Heinz Florian Oertel und das Olympiabuch Vancouver 2010

Er ist eine Sportreporter-Legende. Unzählige und unvergessliche Sportreportagen von Olympischen Spielen hat Heinz Florian Oertel geprägt. Da sieht der Vergleich zur heutigen Sportreportergeneration für die aktuellen Akteure nicht so gut aus. Zusammen mit Kristin Otto hat Heinz Florian Oertel für jeden sportinteressierten Leser das neue Olympiabuch von Vancouver 2010 geschrieben.

             Vancouver 2010

Heinz Florian Oertel ist 82. Ich kann mich an viele begeisternde Sportreportagen von ihm erinnern. Er begleitete Waldemar Cierpinski verbal und mit Begeisterung bei seinen olympischen Marathonsiegen und empfahl zukünftigen Eltern ihr Kind Waldemar zu nennen. Oertel promotet das Buch über Vancouver 2010 auch selber.

Deutschland nimmt Abschied vom Eishockey

Deutschland trauert um sein Eishockey

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Die Traueranzeige ist Teil der Aktion Spieltag58. Das deutsche Eishockey liegt den Fans am Herzen, um so größer sind die Sorgenfalten ob der Entwicklung der DEL. In Vancouver gab es für die Nationalmannschaft ernüchternde Ergebnisse. In der Liga haben momentan die Kölner Haie größte finanzielle Schwierigkeiten.

Im vergangenen Jahr sprang den Ice Tigers Nürnberg in letzter Minute der sportbegeisterte Unternehmer Thomas Sabo zu Hilfe. Die Nachwuchsarbeit hat Defizite und die Funktionäre beschönigen die Dinge oder verweisen an die Kommunen, wie unlängst von Gernot Tripcke, Geschäftsführer der DEL, praktiziert.

ARD ist anders. ZDF auch.

Olympia ist durch. Gott sei Dank sagen die einen. Schade meinen die anderen. Begleitet werden diese olympischen Leibesübungen auch immer von TV-Sendern. So weit, so gut. Oder?

Eine kleine Fernsehnachlese zu Vancouver.

Jochen Hieber meint in der FAZ Beim Biathlon verkauft sich Bier am besten und verweist auf den monetären Charakter der TV-Sportberichterstattung:

,,Weitgehend also ist Sport zum Fernsehsport geworden. Und Fernsehsport generiert Fernsehwerbung. Entsprechend frohgemut bot die gemeinsame Werbe-Akquisition von ARD und ZDF potentiellen Kunden die Olympischen Winterspiele denn auch an, für Preise zwischen 4000 und 40 000 Euro pro zwanzig Sekunden Werbung – je näher die gebuchten Spots an die öffentlich-rechtliche Werbegrenze von 20 Uhr rücken und je beliebter die Sportarten sind, zwischen deren Übertragung sie geschaltet werden, desto teurer wird der Spaß: Biathlon und die alpinen Skidisziplinen erzielen Spitzenwerte.“

Olympia hat ARD und ZDF total überfordert meint Jörg Winterfeldt auf Welt Online  und verweist auf die teure Doppelexpedition nach Vancouver:

,,Die öffentlich-rechtlichen Sender hat Olympia überfordert. Die gemeinsame Bilanz scheint zulässig, weil der Masse der Gebührenzahler ohnehin schleierhaft ist, warum ARD und ZDF teure Moderatoren-, Reporter- und Expertenteams nach Kanada fliegen müssen, um miteinander zu konkurrieren.“

Die ARD ließ einen Spezialisten für meteorologische Prognosen in den Olympiaort einfliegen. Nebenbei durfte er auch ein „Sportinterview“ mit einem Landsmann führen.

