Reblog: Wider dem Guardiola Hype

Nein, ich habe Pep Guardiola nicht in gottähnliche Himmelshöhen geschrieben. Pep Guardiola wurde von mir auch nicht in eine Fußball-Kathedrale gebeamt und mit dem Fluch der Triple Erwartungshaltung belegt. Jedoch ging mir der deutsche Medienhype um die Personalie Guardiola vor zwei Jahren auf die Nerven. Die lautstarken Springerblätter breiteten dem Ex-Trainer vom FC Barcelona den roten Teppich aus, in aller Intensität, nach dem Jahr Pep-Auszeit und seinem Dienstantritt bei Bayern München. Auch andere überregionale Zeitungen wie die Süddeutsche Zeitung oder die FAZ flochten überschwängliche Lobeshymnen. Vielleicht ist jetzt ein ganz guter Zeitpunkt einen Text aus dem Blogarchiv zum damaligen Guardiola Hype herauszuholen.

[Reblog 28. Juni 2013] Wider dem Guardiola Hype

Für den Hype um seine Person kann und will ich ihn nicht verantwortlich machen. Der eine oder andere Fußballfan hat bereits eine Substratsättigung. Die Rede ist vom aus der Auszeit zu Bayern München gekommenen Trainer Pep Guardiola. Mir war es bereits bei der Installation vom Vereinstrainernovizen Klinsmann alles ein zu großer medialer Auflauf. Ära. Aufbruch in neue Dimensionen. 5 Jahre später ist in München wieder von einer Ära die Rede. Pep Guardiola ist gelandet. Das Ingolstädter Dienstauto mit 520 PS übergeben. Lorbeerkränze im Dutzend sind dem Katalanen überreicht worden. Die Lobeshymnen arteten teilweise in einen Personenkult aus. Vielleicht ist es an der Zeit das Scheinwerferlicht ein wenig zu dimmen. Sportexperte Thomas Haider, einst von Alberto Contador in Sachen Doping belogen, hat auf sport10.at auch ein paar kritische Anmerkungen vorzubringen. Unter dem Titel Doppelmoral verweist er auf dunklere Stellen in der Fußballerbiografie von Pep Guardiola. Er zieht den Vergleich zu Jan Ullrich, dem ehemaligen Tour de France Teilnehmer und Sieger der Höllentour von 1997. Die mediale Sicht auf beide fasst er so zusammen:

,,Ullrich der Böse, Guardiola der Messias.”

Dabei gibt es zwischen beiden Gemeinsamkeiten. Thomas Haider, der einst  mit der Amerikanerin Lindsey Vonn schon Interviews führte, als die Skirennläuferin noch Kildow hieß, verweist in seinem Artikel darauf:

,,Was Ullrich und Guardiola gemeinsam haben? Positive Dopingkontrollen in ihrer aktiven Karriere und jahrelang intensive Kontakte zu Blutpanscher Fuentes!”

Thomas Haider erinnert in seinem Beitrag an die unsäglichen Machenschaften von Mediziner Fuentes und die Verquickung zum Fußballbiotop. Hat-Tip geht an Fokus Fussball.

Aber es gibt auch noch andere kritische Stimmen, die beschäftigen sich nicht mit Doping sondern mit der etwaigen Gefahr für die Freude am Fußball unter Guardiola. Im Interview mit Zeit Online berichtete Wolfram Eilenberger dem Fußballinternetpionier und Hartplatzhelden Oliver Fritsch vor 5 Monaten:

,,Ich bin Bayern-Fan, ich bin Fußball-Fan, und ich mache mir Sorgen um die Schönheit des Spiels. In letzter Konsequenz könnte Guardiola nicht nur mir, sondern einem ganzen Kontinent die Lust am Fußball nehmen.”

Der meinungsstarke Wolfram Eilenberger ist Chefredakteur des Philosophie Magazins. Der Philosoph spielt selber Fußball und hat in der deutschen Autoren-Nationalmannschaft die Spielposition im linken Mittelfeld inne. Er hielt mit seiner Kritik an der Kurzpass-Spielweise von Guardiola nicht hinter dem Berg.

,,Im idealen Fußball des Guardiola regieren kurze Pässe, es gibt keine Distanzschüsse, direkten Freistöße, Flanken, Kopfballtore. Kleinteilige Ballkontrolle und Penetrationsarmut kennzeichnen seinen Stil. Günter Netzer, übernehmen Sie!”

