Fußball: Wettskandal bietet großes Kino in Bochum

Am 20. Dezember gibt es in diesem Jahr noch einen Prozesstag in Bochum um den Wettskandal im Fußball. Nummer 10. Fortsetzung folgt dann im neuen Jahr. Filmautor Fred Kowasch, Spiritus Rector und Macher von interpool.tv sowie sportspool.tv, verfolgt im juristischen Bochumer Strafraum die Geschehnisse vor Ort. Er verfolgt kontinuierlich die Entwicklung im Gerichtsraum. Atmosphärisch beschreibt Fred Kowasch auf sportspool.tv die Situation. Seine Einleitungsworte vom 9. Prozesstag:

,,Er sitzt da im schicken Anzug, vorn über gebeugt am Tisch der Zeugen. Fast scheint es, als könne er seinen Auftritt kaum erwarten. Kurz vor Zehn Uhr Morgens, Saal C 240, Bochumer Landgericht. 9. Prozeßtag im ersten Wettskandalprozeß. In den nächsten gut drei Stunden wird es hier richtig ‚grosses Kino‘ geben.“

Was danach an Details zu Tage kommt bietet großes Kino. Konkrete Geldsummen werden genannt, der Staatsanwalt Andreas Bachmann attestiert „Champions League“ Niveau. Bestechungsabsprachen wurden mit einer Selbstverständlichkeit wie der Einkauf von Brötchen beim Bäcker getätigt. Eigentlich ein Filmstoff für Dieter Wedel.

Hinz und Kunz über Pechstein, Wettskandal, DFB und die Vielfalt im Internet

Hinz: Grüß Dich Kunz. Du bist ja in bester Stimmung. Da hast Du sicherlich ein offenes Ohr für meine Probleme.

Kunz: Selbstverständlich habe ich beste Laune. Ich freu mich auf das Duell der Superhirne Louis van Gaal und Jose Mourinho. Erinnert mich an Robert De Niro und Al Pacino in Heat. Hallo Kunz, jetzt hallt es erst richtig in meinen Ohren nach. Du hast Probleme?

Hinz: Ja, ich komme bei der Flut an Meldungen und Informationen im Sport gar nicht mehr richtig mit. Du kennst Dich doch recht gut mit dem Internet aus.

Kunz: Herr Ober, bitte zwei Espresso, zwei Glas Wasser dazu und zwei Stück von dem gedeckten Apfelkuchen aus der Vitrine. Danke. Hinz komm auf den Punkt.

Hinz: Wo informierst man sich am besten über den Wettskandal im Fußball zum Beispiel? Die vielen vereinzelten Meldungen über die Monate würde ich gerne als Gesamtpuzzle sehen.

Kunz: Ein fertiges Endbild wie bei einem 8.000 Teile Puzzle wirst Du da nicht bekommen. Es ist ein fließender Prozess. Ich schau da gerne bei Fred Kowasch auf sportspool.tv vorbei. Der Filmautor hat dort eine gute Chronologie der einzelnen Puzzleteile im Wettskandal.

Hinz: Okay, Danke. Wie schaut es mit Claudia Pechstein und ihrer unendlichen Geschichte aus?

Kunz: Hinz, Du hängst ja bissel hinterher. Also da ist Jens Weinreich eine gute Empfehlung. Unser Espresso und der Kuchen kommen. Danke. Bringen Sie uns noch bitte zwei Kaffee. Danke. Die Feierlichkeiten ob der Bayern Siege habe ich noch gar nicht richtig aus den Klamotten geschüttelt. Wo waren wir stehen geblieben? Ach so. Ja, beim Qualitätsjournalisten Jens Weinreich. Er hat die wohl in Deutschland ausführlichste Chronik der Personalie Claudia Pechstein.

Hinz: Der Kuchen schmeckt gut. Du veratmest ja den Espresso.

Kunz: Ich steh zu meinen menschlichen Schwächen. Jetzt ist der Kaffee dran. Ja, der Kuchen ist hier immer wieder eine sichere Bank. Hast Du noch mehr Probleme den Überblick zu behalten?

