Nachdenkenswert #349

,,In der ZDF-Reihe „Terra X“ – werden faszinierende Geschichten aus Natur und Kosmos, Geschichte und Kultur erzählt. In der zweiteiligen Minireihe „Supertalent Mensch“ steht das Leistungsvermögen von Menschen mit besonderen Fähigkeiten im Mittelpunkt. Die erste Folge wird am 27. Dezember ausgestrahlt. In der 2. Folge am 3. Januar 2016 werden mit Vincent Keymer und Marc Lang auch zwei Schachspieler vorgestellt.“

André Schulz, Chefredakteur von ChessBase mit einem Programmhinweis auf die zweite ZDF-Staffel Terra X: Supertalent Mensch. Vincent Keymer (11) ist Deutschlands hoffnungsvollster Jungschachspieler und wurde 2015 mit der U18 Europameister, er ist aktuell der zweitbeste U12 Schachspieler der Welt und kann bisher auf 3 Siege gegen Großmeister verweisen. Marc Lang ist der anerkannte Blindschachexperte und Weltrekordinhaber im  Blindsimultan-Schach.  

Sportinsider Jahresrückblick 2014 (Teil 6)

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, fast schneller wie Schachprofi Levon Aronian seine Ambitionen beim WM-Kandidatenturnier in Khanty Mansiysk begraben musste. Derweil gibt es in Erfurt noch Schach mit Überraschungsgästen aus der Musikbranche. ChessBase Chefredakteur André Schulz leitet seinen lesenswerten Artikel mit folgenden Worten ein:

,,Beim Erfurter Schachfestival durften die Organisatoren gestern zwei besondere Zuschauer begrüßen. Als Überraschungsgäste besuchten der Sänger Clueso und sein Kollege Udo Lindenberg das Turnier. Clueso gab gestern in seiner Heimatstadt das Abschlusskonzert seiner Hallentour, bei dem auch Udo Lindenberg mit seinem Song „Cello“ einen Gastauftritt hat.“

Gelegenheit einen Blick auf das Sportjahr 2014 zurück zu werfen.

André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, seit 1997 der verantwortliche Chefredakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite, gab kürzlich einen intensiven Rückblick auf die Mitgliederversammlung vom DOSB in Dresden in seinem bemerkenswerten und ausführlichen Artikel Schach bleibt förderungswürdig, sieht dabei die derzeitigen Bewerbungsaktivitäten in puncto olympische Sommerspiele in der Hauptstadt Berlin oder Hamburg nicht euphorisch sondern eher kritisch.

,,Eine Initiative, sich mit der Region München für die Olympischen Winterspiele 2022 zu bewerben, scheiterte allerdings schon im letzten Jahr am Widerstand der Bevölkerung. In einer Befragung sprachen sich über 50 % in allen beteiligten Gemeinden gegen die Bewerbung aus. Diese wurde dann auch zurückgezogen, beziehungsweise nicht eingereicht. Anscheinend glaubt man im DOSB mit einer Bewerbung um die Sommerolympiade mehr Rückhalt in der Bevölkerung zu finden. Ob man sich in Berlin und Hamburg angesichts der dort vorhandenen Bauruinen Flughafen BER und Elbphilharmonie über eine neue Großbaustelle freuen wird, ist aber eher fraglich.”

In diesem Zusammenhang darf auch auf Jens Weinreich verwiesen werden. Der mehrfach mit Preisen ausgezeichnete investigative Sportjournalist brachte dieses Jahr sein Ebook Macht, Moneten, Marionetten: ein Wegweiser durch die olympische Parallelgesellschaft heraus.

Jens Weinreich hat dort unglaublich viele Details zusammengetragen, intensiv und akribisch recherchiert und gezeigt, dass der Journalismus in Deutschland durchaus in der Lage ist, herausragendes zu leisten. Dies ist umso bemerkenswerter da kein Verlag, kein mächtiger Verband, kein Mäzen oder Sponsor hinter Jens Weinreich steht.

