Die unendliche Geschichte der Schachblogs in Deutschland

Der See zeigt sich von seiner besten Seite. Auch für die königliche Sportart Schach ist hier am Bodensee gesorgt. Auf der österreichischen Seite des Sees in der Festspielstadt Bregenz findet das 3. Internationale Bodensee Open vom 20. bis 28. Mai 2017 im Hotel Mercure statt. Der Schachklub Bregenz 1920 vermeldet einen Teilnehmerrekord. Bereits über 200 Anmeldungen aus 29 (kein Schreibfehler) Nationen. Lasst die Sektkorken durch die Decke knallen.

Schachblogs haben bei den großen etablierten Zeitungen durchaus keinen leichten Stand. Ruhig ist es um das Schachblog der Zeit geworden. Dabei hatte Zeit Online durchaus mit dem Blog Von Hängepartien und Bauernopfern einen respektablen Start. Inklusive einer interessanten Autorenmannschaft. Schachpublizist Johannes Fischer. Schachspieler Ilja Schneider, der eine aktuelle Elo-Zahl von 2522 aufweist. Warum hat man den Schachblog auf Zeit Online einschlafen lassen? Die Süddeutsche Zeitung ist bei dem Thema Schachblog so jungfräulich wie eine Geburtstagstorte, die unangeschnitten daliegt. Die FAZ hat spät einen Schachblog aufgelegt. Sehr spät. Im Juli 2016. Doch die Art des Mehrautoren-Blogs Berührt, geführt gefällt mir ganz gut. Einer der Autoren ist Jan Sprenger, Internationaler Schachmeister und Professor der Philosophie an der Universität in Tilburg, Niederlande. Sein aktueller Text unter dem Titel Und Anand an Brett vier.

Auch sprachliche Puzzlesteine flechtet Jan Sprenger geschmeidig mit ein.

,,Feiernde Berliner mit Bierflasche in der Hand und rot-weiß-gestreiften Schals gesellen sich zu den kofferbewehrten Geschäftsreisenden und Touristen. Passt ein auf Verinnerlichung und Reflexion gerichtetes Spiel wie Schach in diese hektische, lebenslustige Stadt? Am Alex mache ich bei einer Backstube halt; neben dem üblichen Kuchenbrötchensüßkram wird hier auch Couscous verkauft. Das nennt man wohl Innovation. Auch kein Begriff, den die meisten Menschen mit unserem Spiel verbinden, dessen Regeln sich die letzten 250 Jahre nicht geändert haben.“
Neben Jan Sprenger sind auch Stefan Löffler, Alexander Armbruster und Jörg Kaube im Team des Mehrautoren-Schachblogs der FAZ. Eine interessante Mischung. Die illustre Blogcrew setzt sich aus dem bereits erwähnten niederländischen Internationalen Schachmeister und Professor der Philosophie Jan Sprenger zusammen, dem FAZ Herausgeber Jürgen Kaube, Wirtschaftsredakteur Alexander Armbruster sowie dem Schachjournalisten Stefan Löffler.
Stefan Löffler hat einst selber einen Schachblog gegründet und geführt. Dann leider geschlossen. Auch der oben beim jetzt ruhenden Schachblog von Zeit Online erwähnte Ilja Schneider schloss seinen gut lesbaren Schachblog Schachzoo. Manchmal hätte ich mir da auch mehr Stehvermögen von den Protagonisten Schneider und Löffler gewünscht.
Blogger Georgios Souleidis nimmt Tempo aus dem Entwicklungsvorsprung raus
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Auch Georgios Souleidis hat auf seinem Schachblog Entwicklungsvosprung das Tempo rausgenommen.  Dabei hat auch Georgios Souleidis gute Anfänge gehabt. Sein Fleiß und die Texte gehörten eine Weile zum Grundrauschen der deutschen Schachblogszene. Auch in puncto Überschriften war Georgios Souleidis einst kreativ . Erinnert sei an den Artikel unter dem Titel  Warum soll man zu Plus, wenn die Milch bei Aldi nur 50 Cent kostet aus dem Jahr 2006. Schachfreund Souleidis setzte sich damals mit dem Thema der Ausländerquote in der Schachbundesliga auseinander. Ausgangspunkt war ein kritischer Beitrag vom engagierten Chefredakteur Raj Tischbierek im Magazin Schach in der Ausgabe 9/2006. Schachgroßmeister Raj Tischbierek, in der deutschen Heldenstadt Leipzig geboren und mit 9 Jahren bei Chemie Leipzig in den Schachverein eingetreten, übernahm die Zeitschrift Schach 1991 als Chefredakteur, für die der charismatische Sachse 1999 den Exzelsior Verlag gründete.
Übrigens Schachzeitungen würden Schachblogs auch gut zu Gesicht stehen.
Derweil geht es bei mir voran in Sachen Ausbau der Schach Memorabilia Sammlung.
Ein ganzer Schwung an hochkarätigen Schachweltmeistern. Historisches Material. Alexander Aljechin, Bobby Fischer, Michail Botwinnik zwischen den Buchdeckeln. Mit ihren großen Partien, ihren Biografien, ihren Statements. Ganz große Post. Die Paketmarke bis 31,5 Kilo. Ich leiste hiermit beim Postboten Abbitte. Dann auch das eine oder andere Kleinod. XIX. Studenten – Schach – Mannschaftsweltmeisterschaft Graz 1972. Herausgegeben von Milciades Lachaga, Argentinien 1973. Alles strahlt eine mystische Patina aus. Faszinierend. Doch gemach, gemach. Ich packe jetzt weiter in Ruhe aus. Der Vorgang dauert. Er wird bloggenderweise inklusive Fotomaterial von mir aufbereitet. Versprochen.
Fotos:  © Michael Wiemer

