Das Schach-WM Kandidatenturnier 2016 in Moskau rückt näher

Das Schach-WM Kandidatenturnier in Moskau rückt näher. Vom 10. bis 30 März 2016 findet das Treffen von acht hochkarätigen Großmeistern statt. Ziel: Das Recht des Herausforderers ausspielen. Schachweltmeister Magnus Carlsen wartet dann auf den Sieger von Moskau. Wollen wir es ein wenig aufdröseln. Vielleicht wird es ja die Stunde von jenem Mann, der 2015 beim London Chess Classic von Anands ehemaligen  Presseattaché Eric van Reem so im Foto eingefangen wurde.

Foto: © Eric van Reem

Hikaru Nakamura, momentan auf Platz 6 der Elo-Rangliste hinter Weltmeister Magnus Carlsen, Wladimir Kramnik, Fabiano Caruana, Anish Giri und Levon Aronian.

Am 13. Dezember 2013 schrieb ich hier auf sportinsider anlässlich des London Chess Classic:

,,Hikaru Nakamura. Zur Zeit grüßt er von Platz 3 der Elo-Rangliste. Strotzt vor Selbstbewußtsein. Immer auch für einen Spruch gut. Er ist noch hungrig. Ob der ehrgeizige Nakamura eines Tages ernsthaft Magnus Carlsen attackieren kann, wird sich zeigen müssen.”

Jetzt wäre die Gelegenheit zur Attacke da.

Schach-WM Kandidatenturnier in Moskau vom 10. – 30. März 2016

Die FIDE gab im November 2015 den Austragungsort für das kommende Kandidatenturnier bekannt. Die Schachveranstaltung findet vom 10. bis zum 30. März in Moskau statt. Der Sponsor des Schach-WM Kandidatenturneirs ist die Tashir Group des armenischen Millionärs Samvel Karapetyan, die auch schon das Petrosian Memorial im Jahr 2014 gesponsert haben.

Die 8 Teilnehmer des Kandidatenturniers 2016 in Moskau

  1. Viswanathan Anand (WM-Finalist)
  2. Hikaru Nakamura (Grand Prix)
  3. Fabiano Caruana (Grand Prix)
  4. Sergey Karjakin (Worldcup)
  5. Peter Svidler (Worldcup)
  6. Levon Aronian (Wildcard des Veranstalters)
  7. Veselin Topalov (Eloschnitt 2015)
  8. Anish Giri (Eloschnitt 2015)

In Moskau wird ein doppeltes Rundenturnier absolviert. Jeder Schachgroßmeister spielt gegen jeden Kontrahenten zweimal (1 x mit Weiß, 1 x mit Schwarz).

Der Sieger hat das Recht Ende des Jahres 2016 gegen Weltmeister Magnus Carlsen anzutreten. Veranstaltungsort ist da noch offen. Die Spatzen pfeifen die USA aus vermarktungstechnischer Sicht in die Gerüchteküche. Aber schaun mer mal. 2014 waren auch Zürich, Paris und St. Louis in der Verlosung und das WM-Match ging letztendlich nach Sotschi, die Anfangs keiner auf dem Plan hatte. Aus norwegischer Sicht ist immer wieder zu hören, dass sie ein WM-Match für ihren Weltmeister gerne in Norwegen stattfinden lassen würden und verweisen dabei öfters auf Anands Heimspiel 2013 in Chennai. Es bleibt spannend.

Das Kandidatenturnier ist terminlich auch im FIDE Kalender verankert.

Hier geht es zum FIDE Kalender

Auch der umtriebige und wissensdurstige Bruder Wikipedia hat sich schon mit dem WM-Schach Kandidatenturnier 2016 in der russischen Metropole Moskau und seinem Teilnehmerfeld beschäftigt. Fleißig. Auch mit Verlinkungen zu den bisherigen Kandidatenturnieren.

Hier geht es zum Wikipedia Eintrag Kandidatenturnier 2016

In Sachen Schach-Live Berichterstattung wird auch wieder chessdom Angebote anbieten. So hört man. Unter chessdom.com/category/live haben sie die derzeitigen aktuellen Schachturniere aufgelistet. Kurz vor Beginn des Schach-WM Kandidatenturnieres 2016 nehmen sie dann auch erfahrungsgemäß Moskau in ihr Live-Programm auf.

Ganz interessant zur mentalen Einstimmung im Vorfeld vom WM-Kandidatenturnier die Twitter-Accounts einiger in Moskau teilnehmenden Schachgroßmeister.

