Lasse Viren, Richard Ringer und der Tagesablauf eines Trainingslagers von Eishockey-Cracks in Südtirol

Guten Morgen.

Wer schon immer mal wissen wolle wie so ein Trainingslager von Eishockey-Cracks in der Taktung eines Tages abläuft, bekommt heute hier noch Antwort. Etwas Geduld bis zur Sport Mixed Zone Bodensee. Dann lüften wir das Geheimnis.

Nein, es war gestern nicht der Tag von Richard Ringer vom VfB LC Friedrichshafen bei der Leichtathletik WM in London. Im Vorlauf über 5.000 Meter schied er aus.

Lasse Viren: Die Sache mit den roten Blutkörperchen

Ja, ich kenne noch die Zeiten, da ist über 5.000 Meter in der Leichathletik ein Europäer souverän zu Titeln gelaufen. 1976 verfolgte ich intensiv die Olympischen Sommerspiele in Montreal. Ein Polizist aus dem finnischen Myrskila reiste da als Doppelolympiasieger über 5.000 und 10.000 Meter an. Lasse Viren hatte sich 1972 in München die beiden Goldmedaillen erlaufen. Monate vor dem Beginn  der Spiele 1976 in Montral gab es jedoch auch eine Formschwäche des Läufers aus Finnland. Doch er steuerte im Winter und Frühjahr dagegen. Im Buch über die XXI. Olympischen Spiele mit dem Titel Montreal 1976 von Heide Rosendahl, der Olympiasiegerin von 1972 im Weitsprung und über 4 x 100 Meter, im Corvus Verlag erschienen, wird dies auf Seite 30 dargelegt.

,,Im letzten Winter flog er nach Kolumbien und im Frühjahr nach Kenia, um im Höhentraining frischen Sauerstoff zu tanken. Beim Leistungstraining in Höhen ab 1800 Metern produziert der Körper zum Ausgleich mehr rote Blutkörperchen, weil in Höhenlagen die Luft dünner ist. Die Blutkörperchen sorgen für den Transport des Sauerstoffs zu den Muskeln. Größere Belastbarkeit und Ausdauer sind die Folge.“

Die Ausführungen im Buch Montral 1976 gehen dann weiter und lesen sich so:

,,Angeblich hat sich Lasse Viren einen Teil dieses Blutes auf der Höhe seiner Trainingsform abzapfen lassen, um dann kurz vor den Wettkämpfen von Montreal durch einen Bluttausch den Zustand verbesserter Leistungsfähigkeit zu erreichen. Wissenschaftler haben getestet, daß auf diese Art Langstreckler ihre Leistungen bis zu 15% steigern können.“

Der Polizist und München 1972 Doppelolympiasieger Lasse Viren gewann dann auch in Montreal die Strecken über 5.000 und 10.000 Meter und belegte einen bemerkenswerten 5. Platz beim Marathon hinter Olympiasieger Waldemar Cierpinski aus der DDR, Frank Shorter aus den USA, dem Belgier Karel Lismont und Donald Kardong aus den USA.

Noch ein paar Worte zur 5.000 Meter Disziplin. Lasse Viren gewann in Montreal 1976 in der Siegerzeit von 13:24,8 Minuten. Auf Platz zwei kam der Neuseeländer Dick Quax mit einer Laufzeit von 13:25,2.  Aus der BRD sicherte sich im dramatischen Finish Klaus-Peter Hildenbrand mit einem spektakulären Hechtsprung ins Ziel eine Medaille und fing den vor ihm liegenden Rod Dixon aus Neuseeland noch ab. Bronzemedaillengewinner Hildenbrand konnte auf eine Zeit von 13:25,4 verweisen. Beim viertplatzierte Dixon blieb die Uhr bei 13:25,5 stehen. Den 5. Platz erlief sich Brendan Forster aus Großbritannien mit einer Laufzeit von 13:26,2. Auf Rang 6 liegt Willy Polleunis aus Belgien mit 13:27,0 Minuten ein.

,,Der Tod des Glücks ist der Vergleich“

Dies sagt der deutsche Managementtrainer Dr. Reinhard K. Sprenger auf einer seiner CDs und in seinen Seminaren, Doch ich will mich nicht um die Zeit von Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) beim gestrigen Vorlauf bei der Weltmeisterschaft in London drücken. Richard Ringer lief 13:36,8 und kam als 17. ins Ziel. Das war leider das Aus. Für Schlagzeilen sorgte der Läufer vom Bodensee hinterher. Seine Kritik an den Hygieneverhältnissen im Hotel war deutlich. Sport1 titelt Ringer: Toilette selber putzen.

Doping und Hajo Seppelt Berichterstattung in der ARD

So weit heute die Leichtathletik. Doch noch ein letztes Wort zu einer unappetitlichen Thematik. Doping. Bullshit Doping. Hajo Seppelt hatte ja vor der WM mit seinem Doping Bericht den Partycrasher gegeben. In seiner 30-minütigen Doku Geheimsache Doping: Wie Afrikas Sporthelden verkauft werden, vor dem Beginn der Leichtathletik-WM in der ARD am 3. August 2017 gesendet, war man geneigt sich abzuwenden von dem Sport um Laufzeiten, Startprämien, Leistungssteigernden Substanzen, Verstrickungen mit dubiosen Hintermännern sowie einer brutalen Ausbeutung afrikanischer Läufer. Wer mehr erfahren will, folgt dem Twitter-Account vom sich über Jahre in die Thematik hineingewühlten Journalisten. Diese Recherchen sind nicht immer leicht oder ungefährlich. Andererseits platziert die ARD solche Themen immer sehr weit außerhalb der Primetime. Wer mag schon ernsthaft sein Hochglanzprodukt permanent durch Doping Filme und Hintergrundberichte über skandalöse Zustände in der Industriebranche Sport beschädigen?

Ich würde mir auch Daniel Drepper, Jonathan Sachse oder Jens Weinreich mit kritischen Hintergrundberichten zum Profisport im durch Zwangsgebühren alimentierten TV vorstellen können. Und weniger KMH oder hochgejazzte Supercupspaßveranstaltungen. So ganz nebenbei warte ich natürlich auch noch auf eine Lieferung: Wann liefert Hajo Seppelt den 2. Teil der  Mark Bonar Geschichte?

