Hinz und Kunz über den Sportmonat Februar

Hinz: Grüß Dich Kunz. Der Sportmonat Februar ist auch schon wieder Geschichte. Wollen wir ihn ein wenig Revue passieren lassen?

Kunz: Hallo Hinz. Dann legen wir gleich los. Am Anfang des Monats gab es ja die geplatzten Vertragsgespräche zwischen der Löw/Bierhoff Crew und dem DFB. Wolfgang Hettfleisch und Jan Müller haben eine der besten Analysen zur Thematik in der Frankfurter Rundschau im Artikel – Könige, Helden, Schurken, andere – Vorhang auf fürs DFB Theater geschrieben. Später bekam der Fußballverband auch noch die Personalien Amerell und Kempter auf den Tisch.

Hinz: Haben beide Schiedsrichter sich ins Abseits gepfiffen?

Kunz: Das Thema ist komplex. Schwierig. Wir beide waren ja bei keiner Auswärtsfahrt im Auto oder im Hotelzimmer live dabei.  

Hinz: Welche Rolle spielt eigentlich Präsident Zwanziger in der Personalie Amerell und Kempter?

Kunz: Fußballinternetpionier und Qualitätsjournalist Oliver Fritsch hat dazu auf dem Blog direkter Freistoß mit DFB ./.Amerell: Zwanzigers Verteidigung und die Eitelkeiten des Präsidenten einen lesenswerten Artikel geschrieben.

Ein weiterer empfehlenswerter Text ist dem Hartplatzhelden Fritsch mit Zwanziger: Unerwarteter und starker Gegenwind aus Frankfurt gelungen. Ich habe meinen Laptop mit. Ich werf ihn gleich an. Herr Ober, bitte zwei Cappucino. Danke. So der Schlepptop ist hochgefahren. Feines Teil. Hier lies. Ich schau derweile beim Kuchenbuffet vorbei. 

Hinz: Der Fritsch schreibt interessant. Er dröselt die Zusammenhänge gut auf und hat hochinteressante Verlinkungen. Den Kalwa Beitrag kannte ich zum Beispiel noch gar nicht.

Kunz: Ich hab für uns zwei Stück Kirschtorte an der Kuchenvitrine ausgewählt und bestellt.

Hinz: Danke nochmals für die Quelle. Der Beitrag über Zwanziger und Amerell ist hochinteressant. Der DFB hatte sich den Februar sicher auch anders vorgestellt. Die Themen offene Vertragssituation Löw/Bierhoff und Amerell werden den Verband weiter beschäftigen. Themenwechsel. Der Februar war ja insgesamt sehr olympialastig. Vancouver auf fast allen Kanälen. Was waren Deine Höhepunkte?

Kunz: Bist Du beim Pay-TV Sender ARD angestellt? Du stellst unglaublich intelligente Fragen… Was waren deine Höhepunkte? Bitte wieder zurück auf Start und neu würfeln.

Hinz: Mein lieber Kunz, Du bist heute wieder sehr angriffslustig. Die Kirschtorte schmeckt übrigens sehr gut. Der Cappucino ist aus einer guten Maschine. Also ich stell die Vancouver Frage neu. Wie fällt ein kurzes Fazit der Winterspiele aus? Am 16. Februar sprachen wir ja bereits kurz über die ersten Tage von Vancouver. Zum Auftakt gab es einen tödlichen Sportlerunfall auf der Eisbahn.  Nodar Kumaritaschwili starb. Du sagtest damals auf meine Frage: Darf eine Sportveranstaltung dann einfach so weiter gehen?

,,Ach, Hinz. Schwieriges Thema. Nach dem Tod von Senna wurde auch weiter Gas gegeben. Hannover 96 hat den Spielbetrieb auch nicht eingestellt  nach dem Suizid von Robert Enke. Bis 1960 sind auf den unzureichend ausgebauten Natureisbahnen 25 tödliche Unfälle passiert. Daniel Oaida aus Rumänien starb 1989 bei einem Unfall in Altenberg. Yvonne Cernota starb 2004 in der Echowand von Königsee. Sie verlor die Kontrolle über ihren Zweierschlitten. Die Formel 1 des Wintersports verzeiht keine Fehler.“

Kunz: Ein toter Sportler. Die Show ging trotzdem weiter. Keine 24 Stunden Verzögerung, keine Verschiebung der Rodelwettkämpfe. Die Bahn war grenzwertig. Der Bahnkostrukteur Udo Gurgel sagte in der FR:  

,,Man kann das nicht vorhersehen. Es war eine Verkettung sehr unglücklicher Umstände.“

Hinz: Du bist ja kein Freund von Medaillenwertungen. Die Medien haben trotzdem den Medaillenspiegel jeden Tag hochgehalten.

Kunz: Statistikkram hat mich noch nie interessiert. Die Nationenwertung ist oft für Funktionäre und Politiker eminent wichtig. In der Olympischen Charta bei Regel 58 Ehrentafel heißt es:

,,Weder das IOC noch das OK nehmen eine Gesamtwertung nach Ländern vor. Eine Ehrentafel  die die Namen aller Medaillen- und Urkundengewinner jedes Wettbewerbs trägt, wird vom OK aufgestellt, und die Namen aller Medaillengewinner werden auf Dauer und an exponierter Stelle im Hauptstadion sichtbar angebracht.“

Hinz: Welche Sportlerinnen und Sportler haben Spuren bei Dir hinterlassen?