Kritik an der Schachbundesliga, Ulrich Geilmann, Zuschauerdefizite und mangelndes Interesse der Medien

Die Schachbundesliga hat mehrere Probleme. Da wäre die Zuschauerresonanz. Die Zahl der Schachfreunde die Live vor Ort die Partien der Schachbundesliga verfolgen hält sich in überschaubaren Grenzen. 2014 schrieb der in Moskau geborene und in Deutschland Schach spielende Ilja Schneider auf dem Schachblog von Zeit Online unter dem Titel Bauern, Könige und nur eine Handvoll Senioren über die Problematik der fehlenden Zuschauer in der Schachbundesliga.

,,Die muffigen Gaststuben wurden gegen repräsentative Sparkassengebäude, Hotels oder Rathäuser eingetauscht, in Berlin ist die Bundesliga manchmal im Willy-Brandt-Haus der SPD zu Gast. Es gibt hochwertiges Catering, die Spieler tragen Einheitskleidung, die Partien werden live ins Internet übertragen. Nur nach einer Kleinigkeit aus früheren Zeiten sehnt man sich heute: dem Zuschauer.“

Ilja Schneider, einem breiteren Publikum vor seinem Auftritt im Mehrautoren-Schachblog der Zeit Online mit dem eigenen Blog Schachzoo bekannt, wies auch auf den marketingtechnischen Aspekt hin.

,,Als sich die Schachbundesliga e.V. 2007 vom Deutschen Schachbund loslöste, wollte sie sich eigentlich besser vermarkten. Doch eine Liga zu verkaufen, der die wichtigen Merkmale einer Liga fehlen, ist schwer.“

Das lasse ich mal so stehen.

Foto: © Ray Morris-Hill  www.rmhphoto.eu

Schachweltmeister Magnus Carlsen gab in der Geschichte der Schachbundesliga ebenfalls seine Visitenkarte ab. Das norwegische Schachgenie spielte erstmalig in der Saison 2004/2005 für den SF Neukölln 1903. Später folgte das Engagement für die OSG Baden-Baden.

Deutschlands renommierter Schachpublizist Johannes Fischer, durch seine publizistische Arbeit bei ChessBase, dem Schachmagazin KARL, dem Schachblog von Zeit Online und seinem eigenen Blog Schöner Schein über regionale Grenzen bekannt, ist ein kompetenter Kenner in Sachen Schachbundesliga. Im Sportinsider Interview fragte ich Johannes Fischer:

Noch ein paar Worte zur Schachbundesliga. Wie ist die Liga aufgestellt in puncto Marketing, der Rolle in den Medien, den Zuschauerzahlen sowie der Spielstärke?