Twitter von Vishy Anand

Twitter Hikaru Nakamura

Twitter Anish Giri

Twitter Fabiano Caruana

Twitter Levon Aronian

Wer übrigens im Laufe der nächsten Tage und Wochen interessante Links rund um das Moskauer WM-Kandidatenturnier 2016 hat, feine Hinweise auf außergewöhnliche Fundstücke im Netz kundtun mag, kann dies gerne per E-Mail an mich unter michael.wiemer@gmx.net oder WhatsApp +491781965854 senden.

Glamour Schach

Nichts hält sich hartnäckiger wie überholte Klischees. Da wird Schach eine Randsportart genannt mit dem geduldeten Aufenthalt im Hinterzimmer einer Gastwirtschaft. Schach fehle jeglicher Glamour. Auch so eine Schubladenfertigmeinung. Ilja Schneider weiß dann sogar von einem Beispiel fehlender Etikette auf dem Schachblog von Zeit-Online unter dem Titel Im rosafarbenen Pyjama am Schachbrett zu berichten. Nein, sexy geht anders – gar keine Frage.

Doch es gibt sie noch, die glamourösen Auftritte im Schach. Es wird dort kein Pfefferminztee serviert oder die Stullen selber aus dem Rucksack geholt.

A Champagne Reception

Nein, es darf schon eine Champagner Rezeption sein. Das Personal ist entsprechend gekleidet. Der Augenblick wird zelebriert. Die Trinktemperatur wird von Gourmetkennern gerne im Bereich  zwischen 6 Grad Celsius bis 9 Grad Celsius als ideal empfohlen. Selbstredend wird auf die Details geachtet, die zu einem perfekten und glamourösen Abend gehören.

Dinner with the Masters

Das traditionelle Restaurant bietet jene Stilsicherheit und Etikette, die der sportlichen Leistung der Protagonisten angemessen ist. Im Simpson’s-in-the-Strand, einem der ältesten Londoner Restaurants, ist alles angerichtet für die Genies.

Grand dining at Simpson's-in-the-Strand

Die Schachbretter sind liebevoll mit in die Tischdekoration eingebunden worden. Die Kronleuchter strahlen glanzvoll und der vorweihnachtlichen Stimmung ist mit den grünen Bäumen, dezent festlich geschmückt, auch gedacht wurden.

Guests enjoying drinks before dinner

Guests enjoying drinks before dinner

Die Stimmung unter den entspannten Gästen ist prächtig. Erwartungsvoll wird dem Dinner in London entgegen gesehen.

Malcolm Pein with guests from Barclaycard

Vorher gerne auch noch ein Glas Champagner. Schachorganisator Malcom Pein mit modisch mutiger und auffälliger Krawatte kümmert sich dabei auch um  die Gäste von Barclaycard.

Vishy Anand

Der mehrfache Weltmeister Vishy Anand, frischgebackener Turniersieger vom London Chess Classic 2014, hat auch noch gegen Jahresende viel Freude am königlichen Spiel.

Die Fotos vom Glamour Schach Dinner, anlässlich der beendeten London Chess Classic 2014, hat Ray-Morris-Hill mir wieder in altbewährter Form, dankenswerterweise zur Verfügung gestellt.

Hier geht es zu seiner Website: www.rmhphoto.eu

Schach-WM-Kampf 2014 Carlsen – Anand live

Der amtierende Schachchampion aus Norwegen ging mit der Favoritenrolle in die Weltmeisterschaft. Susan Polgar hat auf ihrem Blog bereits wieder den Turbo eingeschaltet und begleitet den WM-Kampf von Magnus Carlsen gegen Vishy Anand. Einst wuchs die in Budapest geborene Polgar mit ihren Schwestern unter Anleitung des Vaters fernab der genormten Schule auf. Sie ist megafleißig in Sachen Schachpublikation: Die charmante und charismatische Schachspielerin Susan Polgar war beim Schach-WM-Kampf von Anand und Topalov omnipräsent. Ebenso bei Anand gegen Gelfand. Selbstredend auch bei Carlsen kontra Anand in Chennai 2013.

Hier Ihr World Championship Final Game Live Commentary von der letzten Schachpartie zwischen Vishy Anand und Veselin Topalov in Sofia beim Match im Jahr 2010. Mit dem damaligen Sieg verhinderte der schachspielende Tiger von Madras einen sonst fällig gewordenen Tiebreak und verteidigte erfolgreich seinen Schachweltmeistertitel in der bulgarischen Metropole.

Die Zeit seit 2010 verging wie im Flug. 2012 dann also Viswanathan Anand gegen Boris Gelfand. Kein Carlsen, kein Aronian, kein Kramnik. Alle drei lagen in der damaligen aktuellen FIDE-Rangliste auf den Plätzen 1,2 und 3 vor dem indischen Champion. Bei Boris Gelfand musste der geneigte Betrachter gar wesentlich weiter nach unten schauen. Siehe da auf Platz 20 war der Herausforderer notiert. Doch FIDE Ranking hin oder her. Qualifiziert war qualifiziert. Es wurde deshalb kein langweiliges und einseitiges Match. Die Nicht-Qualifizierten mussten sich an die eigene Nase fassen.

