Nein, der umsatzstarke amerikanische Sportartikelhersteller Under Armour mit seinem charismatischen und mit dem Mentalpower-Selbstbewusstsein von Muhammad Ali sowie Bobby Fischer auftretendem Marketinggenie und CEO Kevin Plank ist bei der Fußball-EM 2016 in Frankreich mit keiner Mannschaft zugegen. Under Armour belegt in den USA in Sachen Umsatz Platz 2 hinter Nike vor Adidas und sorgte immer wieder für Schlagzeilen, insbesondere mit einem sehr offensiven Marketing, das oft an die Motivationsansprache im Sport angelehnt ist. Kevin Plank arbeitet sich in der Fußballbranche jedoch erst ran. Ab der Saison 2016/2017 können deutsche Fußballfreunde zusehen wie das Sponsorship mit dem FC St. Pauli verlaufen wird. Shootingstar Under Armour gilt als Aufsteiger in der Sportartikelindustrie, der Weg von Plank ist so ein typischer Weg des Do it yourself Milliardärs, der von amerikanischen Motivationstrainern wie Anthony Robbins so gerne in epischer Länge und prägnanter Bildsprache erzählt wird. Roland Lindner, Wirtschaftskorrespondent der FAZ in New York, legte in Vom Rosenverkäufer zum Sportmogul vor einem Jahr ein paar Puzzlesteine des Erfolgsweg von Plank und Under Armour frei.
,,Selbst mit dem noch viel größeren Wettbewerber Nike will er es aufnehmen. Sein Traum ist es, Nike eines Tages als größten Sportartikelhersteller der Welt abzulösen. Von Plank ist die Geschichte überliefert, dass er früher dem Nike-Gründer Phil Knight jedes Jahr eine Weihnachtskarte mit dem bedrohlich klingenden Satz „Eines Tages wirst Du von uns hören“ schickte.“
Doch zur großen Bühne der Sportartikelfirmen in Frankreich. 24 Mannschaften. In 20 Fällen teilen sich die „zweieinhalb“ Großen Adidas, Nike und Puma die Ausstattung der Fußballteams. Adidas stattet 9 Mannschaften aus, Nike folgt mit 6 und Puma verweist auf 5. Dröseln wir das ganze kurz auf. Plus der 4 kleinen Hersteller Joma, Umbro (die einst eine große Traditionsmarke waren und über viele Jahre den Weltmeister England 1966 ausstattete), Erreà sowie Macron, die jeweils eine Nationalmannschaft einkleiden.
Adidas:
Deutschland, Spanien, Belgien, Russland, Ukraine, Schweden, Ungarn, Nordirland, Wales
Nike:
Frankreich, England, Portugal, Kroatien, Polen, Türkei
Puma:
Italien, Österreich, Schweiz, Tschechien, Slowakei
Joma:
Rumänien
Umbro:
Irland
Erreà:
Island
Macron:
Albanien
Bei der Fußball-WM 2014 in Brasilien stattete Nike 10 Teams aus, gefolgt von Adidas mit 9 und Puma mit 8. Vor der Weltmeisterschaft war Adidas ein Marketing-Coup gelungen. Sportartikelhersteller Legea hatte sich das Großereignis Fußball-WM Brasilien 2014 nicht im Vertrag mit Bosnien-Herzegowina inkludieren lassen. Adidas nutzte die Vertragslücke. Bosnien-Herzegowina lief erstmalig am 4. Juni 2014 im Länderspiel gegen Mexiko in Adidas-Trikots auf.
Foto: © Michael Wiemer
Auch jetzt blicken sie wieder auf eine gelungene Akquiseaktion zurück. Startete Belgien zur WM 2014 noch in Trikots von Burrda, flankiert von Geld aus Katar, wechselten die Roten Teufel nach dem Turnier in Brasilien zu Adidas. Kolportiert wird eine Summe von 1,8 Millionen Euro pro Jahr gegenüber 1 Million, die Burrda bezahlte. Siehe auch das manager-Magazin. Dort hat Arvid Kaiser einen Artikel in zehn Teilen unter dem Titel Adidas gegen Nike – wer den Ausrüster-Kampf gewinnt verfasst.
Adidas hat in letzter Zeit auch verstärkt in Sachen Content-Marketing investiert. Siehe auch den kürzlich hier publizierten Text Turnschuhe im Regal bei Karstadt-Sport, Sneakerness, Adidas und der GamePlan-A.
Die Geschichte der aufmerksamkeitsstarken Fußball-EM war in den letzten Jahren für den fränkischen Sportartikelhersteller immer verbunden mit dem Europameistertitel. 2012 und 2008 holte Spanien in Adidas Trikots die kontinentale Meisterschaft. Auch Außenseiter Griechenland siegte 2004 in Portugal in der Spielkleidung mit den drei Streifen. Frankreich wurde 2000 ebenfalls in Adidas Trikots Europameister. 1996 siegte Deutschland in …. Na Sie wissen schon. Auch das Team von Berti Vogts feierte den Europameistertitel in England in bewährter Adidas Kleidung. Erst beim Blick in das Jahr 1992 stoßen wir auf einen anderen Hersteller. Hummel stattete damals die Sensationsmannschaft Dänemark aus. Doch für heute soll dieser kleine historische Rückblick genügen. Selbstredend könnte man auch noch die EM 1988 aufgreifen, wo Deutschland bei der Heim-EM dem ungeliebten Fußballbruder Niederlande zum Titel gratulieren musste. Die Holländer spielten damals ebenfalls in Adidas Trikots.