Johannes Fischer: Ach ja, die Bundesliga. Ich glaube, die könnte etwas flotter sein und eine Auffrischung gebrauchen. Wenn ich mit Freunden aus Schachkreisen über die Bundesliga rede, finde ich selten jemanden, der sich wirklich dafür interessiert geschweige denn begeistert. Die Saison ist zu lang, die vielen Rückzüge verzerren den sportlichen Wert der Liga, und es fehlen Vereine, mit denen man sich identifizieren, mit denen man mitfiebern kann.

Das ist schade, denn in der Bundesliga spielen nicht nur unglaublich viele starke Spieler, sondern in der Bundesliga wird auch viel Geld für Schach ausgegeben. Mit dem Gesamtbudget der Liga könnte man sicher ein phantastisches Schachereignis auf die Beine stellen. Aber ich glaube, ein paar Reformen täten der Bundesliga gut.

Ich weiß, technisch ist das alles schwierig und aufgrund von Regeln, Bestimmungen, Traditionen, etc. wahrscheinlich nicht machbar, aber einfach ins Unreine gesprochen, könnte ich mir vorstellen, dass die Bundesliga attraktiver wäre, wenn man sie auf zehn oder zwölf Vereine reduziert, die irgendwann im Laufe des Jahres an einem zentralen Ort um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft spielen. Das könnte ein richtiges Schachfestival werden – und vor allem ein Turnier, bei dem sich die besten deutschen Spieler mit der internationalen Spitze trifft.

Auch aktuell gibt es Entwicklungen die weniger erfreulich sind. Blogger Georgios Souleidis, einst kontinuierlich auf seinem Schachblog Entwicklungsvorsprung schreibend und seit einigen Jahren dort etwas arg sparsam im publizieren, berichtete gestern auf der Webseite der Schachbundesliga Trierer Bundesligateam zieht um nach Großbritannien. Einzig München dürfte aus dieser Nachricht Honig saugen. Durch den Rückzug von Trier bleiben beide Schachbundesligateams aus München in der Liga. Viele Fragen  bleiben.

Wie steht es um die Schachbundesliga in den Medien?

Der Videotext von ARD und ZDF ist regelmäßig bestückt mit Ergebnissen von Volleyball, Handball, Basketball, Hockey, Tischtennis Eishockey (DEL und DEL2), klar Fußball bis in die Niederungen der viertklassigen Regionalligen. Die Schachbundesliga fehlt da komplett. Komplett. Auch die mediale Aufmerksamkeit der Schachbundesliga in Deutschlands großen überregionalen Zeitungen wie der Süddeutschen Zeitung oder der FAZ ist von überschaubarer Größe. Kontinuierliche Berichterstattung, lange Artikel, Fotostrecken, Interviews mit Protagonisten der Schachbundesliga etc. sind kein Standard. Hier am Bodensee lässt sich gleiches auch über die großen Abonnementzeitungen Südkurier (Sitz in Konstanz) und Schwäbische Zeitung (Sitz in Ravensburg) sagen. Im Südkurier und der Schwäbischen Zeitung findet die Schachbundesliga nicht statt.

Ulrich Geilmann zu den Zuschauerzahlen Live vor Ort in der Schachbundesliga

Schachbundesliga Vizepräsident Ulrich Geilmann stellte sich im vergangenen Jahr meinen Fragen in einem längeren E-Mail Interview. In puncto Marketing und Vermarktung merkte Schachfreund Geilmann an:

,,Bedauerlicherweise haben wir in den letzten Jahren keine kontinuierliche Besetzung des Vorstands für Marketing und Vermarktung sicherstellen können, was sicher ein Manko ist. Bewerbungen nehmen wir aber gerne entgegen! Wer also Qualifikation, Zeit, Lust und Laune hat, den Posten unentgeltlich übernehmen zu wollen, mag sich bei uns melden.“

Auch zur Problematik der Zuschauerzahlen Live vor Ort, die der Internationale Meister Ilja Schneider wie eingangs erwähnt auf Zeit Online 2014 bereits thematisierte, nahm der Schachbundesliga Vizepräsident Ulrich Geilmann Stellung.