,,Fassungslos beobachtete die Nation etwa, dass die ARD tatsächlich ihren Wetterexperten Jörg Kachelmann vor Ort hatte, um Vorhersagen für Vancouver zu erstellen. Ungeschlagenen Nonsens der Spiele lieferte der Fachmann, der sonst zielsicher jedes Tief vorhersieht, als er seinen Schweizer Landsmann Simon Ammann zum Skisprunggold interviewte: Auf Schweizerdeutsch, ohne Untertitel, dabei beherrscht Ammann auch die Amtssprache der ARD dialektfrei.“

Schuster bleib bei Deinen Leisten. Sportreporter Dieter Kürten hat auch nie versucht einen Wetterbericht an der meteorologischen Karte dem geneigten Publikum zu offerieren.

Wie sah es beim ZDF aus? Nun einen Wetterexperten vor Ort leistete sich der gebührenfinanzierte Pay-TV Sender ebenfalls.  Wettermann Tarik El-Kabbani berichtete vom Schmuddelwetter aus Vancouver.

Thilo Maluch schreibt auf Welt Online über Die blutleeren Winterspiele bei ARD und ZDF und fühlt sich an die Vermeldung von Börsenkursen erinnert:

,,Trotz aller deutschen Erfolge und exzellenter Wettkämpfe wirkt die Berichterstattung aus Vancouver dagegen oft seltsam blutleer und oberflächlich. Die Moderatoren finden keinen rechten Zugang zu den Wettkämpfen und präsentieren Medaillengewinner so routiniert, als wären es die Börsenkurse.“

Wie kam eigentlich Eurosport in der Beurteilung der Medien weg? Nun ein Blick auf Eurosport – mit Herzblut und knackender Leitung von André Schweins auf Der Westen bringt folgende Einschätzung zu Tage:

,,ARD oder ZDF? Wer hat im olympischen Rennen um die Gunst der TV-Zuschauer die Nase vorn? Bei mir siegt Eurosport!

Moderator, Kommentator, Experte, vielleicht noch eigene Kameras — die Personal- und Materialschlacht der öffentlich-rechtlichen Sender soll für die Rundum-Versorgung stehen.

Und doch fehlt mir viel zu oft etwas Elementares: Herzblut. Nicht allein für deutsche Hoffnungsträger. Herzblut für den Sport über Ländergrenzen und Medaillenspiegel hinweg ist es, den die Eurosport-Kommentatoren trefflich über den Sender juchzen.“

Henrik Lerch (Der Westen) setzt sich in Gold bis Blech – so gut sind die ARD/ZDF Experten mit einigen Personalien auseinander und vergibt Medaillen. Exemplarisch greife ich zwei Namen aus der Einzelkritik heraus:

Michael Antwerpes von der ARD:

,,Kompetenz:Wintersport; Nervfaktor: Kühler als der Schnee von Whistler. Nachrichtensprecher können in punkto Seriösität noch von ihm lernen. Wenn etwas auffällt, dann nur die Brille…

Medaille: Dabeisein ist alles.“

Wolf-Dieter Poschmann vom ZDF:

 ,,Kompetenz: Der lange (1,91 Meter) Leichtathlet mit der großen Erfahrung ist ausgewiesener Olympia-Fachmann. Nervfaktor: Schwärmte von Schenkeln der Eisläuferinnen. Altmänner-Gerede.

Medaille: Reden ist: Blech.“

Qualitätsfernsehen ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Auch für ARD und ZDF.

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Hinz und Kunz über den Sportmonat Februar

Hinz: Grüß Dich Kunz. Der Sportmonat Februar ist auch schon wieder Geschichte. Wollen wir ihn ein wenig Revue passieren lassen?

Kunz: Hallo Hinz. Dann legen wir gleich los. Am Anfang des Monats gab es ja die geplatzten Vertragsgespräche zwischen der Löw/Bierhoff Crew und dem DFB. Wolfgang Hettfleisch und Jan Müller haben eine der besten Analysen zur Thematik in der Frankfurter Rundschau im Artikel – Könige, Helden, Schurken, andere – Vorhang auf fürs DFB Theater geschrieben. Später bekam der Fußballverband auch noch die Personalien Amerell und Kempter auf den Tisch.