Hier eine aufschlussreiche Leseprobe Liebesgrüße aus Moskau.

Doch zurück zum Schach.

Die Schachfreunde haben das Comeback von Viswanathan Anand beim WM-Kandidatenturnier in der sibirischen Erdölstadt Khanty Mansiysk erlebt. Dann jenen Sieg von Deutschlands meinungsstarken Schachspitzenspieler Arkadij Naiditsch mit Schwarz gegen Magnus Carlsen bei der Schacholympiade in Norwegen. Später dann jener Fischersiegqualitäten und diese unglaubliche Besessenheit von Bobby  aufweisende und phänomenal anmutende Sieg von Shootingstar Fabiano Caruana in St. Louis, bei dem er den Schachweltmeister Carlsen deklassierte. Magnus Carlsen hatte dieses Jahr jedoch seine Konzentration komplett auf Sotschi gerichtet. Fast nebenbei nahm er jedoch im Juni in Dubai noch zwei Titel mit. Die Weltmeisterschaft im Schnellschach und im Blitzschach fügte er seiner sportlichen Vita hinzu. Doch der Titel aller Titel wurde im November ausgespielt.  Im olympischen Medienzentrum in Sotschi verteidigte er den Titel mit 6,5:4,5 gegen Herausforderer Viswanathan Anand. Alle Partien zum nachspielen gibt es hier auf wikipedia.

Der indische Ex-Champion hatte dann jedoch einen versöhnlichen Jahresabschluss in London. Ein Blick zurück zum glamourösen Abschluss der London Chess Classic 2014:

Nichts hält sich hartnäckiger wie überholte Klischees. Da wird Schach eine Randsportart genannt mit dem geduldeten Aufenthalt im Hinterzimmer einer Gastwirtschaft. Schach fehle jeglicher Glamour. Auch so eine Schubladenfertigmeinung. Ilja Schneider weiß dann sogar von einem Beispiel fehlender Etikette auf dem Schachblog von Zeit-Online unter dem Titel Im rosafarbenen Pyjama am Schachbrett zu berichten. Nein, sexy geht anders – gar keine Frage.

Doch es gibt sie noch, die glamourösen Auftritte im Schach. Es wird dort kein Pfefferminztee serviert oder die Stullen selber aus dem Rucksack geholt.

A Champagne Reception

Nein, es darf schon eine Champagner Rezeption sein. Das Personal ist entsprechend gekleidet. Der Augenblick wird zelebriert. Die Trinktemperatur wird von Gourmetkennern gerne im Bereich  zwischen 6 Grad Celsius bis 9 Grad Celsius als ideal empfohlen. Selbstredend wird auf die Details geachtet, die zu einem perfekten und glamourösen Abend gehören.

Dinner with the Masters

Das traditionelle Restaurant bietet jene Stilsicherheit und Etikette, die der sportlichen Leistung der Protagonisten angemessen ist. Im Simpson’s-in-the-Strand, einem der ältesten Londoner Restaurants, ist alles angerichtet für die Genies.

Grand dining at Simpson's-in-the-Strand

Die Schachbretter sind liebevoll mit in die Tischdekoration eingebunden worden. Die Kronleuchter strahlen glanzvoll und der vorweihnachtlichen Stimmung ist mit den grünen Bäumen, dezent festlich geschmückt, auch gedacht wurden.

Guests enjoying drinks before dinner

Guests enjoying drinks before dinner

Die Stimmung unter den entspannten Gästen ist prächtig. Erwartungsvoll wird dem Dinner in London entgegen gesehen.

Malcolm Pein with guests from Barclaycard

Vorher gerne auch noch ein Glas Champagner. Schachorganisator Malcom Pein mit modisch mutiger und auffälliger Krawatte kümmert sich dabei auch um  die Gäste von Barclaycard.