Ein Verlängerter in Wien

© Rainer Sturm: Pixelio 

Hinz: Ja, bei der Geschichte Amerell. Da gab es ja auch eine Flut an Meldungen und überraschenden Entwicklungen. Fehlt mir auch ein wenig der Kompass.

Kunz: Du klammerst Dich einfach zu sehr nur an die Papierzeitung. Lass es fließen. Mach eine Kombination Print und Online draus. Ich mag auch nicht am Sonntag beim Frühstück mit meiner Liebsten den Laptop auf dem Schoß haben. Es gibt jedoch zahlreiche Entwicklungen, da bist Du ohne Internet aufgeschmissen und weniger informiert und eben auch nicht upgedatet. Gutes Beispiel war ja jetzt die Schach WM. Ohne die Online Aktivität der Schachwelt wäre das Ding  erst in der gedruckten Ausgabe lange nach dem WM-Match nachzuvollziehen gewesen. Wir müssen auch mal wieder Schach spielen. Habe wieder Lust darauf bekommen.

Hinz: Ich bin jetzt bezüglich der Personalie Amerell und dem DFB auch nicht schlauer. Wir würden ja oft die Sizilianische Verteidigung spielen. Ich kenne Dich gar nicht anders in der Eröffnung wie 1.E4. Obwohl eine Spanische Partie ist auch nicht schlecht. Ich werde zwichen C5 und E5 schwanken. Ich entscheide mich jedoch sicherlich für den Sizilianer. 

Kunz: Gemach, Gemach. Also, das Thema ganz gut aufgewickelt hat der geradlinige Journalist Oliver Fritsch auf direkter-freistoss. Er ist über Wochen und Monate drangeblieben wie einst Wadenbeißer Berti Voigts im Finale 74 gegen Johan Cruyff. 

Hinz: Von Fritsch hattest Du mir einst erzählt. War das nicht der Hartplatzheld?

Kunz: Ja, und den indirekten-freistoss hat er auch initiiert, bevor er im vergangenen Jahr den Staffelstab an Trainer Baade weitergab.

Hinz: Mein lieber Kunz, jetzt läuft doch die Eishockey-WM. Was gibt es da für empfehlenswerte Online-Eisflächen?

Kunz: Heute willst Du die Versäumnisse der letzten Monate aber in einer Tour aufarbeiten. Ein Kumpel von mir hat eine Nachhilfeschule. Also, Lernschule für Schüler. Mit denen paukt er dann auch immer die Dinge im Zeitraffer durch, für die es normalerweise vorher genug Zeit gab. Das Eishockey-Blog ist engagiert und gut gemacht. Auch Check von hinten ist aktuell und immer einen schnellen Leseangriff wert.

Hinz: Heute würde ich die Rechnung übernehmen.

Kunz: Sehr gerne. Ich führe keine Statistik, jedoch gab es da wohl ein leichtes Übergewicht auf meiner Seite. 

Sportwetten zwischen Himmel und Hölle

Immer wieder kommt es zu Meldungen zum Thema Wettskandal. Hand auf´s Herz. Wer von meinen geschätzten Lesern hat meinen Artikel vom 26.11.2009 Das Paradies der kleinen Wettsünder noch im Kopf?

Als Einstiegslektüre zum Thema Sportwetten vielleicht nicht der schlechteste Anlauf. Das Thema ist weiter brandaktuell. Ein Blick auf die Nachrichten zum Beispiel auf NDR Online beweist dies sehr deutlich. Die Schlagzeilen sind unappetitlich. -Ex-Osnabrücker Cichon bestätigt Wettmafia-Kontakt- oder -Neustrelitz angeblich in Wettskandal verstrickt-. Die schlechten Nachrichten sind seit dem November nicht abgerissen. Die Reihe negativer Titelzeilen ließe sich fortsetzen mit -Schuon fühlte sich bedroht- oder -Wollitz fordert lebenslange Sperre für Betrüger-.

