Gashimov Memorial: Real Madrid Fan Magnus Carlsen mit 6,5 aus 10 und dem Turniergewinn

Was für eine letzte Woche im April für Schachweltmeister Magnus Carlsen. Gestern Abend zerlegt seine Lieblingsmannschaft Real Madrid den Titelverteidiger Bayern München und zieht souverän in das Champions-League Finale ein. Heute gewinnt er die abschließende Partie in Runde 10 (Hier geht es zur offiziellen Turnierseite) gegen seinen Angstgegner Fabiano Caruana. Damit ist der norwegische Champion auch Turniersieger. Seine Niederlagen in Runde 4 und 5 gegen den ehrgeizigen Fabiano Caruana und willensstarken Teimour Radjabov (blieb gegen den Weltmeister mit 1,5 aus 2 ungeschlagen) sowie den zwischenzeitlichen gewöhnungsbedürftigen vorletzten Tabellenplatz zur Halbzeit, konnten dann letztendlich doch zu einem guten Ende gewendet werden. Auch das zeichnet einen starken Klassenbesten beim königlichen Spiel aus.

Zeit zum durchatmen. Vielleicht die günstige Gelegenheit ein kleines Symbolfoto in Sachen Tiefenentspannung mit einzufügen. Schnappschuss vom Simultanschach im österreichischen Kunsthaus Bregenz gegen Großmeisterin Eva Moser vom vergangenen September. Erinnere mich immer wieder gerne daran.Traveler Digital Camera

Eine Tabelle zum einrahmen

Es ist eine ungewöhliche Tabelle, die sich zur Halbzeit beim Ghasimov Memorial für das Auge des Betrachters ergibt:

                     A-Turnier | Stand nach Runde 5

Schachweltmeister Magnus Carlsen auf Platz 5 zu sehen ist gewöhnungsbedürftig. Er startete mit 2,5 aus 3 in das Turnier. Dann folgten zwei Niederlagen hintereinander gegen Fabiano Caruana und gestern gegen Teimour Radjabov. Wann verlor der Schachmozart letztmalig 2 Partien hintereinander? Mike Rosa hat die Antwort auf Chess-Tigers parat:

,,Zwei Niederlagen en suite setzte es für ihn zuletzt in Bilbao 2010, eine dritte wird er in Runde 6 garantiert mit aller Kraft zu verhindern suchen.“

Derweil erlebte München gestern eine Plauderstunde. Bernie, erzähl Mal! Dabei haben Milliardäre in einem kapitalistischen Gesellschaftssystem durchaus ihre Faszination. Vom einstigen Keksverkäufer auf dem Schulhof zum Formel 1 Impressario, manch Lehrer von Ecclestone musste sich über die Jahre vielleicht mit kargen Bezügen durchs Leben schlagen. Inklusive einer mickrigen Rente zum Lebensabend. Auch Roman Abramowitsch hatte das Leben keine guten Karten am Anfang ausgehändigt.Traveler Digital Camera

Vom Waisenkind zum Chelsea Besitzer ist auch ein ähnlich atemberaubender Weg wie ihn Bernie Ecclestone hingelegt hat. Neben der Biografie über Abramowitsch finden sich im Wirtschaftsthriller aber auch zahlreiche politische Personen aus Russland. Erst durch das Buch von Dominic Midgley und Chris Hutchins erfuhr ich zum Beispiel, dass Chodorkowski einst Putin als Berater engagierte. Aber mehr dazu werde ich demnächst mal aufschreiben.

Gashimov Memorial: Magnus Carlsen mit 2,5 aus 5 und der 2. Niederlage hintereinander

Tief durchatmen. Sehr tief durchatmen. Alle Magnus Carlsen Anhänger haben bereits gestern einen harten Tag gehabt. Mike Rosa schrieb treffend auf Chess-Tigers:

,,Für einige seiner Hardcore-Fans ist es eine grausame Wahrheit, aber auch der amtierende Weltmeister ist nicht unschlagbar. Den Beweis trat in der vierten Runde des Gashimov Memorials Fabiano Caruana an. Magnus Carlsen mauerte mit der Berliner Verteidigung im Spanier, doch dieses Mal liefen die Dinge nicht nach seinem Gusto. Erst fiel ersatzlos ein Bauer und bald darauf auch die Mauer. Der Norweger versuchte zwar noch jeden legalen Trick, aber Caruana behielt die Nerven und gewann verdient.“

Nun ja, auch am heutigen Tag beim Gashimov Memorial in der 5. Runde ging Schachweltmeister Magnus Carlsen als Verlierer vom Brett. Mit dem Anzugsvorteil spielend, musste sich der norwegische Schachmozart seinem Kontrahenten Teimour Radjabov nach 51. Zügen beugen.