Schwenk zur schnellsten Mannschaftssportart der Welt.

Eingangs bat ich um etwas Geduld für alle, die die Taktung eines Trainingslagertages von Eishockey-Cracks chronologisch erzählt bekommen wollen.

Sport Mixed Zone Bodensee

Eishockey: Wer schon immer mal wissen wollte, wie denn so ein Trainingslager in Südtirol für ein DEL2 Team aussieht, dem sei die chronologische Erzählung eines Tagesablaufs der Ravensburg Towerstars durch Frank Enderle an die Hand gegeben. +++ Handball: Sie ist schon über eine Woche durch, doch Stammleser wissen meine Art zu schätzen, nicht jeder Breaking News sofort hektisch nachzuhecheln. Die HSG Konstanz hat selbstverständlich auch zur U-21 Handballweltmeisterschaft nach Algerien geschaut. Ihr talentierter Torwart Stefan Hanemann war dabei. HSG Pressesprecher Andreas Joas nahm sich nach der Rückkehr der Sache in einem Artikel auf der Vereinswebseite gewohnt solide und einfühlsam an. Unter dem Titel Nach ,,Schlag ins Gesicht“ bei WM: Stefan Hanemann froh über ,,größte Ehre für Deutschland spielen zu dürfen“ leitet Handballexperte Andreas Joas seinen Text mit folgenden Worten ein: ,,Sieben Spiele, sieben souveräne Siege, Halbfinale. Alles war perfekt gelaufen für Stefan Hanemann von der HSG Konstanz und die deutsche U21-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Algerien. Dann kamen zwei unglückliche Niederlagen gegen Europameister Spanien im Halbfinale und Weltmeister Frankreich im Spiel um Platz drei. Nach dem undankbaren vierten Platz und zwei Tagen zurück in der Heimat sagt Stefan Hanemann, es gehe ihm mittlerweile wieder „ganz okay.“ Doch die Enttäuschung sitzt tief.“ +++ Leichtathletik: Der 3-Länder Marathon am Bodensee mit Start in Lindau, Zwischenstation in St. Margrethen und Zieleinlauf in Bregenz am 8. Oktober 2017 wirft seine Schatten voraus. Rennleiter Günter Ernst bietet einen Trainingslauf und eine Streckenbesichtigung an. Die Teilnahme ist kostenlos.  Für Laufinteressierte stehen wahlweise die zweite Hälfte des Skinfit-Halbmarathons (10,5 km) oder 2/3 der Marathon-Strecke (31 km) ab Bregenz zur Verfügung. Geplanter gemeinsamer Start ist der Sonntag, dem 27. August 2017 um 8.00 Uhr. Treffpunkt ist direkt beim Casino-Stadion in Bregenz – also beim Ziel der 11. Ausgabe des 3-Länder-Marathon am Bodensee. Zur Anmeldung bis zum 24. August 2017 geht es hier entlang.

Reblog: Ex-Kameramann Stefan Nowak zum alimentierten Fernsehen von ARD und ZDF

Wir wollen uns durch ein gutes Frühstück nicht die Sicht auf aktuelle Dinge vernebeln lassen.

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Foto:  © Michael Wiemer

ARD und ZDF fehlt weiter die moralische Legimitation. Freigeist Don Alphonso fragte kürzlich auf seinem Twitter-Account:

,,Was kostet eigentlich so? Kann mir das mal jemand von den besserverdienden ARDlern ins Gesicht sagen?“

Die ARD blieb Don Alphonso die Antwort schuldig.

Frank Lübberding sezierte die Aktion ,,Sag´s mir ins Gesicht“ in der FAZ unter dem Titel Tagesschau-Chefredakteur wartet vergeblich auf Trolle.

ARD Mann Kai Gniffke hatte seinen Auftritt. Oder auch nicht. Frank Lübberding merkte in seinem FAZ Artikel letzte Woche dazu an:

,,Nicht jede Einladung wird bekanntlich angenommen. So erging es gestern Abend Kai Gniffke als Chefredakteur von „ARD-aktuell“. Ihm sollten Zuschauer auf Facebook live und ungeschnitten „ins Gesicht sagen,“ was gemeinhin unter Hasskommentaren verstanden wird, neudeutsch „hate speech“ genannt (Link zum Videomitschnitt). So saß er da und wartete auf jene Mitmenschen, die in den sozialen Netzwerken nicht nur ARD-Journalisten das Leben schwer machen. Gniffke wartete allerdings vergeblich. Es gab niemanden, der ihn mit Beleidigungen traktierte oder sich sonst im Ton vergriffen hatte.“

Soweit Frank Lübberding und seine Sicht auf die ,,Sag´s mir ins Gesicht“ Aktion und die ARD Personalie Kai Gniffke.

Dabei wäre ARD gut beraten sich der freien Marktwirtschaft zu stellen und selber die Aufhebung der Zwangsgebühren zu fordern. Dann den Markt entscheiden lassen. Warum zeigen sich die Sendeanstalten ARD und ZDF so mutlos? Kein Zutrauen zur eigenen Anziehungskraft ihres Programmes? So ganz frei auf dem Markt agierend, abhängig vom Bezahlwillen der Bevölkerung. Zeigen ob die Politberichterstattung, Sportberichterstattung, Kulturberichterstattung, Wissenschaftsberichterstattung oder der Volksmusiksektor genug Kunden findet, die bereit sind dafür zu bezahlen. Warum so mutlos? Warum einer Diskussion ausweichen, die längst überfällig ist. Ich will da die überbordenden Honorare für Moderatoren hier jetzt gar nicht thematisieren. Oder die Sache mit der Transparenz.

Die durch Zwangsgebühren gemästeten Sendeanstalten ARD und ZDF erinnern eher an die Planwirtschaft in der DDR, denn an eine freie Marktwirtschaft.

Wie sieht es eigentlich aus mit der Rechenschaftspflicht der ARD und ZDF gegenüber der Bevölkerung und damit der Gesellschaft?

Doch genug der Vorrede. Gelegenheit an dieser Stelle ins Archiv zu steigen.