Vishy Anand

Der mehrfache Weltmeister Vishy Anand, frischgebackener Turniersieger vom London Chess Classic 2014, hat auch noch gegen Jahresende viel Freude am königlichen Spiel.

Die Fotos vom Glamour Schach Dinner, anlässlich der beendeten London Chess Classic 2014, hat Ray Morris-Hill mir wieder in altbewährter Form, dankenswerterweise zur Verfügung gestellt.

Hier geht es zu seiner Website: www.rmhphoto.eu

Nachdenkenswert #246

,,Das norwegische Staatsfernsehen NRK zeichnete die Eröffnungsfeier auf und sendete sie etwas zeitversetzt im Abendprogramm. Alle Runden der Schacholympiade werden tatsächlich live und in ganzer Länge im Nachmittagsprogramm übertragen und kommentiert. Falls das Rundenende sich verlängert, müssen die nachfolgenden Sendung warten – wie bei einem wichtigen Fußballspiel, falls es eine Verlängerung gibt. Für die Übertragung hat NRK die exklusiven Senderechte eingekauft und über dem Spielsaal ein „Olympia“-Studio eingerichtet.“

André Schulz, Chefredakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite, über den Stellenwert von Schach im norwegischen Staatsfernsehen beim Blick hinter die Kulissen

„Diese Tage ohne Fußball sind Mist.“

Er hat einst selber bei der Fußballweltmeisterschaft einige Spuren hinterlassen. 1986 wurde der englische Nationalspieler Gary Lineker Torschützenkönig in Mexiko. Zu den Ruhetagen ohne Fußballspiele bei der WM in Brasilien sagte er:

,,Diese Tage ohne Fußball sind Mist.“

Heute die Feierlichkeiten in Berlin für die Nationalmannschaft Deutschlands. Derweil feiern deutsche Radsportler im Schatten der Fußballweltmeisterschaft zahlreiche Etappensiege bei der Tour de France. Einst war die Höllentour das Flaggschiff der ARD mit dem strahlenden Tourhelden Jan Ullrich. Wie sauber ist der Radsport im Jahr 2014? Die Frage nur in diese Richtung zu schieben ist vielleicht nicht ganz fair. Wie sauber ist der 100 Meter Lauf der Männer? Oder um noch ein wenig WM-Flair zu zelebrieren: Wie sauber ist der Profifußball im Jahr 2014? Doch zurück zur Frankreichrundfahrt. Die einen halten es für das größte Radrennen der Welt, andere für die größte rollende Apotheke. Das Spektakel wird auch auf der offiziellen Website der Tour de France akribisch dokumentiert.Traveler Digital CameraHat eigentlich jeder in Deutschland damals in der Woche vom 16. bis 22. Juni die Titellust von Schachweltmeister Magnus Carlsen mitbekommen. Am 16. Juni gewann die deutsche Fußballelf gegen das indisponierte Portugal mit 4:0 und am Samstag, den 21. Juni gab es jenes 2:2 gegen Ghana nach 1:2 Rückstand. Der norwegische Champion Carlsen holte sich in jener Woche zwei weitere Titel in seiner noch jungen und so erfolgreichen Laufbahn. Erst wurde er Schnellschachweltmeister (siehe den Bericht auf chessbase) und dann holte er sich in Dubai auch noch die Blitzweltmeisterschaft. Ebenfalls in gewohnt kenntnisreicher Art und Weise von André Schulz auf chessbase dokumentiert. Der bekennende Real Madrid Fan Magnus Carlsen hatte allerdings die Woche vorher, am Freitag den 13. Juni, jenes 1:5 der Männer um Casillas und Ramos gegen die Niederlande durchleben müssen. An jenem schwarzen Freitag wurde er bei seinem Heimatturnier Norway Chess Turnier nur Zweiter hinter Sergey Karjakin. Manchmal kommt es knüppeldick.

Die Zeit ist schnelllebig. Auch bereits wieder Geschichte ist die OutDoor 2014 hier unten am Bodensee in Friedrichshafen. 21st Summit of Outdoor of Business. Die Fachmesse verlieh auch wieder zahlreiche OutDoor INDUSTRY AWARD in diesem Jahr.