Was sagen eigentlich die Verantwortlichen der Wettanbieter zum Thema? Michael Ashelm hat für die faz ein bemerkenswertes Interview unter dem Titel Die deutsche Politik trägt zu Fehlentwicklungen bei mit dem Deutschlandchef vom Wettanbieter betfair, Peter Reinhardt, geführt.

,,In der Tat, in Deutschland werden wir kriminalisiert, und in England verleiht uns die britische Königin gleich zweimal den renommierten Queens Award. Das zeigt nur, wie grotesk die Situation in Deutschland zurzeit ist. Die Haltung der deutschen Politik trägt mit dazu bei, dass es derzeit zu Fehlentwicklungen auf dem Wettmarkt kommt.“

Es wird im Zusammenhang mit dem Markt für Sportwetten in Deutschland ja auch gerne vom Monopol seitens des Staates gesprochen. Reinhardt redet Klartext.

,,Festzustellen ist, dass 95 Prozent der Sportwetten in Deutschland außerhalb des Monopols stattfinden. Da von einer staatlichen Kontrolle des Glücksspielmarktes zu sprechen, ist Augenwischerei.“

Im aktuellen Fußballskandal sei betfair nicht involviert. Bei betfair können Sportwetten ohne Limitierung getätigt werden. Intern kennt das Unternehmen laut Aussage von Peter Reinhardt seine Kunden mit höheren Einsätzen ziemlich gut.

,,Wir kennen jeden unserer Kunden, folglich auch jene, die mit hohen Einsätzen hantieren. Sie sind uns bekannt – mit Bankverbindung, Wohnsitz und Identitätsnummer. Wir unterstehen der englischen Glücksspielkommission, und die hat sehr strenge Auflagen. Zudem beschäftigen wir vierzig speziell geschulte Leute in unserer Sicherheitsabteilung, die Manipulationen und Geldwäsche rund um die Uhr auf der Spur sind.“

Sportwetten ist natürlich ein riesiger Markt. Es geht wie immer um Geld. Um sehr viel Geld. Um den streiten sich in Deutschland der staatliche Anbieter Oddset und die privaten Anbieter. Die Badische Zeitung schrieb einst unter dem Titel Sportwetten: Der leicht verdiente Euro lockt:

,,Sie sind sich nicht grün, die privaten Wettanbieter und der staatlich lizenzierte Betreiber Oddset. Und schon gar nicht können sie sich darauf verständigen, wie ein einigermaßen sicherer und vor Manipulationen gefeiter Wettmarkt aussehen könnte. Die Privaten behaupten, dass das staatliche Monopol eine Einladung für die Zocker sei, auf dem Schwarzmarkt zu wetten. Um ihre These zu untermauern, führen sie eine Studie der Universität Linz an. Danach habe der Umsatz auf dem deutschen Schwarzmarkt bei Sportwetten aufgrund des Verbotes 2008 um 370 Prozent zugelegt.“

Dann gibt es auch noch die Verfechter eines generellen Verbots von Online-Wetten. Professor Dr. Josef Hackforth, Direktor des Instituts für Sportkommunikation an der TU München,  im Gespräch mit Gerhard Delling:

 ,,Der letzte Satz in meinem Gutachten lautet: Die politisch Verantwortlichen müssen unverzüglich handeln und zwar deshalb, weil sich schon im Sommer 2009 sehr genau abzeichnete, dass von außen in Malta, Gibraltar und anderen Nationen Wettanbieter auftreten, die in Deutschland durch Mittelsmänner aktiv werden und versuchen, Spieler, Funktionäre, wie auch immer, zu beeinflussen, um damit Spiele am Ende zu manipulieren.“

Das ganze Thema Sportwetten wird eine unendliche Geschichte bleiben. Die Versuchungen der Manipulation sind da. Ein Patentrezept hat keiner. Das Gebiet Sportwetten umfasst auch mehr, wie nur die Komponente Wettskandal. Es gibt das Suchtpotential. Die Haushaltskasse ist von so manchen Wetter schon geplündert worden. 