Reblog: [vom 24. Juni 2016]

Ex-Kameramann Stefan Nowak zum alimentierten Fernsehen von ARD und ZDF

Ex-Kameramann Stefan Nowak war 20 Jahre in der Branche und stieg dann bewusst aus. Auf kameramann.de berichtet Brancheninsider Nowak über nachdenkenswerte Details die auch Nicht-Kameramänner lesen sollten. Unter dem Titel Das Ende der Leidenschaft zeichnet er ein nachdenklich stimmendes Bild:

,,Wem das klar geworden ist, der erkennt, dass es nicht besser werden wird. Die durchschnittlichen ARD/ZDF-Zuschauer sind 63 Jahre alt; die Privatfernseher gerade mal fünfzehn Jahre jünger. Dementsprechend grottoid ist der überwiegende Teil der ausgestrahlten Programme.“

Zum grottoiden Teil darf man getrost auch große Teile der aktuellen Fußballberichterstattung von ARD und ZDF bezeichnen. Persönlich bin ich durch geschmeidiges agieren bisher um KMH herumgekommen. Keine einzige Minute mit KMH. Doch ich will mich gar nicht an einzelnen Puzzlesteinen festbeißen. Wahrlich nicht. Andere Protagonisten und fragwürdige sowie marktschreierisch herkommende Konzeptversuche wie Beckmanns Sportschule sind auch nicht viel besser.

Gehen wir nochmals zu Stefan Nowak. Er bringt auch die fehlende Rechenschaftspflicht von ARD und ZDF sowie die monetäre Seite für die Beteiligten auf den Punkt:

,,Die Verantwortlichen in den Sendern interessiert das nicht; die Öffentlich-Rechtlichen muss es nicht interessieren, denn sie werden von der Gesellschaft ohne Rechenschaftspflicht zwangsalimentiert, und bei den Privaten dient das Programm ohnehin nur zum Füllen der Pausen zwischen den Werbeblöcken. Da zählen nicht Inhalte, sondern die Shareholder Value. Mittlerweile ist mir klargeworden, dass die sinkenden Budgets nur ein Teil des Problems sind. Die Sender und Produzenten wissen mittlerweile genau, dass sich in der Branche immer ein Arschloch finden wird, das gezielt zu den Gewerkschafts- und Berufsverbandstreffen geht, um dort die diskutierten und aufgerufenen Mindesthonorare in Erfahrung zu bringen. Dann geht dieser „Kollege“ oder die „Kollegin“ zum Sender oder Produzenten und unterbietet diesen Preis, kriegt also den Auftrag – und die Anderen schauen in die Röhre.“

Ja, das System ARD und ZDF gehört auf den Prüfstand. Wollen wir uns so ein System weiter leisten? Ohne Rechenschaftspflicht? Mit einem wie ein Alibischild vor sich hergetragenen Bildungsauftrag geplaudere. Echt jetzt? Es gibt da einen Bildungsauftrag? Der wird auch umgesetzt? Inklusive einer nervtötenden Fußballberichterstattung auf zwei Sendern mit flankierenden Nebengeräuschen.  ARD und ZDF fehlt letztendlich auch die moralische Legitimation.

Übrigens Stefan Nowak hat für sich persönlich einen Ausweg aus der Situation gefunden. Der ehemalige Kameramann arbeitet heute im Ingenieurabbruch mit Spezialmaschinen. Zufrieden und ohne Bitterkeit. Arbeitsgeräte sind jetzt 100-Tonnen Longfront-Bagger oder auch 2-Tonnen Mini-Abbruchmaschinen, mit denen er Gebäudeanlagen zerlegt.

Reblog: Ein paar Worte zu Hajo Seppelt. Derweil geht der Playoff-Wahnsinn weiter.

Sie waren auf einem Höllentrip. Ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit, etwaig besorgte Mütter oder das sorgenvolle Gesicht ihres Sachbearbeiters der örtlichen Krankenkasse. Die Rede ist vom promovierten Sportjournalisten Raoul Duke und seinem Spezi, dem unkonventionellen Rechtsanwalt Dr. Gonzo. Sie lassen es krachen. Doping? Was ist das? Duke und Dr. Gonzo hatten sich auf den Weg gemacht. Ziel war das  Offroad-Rennen Mint 400 in der Wüste bei Las Vegas. Sportjournalist Raoul Duke hatte einen Auftrag für ein Magazin. Aufgabe war die Berichterstattung über das Rennen. Auf dem Weg nach Las Vegas lassen Duke und Dr. Gonzo nichts aus. Ihr Drogenrausch wird im Film Fear and Loathing in Las Vegas von Regisseur Terry Gilliam so geschildert.

„Wir hatten zwei Beutel Gras, fünfundsiebzig Kügelchen Mescalin, fünf Löschblattbögen extrastarkes Acid, ’nen Salzstreuer halbvoll mit Kokain und ein ganzes Spektrum vielfarbiger Uppers, Downers, Heuler, Lacher … sowie ’nen Liter Tequila, ’ne Flasche Rum, ’ne Kiste Bier, ’nen halben Liter Ether und zwei Dutzend Poppers. Nicht, dass wir das alles für unseren Trip brauchten, aber wenn man sich erst mal vorgenommen hat, ’ne ernsthafte Drogen-Sammlung anzulegen, dann neigt man dazu, extrem zu werden.“

Sportjournalist Raoul Duke wurde in dem 1998 herausgekommenen Film, dessen Drehbuch auf  dem Roman Angst und Schrecken in Las Vegas von Hunter S. Thompson basiert, von Johnny Depp gespielt. Seinen Begleiter Dr. Gonzo spielte Benicio del Toro. Verlassen wir an dieser Stelle den Kinosaal. Duke und Dr. Gonzo haben mit ihrem gemieteten Chevrolet Impala Cabriolet noch ein paar Fahrkilometer vor sich.

Schwenken wir zum brutalen Thema Doping im Hochleistungssport. Bullshit. Da gibt es keine zwei Meinungen. In Deutschland ist die Schar der Sportjournalisten, die sich dem Thema Doping kontinuierlich widmen, doch sehr überschaubar. Hajo Seppelt ist einer von ihnen. Blicken wir in mein Blogarchiv. Und legen los.