,,Erlauben Sie eine kurze Zwischenfrage, Herr Geilmann? Kann man die Zuschauerresonanz vor Ort vielleicht einmal konkreter darstellen?

Ulrich Geilmann: Gerne, Herr Wiemer, auch wenn Sie die Beantwortung nicht ganz zufrieden stellen wird. Die Bundesligawochenenden werden von den Mitgliedsvereinen in Eigenverantwortung ausgetragen. Dabei werden die Zuschauerzahlen jedoch nicht stringent erfasst, weil die Clubs zum Beispiel keine Eintrittsgelder erheben. Nach meiner langjährigen Erfahrung als Teamchef schwanken die Besucherzahlen jedoch je nach Event durchschnittlich im einem zwei- bis dreistelligen Bereich. Da müssen wir noch besser werden.“

Die Schachbundesliga ist in Sachen Zuschauerzahlen Live vor Ort kein Erfolgsmodell. Das mag man bedauern. Andererseits sind die Themen Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, die Schaffung attraktiver Rahmenbedingungen für Zuschauer vor Ort jetzt auch nicht über Jahre mit Vehemenz offensiv und mit der nötigen Power umgesetzt worden.

Nachdenkenswert 452

,,Man darf sich also nicht wundern, dass sich Schach im Allgemeinen nicht gut vermarkten lässt.

Natürlich wird man mir jetzt vorhalten, dass Spitzenereignisse stets medienpräsent sind. Stimmt! Neulich war sogar der DSB-Präsident, Herbert Bastian, im Frühstücksfernsehen und selbst die Tageszeitungen berichten über die WM. Das wird hoffentlich dann auch für die zentrale Abschlussrunde der Schachbundesliga in Berlin gelten.“

Ulrich Geilmann, mit Randnotizen auf schachbundesliga.de. Doch man sollte die Kirche im Dorf lassen. Die Schach-WM in New York ist die eine Sache. Die Schachbundesliga eine vollkommen andere. Der Tod des Glücks ist der Vergleich. Marketingtechnisch hat die Schachbundesliga selbst noch ein paar Hausaufgaben zu machen.

Im Mai 2016 äußerte sich Schachpublizist Johannes Fischer im Sportinsider Interview auf meine Frage ,,Noch ein paar Worte zur Schachbundesliga. Wie ist die Liga aufgestellt in puncto Marketing, der Rolle in den Medien, den Zuschauerzahlen sowie der Spielstärke?“ wie folgt:

,,Ach ja, die Bundesliga. Ich glaube, die könnte etwas flotter sein und eine Auffrischung gebrauchen. Wenn ich mit Freunden aus Schachkreisen über die Bundesliga rede, finde ich selten jemanden, der sich wirklich dafür interessiert geschweige denn begeistert. Die Saison ist zu lang, die vielen Rückzüge verzerren den sportlichen Wert der Liga, und es fehlen Vereine, mit denen man sich identifizieren, mit denen man mitfiebern kann.

Das ist schade, denn in der Bundesliga spielen nicht nur unglaublich viele starke Spieler, sondern in der Bundesliga wird auch viel Geld für Schach ausgegeben. Mit dem Gesamtbudget der Liga könnte man sicher ein phantastisches Schachereignis auf die Beine stellen. Aber ich glaube, ein paar Reformen täten der Bundesliga gut.