Hinz: Haben beide Schiedsrichter sich ins Abseits gepfiffen?

Kunz: Das Thema ist komplex. Schwierig. Wir beide waren ja bei keiner Auswärtsfahrt im Auto oder im Hotelzimmer live dabei.  

Hinz: Welche Rolle spielt eigentlich Präsident Zwanziger in der Personalie Amerell und Kempter?

Kunz: Fußballinternetpionier und Qualitätsjournalist Oliver Fritsch hat dazu auf dem Blog direkter Freistoß mit DFB ./.Amerell: Zwanzigers Verteidigung und die Eitelkeiten des Präsidenten einen lesenswerten Artikel geschrieben.

Ein weiterer empfehlenswerter Text ist dem Hartplatzhelden Fritsch mit Zwanziger: Unerwarteter und starker Gegenwind aus Frankfurt gelungen. Ich habe meinen Laptop mit. Ich werf ihn gleich an. Herr Ober, bitte zwei Cappucino. Danke. So der Schlepptop ist hochgefahren. Feines Teil. Hier lies. Ich schau derweile beim Kuchenbuffet vorbei. 

Hinz: Der Fritsch schreibt interessant. Er dröselt die Zusammenhänge gut auf und hat hochinteressante Verlinkungen. Den Kalwa Beitrag kannte ich zum Beispiel noch gar nicht.

Kunz: Ich hab für uns zwei Stück Kirschtorte an der Kuchenvitrine ausgewählt und bestellt.

Hinz: Danke nochmals für die Quelle. Der Beitrag über Zwanziger und Amerell ist hochinteressant. Der DFB hatte sich den Februar sicher auch anders vorgestellt. Die Themen offene Vertragssituation Löw/Bierhoff und Amerell werden den Verband weiter beschäftigen. Themenwechsel. Der Februar war ja insgesamt sehr olympialastig. Vancouver auf fast allen Kanälen. Was waren Deine Höhepunkte?

Kunz: Bist Du beim Pay-TV Sender ARD angestellt? Du stellst unglaublich intelligente Fragen… Was waren deine Höhepunkte? Bitte wieder zurück auf Start und neu würfeln.

Hinz: Mein lieber Kunz, Du bist heute wieder sehr angriffslustig. Die Kirschtorte schmeckt übrigens sehr gut. Der Cappucino ist aus einer guten Maschine. Also ich stell die Vancouver Frage neu. Wie fällt ein kurzes Fazit der Winterspiele aus? Am 16. Februar sprachen wir ja bereits kurz über die ersten Tage von Vancouver. Zum Auftakt gab es einen tödlichen Sportlerunfall auf der Eisbahn.  Nodar Kumaritaschwili starb. Du sagtest damals auf meine Frage: Darf eine Sportveranstaltung dann einfach so weiter gehen?

,,Ach, Hinz. Schwieriges Thema. Nach dem Tod von Senna wurde auch weiter Gas gegeben. Hannover 96 hat den Spielbetrieb auch nicht eingestellt  nach dem Suizid von Robert Enke. Bis 1960 sind auf den unzureichend ausgebauten Natureisbahnen 25 tödliche Unfälle passiert. Daniel Oaida aus Rumänien starb 1989 bei einem Unfall in Altenberg. Yvonne Cernota starb 2004 in der Echowand von Königsee. Sie verlor die Kontrolle über ihren Zweierschlitten. Die Formel 1 des Wintersports verzeiht keine Fehler.“

Kunz: Ein toter Sportler. Die Show ging trotzdem weiter. Keine 24 Stunden Verzögerung, keine Verschiebung der Rodelwettkämpfe. Die Bahn war grenzwertig. Der Bahnkostrukteur Udo Gurgel sagte in der FR:  

,,Man kann das nicht vorhersehen. Es war eine Verkettung sehr unglücklicher Umstände.“

Hinz: Du bist ja kein Freund von Medaillenwertungen. Die Medien haben trotzdem den Medaillenspiegel jeden Tag hochgehalten.