Reblog: [vom 6. April 2016] 

Ein paar Worte zu Hajo Seppelt. Derweil geht der Playoff-Wahnsinn weiter

Während die Promotion-Tour von Hajo Seppelt weitergeht, siehe das Spox Interview unter dem Titel „Man muss im Fußball recherchieren“ und bevor ich mich dem Sportgeschehen am Bodensee zuwende, generell ein paar Worte zur Doping-Berichterstattung in Deutschland. Ja, es gab sie, die Sternstunden des investigativen Journalismus. Erinnert sei an das Jahr 1998. Damals strahlte die ARD die Sendung Monitor mit dem unvergesslichen Moderator Klaus Bednarz aus. Seine Anmoderation zum Bericht von Wolfgang Bausch, Fred Kowasch und Jo Angerer über Doping im Radsport (Hier geht es zum Video des Originalfilmbeitrages bei Monitor) war ein Lehrbeipiel wie seriöser und kompetenter Journalismus in Sachen Doping-Berichterstattung aussehen kann.

Nein, ich habe nie den Ehrgeiz gehabt Deutschlands Nummer 1 in Sachen Doping-Berichterstattung zu werden. Mich 365 Tage am Stück, 24 Stunden mit den unappetitlichen Dingen der Industriebranche Profisport zu beschäftigen, wäre mir dann doch monothematisch zu eng.  Auch meine Leser haben ja schöne Interessen. Die Besucherströme zum Countdown des Schach-WM Kandidatenturniers in Moskau im März 2016  oder der Sport am Bodensee: Auf den Spuren von Brigitte Bardot, Sophia Loren, Sean Connery und Co. sprechen da eine deutliche Sprache. Der Mensch mag nicht immer nur im Doping-Müll wühlen, sich damit auseinandersetzen und eigenes Sehverhalten ständig kritisch zu hinterfragen. Das Leben ist schön. Es hat viele Facetten zu bieten.

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Foto:  © Michael Wiemer

Nichtsdestotrotz ist ernsthafte Auseinandersetzung von Journalisten mit dem Thema Doping wichtig. Siehe oben die Qualitätsarbeit bei Monitor im Jahr 1998. Später gab es dann eine Phase, wenn ich gefragt wurde, wer denn zuverlässig und seriös über Doping in Deutschland berichtet, dass ich die Namen Daniel Drepper, Jonathan Sachse und Jens Weinreich in die Runde warf. Sie hatten Drive, bedienten Blogs mit Texten, Quellen, interessanten Recherchen. Hajo Seppelt hatte ich zu jener Zeit nicht auf dem Notizzettel, wenngleich ich seine Arbeiten kannte. Hajo Seppelt war in den letzten Jahren fleißig. Im vorletzten Jahr dann seine Dokumentation „Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht.“ sowie 2015 „Geheimsache Doping: Im Schattenreich der Leichtathletik.“

Es hagelte Auszeichnungen. Zu Recht. Zwei seien an dieser Stelle erwähnt: 2016 gab es den Bud-Greenspan-Award der New York Television and Film Writers für die Dokumentationen „Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht“ und „Geheimsache Doping: Im Schattenreich der Leichtathletik“ und 2015 die bemerkenswerten Siegerpreise beim ersten weltweiten Journalistenwettbewerb „Sports Media Pearl Award“ des Weltverbands der Sportjournalisten (AIPS) in Abu Dhabi in der Kategorie Video documentary für den Film „Geheimsache Doping: Im Schattenreich der Leichtathletik“ und in der Kategorie Best investigative reporting.

Jetzt also am letzten Sonntag Hajo Seppelts neuestes Werk bei WDR sport inside mit dem Bericht über den Londoner Gynäkologen und Sportflüsterer Dr. Mark Bonar. Auch die ARD brachte ihn. Und Seppelt durfte auch in der Tagesschau sein Statement abgeben. Noch fehlen konkrete Namen. Seppelt im eingangs erwähnten Spox Interview:

,,Es sind im Rahmen der Aufnahmen mit der versteckten Kamera Namen genannt worden, bei denen es sich zum Teil um sehr bekannte Fußballer und Sportler handelt, die den meisten Fans weltweit bekannt sein dürften. Wir sind da sehr vorsichtig und werden keinen öffentlich anschwärzen, solange die Beweislage nicht eindeutig ist – und das ist sie in diesem Fall nicht. Es gibt Behauptungen eines Arztes, der offenkundig Dopingmittel verschreibt und sich in der Szene sehr gut auskennt. Ein anderer sagt, dass er Fußballer zu ihm geschickt hat. Die Indizienkette ist also schon sehr dicht. Doch das reicht aus unserer Sicht noch nicht aus, um Namen öffentlich zu nennen.“

Das lasse ich mal so stehen.

Wenden wir uns dem Sportgeschehen am Bodensee zu. Gestern Abend standen die Ravensburg Towerstars mit dem Rücken zur Wand. Der kanadische Coach Daniel Naud hatte die Oberschwaben jedoch gut eingestellt. Im DEL2 Playoff-Halbfinale gab es einen begeisternden 6:3 Sieg gegen das Eishockeyteam der Kassel Huskies. Damit steht es in der Best of Seven Serie 2:3. Nächstes Spiel am Freitag in Kassel.

Auch die Volleyballer vom VfB Friedrichshafen sind im Playoff-Fieber. Sie schauen heute genau hin. Sollte erwartungsgemäß Erzrivale Berlin Recycling Volleys gegen CV Mitteldeutschland weiterkommen, geht es im Playoff-Halbfinale am 13. April gegen die United Volleys RheinMain, den Pokalschreck der Häfler. Der Vorverkauf für die Tickets ist bereits angelaufen. Die Geschäftsstelle in der Meistershofener Straße 25 in Friedrichshafen und der Onlineticketpartner reservix sind adäquate Adressen für alle Fans. Nein, Vital Heynen ist als neuer Trainer noch nicht offiziell verkündet. Alle warten gebannt nach der Dechiffrierung des Interviews von Vital Heynen mit der Schwäbischen Zeitung auf das Rauchzeichen.