Bayern München hat in den letzten Jahren nicht immer glücklich bei den Trainerneueinkäufen agiert. Erinnert sei an Klinsmann. Aber auch der Kontrakt mit Louis van Gaal fand ein jähes Ende in der 2. Saison. Kontrakt hin oder her. Stimmt das Timing des Einkaufs von Bayern München in der Personalie Guardiola? Eilenberger hat da seine Bedenken und urteilt:

,,Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass   die Bayern einen verglühten Stern gekauft haben.”

Das habe ich einst von Jupp Heynckes nach seiner Reaktivierung bei Bayern München gedacht. Hiermit muss ich noch nachträglich Abbitte beim Triple-Erfolgscoach leisten.

Olympia Lektüre zum Wochenanfang

Guten Morgen. Heute wieder ein kleiner Informationshappen zu Vancouver. Markus Völker ist vor Ort und schreibt eine feine Kolumne in der taz und wirft einen Blick auf die Einstellung der englischen Journalisten gegenüber der Gastgeberstadt.

,,Vor allem englische Kollegen werden nicht müde, auf Vancouver herumzuhacken. Es wurden so viele Haare in der Suppe gesucht und gefunden, dass man annehmen musste, die Spiele könnten nur noch von einem Kriseninterventionsteam in Bataillonsstärke gerettet werde. Aber keine Angst, die Wettbewerbe laufen noch, das IOC hat keine Nachtsitzungen einberufen, Zuschauer und Journalisten kommen heil zu den Wettkampfstätten, und wie man hört, soll es sogar hier und da gute Stimmung in den Hallen und an den Strecken geben.“

Rainer Grünberg beschäftigt sich auf Welt Online mit dem Ergebnis von Anni Friesinger. Er kommt zum Fazit Anni Friesinger ist nicht mehr Anni Friesinger.

,,Weil sie in dieser Saison im Weltcup einen fünften Platz als bestes Resultat vorzuweisen hatte, musste Friesinger schon früh aufs Eis, als elftes von 18 Paaren Ihr Duell mit der Japanerin Tabata Maki gewann zwar, ihre Zeit von 1:58,67 Minuten, das wusste sie sofort, würde nicht für einen Spitzenrang reichen. Doch ihre Enttäuschung hielt sich in Grenzen, Friesinger lächelte, winkte ins Publikum und bedankte sich für die „Anni, Anni“-Rufe.“

Ein kurzweiliges Interview gibt Matthias Riesch der Abendzeitung Nürnberg. Er berichtet über seine große Schwester Maria, Ihr Single-Leben, Ehrgeiz im Kindesalter, die Freundschaft und gemeinsame Weihnachten mit Lindsey Vonn sowie nervöse Eltern.

,,Die Mama ist nervlich immer sehr angespannt. Man darf sie dann nicht ansprechen. Papa und ich sind auch nervös, aber sie hat dann nur noch den Tunnelblick. Sie ist froh, wenn beide, die Maria und die Suse (Schwester Susanne, d. Red.), gesund im Ziel sind.“

Es war die Überraschungsmeldung des heutigen Tages. Magdalena Neuner startet nicht in der Staffel. Im Interview auf eurosport.yahoo gibt die zweifache Olympiasiegerin Einblicke in Ihre Entscheidung.

,,Die Trainer und ich haben uns zusammengesetzt. Es ist üblich, dass der Trainer mit dem Sportler darüber spricht: Willst du Staffel laufen? Wie machen wir es? Wir haben uns darüber unterhalten, und ich habe meine Sorgen deutlich gemacht, dass es am Dienstag nicht klappen könnte. Es war schon ganz schön viel für mich alles. Ich möchte einfach nicht, dass es nicht klappt und die Mädels dann enttäuscht sind.“

Zum Abschluss noch eine beeindruckende Fotoserie der Spiele in Vancouver. The Boston Globe bringt sehenswerte 45 Fotos von Olympia und kommt dabei ohne Werbung aus.

Hinz und Kunz über Medaillenträume

Hinz: Hallo Kunz. Kurzes Resümee nach der ersten Woche in Vancouver?