Ich weiß, technisch ist das alles schwierig und aufgrund von Regeln, Bestimmungen, Traditionen, etc. wahrscheinlich nicht machbar, aber einfach ins Unreine gesprochen, könnte ich mir vorstellen, dass die Bundesliga attraktiver wäre, wenn man sie auf zehn oder zwölf Vereine reduziert, die irgendwann im Laufe des Jahres an einem zentralen Ort um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft spielen. Das könnte ein richtiges Schachfestival werden – und vor allem ein Turnier, bei dem sich die besten deutschen Spieler mit der internationalen Spitze trifft.“

Nachdenkenswert #449

,,Ich glaube, der Begriff „Ära“ wird schnell verwandt. Als Bobby Fischer 1972 Weltmeister wurde, sprachen viele vom Beginn einer neuen Ära. Aber die war schon vorbei, bevor sie begonnen hatte.

Allerdings finde ich es beeindruckend, wie lange Carlsen schon mit deutlichem Elo-Vorsprung vor allen anderen Spitzenspielern liegt. Da er noch jung ist, glaube ich, dass alle seine jetzigen Konkurrenten nur geringe Chancen haben, ihn als Nummer eins der Schachwelt abzulösen. Natürlich, Sergej Karjakin kann den WM-Kampf im November gewinnen und Weltmeister werden, aber ich glaube, Carlsen würde auch dann weiter die Nummer eins der Welt bleiben und sich den Titel irgendwann zurückholen.

Aber Carlsen kann sich selber gefährlich werden. Vielleicht hört er auf, an seinem Schach zu arbeiten, weil er zu lange die Nummer eins ist, weil er übermütig wird, da ihm lange niemand wirklich gefährlich wurde oder weil ihm ernsthafte Herausforderungen fehlen. Vielleicht nimmt er die Dinge dann zu leicht und nimmt seine Gegner nicht mehr ernst.

Doch wenn Carlsen innerlich stabil und stark bleibt, dann glaube ich, dass er die nächsten fünf bis zehn Jahre die Nummer eins bleibt und das Weltschach dominieren wird.“

Johannes Fischer, Schachpublizist, im Sportinsider Interview

Magnus Carlsen noch ohne Sieg beim Sinquefield Cup 2014

Nein, nach 2 Runden ist alles noch möglich. Die jetzige Turniertabelle hat denn auch eher temporären Charakter. Gar keine Frage.

Quelle: ChessBase

Fabiano Caruana ist optimal ins Turnier gestartet. Weltmeister Magnus Carlsen teilte sich jeweils die Punkte mit den ambitionierten Schachgroßmeistern Maxime Vachier-Lagrave und Hikaru Nakamura. Der Schachpublizist und Blogger Johannes Fischer hat die Details der 2. Runde sehr schön auf Chessbase aufbereitet.

Schacholympiade 2014 in Tromsø geht in die letzte Runde

Nein, es war nicht die Schacholympiade von Magnus Carlsen. Der Weltmeister hat bis zu seinem Revanchematch gegen Vishy Anand noch eine Menge zu tun. Derweil geht es am Abschlusstag der Schacholympiade 2014 am 14. August um die Medaillen. Johannes Fischer auf ChessBase bringt die Situation in seinem Artikel mit den Einleitungssätzen auf den Punkt:

,,Im Open können die Chinesen mit einem Sieg gegen Polen Olympiasieger werden. Ungarn spielt gegen die Ukraine und hofft auf einen Ausrutscher der Chinesen. Bei den Frauen wollen die Russinnen gegen Bulgarien Gold holen, China und die Ukraine spielen um Platz zwei, Deutschland könnte Bronze holen.“

Die abschließende Runde beginnt um 11.00 Uhr.

+++++ Live-Schach von der Schacholympiade 2014 in Tromsø ++++++++++++++++++++++

Schacholympiade in Tromsø im Schoße der Familie und der “Presseattaché vom Team Anand” mit Chess in Tweets

Der August beginnt hoffentlich mit besserem Wetter. Die heutigen Regenverhältnisse am Bodensee mag ich ungern mit in den achten Monat des Jahres schleppen. Wo kommt eigentlich das ganze Wasser  her? Diese Niederschlagsmengen haben etwas von Bern 1954. Diesmal hatte Deutschland ja auch so ein Regenspiel dabei. Manch einer in den bunten Medien stilisierte Übungsleiter Löw gleich zur Stilikone in dem klitschnassen dunklen Hemd. Wie immer tailliert. Da fiel beim Spiel Deutschland gegen USA sein Gegenüber Coach Klinsmann fast ein wenig ab. Allerdings brachte Jürgen Klinsmann das Logo von Nike gut sichtbar an seiner Kleidung rüber. Sehr im Sinne des amerikanischen Sportartikelkonzerns.