Schwenk zum Segeln. Das Match Race Germany in Langenargen hatte im vergangenen Jahr den Sieger Tomislav Basic aus Kroatien gesehen. Er verwies den Schweizer Eric Monnin und den Dänen Joachim Aschenbrenner auf die Plätze. Die diesjährige Ausgabe ist bereits in Sicht. Der Countdown vermeldet: 35 Tage, 23 Stunden, 19 Minuten und 33 Sekunden. Das Segelevent ist vom 12. – 16. Mai 2016 terminiert.

Sport Mixed Zone Bodensee

Fußball: Der FC St. Gallen schmiert im Auswärtsspiel beim FC Zürich ab. Coach Joe Zinnbauer bedient: ,,Die Viererkette habe heute jedoch überhaupt nicht ins Spiel gefunden. Und auch die Kette davor nicht. Und auch nicht noch weiter vorne.“ +++ Niederlagenserie gestoppt: Der Fußball-Oberligist FV Ravensburg hatte zuletzt 4 Niederlagen am Stück einstecken müssen. Am Wochenende dann der Sieg beim FC Freiburg. Heute steht Pokal für die Ravensburger (Pokalfinalist im WFV-Pokal 2015) an. Sie spielen im WFV-Viertelfinale beim SSV Ulm 1846 im Donaustadion. +++ Befreiungsschlag: Das Fußballteam vom  SCR Altach stand die letzten Wochen im intensiven Abstiegskampf. Jetzt gelang mit dem 2:0 Heimsieg gegen Austria Wien ein Befreiungsschlag. Hier die statistischen Details und Trainerstimmen. +++ Handball: Österreichs Handballmeister Alpla HC Hard verliert im letzten Spiel im Oberen Playoff in Wien bei Fivers Margareten. Am Sonntagnachmittag in Gummersbach dann der Einsatz der Harder Handballspieler Dominik Schmid und Gerald Zeiner im Länderspiel Deutschland vs. Österreich. Der ehemalige Harder Spieler Robert Weber, zur Zeit in Diensten des SC Magdeburg, traf fünffach gegen Deutschland.

Nachdenkenswert #409

,,Ich würde die Frage „Sind eigentlich alle verrückt geworden?“ während Fußball-Welt- und Europa-Meisterschaften ohnehin pauschal mit „Ja“ beantworten. Aber der Wahn, der in diesen Tagen ARD und ZDF erfasst hat, ist ganz besonders besorgniserregend.“

Stefan Niggemeier, Medienjournalist, auf seinem Blog am 30. Juni 2012 im Artikel mit dem Titel Deutschland ringt um Fassung.

Zwei Tage vorher war am 28. Juni 2012 im Nationalstadion in Warschau das EM-Halbfinalspiel Italien vs. Deutschland mit 2:1 über die Bühne gegangen. Stefan Niggemeier dröselte damals die unglaubliche ARD und ZDF Berichterstattung auf. Stichwort Bernd Schmelzer, Boris Büchler, der unsägliche Usedom Fußball-Strand mit Katrin Müller-Hohenstein und Oliver Kahn. Inklusive einem kritischen Schwenk auf die Bild.

Reblog: Sport am Bodensee: Die eleganten Riva Boote fernab vom TV

Guten Morgen.

Kann sich jemand noch an das Wehklagen von ARD und ZDF im vergangenen Jahr nach dem Verlust der TV-Rechte in Sachen Olympische Spiele 2018 bis 2024 erinnern? Bild legte den Finger in die Wunde und schrieb in Sachen Axel Balkausky und seiner Reaktion nach der Niederlage von ARD und Co. im Kampf um die Fernsehrechte unter dem Titel: Weniger Randsportarten in ARD und ZDF

,,ARD-Sportchef Axel Bakaulsky droht nach Olympia-Deal mit Eurosport.“

Drohungen weniger Randsportarten in ARD und ZDF zu bringen sind natürlich ein Schenkelklopfer. Deutschlands Volleyballfans zum Beispiel ziehen sich die Spiele legal und bequem aus dem Netz von sportdeutschland.tv oder Schachfreunde die beim WM-Kandidatenturnier 2016 in Moskau traditionell miterleben konnten, das dem Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen die Kraft selbst für Zweizeiler im Videotext zum internationalen Sporthighlight des königlichen Spiels fehlte, haben mit ChessBase Kompetenz in Sachen Berichterstattung. Da bedarf es der ARD oder des ZDF nicht.

Gelegenheit an einen Artikel hier auf sportinsider aus dem Archiv zu erinnern:

Reblog: [vom 02. Juli 2015] Sport am Bodensee: Die eleganten Riva Boote fernab vom TV

Nein, so elegant wie sich vorige Woche die italienischen Stilikonen von Carlo Riva hier am Bodensee bei den 4. Riva Classics zeigten, waren die Reaktionen von ARD und ZDF auf die Vergabe der TV-Rechte in Sachen Olympische Spiele 2018 bis 2024 nicht.

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Foto:  © Michael Wiemer

Da wäre zum Beispiel die Argumentationskette vom ARD-Sportkoordinator Balkausky. Vielleicht gar ein Beispiel für das Medienlehrbuch, wenn sonst hofierte Sender im Kampf um die Übertragungsrechte bei der Vergabe mit leeren Händen dastehen.  Meedia brachte ein Interview von Michael Rossmann (dpa) mit Axel Balkausky unter der griffigen Überschrift ARD-Sportkoordinator Balkausky zur Olympia-Schlappe: „Kampf um TV-Rechte hat eine neue Dimension erfahren.“

,,Zunächst einmal respektieren wir den Verkauf der europaweiten Übertragungsrechte an Discovery und Eurosport als Entscheidung des IOC für eine Neuorientierung bei der Vergabe seiner Medienrechte. Ob es seitens des IOC nicht partnerschaftlicher gewesen wäre, ARD und ZDF als jahrzehntelange Partner deutlich früher als die breite Öffentlichkeit über den Verkauf an Discovery zu informieren, das sollte sich das IOC einmal selbst fragen.“

Discovery Channel sponserte einst ein teures Radsportteam und stellte 2005 mit Lance Armstrong den Tour de France Sieger. Okay, dieses Ergebnis ist mittlerweile Makulatur. Wegen Dopings wurde dieser Sieg nachträglich gestrichen. Das kolportierte Budget soll 12 Millionen US-Dollar pro Jahr betragen haben. Nach der Saison 2007 beendete Discovery Channel sein Sponsorship im skandalumwehten und durchgeschüttelten Radsport.