Kunz: Hallo Hinz. Vonn und Riesch mit je einer Goldmedaille. Das wird der Freundschaft gut tun. Lindsey Vonn bot großes Kino. Maria Riesch war die Stehauffrau. Kurzer Rückblick auf 2005. Im Januar und Dezember „holt“ sich Maria Riesch Kreuzbandrisse. Ärzte gaben ihre Karriere bereits auf. 

Hinz: Simon Ammann holt sein 2. Gold auf der großen Schanze. Diskussion gab es seitens der Österreicher um die Bindung des Schweizers.

Kunz: Bemerkenswert. Nach dem Doppelschlag in Salt Lake City 2002 jetzt wieder so ein Paukenschlag. Zur Materialdiskussion nur soviel: Die Österreicher haben auch über viele Jahre immer gebastelt und getüftelt. Stichwort Skianzüge. Die vom Zaun gebrochene Bindungsdiskussion hat eher der eigenen Konzentration im Lager der Adler geschadet. Simon Ammann hat Geschichte geschrieben. Ein Vogelmensch.

Hinz: Was sagst Du zu den vielen Stürzen auf der Bobbahn und das Verhalten des Internationalen Bobverbandes?

Kunz: Die Bahn ist sehr grenzwertig. Der Verband erinnert an das Verhalten des Moskauer Politbüros in der Breshnew-Ära. Maulkorb für mündige Sportler und Trainer im Jahr 2010. Hm, olympischer Geist sieht anders aus.

Hinz: Tobias Angerer holt eine Silbermedaille. Anni Friesinger kommt auf Platz 14 ein. Lauftrainer Behle ist enttäuscht über die Leistungen seiner Frauen und hadert mit dem Trainingsfleiß. Im 3. Biathlonwettkampf der Frauen geht Gold-Lena leer aus.

Kunz: Gold-Lena. Hinz was liest Du denn für Zeitungen. Also Magdalena Neuner ist keine Maschine. Die Langlaufergebnisse der Frauen sind natürlich etwas mager. Bundestrainer Behle sprach teilweise von 150 fehlenden Stunden. Doch für Trainingsfleiß bzw. die Einhaltung der Trainingspläne ist doch wohl auch ein Trainer verantwortlich. Tobias Angerer freute sich intensiv über seine Silbermedaille. 

Hinz: Gold-Lena habe ich aus einer großen deutschen Zeitung. Glaube ich. Sie wird 3 Millionen mal täglich verkauft.

Kunz: Du musst Dich nicht rechtfertigen. Ich find ja die Bezeichnung der olympischen Leibesübungen bei der taz immer ganz witzig. Außerhalb Olympias überschreibt das Blatt ja die Sportseite mit Leibesübungen. Frei nach Turnvater Jahn. Jetzt während der Vancouver Zeit gab es den Vornamen dazu.  

Hinz: Ein Wort zum Eishockey.

Kunz: Frag mich nach dieser Nacht. Mein Tipp kennst Du ja. Kanada wird Olympiasieger. Das Spiel gegen die USA ist nur eine Zwischenetappe. Also Hinz bis zum nächsten mal.

Presseschau zu Lindsey Vonn

Durchatmen. Die Abfahrt der Damen war nichts für zarte Gemüter. Die Strecke war grenzwertig. Am Ende stand der Triumph von Lindsey Vonn. Eine kleine Presseschau.

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Focus Online weist auch auf Qualitäten von Vonn und der Zweitplazierten Manusco außerhalb der Abfahrtsstrecke hin

,,Für ein gutes Shooting sind sich Vonn und Mancuso in der Vergangenheit auch ohne Olympiamedaille nie zu schade gewesen. Vonn räkelt sich in der aktuellen Ausgabe des US-Magazins Sports Illustrated spärlich bekleidet durch die Seiten. Von Mancuso existieren Whirlpool-Fotos, auf denen Kollegin Chemmy Alcott tatkräftig von hinten ihre Oberweite überprüft. Schüchternheit sieht anders aus. Der Amerikaner nennt das wohl „open-minded.“

Christian Ewers schreibt auf stern.de über die Strecke und ihre Sturzopfer.

