von der langweiligen Sorte. Aber das ist eine andere Geschichte. Zurück zur Gegenwart. In einem WM-Kampf müsste Carlsen unter Beweis stellen ob er schon reif für den Sturm auf den Thron ist. Schachweltmeister Anand hat sehr beharrlich und zäh bei den Schach-WM Kämpfen in Sofia gegen Topalov sowie in Moskau gegen Gelfand gekämpft. Der Lohn war jeweils der verdiente Weltmeistertitel. FIDE-Ranking Erster Carlsen müsste in einem Duell auf der WM-Schachbühne zeigen aus was für Holz er ist.

Nachdenkenswert #80

,,Die meisten der Schachprogramme sind ja schon heute dem Großteil der Menschheit überlegen. Gegen die aktuellen Spitzenprogramme mit Spielstärken von über ELO 3.000 können selbst die besten Spieler der Welt – der derzeitige Weltmeister liegt bei ca. ELO 2.800 – kaum mehr bestehen, so dass der PC mit Schachprogramm als Spielpartner, wenn er in seiner Spielstärke nicht künstlich ‚gebremst‘ wird, nur selten zum Einsatz kommt. Dafür ist er als nahezu unfehlbarer Assistent bei Analysen von Schachpartien und Stellungen nicht mehr wegzudenken.“

       Günter Niggemann, Kopf von Schach Niggemann,

       engagierter Schachhändler, im sportinsider Interview

Deutsche Mentalität

Manchmal braucht es den vorgehaltenen Spiegel. Natürlich wird irgendwann Gras über den 64. Platz der deutschen Nationalmannschaft bei der Schacholympiade 2010 gewachsen sein.  

Turm in der Schlacht

 © Michael Alber: Pixelio

Den eingangs erwähnten Spiegel hält Rustam Kasimdshanow in der Zeitschrift Schach Heft 10/10 dem deutschen Schach vor. Der Schachgroßmeister aus Usbekistan lebt seit Jahren in Deutschland mit seiner Familie in Ruppichteroth. 30 Kilometer vom einstigen Regierungssitz Bonn entfernt. In einem mehrseitigen Interview äußert er sich auch zur deutschen Mentalität und seinen Folgen für das Schach.

,,In einer normalen logischen Welt wäre es für die reichen Länder leichter, das Geld zu haben und zu geben. Deutschland ist immerhin der dritt- oder viertreichste Staat der Welt. Wie lange das noch so bleibt, weiß ich nicht. Aber jetzt ist das schon seit ein paar hundert Jahren. Das Deutschland immer extrem reich war. Aber wenn man hier lebt, hat man nicht das Gefühl, dass die Deutschen reich sind. Die Leute mögen zwar Geld haben, aber die gehen damit extrem sparsam um. Das ist vielleicht auch gut so. ´Altersvorsorge´ ist ein deutsches Wort. Das Wort gibt es im Russischen überhaupt nicht. Denn die Russen denken anders.“

Rustam Kasimdshanow ist einer der wichtigsten Männer im Sekudantenteam von Weltmeister Viswanathan Anand. Kasimdshanow kann selber auf eine erfolgreiche Schachlaufbahn verweisen. Seine beste Elo-Zahl beträgt 2706 aus dem Oktober 2001. Sein Unverständnis über das Dilemma der deutschen Nationalmannschaft in Sachen Schacholympiade bringt er deutlich zum Ausdruck.

,,Aber dass es im dritt- oder viertreichsten Land der Welt nicht möglich ist, 20.000 Euro aufzutreiben, damit die beste deutsche Mannschaft nach Chanty Mansijsk fahren kann, das ist nicht nur unlogisch, das ist katastrophal. Das ist Unsinn. Das kann nicht sein! Wenn die Jungs gesagt hätten: ´Wir haben in Dresden so toll gekämpft. Die Medien waren da, wir sind jetzt mehr wert als damals, wir wollen 200.000 Euro.´ Dann könnte ich verstehen, dass das nicht geht. Aber dass man mit 20.000 Euro zu kämpfen hat, das ist Wahnsinn. Mir ist eigentlich egal, was für bürokratische Gründe es gibt, um das zu erklären. Das ist einfach Wahnsinn!

Soweit der vorgehaltene Spiegel vom in Taschkent geborenen 30-Jährigen Schachgroßmeister Rustam Kasimdshanow.