Kunz: Statistikkram hat mich noch nie interessiert. Die Nationenwertung ist oft für Funktionäre und Politiker eminent wichtig. In der Olympischen Charta bei Regel 58 Ehrentafel heißt es:

,,Weder das IOC noch das OK nehmen eine Gesamtwertung nach Ländern vor. Eine Ehrentafel  die die Namen aller Medaillen- und Urkundengewinner jedes Wettbewerbs trägt, wird vom OK aufgestellt, und die Namen aller Medaillengewinner werden auf Dauer und an exponierter Stelle im Hauptstadion sichtbar angebracht.“

Hinz: Welche Sportlerinnen und Sportler haben Spuren bei Dir hinterlassen?

Kunz: Die Friesinger Baucheinlage auf Eis im Halbfinale gegen die USA Mädels war sehenswert. Viktoria Rebensburg war erfrischend. Simon Ammann war der überragende Vogelmensch. Magdalena Neuner verzichtet auf verbissene Medaillenhamsterei und übergab ihren Startplatz in der Staffel. Sehr sympathisch. Du hast mich ja in zwei Gesprächen nach meinem Tipp für die Goldmedaille im Eishockey gefragt. Ohne mit der Wimper zu zucken gab ich jeweils Kanada an.

Die Jungs haben es spannend gemacht. Sowohl im Halbfinale gegen die Slowakei wie auch im Endspiel gegen die USA. Krimi pur. Sidney Crosby ist spektakulär, unglaublich, faszinierend. Riesch zeigt ihrer Freundin Lindsey Vonn zweimal die Fersen. Ansonsten Curling Siege für die Damen aus Schweden und die Herren aus Kanada. Die Sportart hat bei mir an Respekt gewonnen. Der Snowboard-Star Shaun White lieferte wieder großes Kino. Der Marlon Brando der Piste. 

Hinz:  Noch ein Wort zu den Kosten. Die faz fragte ja vor den Spielen: Was kostet das Gold? Wie siehst du den finanziellen Aufwand für die Medaillenproduktion?

Kunz: Norwegen gibt 15 Millionen Euro für die Finanzierung der Wintersportler um Ole Einar Björndalen aus. Deutschland gibt wesentlich mehr aus. Aus dem Bundesinnenministerium von  Thomas de Maizière kommen alleine 139 Millionen Euro. Der DOSB gab explizit die Reisekosten für die Vancouver Truppe mit 4,8 Millionen Euro an. Medaillen gibt es nicht zum Nulltarif.  Laut  obigen Artikel hat das Innenministerium zwischen 2006 und 2009 knapp 500 Millionen Euro zur Finanzierung des Sports gegeben. 

Denk alleine an den Unterhalt der Eisbahnen in der Republik oder an unsere Staatliche Raketenbauanstalt. Stichwort blauer Staatsbob.

Steuergelder für Medaillen. Aber jetzt werde ich die Rechnung für unsere zwei Kirschstücken und den Cappucino übernehmen.

Sponsorspiegel 28.02.10

Die Olympischen Winterspiele in Vancouver sind wie im Fluge vergangen. Im Sponsorspiegel vom 13.02.10 hatte ich aus dem Bauchgefühl 4 Mitglieder der deutschen Olympiamannschaft herausgepickt und einen kleinen Blick auf ihre Sponsorenwelt geworfen.

Es handelte sich um Magdalena Neuner, Maria Riesch, Andre Lange und Tobias Angerer. 2 Wochen danach sind Magdalena Neuner und Maria Riesch zweifache Olympiasiegerinnen. Andre Lange holte Gold im Zweierbob und Silber im Vierer. Tobias Angerer erkämpfte eine Silbermedaille über 30 km. Das wird auch die Sponsoren freuen. Es gilt nach wie vor der alte Spruch: Erfolg macht sexy.