,,Der OutDoor Industry Award zählt international zu den höchsten Auszeichnungen, die ein Unternehmen in der Outdoor-Branche erzielen kann. Von den 361 Produktneuheiten, die in diesem Jahr zum Award eingereicht wurden, haben 35 von der Fachjury eine Auszeichnung erhalten und sieben davon sogar den Gold Award gewonnen.“

Bliebe auch noch nachzutragen, der bemerkenswerte Erfolg von Tennislegende Boris Becker in seiner neuen Tätigkeit. Sportler wie Lothar Matthäus oder Boris Becker haben ja in ihrer Zeit nach der aktiven Laufbahn nicht nur schöne und positive Schlagzeilen produziert. Aber der junge Becker hatte damals Tennisgeschichte geschrieben. Habe mich sehr für ihn und seinen Schützling  Novak Djokovic für den kürzlichen Erfolg in Wimbledon gefreut. Auch Lothar Matthäus hatte ja erfolgreiche berufliche Verpflichtungen. In Brasilien. Beiden, Boris Becker wie Lothar Matthäus wünscht man mal eine längere schlagzeilenfreie Zeit in puncto Privatleben etc.

Nachdenkenswert #236

,,Der Deutsche Schachbund erfährt derzeit viel Unterstützung, nicht nur durch die in ihm organisierten Vereinsspieler, und hat auf seiner Homepage eine Themaseite zur Streichung der Sportförderung eingerichtet, auf der man viele Stellungsnahmen, Kommentare und Presseartikel findet. 90.000 organisierte Schachspieler werden sich bei der nächsten Bundestags-Wahl vielleicht noch an die Entscheidung des BMI zur Streichung der Mittel erinnern.“

André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der verantwortliche Chefredakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite und greift die aktuelle Situation der Mittelstreichung durch das BMI in seinem Artikel „DDRisierung des Sports“  auf.

Gashimov Memorial: Magnus Carlsen mit 5 aus 8 und ein Blick auf seinen Angstgegner

Die jüngeren Schachfreunde halten den Hype um Magnus Carlsen in einer Sportart, die sonst oft den Ruf einer Randsportart hat, vielleicht für eine Premiere. Fast spielerisch leicht schaffte es der Norweger in die Schlagzeilen. Schach ist verstärkt durch den Schachmozart In. Gar keine Frage. Das gilt natürlich nicht flächendeckend. Selbst die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ARD und ZDF haben so ihre lieben Schwierigkeiten beim bestücken des Videotextes mit Schachnachrichten. Ergebnisse der Schachbundesliga oder über das Gashimov Memorial mit Magnus Carlsen findet der geneigte Zuschauer selbst mit dem Fernrohr von Franz Beckenbauer aus dem Sky Spot mit Jürgen Klopp nicht. Aber andere Sportarten haben da auch so ihre Schwierigkeiten. Einst brachte es der erfolgreiche und charismatische Manager des deutschen Basketballmeisters Brose Baskets Bamberg, der auch einem Abwerbungsversuch von Bayern München widerstand, der geschätzte Wolfgang Heyder 2009 in der 84. Ausgabe des Magazins Bamberg Mohr Stadtillu auf den Punkt:

,,Im Prinzip ist es ja bedauerlich, das die Öffentlich-Rechtlichen ihrem Auftrag einer breiten Berichterstattung nicht nachkommen, dass die halt auch nur nach Quote gehen. Da gibt´s dann eben Fußball, Fußball, Fußball und dann vielleicht mal Automobilsport und dann noch ein bisschen Wintersport mit Biathlon, aber alles andere wird relativ verdrängt.

Magnus Carlsen schaffte es im November 2013 immerhin in die Morgennachrichten von ARD und ZDF. Dies war einst Georgios Souleidis gar einen kleinen Blogbeitrag wert unter dem Titel Magnus zieht.