2013 dann das Schachmatch des Jahrzehnts zwischen Viswanathan Anand und dem norwegischen Shootingstar Magnus Carlsen in Chennai. Der Ausgang ist bekannt. Nach vier Remispartien gelang Magnus Carlsen in der 5. und 6. Schachpartie der entscheidende Doppelschlag. Davon erholte sich Vishy Anand bis zum Schluss nicht mehr.

Nun das Revanchematch in Sotschi. Jenem russischen Vorzeigesportort, der dieses Jahr bereits die olympischen Winterspiele und ein Formel-1 Wochenende mit den Starpiloten Hamilton, Rosberg und Vettel sah. Wladimir Putin in Akquisehochform.

Wo gibt es den Schach-WM Kampf 2014 Carlsen – Anand live? Dies ist immer wieder eine sehr gern gestellte Frage.

Nun, wer bei der Schach WM 2014 in Sotschi im Internet die LIVE Angebote nutzen will, hat mannigfaltige Auswahlmöglichkeiten. Hier ist eine davon:

+++++++++++++++++++++++Schach WM Live++++++++++++++++++++++++++

Ein Sieg von Vishy Anand, der vor dem Turnier bei den Buchmachern bei 4,25 notierte wäre eine große Überraschung, nicht nur für die Favoritenwetter. Doch  die Siege von Herausforderern gegen amtierende Weltmeister mit Favoritenbonus hat es selbstverständlich in der Geschichte der Schachweltmeisterschaften hin und wieder gegeben.

Zur Einstimmung vielleicht ein wenig Lektüre:

Die hohe Kunst des fiesen PositionsspielsWiener Zeitung

Carlsen geht in FührungNeue Zürcher Zeitung

Magnus Carlsen – wer sonst?

Magnus Carlsen ging mit einer Quote von 1,20 in das WM-Match 2014 gegen Vishy Anand beim Sportwettenanbieter bwin. Nach dem Wochenendauftakt liegt er in Führung mit 1,5:0,5 und der geniale Ulrich Stock berichtete aus Sotschi bei Zeit Online unter dem Titel Und dann Carlsens Angriff aus dem Nichts. Für mich eine willkommene Gelegenheit einen Gang in das Archiv anzutreten und einen Blogbeitrag mit genialen Carlsen Fotos von Profifotograf Ray Morris-Hill an das Tageslicht zu befördern.

Reblog (vom 3. Februar 2014)

Unter den Augen von Werner Stubenvoll, Espen Agdestein, Boris Gelfand, Anastasiya Karlovich und Teimour Radjabov trug sich Magnus Carlsen vor knapp einem Jahr in die Siegerliste vom WM-Kandidatenturnier in London ein und signierte Schachbretter.

Foto: Von Ray Morris-Hill (siehe seine Website www.rmhphoto.eu ) zur Verfügung gestellt.

Auch beim Zürich Chess Challenge 2014 sieht es nach einem Eintrag in die Siegerliste aus.

Mehr dazu gibt es bei Neue Zürcher Zeitung nachzulesen.

Noch ein paar Fotos vom genialen Ray Morris-Hill aus dem Archiv vom Londoner WM-Kandidatenturnier 2013 dankenswerterweise zur Verfügung gestellt.

Magnus Carlsen gegen Levon Aronian könnte auch ein WM-Duell 2014 werden. Doch bis dahin ist noch das Kandidatenturnier demnächst in Sibirien zu spielen, der Herausforderer zu ermitteln und der WM-Austragungsort definitiv festzulegen.

Schacholympiade 2014 in Tromsø geht in die letzte Runde

Nein, es war nicht die Schacholympiade von Magnus Carlsen. Der Weltmeister hat bis zu seinem Revanchematch gegen Vishy Anand noch eine Menge zu tun. Derweil geht es am Abschlusstag der Schacholympiade 2014 am 14. August um die Medaillen. Johannes Fischer auf ChessBase bringt die Situation in seinem Artikel mit den Einleitungssätzen auf den Punkt:

,,Im Open können die Chinesen mit einem Sieg gegen Polen Olympiasieger werden. Ungarn spielt gegen die Ukraine und hofft auf einen Ausrutscher der Chinesen. Bei den Frauen wollen die Russinnen gegen Bulgarien Gold holen, China und die Ukraine spielen um Platz zwei, Deutschland könnte Bronze holen.“

Die abschließende Runde beginnt um 11.00 Uhr.