Die Schacholympiade 2014 in Tromsø

Derweil rückt nach der Fußball-WM und der am Sonntag beendeten Hassliebe Tour de France das nächste Sportevent in den Blickpunkt. Die Schacholympiade in Tromsø. Im Land des amtierenden Schachweltmeisters. Selbstverständlich wird Magnus Carlsen auch am Start sein. Magnus Carlsen, da leuchten die Augen zahlreicher Schachexperten, Kiebitze und von Anhängern des königlichen Spiels auf der ganzen Welt. Magnus Carlsen ist aber auch eine wunderbare Geschichte formvollendeten Sportmarketings einer Einzelperson. Vielleicht schreibe ich darüber im Herbst kurz vor dem Revanchekampf gegen Vishy Anand. Ich habe übrigens so ein Gefühl im Bauch, der Champion Carlsen wird es diesmal nicht ganz so einfach haben wie im November des vergangenen Jahres. Das Comeback von Viswanathan Anand im Frühjahr war grandios. Er gewann verdient das WM-Kandidatenturnier im sibirischen Khanty Mansiysk und zeigte sich angriffslustig.titelbild Ja, die Neuauflage des WM-Kampfes von 2013 zwischen Magnus Carlsen und Viswanathan Anand ist für mich eines der Höhepunkte im Sportkalender des Jahres 2014. Es wird auch ein Prüfstein für Carlsen, inwieweit er mit der psychologischen nicht immer ganz einfach zu händelnden Favoritenrolle als amtierender junger Schachweltmeister gegen einen bissigen Ex-Schachchampion umgehen kann.anand - carlsen deep gameDoch bis zum Schachweltmeisterkampf zwischen Magnus Carlsen und Viswanathan Anand ist noch ein wenig Zeit. Erst steht die Schacholympiade in Tromsø auf dem Programm.

Der von mir sehr geschätzte Johannes Fischer hat auf dem Schachblog von Zeit Online über Ärger in der Schachfamilie berichtet und leitet seinen Artikel mit den folgenden eloquenten Worten ein:

,,Am 20. Juli 1924 wurde in Paris der Weltschachverband Fide (Fédération Internationale des Échecs) gegründet. Der Verband gab sich das Motto Gens una sumus, „Wir sind eine Familie“ und Familienfeiern sollte es bei Schacholympiaden geben. Die finden seit 1927 unregelmäßig, seit 1950 alle zwei Jahre statt, die nächste beginnt am 1. August im norwegischen Tromsø. Mit Querelen im Vorfeld.“

Das weibliche Familienmitglied Kateryna Lagno, jahrelang für die Ukraine sehr erfolgreich, spielt jetzt doch für Russland. Schau an. In der vergangenen Woche am 21. Juli erhielt sie die russische Staatsbürgerschaft. Vor 8 Jahren erspielte sie Gold mit der Ukraine bei der Schacholympiade. Im vergangenen Jahr wurde sie mit dem ukrainischen Team Mannschaftsweltmeisterin.

Dann wären noch zwei ehrgeizige männliche Familienmitglieder zu nennen. Der FIDE Chef Kirsan Iljumschinow und Schachikone Garri Kasparow stellen sich in Tromsø zur Wahl. Der Amtsinhaber ist erklärter Putin Freund und der Herausforderer ein offener Gegner des russischen Präsidenten.

Ein Blick lohnt auch zu den Websiten von chessbase und schach-ticker, die sich ebenfalls mit der Schacholympiade beschäftigen.

Der “Presseattaché vom Team Anand” und Kultblogger Eric van Reem mit Chess in Tweets

Dann wäre da noch der Kultblogger Eric van Reem zu nennen. Er powert bereits wieder auf Chess in Tweets.