,,Urplötzlich durchzuckt es mich. Der Typ, der für die Sportnachrichten zuständig ist, fängt an über die Schach-WM zu reden. Ich schaue hoch und trau meinen Augen nicht. Tatsächlich sendet das Moma einen Beitrag über zwei Minuten mit Bildmaterial aus Chennai in die deutschen Wohnstuben. Der Beitrag dreht sich hauptsächlich um Magnus Carlsen.“

Doch es gab bereits vor 42 Jahren beim Schachmatch des Jahrhunderts mit Bobby Fischer einen absoluten Medienstar. Im Buch von Jan Stradling Wenn Sport Geschichte schreibt  vermerkt er im Kapitel Der Bauernraub auf den Seiten 130 bis 141 über die Magnetwirkung auf die Medien unter anderen diese nachdenkenswerten Sätze:

,,In Scharen strömten ausländische Medien- und Pressevertreter in die isländische Hauptstadt Reykjavik, wo das Match ausgetragen werden sollte. Das Ereignis fesselte die Menschen in aller Welt. Fischers Porträt prangte auf den Titelblättern von Zeitschriften wie Life, Newsweek und Time. Schachbretter waren ausverkauft, Songs wurden geschrieben, und die Popularität des Spiels stieg sprunghaft an.“

Der Kampf um die Aufmerksamkeit von Lesern auf den Online Plattformen von Magazinen wie Der Spiegel oder der Wochenzeitung Die Zeit wird auch durch die Schachberichterstattung geführt. Das königliche Spiel ist momentan in der Ära Magnus Carlsen verstärkt In. Der Schachspieler aus Norwegen schaffte es gar in die Bild am Sonntag und das sonst mit Schach eher sparsam umgehende Blatt stellte den frischgebackenen Weltmeister kurz in 13 Punkten nach dem WM-Sieg gegen Anand unter dem prägnanten Titel Schach-Genie hat Angst vor dem Intelligenztest vor. Der Norweger wird selbstverständlich auch gut vermarktet und cool in Szene gesetzt. Sponsor G-Star Raw überlässt da nichts dem Zufall. Der grandiose Ulrich Stock einst am 31. Oktober 2013 in dem Kultartikel inklusive dem anschließendem Interview mit Carlsen auf Zeit Online vor dem WM-Kampf gegen Anand:

,,Carlsen dagegen, der weltbeste Schachspieler: eine schwarz-weiße Gestalt mit finsterem Blick. Die Modefirma kleidete ihn ein und ließ ihn von Anton Corbijn fotografieren. Wochenlang war das Plakat in Europas Innenstädten zu sehen. Es sollte junge Menschen zum Kauf einer Jeans verleiten. Sie konnten sich auch das Poster kaufen, um es übers Bett zu hängen.“

Deutschland hat optimistisch betrachtet fast 100.000 Schachspieler im Deutschen Schachbund organisiert. Okay, die letzten Jahren waren etwas rückläufig bei den Mitgliederzahlen. An den Wert aus dem Jahr 2006 mit 97.184 Mitgliedern ist der DSB nicht ganz wieder herangekommen. Doch die Schachbegeisterung in Deutschland lässt sich nicht nur auf Mitglieder im DSB reduzieren. Seit 2014 gibt es auch die Angebote auf Facebook und Twitter vom Deutschen Schachbund.