+++++ Live-Schach von der Schacholympiade 2014 in Tromsø ++++++++++++++++++++++

Gashimov Memorial: Magnus Carlsen mit 5 aus 8 und ein Blick auf seinen Angstgegner

Die jüngeren Schachfreunde halten den Hype um Magnus Carlsen in einer Sportart, die sonst oft den Ruf einer Randsportart hat, vielleicht für eine Premiere. Fast spielerisch leicht schaffte es der Norweger in die Schlagzeilen. Schach ist verstärkt durch den Schachmozart In. Gar keine Frage. Das gilt natürlich nicht flächendeckend. Selbst die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ARD und ZDF haben so ihre lieben Schwierigkeiten beim bestücken des Videotextes mit Schachnachrichten. Ergebnisse der Schachbundesliga oder über das Gashimov Memorial mit Magnus Carlsen findet der geneigte Zuschauer selbst mit dem Fernrohr von Franz Beckenbauer aus dem Sky Spot mit Jürgen Klopp nicht. Aber andere Sportarten haben da auch so ihre Schwierigkeiten. Einst brachte es der erfolgreiche und charismatische Manager des deutschen Basketballmeisters Brose Baskets Bamberg, der auch einem Abwerbungsversuch von Bayern München widerstand, der geschätzte Wolfgang Heyder 2009 in der 84. Ausgabe des Magazins Bamberg Mohr Stadtillu auf den Punkt:

,,Im Prinzip ist es ja bedauerlich, das die Öffentlich-Rechtlichen ihrem Auftrag einer breiten Berichterstattung nicht nachkommen, dass die halt auch nur nach Quote gehen. Da gibt´s dann eben Fußball, Fußball, Fußball und dann vielleicht mal Automobilsport und dann noch ein bisschen Wintersport mit Biathlon, aber alles andere wird relativ verdrängt.

Magnus Carlsen schaffte es im November 2013 immerhin in die Morgennachrichten von ARD und ZDF. Dies war einst Georgios Souleidis gar einen kleinen Blogbeitrag wert unter dem Titel Magnus zieht.

,,Urplötzlich durchzuckt es mich. Der Typ, der für die Sportnachrichten zuständig ist, fängt an über die Schach-WM zu reden. Ich schaue hoch und trau meinen Augen nicht. Tatsächlich sendet das Moma einen Beitrag über zwei Minuten mit Bildmaterial aus Chennai in die deutschen Wohnstuben. Der Beitrag dreht sich hauptsächlich um Magnus Carlsen.“

Doch es gab bereits vor 42 Jahren beim Schachmatch des Jahrhunderts mit Bobby Fischer einen absoluten Medienstar. Im Buch von Jan Stradling Wenn Sport Geschichte schreibt  vermerkt er im Kapitel Der Bauernraub auf den Seiten 130 bis 141 über die Magnetwirkung auf die Medien unter anderen diese nachdenkenswerten Sätze:

,,In Scharen strömten ausländische Medien- und Pressevertreter in die isländische Hauptstadt Reykjavik, wo das Match ausgetragen werden sollte. Das Ereignis fesselte die Menschen in aller Welt. Fischers Porträt prangte auf den Titelblättern von Zeitschriften wie Life, Newsweek und Time. Schachbretter waren ausverkauft, Songs wurden geschrieben, und die Popularität des Spiels stieg sprunghaft an.“

Der Kampf um die Aufmerksamkeit von Lesern auf den Online Plattformen von Magazinen wie Der Spiegel oder der Wochenzeitung Die Zeit wird auch durch die Schachberichterstattung geführt. Das königliche Spiel ist momentan in der Ära Magnus Carlsen verstärkt In. Der Schachspieler aus Norwegen schaffte es gar in die Bild am Sonntag und das sonst mit Schach eher sparsam umgehende Blatt stellte den frischgebackenen Weltmeister kurz in 13 Punkten nach dem WM-Sieg gegen Anand unter dem prägnanten Titel Schach-Genie hat Angst vor dem Intelligenztest vor. Der Norweger wird selbstverständlich auch gut vermarktet und cool in Szene gesetzt. Sponsor G-Star Raw überlässt da nichts dem Zufall. Der grandiose Ulrich Stock einst am 31. Oktober 2013 in dem Kultartikel inklusive dem anschließendem Interview mit Carlsen auf Zeit Online vor dem WM-Kampf gegen Anand:

,,Carlsen dagegen, der weltbeste Schachspieler: eine schwarz-weiße Gestalt mit finsterem Blick. Die Modefirma kleidete ihn ein und ließ ihn von Anton Corbijn fotografieren. Wochenlang war das Plakat in Europas Innenstädten zu sehen. Es sollte junge Menschen zum Kauf einer Jeans verleiten. Sie konnten sich auch das Poster kaufen, um es übers Bett zu hängen.“

Deutschland hat optimistisch betrachtet fast 100.000 Schachspieler im Deutschen Schachbund organisiert. Okay, die letzten Jahren waren etwas rückläufig bei den Mitgliederzahlen. An den Wert aus dem Jahr 2006 mit 97.184 Mitgliedern ist der DSB nicht ganz wieder herangekommen. Doch die Schachbegeisterung in Deutschland lässt sich nicht nur auf Mitglieder im DSB reduzieren. Seit 2014 gibt es auch die Angebote auf Facebook und Twitter vom Deutschen Schachbund.