Der Olympia Coup von Discovery wird auch im Tagesspiegel behandelt. Sonja Álvarez leitet Ihren Artikel unter dem Titel Dabei sein ist alles mit den folgenden Worten ein:

,,Die ARD reagiert trotzig, Sportverbände sorgen sich um die Qualität der Berichterstattung: Reaktionen nach der Vergabe der Übertragungsrechte für die olympischen Spiele an Discovery.“

Eingesammelt hat Sonja Álvarez dann Stimmen von Dagmar Freitag, Alfons Hörmann, Siegfried Kaidel, Clemens Prokop sowie Axel Balkausky.  Dagmar Freitag ist übrigens Parteimitglied der SPD, jener heftige Wahlniederlagen sammelnden Partei, die kürzlich auf ihrem Parteikonvent die Vorratsdatenspeicherung durchwinkte. Auch Jens Weinreich hat ein paar Zeilen in die Tastatur gegeben. Auf Spiegel Online dröselt er die Thematik auf unter der Überschrift Olympia-TV-Deal: Warum ARD und ZDF zunächst draußen sind.

Foto:  © Michael Wiemer

Jetzt hat also Discovery die Hände am Steuer in Sachen TV-Rechte für Olympia. Die Welt fragt ganz ohne Ehrfurcht: Die Olympischen Spiele ohne ARD und ZDF! Na und? Während dessen hat sich auch die FAZ in Person von Michael Hanfeld Gedanken um den Mega-Deal pro Discovery und kontra der Öffentlich-Rechtlichen gemacht und befindet unter dem Titel ARD und ZDF wollen nicht bloß am Boden turnen:

,,Ein historischer Tag für Discovery-Chef David Zaslav, ein erschütternder für die Intendanten von ARD und ZDF: Der Discovery-Konzern hat die Olympia-Rechte gekauft. Was folgt daraus für die Sender und die Zuschauer?“

Des einen Jubel, des anderen Ärger. Es können nicht immer alle gewinnen. Das war definitiv nicht der Tag für ARD und ZDF. Autor Hanfeld, verantwortlicher Redakteur vom Feuilleton der FAZ, hätte dabei auch gerne in die Gesichter der Intendanten geschaut:

,,In die langen Gesichter der Intendanten von ARD und ZDF hätte man am Montag gern gesehen. Bass erstaunt waren sie, die gewohnt sind, Spitzensport jeder Art jederzeit im Programm zu haben. Nun nicht mehr: Die Olympischen Spiele sind für die Jahre 2018 bis 2024 erst einmal weg. Der amerikanische Discovery-Konzern, zu dem der Sender Eurosport gehört, hat für 1,3 Milliarden Euro die Senderechte an zwei Olympischen Sommer- und zwei Winterspielen gekauft.“

Eurosport wurde einst von Rudolf Scharping geadelt. Der Präsident des Bundes Deutscher Radrennfahrer konnte sich dabei 2011 einen Seitenhieb auf ARD und ZDF nicht verkneifen:

,,Das ist eine souveräne Entscheidung von ARD und ZDF. Es zeigt, dass die Produktion einer Telenovela offensichtlich billiger ist als eine Radsport-Übertragung – die findet dann eben bei Eurosport statt.”

So der einstige Verteidigungsminister und Jan Ullrich Fan zum Ausstieg von ARD + ZDF aus der LIVE-Berichterstattung der Tour de France 2012 gegenüber dpa Anfang des Jahres 2011.

Foto:  © Michael Wiemer

Vielleicht ist Fernsehen aber auch total überbewertet. Und machen wir uns doch nichts vor, Menschen die ohne Fernseher leben, sind oft die Zeitgenossen mit dem größeren Zeitbudget. Sehr belesen, produktiv, aktiv in Sachen Sport – also der eigenen Bewegung an frischer Luft. Informiert sind sie oft auch noch besser, weil sie sich keine Talk-Shows von Plasberg, Jauch, Will, Maischberger und Co. reinziehen. Oder starr auf dem Sofa sitzen und sich irgendwelche Nachrichten mit vorgefertigten Meinungen von schlecht angezogenen Nachrichtensprechern vorlesen lassen, ist ja nun wirklich nicht sehr aufbauend. Menschen ohne Fernsehkonsum, einige kenne ich persönlich, sind in der Regel auch sehr ausgeglichen. Fernsehzeit ist für sie vergeudetes Leben. Sie nutzen die gewonnene Lebenszeit gerne auch für gut recherchierte englischsprachige Artikel und investieren in Lesezeit oder nutzen das Internet gezielt für die Suche nach Informationen fernab des Mainstreams.

Foto:  © Michael Wiemer

Hier am Bodensee ist der Sommer schön. Die Temperaturen angenehm warm. Wehklagen über Hitze gibt es hier nicht. Übrigens die 4. Riva Classics Bodensee fand auch so ganz ohne Übertragungen von ARD und ZDF statt. Gestört hat das hier niemanden.

Foto:  © Michael Wiemer

Derweil ist der Juli auch bereits angelaufen und der Blick auf den Sportkalender am Bodensee zeigt einige durchaus interessante Veranstaltungen.

„Ach, der heißt wirklich Hajo Seppelt.“

Nein, bis zur Medienmarke ist es noch ein wenig Weg für Hajo Seppelt. Mir wurde dies erst kürzlich klar bei einem wunderschönen Spaziergang am Bodensee mit meiner Jahrhundertliebe.