Seinerzeit hatte ich mir vor dem Schach-WM Kampf von Magnus Carlsen gegen Vishy Anand extra noch ein neues Schachbrett in München gekauft.Traveler Digital Camera

Niederlagen schmerzen. Da kann es für den jungen Champion Carlsen fast kein Trost sein, dass zwischen den zwei Niederlagen am Schachbrett seine Mannschaft Real Madrid gestern Abend die Truppe von Bayern München mit 1:0 bezwang. Pep Guardiola, wenn meine Statistik mich nicht im Stich gelassen hat, ging noch nie als Trainer im  Estadio Santiago Bernabéu mit einer Niederlage von dannen. Andererseits erinnerte mich das Ballgeschiebe der Bayern arg an die Spätphase von Barcelona unter Pep Guardiola, der gestern wieder mit Grübelmiene und der ratlos wirkenden Handbewegung zu seiner Glatze am Spielfeldrand agierte. Zum einschläfernden Spielstil von Barcelona hatte sich Wolfram Eilenberger, Chefredakteur des Philosophie Magazins und Mitglied der deutschen Autoren-Nationalmannschaft im Interview mit Deutschlands Fußballinternetpionier Oliver Fritsch auf Zeit Online im Jahr 2013 geäußert.

,,Was mich fasziniert, ist die Geschmacksumwandlung, die sich in Deutschland offenbart. Dass Guardiolas Stil etwas anderes als schön sein könnte, wird nicht einmal erwogen. Es liegt wohl daran, dass Barcelonas Spiele von den Journalisten selten in voller Länge gesehen werden. Wenn Sie mit fachkundigen Menschen aus Barcelona sprechen, hören Sie durchaus Klagen, wie langweilig das Ganze war.“

Und Wolfram Eilenberger setzt dann auch noch einen drauf und weist auf folgendes hin:

,,Bestes Beispiel für das dunkle Potenzial des Guardiola-Ideals ist die kurz ausgeführte Ecke. Hat er bei Barcelona höchstpersönlich verordnet – eine Verhöhnung des Spiels und seiner Tiefengrammatik.”

Damit keiner eine Borussia Dortmund Note hinter vermutet. Eilenberger ist Bayern München Fan. Seine Besorgnis brachte er damals im Interview mit Hartplatzheld Oliver Fritsch so zum Ausdruck:

,,Ich bin Bayern-Fan, ich bin Fußball-Fan, und ich mache mir Sorgen um die Schönheit des Spiels. In letzter Konsequenz könnte Guardiola nicht nur mir, sondern einem ganzen Kontinent die Lust am Fußball nehmen.”

Wer übrigens noch mehr kritisches über Pep Guardiola lesen möchte, dem empfehle ich unbedingt das Buch Ich bin Zlatan Ibrahimovic – Meine Geschichte. Es sind keine schmeichelhaften Worte die der Stürmerstar Zlatan Ibrahimovic aus der gemeinsamen Zeit bei Barcelona seinem damaligen Trainer nachschreibt. Wenn ich das Buch recht in der Erinnerung habe, fängt der Torjäger gleich im ersten Kapitel offensiv und ungeschminkt mit der Personalie Guardiola an. Stichworte sind die Rolle von Messi, die erzogene Angepasstheit gestandener Profis im Biotop Barca, fehlender Mut von Guardiola bei der Aussprache mit Ibrahimovic, Unterordnung in das Schulsystem Barcelona inklusive Abgabe der eigenen Meinung, der Spruch vom Trainer zu den Autos wie Porsche, Ferrari und den vom Verein favorisierten Audi, die Lobeshymne vom schwedischen Nationalspieler auf den Guardiola Gegenspieler Mourinho. So mehr wird an dieser Stelle nicht verraten.