Maria Riesch durfte ja während der olympischen Spiele nicht mit ihrem lila milka Helm fahren. Der Sponsor schaltete Werbespots bei eurosport mit Maria Riesch auf der alpinen Piste und dem markanten farbigen Helm und blendete gleichzeitig die Webadresse der Homepage von milka ein. Maria Riesch hat in ihrer Laufbahn bereits verschiedene Helmsponsoren gehabt. Die Doppelolympiasiegerin fuhr einst auch mit der Aufschrift Red Bull und nutella auf ihren Helmen die Abfahrten hinunter.

Magdalena Neuner darf die deutsche Fahne zum Abschluss der Spiele in Vancouver tragen. Ihr Verzicht auf einen Einsatz in der Staffel hat sie eher noch sympathischer gemacht. Wer will schon verbissene Medaillenhamster haben. Ihr werden sicherlich ähnlich wie Maria Riesch weitere interessante Sponsoring-Offerten aus der Wirtschaft unterbreitet werden. Ein Jobangebot nach Ihrer sportlichen Laufbahn hat ihr Uli Hoeneß, Präsident von Bayern München, unterbreitet.

,,Wenn sie Lust hat, in einer Marketingabteilung zu arbeiten, dann kriegt sie von uns einen Job.“

Mister Bob Andre Lange beendet seine erfolgreiche Laufbahn. Im Interview mit Focus Online findet er klare Worte:

,,2006 stand ich hier in Whistler und habe über die Baustelle geguckt und wusste, es ist der richtige Ort zum Aufhören. Jetzt konnte ich es mit Gold im Zweier und Silber im Vierer so gestalten, dass es auch wirklich noch einmal erfolgreich war. Jetzt werde ich einfach ein neues Leben beginnen. Jetzt fängt ja erst die harte Zeit an. Das Leben beginnt jetzt, ich gehe aus einer rosaroten Sportlerwelt raus, gehe in das Leben rein. Das wird nicht weniger leicht.“

Über seine weitere berufliche Laufbahn gibt es noch keine konkreten Vollzugsmeldungen. Es wird Gespräche geben. Eine Trainerkarriere ist nicht ausgeschlossen.

Tobias Angerer wirft auf seiner Homepage einen Blick zurück auf das 30 km Rennen.

,, Das war der Wahnsinn! In der Doppelverfolgung über die 30km konnte ich die Silbermedaille gewinnen. Ich bin überglücklich und sehr stolz auf diese Medaille , die mir sehr viel bedeutet.
Das Rennen war von Beginn an sehr schnell , konnte aber im klassischen Teil gut mitlaufen.Im Skatingabschnitt hatte ich zu Beginn etwas Glück , dass ich nach einem Stockverlust sofort Ersatz von den Schweizern bekam. Auf den letzten Kilometern ging es bei mir immer besser und ich konnte mir hinter dem etwas stärkeren Marcus Hellner aus Schweden die Silbermedaille sichern.“

Er vergisst auch nicht den Dank an seine Techniker. Tobias Angerer ist ein Typ. Es bedarf nicht immer der Goldmedaille um positive Momente und Akzente zu setzen. Die Sponsoren halten ihm die Treue.

Olympia Lektüre zum Freitag

Heute ein kleiner Blick über Ländergrenzen hinweg. Es gibt auch erfolgreiche Sportler die im Personalausweis bei Staatsangehörigkeit etwas anderes wie DEUTSCH stehen haben.

In unserem Nachbarland Tschechien gibt es die 22-jährige Eisschnellläuferin Martina Sáblíková. Sie hat insgesamt drei Olympiamedaillen für ihr Land gewonnen. Andreas Rüttenauer wirft in der taz einen Blick auf die tschechische Sportheldin.