Foto:  © Michael Wiemer

Wir hatten irgendwann das Thema des Beitrags von Hajo Seppelt bei sport inside auf dem WDR über den in pubertärer Art etwas angeberisch daher schwätzenden Frauenarzt Dr. Mark Bonar. Ich berichtete über meinen Eindruck von dem Kurzfilm bei frischer Seeluft. Beiläufig erwähnte ich, dass mir in der Filmsequenz von Hajo Seppelt konkrete Namen von dopenden Sportlern fehlen. Es sei so doch vieles vage. Zumal Dr. Bonar wirklich, ich wiederhole mich da gerne, im pubertären Stil angab mit der Zahl der britischen Leistungssportler die in seiner Praxis aufliefen und grenzwertig versorgt worden seien. Hajo Seppelt müsste da schon noch liefern, meinte ich entspannt. Meine Jahrhundertliebe spontan:

,,Ach, der heißt wirklich Hajo Seppelt.“

Sie weiß von meiner Angewohnheit, hin und wieder Kosenamen zu vergeben. Sie meinte, auch Hajo Seppelt hätte ich mit solch einem versehen. Nein, das Mitglied der ARD-Dopingredaktion heißt wirklich Hajo Seppelt. Man klärt ja gerne auf. Wir beide mussten schmunzeln. Am See ist es auch schwer verbissen zu werden oder sich zu streiten.

Foto:  © Michael Wiemer

Dabei ist Hajo Seppelt durchaus in den letzten Jahren in Sachen Doping-Berichterstattung in Deutschland an Jonathan Sachse, Daniel Drepper oder Jens Weinreich vorbeigezogen, wie einst Marco Pantani am Berg an seinen „hundsgewöhnlichen Proletariern“ (Copyrhight by Peter Sloterdijk der einst im Spiegel im Jahr 2008 im Interview unter dem Titel „Hundsgewöhnliche Proletarier“ über die Höllentour, die Profanität des Dopings, die zerstörerische Kraft dänischer Nihilisten und den Zauber der Tour de France plauderte).

Das Seppelt im Kampf um die Aufmerksamkeit und in der Frequenz in Sachen Doping-Berichterstattung gefühlt deutlich klar an Jonathan Sachse, Daniel Drepper und Jens Weinreich vorbeizog, ist auch ein Verdienst der ARD. Die ARD polstert die Doping-Redaktion finanziell aus, sorgt für flankierende Logistik bei Flügen nach London und bei der sich immer wieder als medienwirksam zeigenden Promotion-Tour der Vermarktung von Dopingbeiträgen. Seppelt braucht auch keine Crowdfunding Aktionen zu fahren um sich an die Arbeit zu machen. Hajo Seppelt war die letzten Jahre bienenfleißig und sammelte Auszeichnungen wie andere Panini Bilder oder AGON BigCards von Fußballlegenden. Er konzentrierte sich auf das Thema Doping, verzettelte sich nicht mit anderen Themen und meine Jahrhundertliebe weiß seit unserem neulichen Spaziergang am Bodensee auch Bescheid. Sein Name ist Hajo Seppelt. Fairerweise muss ich anfügen, als ich meine Jahrhundertliebe 2000 kennenlernte, fand sie Kahn nicht als Bezeichnung eines der weltbesten Torhüters zu seiner Zeit, sondern eher als Synonym für ein Ruderboot. Sie kommt aus einer Familie, die sich für die Übertragung von Sport im Fernsehen oder den Sportteil in der Zeitung wenig interessiert. Die Ausnahme ist da Motorsport. Fußball stand da eher auf dem Index. Oliver Kahn, wer bitte soll das sein?

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Foto:  © Michael Wiemer

Dabei ist für mich einer der Sternstunden der Doping-Berichterstattung in Deutschland immer noch der Monitor Beitrag aus dem Jahr 1998. In Ein paar Worte zu Hajo Seppelt. Derweil geht der Playoff Wahnsinn weiter merkte ich an:

,,Während die Promotion-Tour von Hajo Seppelt weitergeht, siehe das Spox Interview unter dem Titel „Man muss im Fußball recherchieren“ und bevor ich mich dem Sportgeschehen am Bodensee zuwende, generell ein paar Worte zur Doping-Berichterstattung in Deutschland. Ja, es gab sie, die Sternstunden des investigativen Journalismus. Erinnert sei an das Jahr 1998. Damals strahlte die ARD die Sendung Monitor mit dem unvergesslichen Moderator Klaus Bednarz aus. Seine Anmoderation zum Bericht von Wolfgang Bausch, Fred Kowasch und Jo Angerer über Doping im Radsport (Hier geht es zum Video des Originalfilmbeitrages bei Monitor) war ein Lehrbeipiel wie seriöser und kompetenter Journalismus in Sachen Doping-Berichterstattung aussehen kann.“

Klaus Bednarz hatte prägnante Worte vor dem Abspielen des investigativen Films von Wolfgang Bausch, Fred Kowasch und Jo Angerer vorangestellt.

,,Nun, wie angekündigt zu dem Thema, das spätestens seit der Tour de France die gesamte Sportwelt in Atem hält: Das Thema Doping. Und hier scheint es eine Art himmlisches Wunder zu geben. Alle dopen, nur die Deutschen nicht. Und das ausgerechnet im Zeitalter der Globalisierung. Die Italiener dopen. Die Franzosen dopen. Die Schweizer dopen. Die Belgier dopen. Die Briten … Nur die Deutschen Radsportler sind sauber. So jedenfalls stellen es die Deutschen Radsportfunktionäre dar. In Wirklichkeit wird auch im Deutschen Radsport gedopt bis sich die Lungen blähen und die Muskeln platzen. Und zwar nicht nur bei den Profis sondern auch bei den Amateuren und sogar bei Jugendfahrern. Ein Bericht von Wolfgang Bausch, Fred Kowasch und Jo Angerer.”

 Tief durchatmen.

Nachdenkenswert #372

,,Die ARD hat heute – welch strategischer Coup: parallel zu einem 7-Spiele-Bundesliga-Spieltag – einen Themenabend Wettmanipulation. Ab 20h15 läuft dazu ein anderthalbstündiger Krimi und ab 21h45 eine halbstündige Dokumentation. Auf der entsprechenden Miniwebsite der ARD wird es zudem ab 20h15, also parallel zum Film und zum Spieltag, einen Chat mit den Machern von Film und Doku geben.