Zur Vertiefung des Themas Wettskandal empfehle ich folgende Online-Lektüre:

Auf sportspool.tv gibt es eine Chronologie: Der Fußball-Wettskandal

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Hinz und Kunz über den Sportmonat November

Noch einen Kaffee . . .

  © Hans Snoek: Pixelio 

Hinz: Hallo Kunz, wir sind spät dran mit dem Rückblick auf den Sportmonat November.

Kunz: Gemach, gemach mein Hinz. Erzähle mir erst von Deinen echten Sorgen.

Hinz: Ach, Kunz. Heute wieder sehr angriffslustig. Wollen wir in die Chronologie des Novembers einsteigen?

Kunz: Ja. Sonst laufen uns noch die Leser weg.

Hinz: Wie war der Start in den November?

Kunz: Ich trinke die nächsten Monate keinen Bourdeaux mehr. Die Heimniederlage gegen die Franzosen schmerzt immer noch. So darf sich Bayern München zu Hause einfach nicht präsentieren. Ich bin immer noch verärgert. Natürlich kommt das auch beim Pferderennen häufiger vor: Form schlägt Klasse. Doch ich erwarte von Bayern einfach mehr.

Hinz: Die Woche darauf die Nachricht vom Tod von Robert Enke.

Kunz: Eine menschliche Tragödie.

Hinz: Möchtest Du etwas zum Verhalten der Medien sagen?

Kunz: Nein.

Hinz: Akzeptiert. Schwer jetzt weiter zu machen… Versuchen wir es mit einem Blick nach Spanien.

Kunz: Ja, natürlich das Debakel von Real Madrid. Nach der 0:4 Hinspielniederlage beim Drittligisten Alcorcon in der Copa del Rey reichte es im Rückspiel nur zu einem mageren 1:0. Marca schrieb von einem „historischen Pfeifkonzert“. Unglaublich. Im Hin- und Rückspiel Modus darf so was eigentlich nicht passieren. Der Etat von Alcorcon liegt bei überschaubaren 1,2 Millionen. Den Spielern des Außenseiters kam natürlich in beiden Partien das Adrealin aus den Ohren raus. Davon werden sie noch ihren Enkeln erzählen.

Hinz: In der Bundesliga befanden sich beide Nordlichter Werder und der HSV vor Bayern München.

Kunz: Ja, eine temporäre Erscheinung. Da Du beide Mannschaften erwähnst, kennst Du eigentlich den Uralt-Witz über beide Städte im Norden?

Was ist der Unterschied zwischen einem Hamburger Kaufmann und einem Bremer Kaufmann? Beide würden ihre Großmutter verkaufen, der Bremer würde sie aber auch noch pünktlich liefern.

Hinz: Leverkusen ist erstaunlich stark.

Kunz: Ja, das halten die aber nicht durch. Erinnere Dich an das vergangene Jahr. Da war Leverkusen zeitweise auch Spitzenreiter. Oder denke an den Herbstmeister Hoffenheim. Schau Dir an wo die Kraichgauer am Ende gelandet sind. Das sind jetzt alles Momentaufnahmen.

Hinz: Vereinzelt wurde in den Tageszeitungen im Sportteil auch mitgezählt. Die Tage von Bayern München ohne Tabellenführung.

Kunz: Geschenkt. Halt Statistikkram. Am Ende der Saison wird Louis van Gaal als erster holländische Coach in der Bundesliga mit einem Meistertitel in die Geschichtsbücher eingehen.

Hinz: Szenenwechsel. Im Schach gab es einen sportlichen Höhepunkt.

Kunze: Ja, Magnus Carlsen gewann souverän in Moskau im Kaufhaus GUM die Schach Blitz-WM. Der 18-Jährige Norweger ist ein Schachgenie. Sein Trainer Kasparow hatte ihn gut eingestellt. Im Bereich des Sponsoring  geht es bei Magnus Carlsen auch vorwärts. Der Finanzdienstleister Artic Securities überweist Carlsen für zwei Jahre 240 000 Euro. Dem deutschen Schach fehlt ja so eine Persönlichkeit.

Hinz: Der November war auch der Monat der Personalie Claudia Pechstein und des Wettskandals.