,,Yes, Chess in Tweets is back. Earlier this year I followed the Candidates Tournament in Khanty Mansiysk by compiling a storyline around the games by using tweets about the event.  I will follow the Chess Olympiad in Tromsø in the same way: I will try to filter the most relevant tweets about the Olympiad in Norway and create a story. The good thing for you, the reader is that you only need to read this blog to get the best tweets, even if you do not use Twitter yourself. The bad thing is that I have to read a lot of crap.“

Der “Presseattaché vom Team Anand”, der niederländische Schachblogger Eric van Reem, nimmt sich in seinem Beitrag dann auch gleich offensiv einer im Vorfeld immer wieder gern verbreiteten Geschichte in puncto Marketing der Schacholympiade 2014 an. Stichwort: Das weltweit viertgrößte Sportevent. Eric van Reem übernimmt dies nicht blind. Aber schaut selber rein. Wer obige Verlinkungsabfahrt verpasst hat, kommt auch hier zu Eric van Reem seinem Kultblog.

New in Chess geht den digitalen Weg

Ich bin mit Schachzeitungen aufgewachsen. Mein Vater hatte immer ausreichend Lesestoff für seinen schachbegeisterten Sohn. Hochinteressant. Meine Grundeinstellung gegenüber der gedruckten Schachlektüre ist positiv. Stammleser wissen jedoch auch von meinem Faible für Online. Daher eine sehr gute Nachricht für mich, die der von mir sehr geschätzte Schachpublizist Johannes Fischer auf ChessBase in seinem Artikel New in Chess wird digital kenntnisreich aufbereitete und mit folgenden Einleitungsworten begann:

,,Die erste Ausgabe von New in Chess erschien im September 1984. Und galt sofort als eine der besten Schachzeitschriften der Welt. Das holländische Magazin, das aus dem legendären Schaakbulletin hervorgegangen war, überzeugte mit umfangreichen Turnierberichten, Partieanalysen von Spitzenspielern, ausführlichen Porträts und vielfältigen Artikeln über Geschichte und Kultur des Schachs. All das informativ, anregend und von hoher Qualität.“

In seinen weiteren Ausführungen verweist Johannes Fischer auf den neuen Weg von New in Chess. Print hat jetzt einen digitalen Bruder bekommen. Beide sollen miteinander harmonieren und sich gegenseitig ergänzen.

Pressespiegel zum Schach WM-Kandidatenturnier 2014 von Vishy Anand

Die Schachfiguren sind verstaut. Die Schachuhren angehalten. Die Live-Ticker über Khanty Mansiysk im März 2014 bereits wieder Geschichte. Nach dem WM-Kandidatenturnier ist vor dem WM-Kampf. Bernd Schroller auf sportal:.

,,Der Ort der kommenden Weltmeisterschaft steht ja noch aus. Anand wird gefragt, wo er gerne spielen würde. Es ist ihm egal, er gibt nur zu Bedenken, dass ausgerechnet in seiner Heimatstadt Chennai sein Schach eher schwach war.“

Vishy Anand war der große Gewinner in der sibirischen Erdölstadt und überraschte zahlreiche Experten mit seinem Comeback. Zur Erinnerung zum Beispiel vielleicht die Einschätzung von Deutschlands Nummer 1, Mannschaftseuropameister von 2011, Großmeister Arkadi Naiditsch auf Schach-Ticker vor Beginn des Turniers:

,,Wahrscheinlich ist „ Vishy“ der beste Spieler der letzte 20 Jahre. Er hat wirklich alles erreicht im Schach, was nur möglich war. Es gab Zeiten, da war Anand zudem, fast unbesiegbar in Schnellschach und Blitz. Was aber seine Leistungen der letzten Jahre angeht, so sind so doch eher bescheiden geworden. So spielt er deutlich langsamer als früher, versucht keine Risiken mehr einzugehen und scheint außerdem sehr glücklich zu sein, wenn die Partie endlich zu Ende ist. Sein WM-Match gegen Carlsen war auch mehr ein Schlachtfeld als ein Duell zwischen Herausforderer und Weltmeister.“