Parallel zum Film läuft übrigens nicht nur die Bundesliga auf SKY, sondern auch eine Blindenfußball-Doku auf EinsPlus. Die Programmierung wirkt nicht wirklich koordiniert.“

Kai Pahl, Gründer, Spiritus Rector und Macher von allesaussersport, über das wenig koordiniert wirkende Abendprogramm. Wettmanipulationen sind kein Thema der Neuzeit. Im kürzlich erschienen Interview von interpool.tv  mit Werner Becher (Interwetten AG) fing das 8-minütige Interview mit folgenden Worten von Werner Becher, CEO des internationalen Sportwettenanbieters Interwetten AG, an:

,,Spielmanipulationen gab es im Sport schon immer. Die gab es zu Zeiten der Gründung der olympischen Spiele. Das war immer Teil des Sports.“

Werner Becher wird im Interview von Fred Kowasch (interpool.tv) zu Hintergründen von Wettmanipulationen gefragt. Solche handwerklich professionell und recherchestark agierenden Journalisten wünschte man sich in der Bundesrepublik in größerer Anzahl.

Nachdenkenswert #345

,,Die Helden waren eher die Cartwrights als die Waltons, Colt Seavers und nicht die rote Zora und natürlich zeitgleich zum Haus am Eaton Place ausgestrahlten Bundesligaprofis in der ARD Sportschau. Manche Frau denkt wahrscheinlich, das Fernsehen wäre ausschließlich für Fußball erfunden worden oder umgekehrt. Was natürlich falsch ist, denn Männer haben die Neigung, vor nahezu JEDER Sportart kleben zu bleiben, die beim Zappen gefunden wird. Beliebte neue TV-Sportarten, die ehedem Randexistenzen darstellten, sind ganz klar Curling, Dressurreiten oder Synchronschwimmen.“

Helge Jepsen, in seinem Buch Männerspielzeug auf Seite 33 über das Fernsehen.

Jens Weinreich räumt mit einer Mär in Sachen FIFA-Ethikkommission auf

Nein, die unappetitlichen Dinge in Sachen Korruptionsskandal in der FIFA, die da mit geballter Wucht täglich in die medialen Kanäle geflutet werden, sind nicht erfreulich. Hier im Süden am Bodensee ist Fußball beileibe nicht das ganz große Ding. Es gibt einfach viele andere schöne Sachen und Aussichten.

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Doch wir schauen hier im Süden schon auch über den Tellerrand. Es gibt, ich wiederhole mich da gerne, nichts zu beschönigen in Sachen des systemischen FIFA-Skandals. Die Schlagzeilen über korruptes Verhalten, Schmiergeldzahlungen, kriminellen Machenschaften am Fließband inklusiver dubioser Vergabepraktiken der WM-Turniere (Katar ist da nur die Spitze des Eisberges). Will man uns für blöd verkaufen? Was sollen all die Sprüche und beschönigenden Verlautbarungen von Reformen, Reformwillen, neuem Personal? Soll das Fußballvolk beruhigt werden? Die DDR war einst nicht reformierbar. Die FIFA ist es auch nicht. Die Liste der Verfehlungen ist lang und geht auf keine Kuhhaut.

Traveler Digital Camera

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Der hier am Bodensee in Konstanz ansässige Südkurier titelte gestern Der Pate wird abserviert. Er schaffte es auf die Titelseite. Das kann noch lustig werden mit der Suspendierung von Sepp Blatter. Ach, Platinis Karrierechancen auf die Nachfolge von Blatter sind ebenfalls gesunken. Die ARD hat jetzt auch einen FIFA Experten. Was der durch Zwangsgebühren gemästete Sender so alles zu bieten hat. Warum lässt man eigentlich Jens Weinreich in der ARD oder dem ZDF nicht zu Wort kommen?

Die Unzulänglichkeiten der ARD und ZDF in Sachen FIFA Berichterstattung kritisierte ich am 8. Juni 2015 unter dem Titel Sport am Bodensee: Fernab vom Sumpf.

,,Dabei darf durchaus auch nochmals an die unsägliche Geldverschwendung von ARD und ZDF hingewiesen werden, die in das System FIFA gepumpt werden. Im Anschluss an jene unsägliche Jauch Sendung, mit einem überforderten Moderator und einer Zusammenstellung der Gästeliste, der dramatisch viel Kompetenz, Detailkenntnis und Aufklärungswille fehlte. Da hätte man sich in der Gästeliste schon Thomas Kistner, Jens Weinreich und Andrew Jennings gewünscht. Statt dessen wurde nicht aufgeklärt, Claudia Roth durfte die empörte Grünen Kritikerin spielen und FIFA Mann Koch outete sich als Wähler der CSU Grünen. Auch Florian Bauer überzeugte mich nicht. Er spielt halt nicht in der Liga eines Weinreich, Kistner oder Jennings. Doch verlieren wir die Geldverschwendung von ARD und ZDF sowie die damit verbundene Stützung des Skandal umtosten Ladens in Zürich nicht aus den Augen.

Und verwies auf die Ahrens Rezension.

,,Peter Ahrens vor einer Woche in seiner Rezension zum  Jauch-Talk über den FIFA-Skandal auf Spiegel Online.“

Wie sehr würde solchen Sendungen echter Journalismus gut tun. Aber von journalistisch sauber aufbereiteten Sendungen zum Thema FIFA scheint die ARD so weit entfernt wie der Salzstock in Gorleben von einem verlässlichen Atommüll-Endlager.

Aber beißen wir uns an diesem milden Herbsttag nicht an der ARD fest. Ein andermal mehr.

Der sportpolitische profundeste Kenner der FIFA-Zusammenhänge aus der Gilde der Journalisten in Deutschland ist Jens Weinreich. Er titelt Nur noch 89 Tage: Zu den Suspendierungen von Blatter und Platini #FIFAcrime.

,,Wichtig ist zudem mit der Mär aufzuräumen, wonach die FIFA-Kommission „ermitteln“ würde. Unsinn. Echte Ermittlungen, und zwar strafrechtliche, führen die Justizorgane in den USA, der Schweiz und einigen anderen Nationen. Parallel dazu laufen unabhängige Recherchen in einigen Medien – derlei Recherchen haben die Strafverfahren überhaupt nur ermöglicht. Die Aufarbeitung des kriminellen Systems geschieht auf Grundlage des amerikanischen RICO-Gesetzes, die FIFA wird von der amerikanischen Justiz mit einer Mafia-Organisation (RICO) gleichgesetzt.“

Das ist Journalismus wie ich ihn mag. Klar strukturiert, mit Rückgrat, sauber recherchiert.