Spektakuläre 3. Partie der Schach-WM 2016 in New York zwischen Carlsen – Karjakin

Das Schach-WM Match in New York  war mit der erwartbaren zweimaligen Punkteteilung gestartet. Dann kam es gestern zur 3. Partie. Carlsen eröffnete am Abend mit weiß. Nach langem Kampf über 6 Stunden und 40 Minuten gab es wieder ein Remis. Dabei hatte Magnus Carlsen mehrmals die Möglichkeit den Sack zuzumachen. Das aufregende Match ging über 78 Züge. Damit steht es 1,5:1,5. Wer die intensive 3. Partie nachspielen mag, kann dies auf chess24.com vollziehen. Auch auf sportal gab es traditionell gestern wieder einen Live-Ticker, der die Dramatik der Partie und die Nervenstärke und Zähigkeit in Sachen Verteidigung von Sergey Karjakin herausstreicht:
,,Aber Sergey Karjakins Verteidigungskunst hat einen solchen Partieverlauf erst möglich gemacht. Ein Mal der Schlinge Magnus Carlsens zu entkommen ist die eine Sache. Jedoch ein zweites Mal unter enormer Zeitnot nochmals dieses Kunststück zu vollbringen ist faszinierend. Diese Nervenstärke, Zähigkeit und Übersicht haben Sergey Karjakin dieses Remis mit Schwarz definitiv verdient.“
Foto: © Michael Wiemer
In Chennai 2013 spielte der norwegische Ausnahmeschachspieler die ersten vier Partien Remis gegen Anand um dann zum Doppelschlag in Partie fünf und sechs auszuholen. 2014 siegte Carlsen in Sotschi in der zweiten Partie gegen Anand, der dann in Spiel drei postwendend mit einem Sieg zurückschlug.
Foto: © Michael Wiemer
Die ersten beiden Spiele in New York boten noch nichts spektakuläres, von Magnus Carlsen seiner etwas im Großmeisterstab unorthodoxen und wenig angewandten Eröffnung im Auftaktmatch abgesehen. Doch Karjakin antwortete unaufgeregt. Von der Psychologie ist das Duell hochinteressant. Erstmalig kämpfen zwei Spieler um den Titel, die im digitalen Zeitalter aufgewachsen sind. Karjakin ist nervenstark, siehe das WM-Kandidatenturnier im März 2016 in Moskau. Carlsen ist auch kein Nervenbündel, sein kurzzeitiges Flackern beim WM-Kandidatenturnier 2013 in London mal ausgenommen.
Foto: © Michael Wiemer
Beide gelten als Wunderkinder, Sergey Karjakin wuchs in der Ukraine auf und hatte nicht die kontinuierliche Förderung wie Magnus Carlsen in Norwegen. Später wechselte Karjakin dann die Staatsbürgerschaft um sich seinen Kindheitstraum vom Schachweltmeister zu erfüllen. Moskau würde ihm nach dem Titel einen gebührenden Empfang bereiten.
Foto: © Michael Wiemer
Alleine in Deutschland kann jeder vierte Schach spielen. Selbst die sonst in Sachen Schach eher als Schnarchnasen daherkommenden Öffentlich-Rechtlichen ARD und ZDF zeigen punktuell Schach. Okay, in rudimentärer Form. Es gab ja die verschlafenen Phasen der Gebührensender in der Geschichte von Schachweltmeisterschaften oder auch der heimischen Schacholympiade 2008 in Dresden, da hatten ARD und ZDF Mühe kontinuierlich den Videotext zu bestücken. Schweigen wir drüber.
Foto: © Eric van Reem
Kann das mediale Grundrauschen in Deutschland zum Schach-WM Kampf in New York eigentlich zufriedenstellen? Kai Pahl, Medienexperte und einer der kompetentesten Sportblogger Deutschlands, wies am vergangenen Samstag auf seinem Blog allesaussersport auf folgenden Umstand hin:
,,Die Resonanz in den deutschen Medien bleibt enttäuschend. Von den großen Medien scheint wirklich nur die FAZ die Spiele eingehend zu analysieren, während ZEIT und SPIEGEL ausschließlich Agenturmaterial vertrauen. Die FAZ wiederum bringt keinen Stream, sondern nur das Schachbrett von worldchess.com, die ihrerseits einen kostenpflichtigen Livestream verkaufen. Als ich gestern Abend einmal versuchte auf chess24.com raufzugehen, war der Server gerade down.“
Heute Abend dann die 4. Partie zwischen Sergey Karjakin, der diesmal den Anzugsvorteil hat, und Magnus Carlsen. Wer bis dahin noch ein wenig die Zeit überbrücken möchte, dem können gern noch ein paar Lesehinweise an die Hand gegeben werden:
Schach-WM 2016 in New York:

Eric van Reem auf seinem Blog Chess in Tweets mit Carlsen – Karjakin Game 3 

Spiegel Online titelt Karjakin trotzt Carlsen ein weiteres Remis ab

Richard Forster für die Neue Zürcher Zeitung: Karjakin rettet sich mirakulös

Holger Hank für die Deutsche Welle: „Berliner Mauer“ stoppt Weltmeister Carlsen

Stefan Löffler in der FAZ titelt Karjakin strauchelt, aber fällt nicht

Ulrich Stock für Zeit Online: Für solche Züge gibt´s in der Schachgrundschule eine 5

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