Doch ich schweife ab. Also Magnus Carlsen. Schach. Konzentration bitte, auch beim bloggen. Okay, also die 5. Runde ist durch. Alle Details die sich aus der erneuten Niederlage vom Schachweltmeister beim hiesigen Gashimov Memorial gegen Teimour Radjabov ergeben, hat Mike Rosa in gewohnter Qualität und zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk auf Chess-Tigers aufgedröselt.

Live-Schach im Mai: Live Norway Chess 2013

Live ist Live. Heute beginnt der Auftakt eines hochkarätigen Schachturniers in Norwegen, dem Heimatland des Elo Königs Magnus Carlsen. In der 1. Runde spielt der norwegische Herausforderer gegen den Vizeweltmeister von 2010, Veselin Topalov. Schach aus der Abteilung Feinkost. Weltmeister Viswanathan Anand spielt gegen Levon Aronian. Auch eine Partie zum Zunge schnalzen. Hier geht es übrigens zur Live Übertragung. Die weiteren heutigen Begegnungen lauten Hikaru Nakamura gegen Wang Hao, Peter Svidler kontra Jon Ludvig Hammer und Sergey Karjakin gegen Teimour Radjabov.

Carlsen bestimmte die letzten Tage im Hinblick auf den Austragungsort der WM die Schlagzeilen. Alle relevanten Informationen sind in gewohnt kompetenter Art und Weise bei ChessBase hier, hier und hier nachzulesen. Stichworte Enttäuschung von Magnus Carslen über die FIDE Wahl des Austragungsortes, das indische Chennai als Schaubühne des WM-Kampfes gegen Viswanathan Anand und die Intention von Paris den Wettkampf ausrichten zu wollen.

Doch zurück in die Region Stavanger zum Norway Chess 2013. Live Übertragung ist oben bereits verlinkt, noch ein Wort zum Preisgeld. Respektable 670.000 Euro stehen zur Verfügung. Gestern gab es bereits das Norway Chess Blitz mit dem Sieger Sergey Karjakin. Siehe auch chessbase inklusive Spielplan für das heutige beginnende Turnier, Spielorte rund um Stavanger. Auf dem Fritz Server gibt es auch eine traditionelle Live-Übertragung mit den namhaften Kommentatoren wie Klaus Bischoff, Oliver Reeh, Daniel King, Lawrence Trent, Chris Ward und Maurice Ashley.

Live Schach WM-Kandidatenturnier London 2013

Heute schon ein Gläschen Champagner auf die Vorzüge des Internets erhoben? Während sich im Glamourfaktor 10 die Berufssportler Tiger Woods und Lindsey Vonn sonnen, gibt es in London beim Schach WM-Kandidatenturnier im Jahr 2013 wieder schachliche Feinkost. Live-Schach aus der englischen Metropole ist unter anderen auf chessdom zu sehen. Auf dem silbernen Tablett werden die Züge der 8 Protagonisten serviert. Magnus Carlsen trifft auf Alexander Grischuk. Levon Aronian eröffnet gegen Peter Svidler. Der sympathische Teimour Radjabov versucht sich mit dem Anzugsvorteil gegen Wladimir Kramnik und Vizeweltmeister Boris Gelfand spielt gegen Vassily Ivanchuk.

Ganz entspannt kann sich das ganze Viswanathan Anand anschauen. Es kann am Ende nur einen Herausforderer geben. Schach-Ticker titelte kürzlich Einer gegen Sieben. Mit Einer war der junge Norweger Magnus Carlsen gemeint. Schaun mer mal würde der große Franz Beckenbauer den „Klötzchenschiebern“ wahrscheinlich hinüberrufen. Dabei täte es Bayern München gut neben dem ausgerufenen und mit finanzieller Power angefahrenem Projekt Basketball sich auch um das königliche Spiel zu kümmern. Man stelle sich eine Schachbundesliga vor mit Wolfgang Grenke und seiner OSG Baden-Baden sowie ein professionell geführtes Schachteam von Bayern München mit entsprechender monetärer Unterstützung. Da wäre dann ein zweites Gläschen Champagner fällig.