Es soll ca. jeder 4. Deutsche Schach spielen können. Kein zu unterschätzendes Potenzial im medialen Wettstreit um Leser. In die Printausgabe vom ehrwürdigen Spiegel vom 18. November 2013 hatte es Schach ebenfalls ganz geschmeidig geschafft. Stolz verkündete das Hamburger Nachrichtenmagazin eine Rekordzahl in Sachen Zugriff auf den Online-Schachticker vom Spiegel. Von 1,5 Millionen Klicks in der 4. Partie der Schach-WM Partie zwischen Vishy Anand und Magnus Carlsen war da zu lesen.  Die Begegnung ging über 64 Züge. Das war damals das vierte Remis hintereinander in Chennai.  Da stand es im vielbeachteten WM-Match noch 2:2. Dann kam der vorentscheidende Doppelschlag vom norwegischen Herausforderer. Vielleicht kommt Schach in Zukunft auch noch kontinuierlicher in der Berichterstattung zu Wort. Da ist noch Luft nach oben. Der Carlsen Hype trägt schon noch eine Weile. Oder? Dabei hat auch der norwegische Jungstar weltliche Schwächen. Doch dazu gleich.

Zu großer Form lief am Wochenende Ilja Schneider auf dem Schachblog von Zeit Online auf. Der deutsche Vizemeister im Blitzschach bei der Einzelmeisterschaft im Jahr 2008 hat sich in einen beachtlichen Rhythmus gebloggt. Unter dem Titel Huch, Magnus Carlsen hat verloren! wirft Ilja Schneider einen Blick auf den Schachweltmeister und seinen Angstgegner Fabiano Caruana. Der 29-Jährige Internationale Meister Schneider arbeitet dabei auch die Unterschiede der beiden jungen Profischachspieler heraus.

,,Carlsen bloggt, stellt Videos ins Netz, er treibt unzählige Sportarten. Von Caruana weiß man noch nicht einmal genau, wo er wohnt. Es wurden zwar beide noch nie mit einer Frau an ihrer Seite gesehen. Carlsen wurde trotzdem unter die Sexiest Men of 2013 gewählt, Caruana gilt einfach als Nerd. Aber offensichtlich trainiert er hart, wahrscheinlich mehr als Carlsen.“

Okay, meine Stammleser werden sich an meinen feinen recherchierten Artikel Ein paar Worte zum Rücktritt von Schachweltmeister Carlsen erinnern. Im Zuge der Tradition des gepflegten Aprilscherzes hatte ich in Sachen Frau beim Schachmozart ein wenig Tempogewinn eingebaut.

,,Gerüchte über eine Veränderung im Privatleben, es soll eine bezaubernde Frau im Leben vom 23 Jährigen Schachgenie seit dem Besuch bei Real Madrid an seiner Seite sein, verdichteten sich.“

In Sachen Aprilscherz war ich nicht der einzige Schachfreund. ChessBase powerte mit der Geschichte unter dem Titel WM-Match findet in Norwegen statt. Der Kampf Anand vs Carlsen sollte auf einer Ölplattform stattfinden. Höhepunkt der gut inszenierten Story inklusive Bildern und Videos war jenes Interview mit dem norwegischen Erdöl- und Energieminister Erik Blodøksja.

,,Und wie kommen die Spieler dort hin?

Es gibt einen Helikopter-Shuttle. Etwa 150 km Entfernung, das ist mit dem Helikopter in weniger als einer Stunde erledigt.

Und was ist mit Zuschauern und Journalisten?