,,Ihr Trainer Petr Novák, der das Talent Sáblíkovás erkannte, als er sie, die damals 13 war, beim Rollerbladen sah, kaufte sich einen Minibus und chauffierte seinen Schützling nach Inzell oder Berlin. Dort haben die Trainer der deutschen Spitzenläuferinnen nicht schlecht gestaunt über das Pensum, das das Mädchen aus Mähren zu absolvieren hatte. Novák wurde vorgeworfen, er schinde seinen Schützling schier zu Tode. Heute wird der harte Hund verehrt in der Szene.“

Vor zwei Tagen sprach mich meine Liebste auf die Wintersportler Dänemarks an. Wieso hört man nichts von denen? Die Skandinavier haben es auf eine einzige Medaille in der Geschichte der Winterspiele gebracht. Silber in Nagano 98 im Curling. Unglaublich.

Anders die Norweger. Sie räumen in schöner Reglmäßigkeit viele Medaillen bei den olympischen Winterspielen ab. Ronny Blaschke hat sich die Wintersportnation in der taz näher angeschaut. In Kleines Land, große Wirkung erzählt er von Ursachen, Erfolgsfaktoren und Geschichte.

 Norwegen zählt gerade mal 4,8 Millionen Einwohner, aber sammelt trotzdem fleißig Medaillen bei Olympia. Wie geht das? Und warum? Ist etwa Fridtjof Nansen schuld?

Vor den einheimischen TV-Geräten wird eifrig mitgefiebert.

 Bis zu 1,5 Millionen verfolgen die Wettbewerbe in der Heimat, ein Drittel der Bevölkerung. 540 Stunden überträgt das Staatsfernsehen auf drei Kanälen, mehr als während der Sommerspiele und der Fußball-WM.

Auch für Norwegen sind Medaillen nicht für den Nulltarif zu haben. Die norwegische Regierung gibt jährlich ca. 15 Millionen Euro zur Finanzierung bei.

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben

Heute ein paar Häppchen abseits der großen Siegerehrungen bei den olympischen Leibesübungen.

Gorbatschow prägte einst das politische Statement: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Patrick Beckert aus Deutschland hat einen möglichen Start im Eisschnelllauf verpasst. Grund war ein nicht eingeschaltetes Handy. Vancouver 2010 – Bitter ; Handy aus, Traum zerplatzt titelt eurosport.yahoo und erzählt die Geschichte eines zu spät gekommenen und bestraften Sportlers.

Zu spät dran war auch der niederländische Trainer Gerard Kemkers. Er wies seinem Schützling Sven Kramer in der 17. Runde die Innenbahn. Dies führte zur Disqualifikation des „goldenen“ Eisschnellläufers. Die taz titelt Drama in Orange. Zerknirscht kommt der Coach zu Wort.

„Es ist meine Schuld. Ich bin verantwortlich. Ich habe Rundenzeiten notiert und als ich wieder hoch schaute, hatte ich einen Blackout und habe das falsche Kommando gegeben.“

Die SZ mit Wolfgang Görl geht mit ironischen Unterton an das Thema Begeisterung der Münchner Bevölkerung für die Olympiabewerbung 2018 ran.

,,Die Münchner sind ja von höchster Stelle aus verpflichtet worden, olympische Begeisterung zu zeigen, um der Bewerbung für die Winterspiele 2018 Schwung zu verleihen. Olympiamuffel müssen mit drakonischen Strafen rechnen, wenn sie nachts um drei im Bett liegen, anstatt die Short-Track-Vorläufe der Damen am Fernseher zu verfolgen. Bei den unangemeldeten Kontrollbesuchen des Kreisverwaltungsreferats sind bereits einige Sünder erwischt worden, denen jetzt ein dreijähriges Hausverbot für sämtliche Wiesnzelte droht.“

Die letzten Bewerbungen für Olympische Spiele in Deutschland waren ja keine Erfolge. Sowohl Leipzig wie Berlin fielen durch. Dabei sind auch handwerkliche Fehler gemacht worden. Insofern waren beide Städte dann im entscheidenden Moment auch zu spät dran. 