Es soll ca. jeder 4. Deutsche Schach spielen können. Kein zu unterschätzendes Potenzial im medialen Wettstreit um Leser. In die Printausgabe vom ehrwürdigen Spiegel vom 18. November 2013 hatte es Schach ebenfalls ganz geschmeidig geschafft. Stolz verkündete das Hamburger Nachrichtenmagazin eine Rekordzahl in Sachen Zugriff auf den Online-Schachticker vom Spiegel. Von 1,5 Millionen Klicks in der 4. Partie der Schach-WM Partie zwischen Vishy Anand und Magnus Carlsen war da zu lesen.  Die Begegnung ging über 64 Züge. Das war damals das vierte Remis hintereinander in Chennai.  Da stand es im vielbeachteten WM-Match noch 2:2. Dann kam der vorentscheidende Doppelschlag vom norwegischen Herausforderer. Vielleicht kommt Schach in Zukunft auch noch kontinuierlicher in der Berichterstattung zu Wort. Da ist noch Luft nach oben. Der Carlsen Hype trägt schon noch eine Weile. Oder? Dabei hat auch der norwegische Jungstar weltliche Schwächen. Doch dazu gleich.

Zu großer Form lief am Wochenende Ilja Schneider auf dem Schachblog von Zeit Online auf. Der deutsche Vizemeister im Blitzschach bei der Einzelmeisterschaft im Jahr 2008 hat sich in einen beachtlichen Rhythmus gebloggt. Unter dem Titel Huch, Magnus Carlsen hat verloren! wirft Ilja Schneider einen Blick auf den Schachweltmeister und seinen Angstgegner Fabiano Caruana. Der 29-Jährige Internationale Meister Schneider arbeitet dabei auch die Unterschiede der beiden jungen Profischachspieler heraus.

,,Carlsen bloggt, stellt Videos ins Netz, er treibt unzählige Sportarten. Von Caruana weiß man noch nicht einmal genau, wo er wohnt. Es wurden zwar beide noch nie mit einer Frau an ihrer Seite gesehen. Carlsen wurde trotzdem unter die Sexiest Men of 2013 gewählt, Caruana gilt einfach als Nerd. Aber offensichtlich trainiert er hart, wahrscheinlich mehr als Carlsen.“

Okay, meine Stammleser werden sich an meinen feinen recherchierten Artikel Ein paar Worte zum Rücktritt von Schachweltmeister Carlsen erinnern. Im Zuge der Tradition des gepflegten Aprilscherzes hatte ich in Sachen Frau beim Schachmozart ein wenig Tempogewinn eingebaut.

,,Gerüchte über eine Veränderung im Privatleben, es soll eine bezaubernde Frau im Leben vom 23 Jährigen Schachgenie seit dem Besuch bei Real Madrid an seiner Seite sein, verdichteten sich.“

In Sachen Aprilscherz war ich nicht der einzige Schachfreund. ChessBase powerte mit der Geschichte unter dem Titel WM-Match findet in Norwegen statt. Der Kampf Anand vs Carlsen sollte auf einer Ölplattform stattfinden. Höhepunkt der gut inszenierten Story inklusive Bildern und Videos war jenes Interview mit dem norwegischen Erdöl- und Energieminister Erik Blodøksja.

,,Und wie kommen die Spieler dort hin?

Es gibt einen Helikopter-Shuttle. Etwa 150 km Entfernung, das ist mit dem Helikopter in weniger als einer Stunde erledigt.

Und was ist mit Zuschauern und Journalisten?

Zuschauer? Ach so, die werden über das Internet versorgt. Wer will, kann natürlich gerne auch persönlich kommen. Allerdings auf eigene Kosten. Aber wir stellen Stühle auf.“

Doch zurück in die Gegenwart. Es scheint mir auch generell so, dass Zeit Online mit dem Schachblog und seinen Akteuren (nicht zu vergessen der geschätzte Johannes Fischer) einen guten Griff getan hat in puncto Drive, Texten die den Tag überdauern und  dem scharfen Blick hinter die Kulisse der Schachszene. Weiter so! Gerne mehr davon. Auch im Hinblick auf das WM Match zwischen Vishy Anand und Magnus Carlsen.anand - carlsen deep game