Zuschauer? Ach so, die werden über das Internet versorgt. Wer will, kann natürlich gerne auch persönlich kommen. Allerdings auf eigene Kosten. Aber wir stellen Stühle auf.“

Doch zurück in die Gegenwart. Es scheint mir auch generell so, dass Zeit Online mit dem Schachblog und seinen Akteuren (nicht zu vergessen der geschätzte Johannes Fischer) einen guten Griff getan hat in puncto Drive, Texten die den Tag überdauern und  dem scharfen Blick hinter die Kulisse der Schachszene. Weiter so! Gerne mehr davon. Auch im Hinblick auf das WM Match zwischen Vishy Anand und Magnus Carlsen.anand - carlsen deep game

Apropos Magnus Carlsen. Heute stand ja bereits die 8. Runde beim über 10 Runden ausgelegten Gashimov Memorial an. Schachweltmeister Magnus Carlsen hatte sich gestern ja den Platz an der Sonne wieder zurückerobert. Sonntag, nicht der schlechteste Tag für die Erlangung der Tabellenspitze. Zwischenzeitlich hatte er ja in Runde 4 und 5 zwei Niederlagen gegen Fabiano Caruana und Teimour Radjabov hintereinander quittieren müssen und rutschte zwischenzeitlich auf den vorletzten Tabellenplatz, einen für den 23-Jährigen Schachweltmeister gewöhnungsbedürftigen 5. Platz nach Runde 5 ab. Nach dem heutigen Tag mit dem Remis von Magnus Carlsen gegen Sergey Karjakin, die Einzelheiten hat gewohnt zuverlässig André Schulz auf ChessBase zusammengefasst, führt der Weltmeister weiterhin die Tabelle an. Gefolgt von seinem Angstgegner Fabiano Caruana.

Das soll es für heute gewesen sein. Meinen treuen Lesern wünsche ich einen schönen Abend.

Vielleicht noch ein paar Schachlesehinweise:

Joe´s Schachblog mit der Frage: Wer war der stärkste Schachspieler aller Zeiten?

Ein zeitloser Artikel von Johannes Fischer auf seinem wunderbaren Blog Schöner Schein über die Erinnerungen an Sotschi: Ein potemkinisches Turnier.

Deutschlands Champion von 2010, Niclas Huschenbeth, mit Impressionen vom Final Four 2014

Gashimov Memorial: Magnus Carlsen mit 2,5 aus 5 und der 2. Niederlage hintereinander

Tief durchatmen. Sehr tief durchatmen. Alle Magnus Carlsen Anhänger haben bereits gestern einen harten Tag gehabt. Mike Rosa schrieb treffend auf Chess-Tigers:

,,Für einige seiner Hardcore-Fans ist es eine grausame Wahrheit, aber auch der amtierende Weltmeister ist nicht unschlagbar. Den Beweis trat in der vierten Runde des Gashimov Memorials Fabiano Caruana an. Magnus Carlsen mauerte mit der Berliner Verteidigung im Spanier, doch dieses Mal liefen die Dinge nicht nach seinem Gusto. Erst fiel ersatzlos ein Bauer und bald darauf auch die Mauer. Der Norweger versuchte zwar noch jeden legalen Trick, aber Caruana behielt die Nerven und gewann verdient.“

Nun ja, auch am heutigen Tag beim Gashimov Memorial in der 5. Runde ging Schachweltmeister Magnus Carlsen als Verlierer vom Brett. Mit dem Anzugsvorteil spielend, musste sich der norwegische Schachmozart seinem Kontrahenten Teimour Radjabov nach 51. Zügen beugen.

Seinerzeit hatte ich mir vor dem Schach-WM Kampf von Magnus Carlsen gegen Vishy Anand extra noch ein neues Schachbrett in München gekauft.Traveler Digital Camera

Niederlagen schmerzen. Da kann es für den jungen Champion Carlsen fast kein Trost sein, dass zwischen den zwei Niederlagen am Schachbrett seine Mannschaft Real Madrid gestern Abend die Truppe von Bayern München mit 1:0 bezwang. Pep Guardiola, wenn meine Statistik mich nicht im Stich gelassen hat, ging noch nie als Trainer im  Estadio Santiago Bernabéu mit einer Niederlage von dannen. Andererseits erinnerte mich das Ballgeschiebe der Bayern arg an die Spätphase von Barcelona unter Pep Guardiola, der gestern wieder mit Grübelmiene und der ratlos wirkenden Handbewegung zu seiner Glatze am Spielfeldrand agierte. Zum einschläfernden Spielstil von Barcelona hatte sich Wolfram Eilenberger, Chefredakteur des Philosophie Magazins und Mitglied der deutschen Autoren-Nationalmannschaft im Interview mit Deutschlands Fußballinternetpionier Oliver Fritsch auf Zeit Online im Jahr 2013 geäußert.

,,Was mich fasziniert, ist die Geschmacksumwandlung, die sich in Deutschland offenbart. Dass Guardiolas Stil etwas anderes als schön sein könnte, wird nicht einmal erwogen. Es liegt wohl daran, dass Barcelonas Spiele von den Journalisten selten in voller Länge gesehen werden. Wenn Sie mit fachkundigen Menschen aus Barcelona sprechen, hören Sie durchaus Klagen, wie langweilig das Ganze war.“

Und Wolfram Eilenberger setzt dann auch noch einen drauf und weist auf folgendes hin:

,,Bestes Beispiel für das dunkle Potenzial des Guardiola-Ideals ist die kurz ausgeführte Ecke. Hat er bei Barcelona höchstpersönlich verordnet – eine Verhöhnung des Spiels und seiner Tiefengrammatik.”