 

Olympia Lektüre für den mündigen Bürger

Guten Morgen. Heute ein paar interessante Leseempfehlungen zu den olympischen Leibesübungen. Es vergeht ja kaum ein Tag wo nicht irgendwer über die Medaillenwertung spricht. Der Kampf um Edelmetall hat jedoch seinen Preis. Was kostet das Gold? fragte die faz vor Beginn der Spiele in Vancouver. 

,,Mit 4,8 Millionen Euro gibt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Reisekosten für die rund 150 Athleten und 200 Betreuer seiner Olympiamannschaft an. Wäre das alles, hätte jede der angestrebten zwei Handvoll Goldmedaillen einen Gegenwert von knapp einer halben Million Euro. Doch das ist nicht einmal die halbe Rechnung – und nur ein Bruchteil der Kosten.“

Weitere Kosten entstehen zum Beispiel auf den Eisbahnen dieser Republik. 

,, Weltweit gibt es sechzehn Kunsteisbahnen, ein Viertel davon in Deutschland. Nur Kanada, die Vereinigten Staaten und Italien können überhaupt zwei Eiskanäle vorweisen. Der Bund zahlt für die Bahnen in Altenberg, Königssee, Oberhof und Winterberg jedes Jahr 980 000 Euro. Die andere Hälfte der Kosten bestreiten Länder und Kommunen.“

Ronny Blaschke schreibt auf Zeit Online über Olympiasieger ohne berufliche Zukunft und beleuchtet die Situation der Sportsoldaten.

,,Insgesamt sind 824 Sportler bei der Bundeswehr beschäftigt, sie werden mit rund 20 Millionen Euro im Jahr gefördert. Ihre militärischen Pflichten halten sich in Grenzen, im Mittelpunkt steht die Produktion von Medaillen. Nimmt man Polizei, Zoll und Feuerwehr als Förderer hinzu, kommt man auf über 1000 Sportler, die im Dienste des Steuerzahlers sprinten, schießen oder rodeln.“

Markus Völker überschreibt seine Kolumne in der taz mit Heavy Medal und empfiehlt dem DOSB Präsidenten Thomas Bach Gespräche mit Sportlern, die keine großzügige Sportförderung erhalten.

,,Er sollte sich vielleicht einmal mit Aika Klein unterhalten, der Shorttrackerin, die es in der Bundeswehr nicht ausgehalten hat und nun quasi von der Hand in den Mund lebt. Oder er sollte mit dem Snowboarder Christophe Schmidt sprechen, der sich als Profi durchschlägt, ohne Staatssponsoring, ohne bequeme Alimentierung. Sie waren in Vancouver ohne Medaillenchance. Die anderen, die Sportler in Uniform, räumten indes ab. Von den 21 Medaillen, die Deutschland bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe gewonnen hat, kamen nur fünf von Zivilisten.“

Büroarbeitstag während der Olympiade

08:35 Mantel im Büro aufgehangen. E-Mail Eingang checken. 

08:45 Kollegen an gewonnene Sportwette auf Biathlonsieg erinnern

08:50 Ersten Kaffee im Büro trinken, Rosinenbrötchen tunken

09:30 Konferenz. Kollegen an ausstehenden Wetteinsatz erinnern

10:00 Zurück im Büro. Ablage. Blick auf eurosport.yahoo und sport1

11:15  Zweites Frühstück mit Kollegen T. Austausch über Vancouver

11:45 Kantine. Vancouver Diskussion fortsetzen

12:40 Eiligen Außentermin vorschützen: schnell mal rüber zu Kaufhof

13:45 Beim Bereichsleiter Sorge über Zustand von T. äußern

14:30 Am Drucker Powerpoint-Präsentation der Kollegin R. abgreifen

14:55 Druckerpapier und Textmarker Stabilo für daheim einstecken

15:15 All-inclusive-Angebote für Südafrika checken

15:40 Präsentation von R. unter eigenem Namen der Zentrale senden

16:10 Auszubildenden (1860 Fan) im Großraumbüro hochnehmen

16:20 Die Bundesligawettgelder von den Kollegen einsammeln

17:10 Endlich Feierabend. In der Tiefgarage auf Bereichsleiter warten:

             ,,So spät noch?“

17:50 Von der Frau wegen aufreibenden Bürotag bedauern lassen

Olympia Lektüre zum Wochenanfang

Guten Morgen. Heute wieder ein kleiner Informationshappen zu Vancouver. Markus Völker ist vor Ort und schreibt eine feine Kolumne in der taz und wirft einen Blick auf die Einstellung der englischen Journalisten gegenüber der Gastgeberstadt.

,,Vor allem englische Kollegen werden nicht müde, auf Vancouver herumzuhacken. Es wurden so viele Haare in der Suppe gesucht und gefunden, dass man annehmen musste, die Spiele könnten nur noch von einem Kriseninterventionsteam in Bataillonsstärke gerettet werde. Aber keine Angst, die Wettbewerbe laufen noch, das IOC hat keine Nachtsitzungen einberufen, Zuschauer und Journalisten kommen heil zu den Wettkampfstätten, und wie man hört, soll es sogar hier und da gute Stimmung in den Hallen und an den Strecken geben.“

Rainer Grünberg beschäftigt sich auf Welt Online mit dem Ergebnis von Anni Friesinger. Er kommt zum Fazit Anni Friesinger ist nicht mehr Anni Friesinger.

,,Weil sie in dieser Saison im Weltcup einen fünften Platz als bestes Resultat vorzuweisen hatte, musste Friesinger schon früh aufs Eis, als elftes von 18 Paaren Ihr Duell mit der Japanerin Tabata Maki gewann zwar, ihre Zeit von 1:58,67 Minuten, das wusste sie sofort, würde nicht für einen Spitzenrang reichen. Doch ihre Enttäuschung hielt sich in Grenzen, Friesinger lächelte, winkte ins Publikum und bedankte sich für die „Anni, Anni“-Rufe.“

Ein kurzweiliges Interview gibt Matthias Riesch der Abendzeitung Nürnberg. Er berichtet über seine große Schwester Maria, Ihr Single-Leben, Ehrgeiz im Kindesalter, die Freundschaft und gemeinsame Weihnachten mit Lindsey Vonn sowie nervöse Eltern.

,,Die Mama ist nervlich immer sehr angespannt. Man darf sie dann nicht ansprechen. Papa und ich sind auch nervös, aber sie hat dann nur noch den Tunnelblick. Sie ist froh, wenn beide, die Maria und die Suse (Schwester Susanne, d. Red.), gesund im Ziel sind.“

Es war die Überraschungsmeldung des heutigen Tages. Magdalena Neuner startet nicht in der Staffel. Im Interview auf eurosport.yahoo gibt die zweifache Olympiasiegerin Einblicke in Ihre Entscheidung.

,,Die Trainer und ich haben uns zusammengesetzt. Es ist üblich, dass der Trainer mit dem Sportler darüber spricht: Willst du Staffel laufen? Wie machen wir es? Wir haben uns darüber unterhalten, und ich habe meine Sorgen deutlich gemacht, dass es am Dienstag nicht klappen könnte. Es war schon ganz schön viel für mich alles. Ich möchte einfach nicht, dass es nicht klappt und die Mädels dann enttäuscht sind.“

Zum Abschluss noch eine beeindruckende Fotoserie der Spiele in Vancouver. The Boston Globe bringt sehenswerte 45 Fotos von Olympia und kommt dabei ohne Werbung aus.