Ein wenig Leserservice für mein treues Publikum möchte ich auch noch mit auf den Weg geben. Der stark in das Kandidatenturnier gestartete Levon Aronian sagte im vergangenen Jahr in dem bemerkenswerten Artikel von Vera Block auf Deutschlandradio Kultur unter dem Titel „Verschmelzung von Talent und Faulheit“:

,,Wenn du als Kind den Zusammenbruch eines Systems erlebst und mitkriegst, wie die Eltern ihre Jobs verlieren – das stärkt. Durch ihren Optimismus haben meine Eltern es geschafft, meinen Weg zum Schach zu ebnen. Und das hat mir das Grundvertrauen gegeben.“

In Norwegen ist die letzten Jahre kein System zusammengebrochen. Der junge Magnus Carlsen gilt vielen als kommender Weltmeister im Schach. Doch der Norweger hat noch nicht am Thron von Champion Viswanathan Anand gerüttelt. Das Hamburger Abendblatt attestierte dem hoffnungsvollen Elo-Spitzenreiter eine starke Physis: Magnus Carlsen setzt seine Gegner mit seiner Kondition matt.

Der von mir sehr geschätzte Schachjournalist Stefan Löffler führte kürzlich ein hochinteressantes Interview mit dem jungen Schachgroßmeister Anish Giri auf Zeit Online über die Chancen der 8 Berufsschachspieler beim Kandidatenturnier in London inclusive Seitenblick auf Viswanathan Anand.

Der letzte Lesehinweis geht heute zum Kultblog Indiskretion Ehrensache vom ehemaligen Handelsblatt Journalisten Thomas Knüwer. Er hat die Digitalkonferenz in Austin besucht und titelt Deutschland auf der SXSW: ein Trauerspiel und vergibt keine Bestnoten. Der analytisch starke Knüwer redet Klartext.

Bei der Blitz-WM 2010 in Moskau wird Levon Aronian Blitzweltmeister

Levon Aronian ging mit 1,5 Punkten Vorsprung vor Magnus Carlsen in den abschließenden 3. Tag der Blitz-WM 2010 in Moskau. Es standen nochmals 10 Runden auf dem Programm. Carlsen hatte 2009 die Blitzschachweltmeisterschaft vor Anand mit 31 Punkten gewonnen. Der indische Schachheld kam auf 28 Punkte. Diesmal war Viswanathan Anand nicht am Start. Ihn sehen wir erst wieder beim London Chess Classic vom 8. bis 15. Dezember am Start. Noch eine kleine Notiz möchte ich nachtragen. Magnus Carlsen erhielt in Moskau rückwirkend für sein Schaffen im vergangenen Schachjahr den Schach-Oscar 2009 von der russischen Zeitschrift 64.

            Turm in der Schlacht

             © Michael Alber: Pixelio

Die Blitz-WM 2010 sah ja nach dem ersten Tag Magnus Carlsen und Levon Aronian mit jeweils 10 Punkten vorn. Am zweiten Tag grüßte Levon Aronian dann ganz alleine von der Tabellenspitze mit 18,5 Punkten. Er hat momentan einen Lauf. Erst am vergangenen Sonntag gewann er zusammen mit Karjakin das Tal-Memorial Turnier durch die Sonneborn-Berger Wertung. Aronian konnte gleich in Moskau bleiben. Nach Moskau ist vor Moskau gewesen.

Levon Aronian gewann am Ende mit 24,5 Punkten vor Teimour Radjabov mit 24 und Magnus Carlsen mit 23,5. Hier die komplette Turniertabelle mit allen Partien. Der Spannungsbogen kann dort nochmals gut rausgelesen werden.

Für alle Freunde der Geschichte der Weltmeisterschaften im Blitzschach gibt es Lesestoff auf Wikipedia. Auch die vor der offiziellen Einführung der Blitz-WM durchgeführten bestbesetzten Weltturniere im Blitzschach fehlen nicht.  Klangvolle Namen wie José Raúl Capablanca, Bobby Fischer, Garri Kasparow oder Michail Tal tauchen dort auf. Da bekomme ich Lust eine kleine Blitzpartie in der Thalia-Buchhandlung am Wochenende in Nürnberg zu spielen.

Ein Dank geht an den russischen Verband und seinen Live Video Stream. Das war ganz großes Kino. Ich liebe das Internet und seine Möglichkeiten.