Damit keiner eine Borussia Dortmund Note hinter vermutet. Eilenberger ist Bayern München Fan. Seine Besorgnis brachte er damals im Interview mit Hartplatzheld Oliver Fritsch so zum Ausdruck:

,,Ich bin Bayern-Fan, ich bin Fußball-Fan, und ich mache mir Sorgen um die Schönheit des Spiels. In letzter Konsequenz könnte Guardiola nicht nur mir, sondern einem ganzen Kontinent die Lust am Fußball nehmen.”

Wer übrigens noch mehr kritisches über Pep Guardiola lesen möchte, dem empfehle ich unbedingt das Buch Ich bin Zlatan Ibrahimovic – Meine Geschichte. Es sind keine schmeichelhaften Worte die der Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic aus der gemeinsamen Zeit bei Barcelona seinem damaligen Trainer nachschreibt. Wenn ich das Buch recht in der Erinnerung habe, fängt der Torjäger gleich im ersten Kapitel offensiv und ungeschminkt mit der Personalie Guardiola an. Stichworte sind die Rolle von Messi, die erzogene Angepasstheit gestandener Profis im Biotop Barca, fehlender Mut von Guardiola bei der Aussprache mit Ibrahimovic, Unterordnung in das Schulsystem Barcelona inklusive Abgabe der eigenen Meinung, der Spruch vom Trainer zu den Autos wie Porsche, Ferrari und den vom Verein favorisierten Audi, die Lobeshymne vom schwedischen Nationalspieler auf den Guardiola Gegenspieler Mourinho. So mehr wird an dieser Stelle nicht verraten.

Doch ich schweife ab. Also Magnus Carlsen. Schach. Konzentration bitte, auch beim bloggen. Okay, also die 5. Runde ist durch. Alle Details die sich aus der erneuten Niederlage vom Schachweltmeister beim hiesigen Gashimov Memorial gegen Teimour Radjabov ergeben, hat Mike Rosa in gewohnter Qualität und zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk auf Chess-Tigers aufgedröselt.

Der “Presseattaché vom Team Anand”: Eric van Reem ist neues Redaktionsmitglied bei A Tempo Magazine

titelbildDer “Presseattaché vom Team Anand”, der geschätzte niederländische Kultblogger Eric van Reem, hat sich mit mir während des Schach-WM Kandidatenturniers von Khanty Mansiysk auch  über die Besucherströme ausgetauscht. Er bloggte ja kontinuierlich, leidenschaftlich sowie mit der entsprechenden Power auf Chessintweets und hatte Zugriffe aus 98 Ländern. Bevor ich zur Top Ten meiner Länderzugriffe auf sportinsider komme, noch eine kleine und feine Neuigkeit von Eric van Reem an mich, die ich meinen Lesern nicht vorenthalten möchte. Hier ein Auszug seiner E-Mail.

,,Vielleicht hast du schon mal von dem A Tempo Magazine gehört. Es ist  eine literarisches Magazin über Schach und Musik in niederländischer  und englischer Sprache. Ich bin seit der neuesten Ausgabe  Redaktionsmitglied. Neuland für mich, aber das macht es ja auch  spannend, nicht wahr?“

Anbei die neueste Ausgabe (Englisch!) zum schmökern. Wir machen jeden
Monat ein Magazin (4 Seiten) zu einem bestimmten Thema.“

Hier geht es zum Websitenauftritt von A Tempo Magazine.

Nun, zur angekündigten Top Ten während des Anand Comeback WM-Kandidatenturniers. Meine WordPress-Statistik sagte dabei im Hinblick auf die Top Ten der Länderzugriffe im Monat April 2014 folgendes aus:

1. Deutschland
2. Österreich
3. Schweiz
4. Norwegen
5. Großbritannien
6. Niederlande
7. Spanien
8. USA
9. Frankreich
10. Indien

Nachdenkenswert #222

,,Derweil ist der WM-Herausforderer in seiner Heimat gelandet und gab in Chennai eine von seinem Sponsor und Partner NIIT organisierte Pressekonferenz. NIIT hatte vor der WM 2013 die Aktion „Wish4Vishy“ ins Leben gerufen und setzt diese nun (via Twitter @Wish4Vishy) fort. So wurden einige Bilder von der Pressekonferenz gepostet, welche wir in der Folge für Sie aufbereitet haben. Auf diesem Wege bekommen Sie (vermutlich zum ersten Mal) auch den Vater Anand mit seinem Sohn Akhil zu sehen.“