Apropos Magnus Carlsen. Heute stand ja bereits die 8. Runde beim über 10 Runden ausgelegten Gashimov Memorial an. Schachweltmeister Magnus Carlsen hatte sich gestern ja den Platz an der Sonne wieder zurückerobert. Sonntag, nicht der schlechteste Tag für die Erlangung der Tabellenspitze. Zwischenzeitlich hatte er ja in Runde 4 und 5 zwei Niederlagen gegen Fabiano Caruana und Teimour Radjabov hintereinander quittieren müssen und rutschte zwischenzeitlich auf den vorletzten Tabellenplatz, einen für den 23-Jährigen Schachweltmeister gewöhnungsbedürftigen 5. Platz nach Runde 5 ab. Nach dem heutigen Tag mit dem Remis von Magnus Carlsen gegen Sergey Karjakin, die Einzelheiten hat gewohnt zuverlässig André Schulz auf ChessBase zusammengefasst, führt der Weltmeister weiterhin die Tabelle an. Gefolgt von seinem Angstgegner Fabiano Caruana.

Das soll es für heute gewesen sein. Meinen treuen Lesern wünsche ich einen schönen Abend.

Vielleicht noch ein paar Schachlesehinweise:

Joe´s Schachblog mit der Frage: Wer war der stärkste Schachspieler aller Zeiten?

Ein zeitloser Artikel von Johannes Fischer auf seinem wunderbaren Blog Schöner Schein über die Erinnerungen an Sotschi: Ein potemkinisches Turnier.

Deutschlands Champion von 2010, Niclas Huschenbeth, mit Impressionen vom Final Four 2014

Neue Zürcher Zeitung attestiert Magnus Carlsen „Der fehlerlose Spieler“

Magnus Carlsen ist noch nicht durch. Doch es schaut ganz gut aus. Die dicksten Brocken Levon Aronian und Wladimir Kramnik hat der norwegische Schachgroßmeister und Elo-Ranglistenerste bereits gespielt. Alle 4 Partien endeten Remis. Beim WM-Kandidatenturnier in London endeten von den bisherigen 36 Partien 23 mit einem Remis. Der 22-Jährige Carlsen hat bisher 3 Gewinnpartien und 6 Punkteteilungen aufzuweisen. Das der Schachmozart bisher ohne Niederlage durch das Turnier kam liegt auch an der geschickten Umgehung von Schwächen. Damit beschäftigt sich auch Richard Forster auf Neue Zürcher Zeitung und überschreibt seinen Artikel mit Der fehlerlose Spieler.

André Schulz hat auf chessbase wieder in bemerkenswerter Art und Weise die letzte Runde in Text, Bild, Partien, Turniertabelle, Spielpaarungen und Videosequenzen zusammengestellt. Er fragt Vorentscheidung in London?. Die 9. Runde könnte Levon Aronian im Rückblick auf das Londoner WM-Kandidatenturnier noch sehr schmerzen.

Helmut Pfleger hat sich unterdessen auf Zeit Online mit einem Artikel von  Philadelphia Daily News ein wenig auseinandergesetzt und landet bei Magnus Carlsen. Fußball und Schach habe ich in meiner Jugend auch gespielt. Mir ging es wie Magnus Carlsen. Im Schach hatte ich die größeren Erfolge, wenngleich auf einem ganz anderen Niveau. Über die regionalen Grenzen ging es nicht hinaus. Doch ich war stolz über jede Medaille die ich im Kinder- u. Jugendzimmer an die Wand aufhängen konnte.

Tata Steel Chess 2013 mit starken Content von Schach-Ticker, ChessBase und Chess Tigers

Das renommierte und traditionsreiche Schachturnier im niederländischen Wijk aan Zee ist 2013 auch bereits wieder Geschichte. Journalist und Autor Raymund Stolze schrieb am 8. Januar auf Schach-Ticker unter dem Titel Bedeutende Turniere der Schachgeschichte – eine Chronik (1) einen lesenswerten Artikel und warf dabei auch einen Blick auf die Entwicklung des Sponsorships:

,,Was dieses Schachfestival angeht, so ist selbstverständlich bekannt, dass es von Anfang an immer den Namen eines Stahlbetriebes trug, weil der als Hauptsponsor firmierte: Hoogoven, ab Mitte der 1980er-Jahre Hoogovens, denn der niederländische Stahl- und Aluminiumhersteller hatte nun zwei Hochöfen für die Stahlschmelzung, nach der Fusion mit British Steel im Jahre 2000 dann Corus. Und schließlich, die globale wirtschaftliche Entwicklung will es so, denn die Corus Company wird vom indischen Stahlriesen Tata 2007 übernommen, heißt es seit der 73. Auflage im Jahre 2011 nun erst einmal Tata Steel Chess Tournament.“

Die 75. Ausgabe sah am Ende Magnus Carlsen vorn. Dies war bereits am Sonnabend klar.

Redakteur Mike Rosa hat auf chesstigers wunderbaren Content unter dem Titel Magnus Carlsen gewinnt Tata Steel 2013 veröffentlicht. Sehr gute Arbeit. Umfangreiche Texteinleitung, Tabellen, Ergebnisse, Videos und eine Zusammenstellung der kompletten Berichterstattung des Turniers. So stellt sich der geneigte Schachfreund gut aufbereiteten Content vor.

Chessbase agiert seit Jahren in der Berichterstattung auf hohen Niveau. Auch am heutigen Sonntag gibt es selbstverständlich gut aufbereiteten Content unter dem Titel Unterhaltsame Schlussrunde in Wijk. Dabei wird auch ein Blick auf die Gruppen B und C geworfen. Arkadij Naiditsch kann in Gruppe B überzeugen. Herzlichen Glückwunsch! Namentlich sei generell bei ChessBase für die kontinuierliche redaktionelle Bearbeitung und Organisation der Texte ein Mann genannt: André Schulz.

Ein Contentlieferant auf hohen unterhaltsamen Niveau über Tata Steel 2013 fehlt noch. Am 8. Januar titelte ich Chess Tigers on Tour mit dem Potenzial zum Kultblog und meinte mich nicht in Eric van Reem zu täuschen. Er knüpft nahtlos an sein Kultblog – Mate in Moscow – vom Moskauer WM-Schachkampf zwischen Vishy Anand und Boris Gelfand an. Auf mein Bauchgefühl kann ich mich verlassen. Also auf zu phantastischen Fotos, unkonventioneller Blogarbeit und spürbarer Leidenschaft. Hier geht es zu Chess Tigers on Tour mit wirklich sehenswerten Schnappschüssen. Vergesst den Tatort. Oder ein langweiliges Handball-WM Endspiel mit kampflos sich ergebenden Dänen.

Causa Bindrich schlägt hohe Wellen

Es war die am schnellsten beendete Partie am Sonntag. Nach 10 Zügen war alles vorbei. Unglaublich. Die neue Saison in der Schachbundesliga hat ihre ersten unangenehmen Schlagzeilen. Die Causa Falko Bindrich schlägt hohe Wellen.

Auf chessbase hat sich André Schulz Gedanken gemacht und fordert strengere Regeln für das Schach. Seinen lesenswerten Artikel beginnt er mit folgender Einleitung:

,,Am vergangenen Sonntag wurde Falko Bindrich dabei erwischt, wie er sich mit einem Mobiltelefon außerhalb des Turniersaals bewegte, konkret hatte er sich damit auf die Toilette zurückgezogen. Da Bindrich ungewöhnlich oft den Spielsaal verlassen hatte, war der Schiedsrichter bereits aufmerksam geworden und war dem Spieler nachgegangen.“

Schachspieler und Handyträger Bindrich erwies damit seiner Mannschaft am Sonntag einen Bärendienst. Auch über der Sonnabend Partie schwebt das Damoklesschwert. Stichwort Protest Mühlheim.

André Schulz dröselt die unangenehmen Fakten akurat auf und erzählt die Geschichte auch mit Blick auf die Handyaffäre während der Deutschen Meisterschaft 2011 mit Christoph Natsidis.