Johannes Fischer bilanziert auf chessbase das Kandidatenturnier und erinnert ebenfalls an die Expertenmeinungen, die Anand gar einen Start ausreden wollten:

,,Kaum einer der Experten hatte Anand vor dem Turnier als möglichen Sieger getippt. Nach für Anands Verhältnisse durchwachsenen Turnierergebnissen in den letzten Jahren, der klaren 3,5:6,5 Niederlage gegen Magnus Carlsen beim WM-Kampf im November 2013 und Anands viertem Platz beim Meisterturnier in Zürich Anfang des Jahres waren einige Experten sogar der Meinung, es wäre das Beste, wenn Anand auf die Teilnahme am Kandidatenturnier verzichten würde, um jüngeren Spielern wie Hikaru Nakamura oder Fabiano Caruana eine Chance zu geben.“

Inwieweit Vishy Anand dem amtierenden Weltmeister Magnus Carlsen Paroli bieten kann, steht selbstverständlich auf einem anderen Blatt. Ich erwarte einen durchaus härteren Fight wie in Chennai. Der indische Schachheld präsentierte sich psychisch wie physisch in frischerer Form wie im November 2013 beim C&A Duell. Unter Umständen muss der norwegische Champion im erneuten WM-Schachmatch über die volle Distanztitelbild

Der Eingangs erwähnte Bernd Schroller war auch bei Spiegel Online fleißig und titelt über Vishy Anand Der Altmeister kann es noch.

,,Der Ex-Weltmeister spielte in Chanty-Mansijsk sein bestes Turnier seit Jahren und blieb als einziger Spieler im Feld ohne Niederlage. Nur in der vorletzten Runde gegen Sergej Karjakin musste er etwas zittern, verteidigte aber das Endspiel mit einem Turm gegen zwei Leichtfiguren über 50 Züge sehr geschickt bis zur Punkteteilung. Im Gegensatz zum WM-Kampf gegen Carlsen konnte Anand hier auch wieder mit seinem breiten Eröffnungswissen glänzen.“

Der “Presseattaché vom Team Anand”, der unermüdliche  niederländische Kultblogger Eric van Reem, hat die 14. Runde wieder schön auf Chees in Tweets aufgedröselt. Vishy Anand erzielte bei diesem Kandidatenturnier exakt die gleiche Punktzahl wie Magnus Carlsen in London 2013.

The game did not take very long. After 34 moves and 90 minutes of play,  Anand and Svidler finished their tournament.  @dilipvanaman:Vishy secures 8 1/2 points/14 rounds. Coincidence ? Same points as @MagnusCarlsen in the 2013 Candidates”. @bandrinath: “+3 – 0 = 11. Who would have thought? A polite slap to all those who said “he” is over!!”  @unudurti“In effect, Anand needed only 6 Whites. Respect”.

Einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Kandidatenturnieren von London 2013 und Khanty Mansiysk 2014 gibt es denn doch auf den ersten Blick. Vishy Anand blieb im Gegensatz zu Magnus Carlsen ungeschlagen.

5. Runde Schach WM-Kandidatenturnier in Khanty Mansiysk

Keine Frage, der Ansetzungshöhepunkt der 5. Runde beim Schach WM-Kandidatenturnier in Sibirien ist die Partie Wladimir Kramnik gegen Levon Aronian. Beide ambitionierten Schachgroßmeister sind im Vorfeld von Khanty Mansiysk  immer wieder von zahlreichen Experten als Turnierfavoriten genannt worden. Nach den bisherigen vier Runden liegen sie in Lauerstellung hinter dem wieder bissigen Ex-Schachweltmeister Vishy Anand. Die gestrige Glanzpartie mit der gewissen Risikobereitschaft von Levon Aronian gegen Peter Svidler war auch ein Fingerzeig, der Elo-Ranglistenzweite will es wissen. Hier geht es zum Live-Ticker.candidatos ronda 4

Update: Die 5. Runde ist durch. Der namhafte Schachpublizist und Blogger Johannes Fischer titelt Kandidatenturnier: Spannende fünfte Runde auf chessbase und hat den Spieltag sehr kenntnisreich und schön aufbereitet.