Mike Rosa auf chesstigers mit indischen Impressionen von einem entspannten Besuch von Vishy Anand in seiner Heimat nach der glanzvollen Kür von Khanty Mansiysk sowie dem hegen und pflegen der Beziehung zum Sponsor NIIT

Ein paar Worte zum Rücktritt von Schachweltmeister Magnus Carlsen

Es kam überraschend. Der Rücktritt von Schachweltmeister Magnus Carlsen. Die abrupte Beendigung seiner Laufbahn erinnerte alle Schachfreunde daran, wie wenig planbar das Leben ist. Es keine Sicherheiten oder Garantien gibt. Okay, ein Motivationsloch hat jeden von uns bereits schon mal getroffen. Zuletzt war Magnus Carlsen in den Niederungen der zweitklassigen Schachliga seines Heimatlandes anzutreffen. Ja, er spielte zuletzt um den Aufstieg in der 2. Liga in Norwegen. Ein Freundschaftsdienst für Stavangers Mannschaftskapitän Petter Fossand. Beziehungen schaden nur dem, der sie nicht hat. Der Elo-König verhalf Stavanger mit dem Sieg in einer Spanischen Partie nach 40 Zügen gegen Vladimir Georgiev zum Aufstieg in die Erstklassigkeit. Doch es waren keine konkreten Pläne von Magnus Carlsen für den WM-Kampf gegen den frischen Herausforderer Vishy Anand zu vernehmen. Das war bereits für viele gut vernetzte und informierte Schachexperten bedenklich.

Gerüchte über eine Veränderung im Privatleben, es soll eine bezaubernde Frau im Leben vom 23 Jährigen Schachgenie seit dem Besuch bei Real Madrid an seiner Seite sein, verdichteten sich.

Dabei war Magnus Carlsen immer für überraschende Wendungen gut. Bild am Sonntag stellte den Norweger kurz in 13 Punkten nach dem WM-Sieg gegen Anand unter dem Titel Schach-Genie hat Angst vor dem Intelligenztest vor und verwies auf eine andere Leidenschaft:

,,Nachdem er gewonnen hatte, sprang er in den Hotelpool und spielte danach die ganze Nacht Poker im Internet.​ Um Geld, Herr Carlsen? „Um was denn sonst?“​

Schach war dem Norweger nach dem Titelgewinn nicht mehr so wichtig wie vor dem Match in Chennai. Es war wie eine Erstbesteigung des Mount Everest. Was sollte jetzt noch kommen? Auch die dominante Schwester von Magnus Carlsen, machte kürzlich bei ihrem Besuch in Berlin erste Andeutungen. Während des Länderkampfes Deutschland gegen Norwegen  war Ellen Øen Carlsen eine vielgesuchte Interviewpartnerin. Es könnte Veränderungen im Leben ihres Bruders geben. Freilich vage. Nichts konkretes. Eher beiläufig in einem Nebensatz dahingeworfen. Small Talk. Wir werden zukünftig auf Fotos von Magnus Carlsen aus dem Turniersaal verzichten müssen. Schade. Sehr schade.

Fotos: Ray Morris-Hill rmhphotos.eu

Die Schachwelt ist überrascht und traurig zugleich gewesen. Mein E-Mail Fach sprach da eine deutliche Sprache. Auch der eine oder andere Anruf erreichte mich. Doch Halt. Hier an dieser Stelle darf auch darauf hingewiesen werden, dass es sich bei der Nachricht Schachweltmeister Magnus Carlsen beendet überraschend seine Laufbahn um einen … Nun, schauen wir vielleicht erst rüber zum ehemaligen Handelsblatt Journalisten Thomas Knüwer auf das Kultblog Indiskretion Ehrensache. Er merkt diese Woche an:

,,Ich mag Traditionen. Und ich finde, wir sollten sie erhalten. Dazu gehört dann eben auch der Aprilscherz, bei dem es so unendlich viel schwerer geworden ist, einen guten zu landen. Denn während es früher ganz einfach war, in der Zeitung zu schreiben, dass ein Stadionbauprojekt in eine Nachbargemeinde wandert, wachsen beim Leser des Jahres 2014 sofort Zweifel, wenn er die Meldung nicht an 300 anderen Orten findet.“

Nun, es darf aufgeatmet werden. Magnus Carlsen tritt nicht zurück. Er hat mitnichten seine Schachlaufbahn beendet. Es wird auch keine Pressekonferenz am avisierten Donnerstag um 13.00 Uhr in Norwegen vom Management des Schachweltmeisters geben. Der Aprilscherz ist hiermit ad acta gelegt.