 Am Mittwoch spielten sich auf dem hot chair vor allem Szenen des Entsetzens ab. Lindsey Vonn aus den USA, die spätere Olympia-Siegerin in der Damen-Abfahrt, schlug sich die Hände vors Gesicht, als sie ihre Gegnerinnen stürzen sah. Anja Pärson verunglückte schwer im Zielraum der Franz’s Downhill-Piste. Nach einem 60 Meter-Sprung überschlug sie sich mehrfach. Und Pärson ist eine der besten Skifahrerinnen der Welt, in Turin 2006 gewann die Bronze in der Abfahrt.

Zeit Online wirft einen Blick voraus und gibt für Lindsey Vonn eine Prognose ab.

,,Lindsey Vonns erste olympische Goldmedaille wird wohl nicht ihre letzte bleiben. Die Weltcupführende kann die überragende Athletin dieser Olympischen Winterspiele werden, vier weitere Wettbewerbe stehen ja noch bevor.“

Das Schweizer Fernsehen blickt auf seiner Homepage auf den nächsten alpinen Wettbewerb der Damen und leuchtet auch die Chancen von Maria Riesch aus.

,,Die beiden grossen Herausforderinnen von Vonn heissen Anja Pärson und Maria Riesch. Bei beiden Fahrerinnen gibt es nach der Spezialabfahrt aber grosse Fragezeichen. Bei Pärson muss sich erst zeigen, wie sie ihren Horror-Sturz im Zielhang physisch und psychisch verkraftet hat. Riesch kam mit der Strecke überhaupt nicht zurecht und verlor am Mittwoch viel Zeit.“

Auf Spiegel Online stellt Christian Gödecke in seinem Artikel auch die Frage nach der Zumutbarkeit der Strecke.

,,Die USA haben Lindsey Vonn, ihre All-American-Girl-Sportheldin, die Deutschen eine enttäuschte Maria Riesch – und viele Läuferinnen blaue Flecken: Das Abfahrtsrennen der Frauen war auch ein dramatisches Sturzfestival. War die Strecke „Franz’s Run“ mit ihrem 60-Meter-Schlusssprung einfach zu brutal?“

Die Frankfurter Rundschau titelt – Der Stoff amerikanischer Träume – und wirft auch auf die Vermarktung von Lindsey Vonn einen Blick.

,,Für das Olympia Special von Sports Illustrated gibt sie mit strahlendem Lächeln in Abfahrtshocke das Cover-Girl, in der Kultstatus genießenden Swim-Suit-Ausgabe des Magazins darf sie zeigen, was sonst der Rennanzug verdeckt, und Olympiasender NBC fährt praktisch seine ganze Werbekampagne zur Refinanzierung seiner irrwitzig hohen Lizenzgebührenausgaben mit dem programmierten Gesicht der Spiele.“

Die Basler Zeitung wirft einen Blick auf die Belastung der Freundschaft von Lindsey Vonn und Maria Riesch.

,,Lindsey Vonn hat schon den ganzen Winter über den Abfahrtsrennsport der Frauen dominiert. Einzig im letzten Rennen vor Olympia hatte sie sich schlagen lassen müssen, von ihrer langjährigen deutschen Freundin Maria Riesch. Im Sommer war diese Freundschaft allerdings einer kleineren Belastungsprobe ausgesetzt. Lindsey Vonn wechselte zu Head, der Skimarke von Maria Riesch, nachdem ihr bisheriger Ausrüster Rossignol aus wirtschaftlichen Gründen die Fix-Gehälter seiner Athleten gekürzt hatte. Lindsey Vonn belastete das Budget bei Head aber so sehr, dass Maria Riesch für ihren Servicemann selber aufkommen musste.“

Zum Abschluss der kleinene Presseschau soll die NZZ Online zu Wort kommen. Das Phänomenen Lindsey Vonn und ihr Olympiasieg wird in einem Satz treffend beschrieben.

,,Mit einer verwegen anzusehenden Fahrt sicherte sich die Speeddominatorin Lindsey Vonn Olympia-Gold in der Abfahrt der Frauen.“

Herzlichen Glückwunsch!

Maria Riesch hatte sich sicherlich mehr erhofft. Ein achter Platz ist jedoch ebenfalls respektabel und es verbietet sich von Versagen zu sprechen oder zu schreiben. Es sei daran erinnert, dass nach zwei Kreuzbandrissen selbst die Ärzte nicht mehr an ein Comeback von Maria Riesch glaubten. Bei 100 km/h Kurvengeschwindigkeit lastet mehr als das Fünffache des Körpergewichts auf den Kniegelenken.