Mit großen Speed ging Spiegel Online am 13.07.2010 in das Thema Outdoor-Hersteller fallen bei sozialer Verantwortung durch hinein. Der Artikel sorgte damals für viel Aufsehen. 106 Kommentare liefen auf und die Diskussion um Produktionsbedingungen, Lohnkosten, Image, Hungerlöhne, Produktion in einer Militärdiktatur wie Birma und kritischen Arbeitsbedingungen in den Fabriken wogte hin und her. Sektkorken dürften damals in den Führungsetagen von Vaude, Jack Wolfskin, Columbia, The North Face, Patagonia, Marmot Mountain oder Schöffel nicht geknallt haben.
Ich renne an solchen Tagen jedoch auch nicht zum Kleiderschrank und fange mit dem aussortieren an. Die Frage der Produktionsbedingungen stellt sich ja auch bei den Turnschuhen von Nike, Puma und Co. oder beim iPhone von Apple. Die unkonventionelle und kritische taz nahm sich im Artikel Blut am Apfel die Produktionsbedingungen in den chinesischen iPhone-Fabriken vor. Danach möchte man nicht mehr telefonieren. Es tröstet dann auch nicht, dass ich kein iPhone besitze (noch nie besessen habe) und meine Kommunikationswerkzeuge aus anderen Herstellerquellen stammen.
Doch zurück zur Outdoor Branche. Der Hersteller Vaude reagierte damals im Jahr 2010 auf den eingangs erwähnten Artikel bei Spiegel Online und gab eine Erklärung raus, in der Stellungnahme war unter anderen zu lesen:
,,Zu unserer Produktionsstätte in Burma, die sehr hohen Ansprüchen in Bezug auf Arbeitsbedingungen gerecht wird und sich gerade zertifizieren lässt nach SA 8000 Standard, möchten wir Ihnen aktuell Folgendes mitteilen: Als mittelständisches deutsches Familienunternehmen können wir nicht abschließend einschätzen, ob und inwieweit die positiven Aspekte unseres Engagements für den einzelnen Menschen vor Ort (Arbeitsplätze etc.) den potentiell negativen Auswirkungen (Stabilisierung eines Unrechtsregimes) überwiegen. Aus diesem Grund haben wir uns vor einigen Monaten dazu entschlossen, uns im Rahmen einer Exit-Strategie Schritt für Schritt aus Burma zurückzuziehen. „
Tief durchatmen. Exit-Strategie für einen Produktionsstandort eines Outdoor Anbieters. Besser wie wegducken, das Thema ignorieren oder auf dem Standort in einer Militärdiktatur beharren.