Kunz: Die Friesinger Baucheinlage auf Eis im Halbfinale gegen die USA Mädels war sehenswert. Viktoria Rebensburg war erfrischend. Simon Ammann war der überragende Vogelmensch. Magdalena Neuner verzichtet auf verbissene Medaillenhamsterei und übergab ihren Startplatz in der Staffel. Sehr sympathisch. Du hast mich ja in zwei Gesprächen nach meinem Tipp für die Goldmedaille im Eishockey gefragt. Ohne mit der Wimper zu zucken gab ich jeweils Kanada an.

Die Jungs haben es spannend gemacht. Sowohl im Halbfinale gegen die Slowakei wie auch im Endspiel gegen die USA. Krimi pur. Sidney Crosby ist spektakulär, unglaublich, faszinierend. Riesch zeigt ihrer Freundin Lindsey Vonn zweimal die Fersen. Ansonsten Curling Siege für die Damen aus Schweden und die Herren aus Kanada. Die Sportart hat bei mir an Respekt gewonnen. Der Snowboard-Star Shaun White lieferte wieder großes Kino. Der Marlon Brando der Piste. 

Hinz:  Noch ein Wort zu den Kosten. Die faz fragte ja vor den Spielen: Was kostet das Gold? Wie siehst du den finanziellen Aufwand für die Medaillenproduktion?

Kunz: Norwegen gibt 15 Millionen Euro für die Finanzierung der Wintersportler um Ole Einar Björndalen aus. Deutschland gibt wesentlich mehr aus. Aus dem Bundesinnenministerium von  Thomas de Maizière kommen alleine 139 Millionen Euro. Der DOSB gab explizit die Reisekosten für die Vancouver Truppe mit 4,8 Millionen Euro an. Medaillen gibt es nicht zum Nulltarif.  Laut  obigen Artikel hat das Innenministerium zwischen 2006 und 2009 knapp 500 Millionen Euro zur Finanzierung des Sports gegeben. 

Denk alleine an den Unterhalt der Eisbahnen in der Republik oder an unsere Staatliche Raketenbauanstalt. Stichwort blauer Staatsbob.

Steuergelder für Medaillen. Aber jetzt werde ich die Rechnung für unsere zwei Kirschstücken und den Cappucino übernehmen.

Olympia Lektüre zum Wochenanfang

Guten Morgen. Heute wieder ein kleiner Informationshappen zu Vancouver. Markus Völker ist vor Ort und schreibt eine feine Kolumne in der taz und wirft einen Blick auf die Einstellung der englischen Journalisten gegenüber der Gastgeberstadt.

,,Vor allem englische Kollegen werden nicht müde, auf Vancouver herumzuhacken. Es wurden so viele Haare in der Suppe gesucht und gefunden, dass man annehmen musste, die Spiele könnten nur noch von einem Kriseninterventionsteam in Bataillonsstärke gerettet werde. Aber keine Angst, die Wettbewerbe laufen noch, das IOC hat keine Nachtsitzungen einberufen, Zuschauer und Journalisten kommen heil zu den Wettkampfstätten, und wie man hört, soll es sogar hier und da gute Stimmung in den Hallen und an den Strecken geben.“

Rainer Grünberg beschäftigt sich auf Welt Online mit dem Ergebnis von Anni Friesinger. Er kommt zum Fazit Anni Friesinger ist nicht mehr Anni Friesinger.

,,Weil sie in dieser Saison im Weltcup einen fünften Platz als bestes Resultat vorzuweisen hatte, musste Friesinger schon früh aufs Eis, als elftes von 18 Paaren Ihr Duell mit der Japanerin Tabata Maki gewann zwar, ihre Zeit von 1:58,67 Minuten, das wusste sie sofort, würde nicht für einen Spitzenrang reichen. Doch ihre Enttäuschung hielt sich in Grenzen, Friesinger lächelte, winkte ins Publikum und bedankte sich für die „Anni, Anni“-Rufe.“

Ein kurzweiliges Interview gibt Matthias Riesch der Abendzeitung Nürnberg. Er berichtet über seine große Schwester Maria, Ihr Single-Leben, Ehrgeiz im Kindesalter, die Freundschaft und gemeinsame Weihnachten mit Lindsey Vonn sowie nervöse Eltern.

,,Die Mama ist nervlich immer sehr angespannt. Man darf sie dann nicht ansprechen. Papa und ich sind auch nervös, aber sie hat dann nur noch den Tunnelblick. Sie ist froh, wenn beide, die Maria und die Suse (Schwester Susanne, d. Red.), gesund im Ziel sind.“

Es war die Überraschungsmeldung des heutigen Tages. Magdalena Neuner startet nicht in der Staffel. Im Interview auf eurosport.yahoo gibt die zweifache Olympiasiegerin Einblicke in Ihre Entscheidung.

,,Die Trainer und ich haben uns zusammengesetzt. Es ist üblich, dass der Trainer mit dem Sportler darüber spricht: Willst du Staffel laufen? Wie machen wir es? Wir haben uns darüber unterhalten, und ich habe meine Sorgen deutlich gemacht, dass es am Dienstag nicht klappen könnte. Es war schon ganz schön viel für mich alles. Ich möchte einfach nicht, dass es nicht klappt und die Mädels dann enttäuscht sind.“

Zum Abschluss noch eine beeindruckende Fotoserie der Spiele in Vancouver. The Boston Globe bringt sehenswerte 45 Fotos von Olympia und kommt dabei ohne Werbung aus.