Kunz: Zuerst zur erfolgreichsten Winterolympionikin Deutschlands. Ich hatte ja bereits bei unserem Gespräch über den Sportmonat Oktober gesagt, dass ich weder Mediziner noch Anwalt bin. Claudia Pechstein hat ja sehr offensiv auf ihrer Webseite agiert. Ich erinnere mich noch an den Juli. ZDF Sportstudio Gespräch mit Moderator und Journalist Steinbrecher. Zwei Tage später dann ihr Interview bei der Sportsendung im bayrischen Fernsehen. Eine Medienoffensive. Sehr viele geschriebene Zeilen. Sehr viele Meinungen zur Personalie Pechstein. Ein sehr komplexer Sachverhalt. Der ungebetene Gast Knecht Doping. Der Eisschnellauf wird sicher schwer an dieser Thematik zu tragen haben. Claudia Pechstein will ja weiter kämpfen. Es sieht nach einer unendlichen Geschichte aus.

Hinz: Und der Wettskandal im Fußball?

Kunz: Der konnte nur naive Gemüter überraschen. Es ist sehr viel Geld im Umlauf. Die eine oder ander Schattenhand agiert dort mit groben Foulspiel. Wir sehen erst die Spitze des Eisbergs. Es werden weitere Enthüllungen an die Oberfläche kommen. Das Paradies der kleinen Wettsünder wird jedoch so schnell nicht von der Bildfläche verschwinden.

Hinz: Zum Abschluß unserer kleinen Plauderstunde ein Wort zu den Relegationsspielen zur Fußball WM.

Kunz: Da muss ich mich schon wieder aufregen. Das Handspiel von Henry. Natürlich gab es das alles schon in der Geschichte des Fußballs. Die Hand Gottes von Diego Maradona 1986 in Mexiko beim Spiel gegen England. Das Handspiel von Maradona hatte wenigstens Stil. Ein Kunstwerk. Oder Oliver Kahn sein damaliger Handballausflug in den Rostocker Strafraum. Da war Wucht und Charisma dabei. Was macht dagegen der Franzose? Henry hatte nur ein Allerweltshandspiel zu bieten. So eine Einfallslosigkeit. Ein paar schöne Momente gab es bei den Relegationsspielen auch. Slowenien schlägt Russland. Eine kleine Überraschung. Ja, und Portugal kommt durchs Hintertürchen zur WM. Otto Rehagel mit Griechenland dabei. Hinz, nach unserem Kaffee darauf später einen Ouzo.

Das Paradies der kleinen Wettsünder

Der aktuelle Wettskandal im Fußball wäre ohne die Mithilfe von manipulativen Spielern nicht denkbar. Im entscheidenden Augenblick den gegnerischen Stürmer alleine zum Kopfball steigen lassen, fällt doch nicht weiter auf. Oder eine 100% Großchance neben den Pfosten setzen. Passiert doch jedes Wochenende. Wer sollte da auch Verdacht schöpfen. Ja, und Torhüterfehler passieren auch permanent. Bei einem haltbaren Ball ein wenig verspätet abspringen und die Finger nicht optimal strecken. Das gewünschte gewettete Ergebnis stellt sich ein. Der Geldregen rieselt lauwarm.

Wie geraten Sportler da eigentlich hinein? Gibt es ein Muster ? Im Film Die Mafia spielt mit von Benjamin Best und Fred Kowasch kommt auch ein hochrangiger ehemaliger Ex-Mafia-Boss zu Wort. Er wurde einst wegen Betrug und Erpressung zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt. Das Manipulieren von Wetten in verschiedenen Sportarten gehörte zu seinen „geschäftlichen Aktivitäten“ .

,,Oft machen die Sportler die Fehler von ganz alleine, sie Wetten und verstricken sich immer tiefer in Wettschulden. Dann können sie nicht mehr zahlen oder wollen nicht, dass die Öffentlichkeit von ihrer Spielsucht erfährt. Und dann wird ihnen gesagt: OK, entweder zahlst Du uns eine bestimmte Summe jede Woche, jeden Monat, oder Du bezahlst Deine Schulden durch Match-Fixing. Natürlich ist auch Einschüchterung eine Maßnahme. Selbst wenn die Spieler sagen sollten, sie wenden sich an die Behörden, wird ihnen gesagt: Du kannst Dich verstecken aber wir finden Dich.“

              Michael Franzese, ehemaliger Mafia Boss

Geldsegen

 © Peter Kirchhoff: Pixelio

Der wegen Manipulationsverdacht suspendierte Kapitän des Regionalligisten SC Verl, Patrick Neumann, will bei der Staatsanwaltschaft Bochum aussagen. „Er wird gegenüber den Bochumer Ermittlern alles sagen, was er weiß“, kündigte sein Anwalt Lutz Klose im Westfalen-Blatt an. Dabei gebe es allerdings „nicht so viel zu gestehen“.

Kapitän Neumann sei in „diese Sache hineingedrückt worden“. Rechtsanwalt Klose sagte weiter: „Nach dem gewonnenen Spiel gegen Gladbach II ist mein Mandant von einer Person außerhalb des Vereins massiv psychisch unter Druck gesetzt worden“.

Der große Fjodor Dostojewski schrieb in seinem Roman Der Spieler  im Jahr 1866 über Spieltrieb und Gewinnsucht . Dostojewski kannte die Spielsucht aus eigener Erfahrung. Im Roman beschreibt er sehr eindringlich und im Detail die Symptome der unheilvollen Sogwirkung. Der tragische Romanheld Aleksej trägt alles Geld zum Roulette.

Flurin Clalüna schreibt in der NZZ über die bedenkliche Entwicklung im Sport und verweist auch auf die Aushöhlung des Fußballs.

,,Formel-1-Autos werden absichtlich gegen die Wand gefahren, Doping zersetzt den Radsport, Pferdebeine werden eingesalbt, um sie schmerzempfindlicher zu machen, wenn sie gegen die Stangen schlagen. Aber im Fussball geht es bei Spielmanipulationen um den innersten Kern: Wenn der Fussball die Unvorhersehbarkeit verliert, verliert er alles.“

Beim aktuellen Wettskandal setzt Flurin Clalüna auch den Hebel der Kritik bei den Funktionären an.

,,Im Zug des Wettskandals dringen nun staatliche Ermittler in den Fussball ein; die Fussball-Funktionäre haben ihre Parallelwelt immer gegen Einflussnahmen von aussen zu schützen versucht, aber ihr Versagen ist offensichtlich.“

Im Zusammenhang mit möglichem Wettbetrug bei Fußballspielen in China sind 16 Personen festgenommen worden, wie staatliche Medien berichteten. Unter den Festgenommenen seien ehemalige Spieler, Vereins- und Ligafunktionäre. Der Vizepräsident des Chinesischen Fußballverbandes, Nan Yong, nannte den Wettbetrug laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Xinhua „ein Krebsgeschwür“, das ausgemerzt werden müsse.

Wer weiter in die Materie – Sport und seine Schattenseiten- einsteigen will, findet auf sportspool.tv sicherlich interessante Hintergrundinformationen. Empfehlenswerte Leselektüre! 

Weiterführende Artikel zum Thema Wettskandal 

1. das Sportmagazin ´sport inside´ – „Die Mafia spielt mit“

2. Wettskandal: Festnahmen in ganz Deutschland

Anmerkung: Ein herzlicher Dank von mir geht an Fred Kowasch von sportspool.tv für die Nutzung des obigen Zitats von Michael Franzese.

 

Die Schattenhand

Geldboerse

 © Ernst Rose: Pixelio

Der Pressesprecher des FC Würzburger Kickers , Peter Neuberger, gab auf der Vereinsinternen Webseite unter anderen folgendes bekannt:

,,Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bochum besteht konkreter Verdacht, dass allein in Deutschland vier Spiele der 2. Bundesliga, drei Spiele der 3. Liga und 18 Partien der Regionalligen, fünf Spiele der Oberligen sowie zwei U19-Begegnungen manipuliert wurden. Der Bayerische Fußballverband geht derzeit nicht davon aus, dass bayerische Spiele betroffen sind.“

Ein Haftbefehl ist in der vergangenen Woche gegen einen Würzburger Spieler erlassen worden. 

,,Der umgehend suspendierte Spieler war bereits in einem früheren Wettskandal verwickelt. Der Spieler hatte damals auf Bitten eines asiatischen Wettbetrügers einen anderen Spieler gebeten, bewusst schlecht zu spielen, was dieser aber ablehnte und war dafür zu einer Geldstrafe von 8.400 EUR verurteilt worden. Dieser Teil seiner Vergangenheit wurde bei seiner Verpflichtung offen diskutiert, mit dem Ergebnis ihm als Fußballer eine zweite Chance zu geben.“

Wettskandal im Fußball. So richtig überraschend ist dies nicht. Nur naive Gemüter konnten nach dem Fall Robert Hoyzer von einem sauberen Sport in der Königsdisziplin ausgehen. Im Fußball ist sehr viel Geld im Spiel. Summen von 300.000 EURO pro Monat für etliche Spieler in der obersten deutschen Spielklasse oder ein Blick in den Fuhrpark der Spieler von Bayern München  beweisen es.

Im Fußball geht es um sehr viel Geld. Das zieht Interessierte aller Coleur an.  Als kürzlich das Länderspiel gegen Chile abgesagt wurde, war die Rede von 5 Millionen Euro entgangener Einnahmen für den DFB. Der Absteiger aus der 2. Bundesliga Vfl Osnabrück ging immerhin mit 6,7 Millionen Euro Etat in die Saison 2009/10 der 3. Liga. Autogrammstunden von ehemaligen Fußballnationalspielern liegen in einer Spannbreite von 2.500 – 10.000 Euro.

Euros

  © Gisela Peter: Pixelio

Kurz noch die Zahlen von Cristiano Ronaldo. Sein Jahressalär im Vertrag mit Real Madrid Club de Futbol beläuft sich auf 9,5 Millionen Euro.  Reals Präsident Florentino Perez erwirkte für seine atemberaubende Einkaufstour im Sommer bei zwei Großbanken Kredite von 153 Euro. Der Wettanbieter bwin verlängerte im September den Vertrag im Trikotsponsoring bis 2013 mit den Königlichen. Im Klartext heißt das: 92 Millionen Euro in vier Jahren für den Schriftzug des östereichischen Wettanbieters auf der Brust der Madrilenen.

Sportdirektor Martin Bader vom 1. FC Nürnberg äußerte sich im Zuge der schlechten Nachrichten der letzten Tage im Sonntagsblitz besorgt über die Zukunft des Fußballs.

,,Wenn sich die Vorwürfe erhärten, ist das für den Fußball eine Katastrophe. Es macht den Sport kaputt. Der Glaube muss aufrechterhalten werden, dass es auf dem Platz ehrlich zugeht und dass die Ergebnisse ehrlich erzielt werden, denn ansonsten versinkt dieser Sport irgendwann in der Bedeutungslosigkeit.“

Das Wettgeschäft ist natürlich ein riesiger Markt an Möglichkeiten viel Geld in extrem kurzer Zeit zu machen. Da kommen natürlich auch richtig gut organisierte Wettpaten ans Büffet der großen Geldscheine. Münzgeld oder kleine fünfstellige Summen sind dort nicht das Objekt der Begierde. Die Profis drehen am großen Rad.

Rückblick. Am 30. Januar 2005 führte Michael Ashelm in der FAZ im Zuge des damaligen Wettskandals ein Interview mit  dem Leiter der Anti-Korruptionsabteilung in der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Wolfgang Schaupensteiner.

,,Als Leiter der Anti-Korruptions-Abteilung der Frankfurter Staatsanwaltschaft kennen Sie die dunkle Seite der menschlichen Natur. Den deutschen Fußball belastet gerade ein Skandal. Überraschen Sie die immer neuen Vermutungen in diesem Milliardenspiel?“

,,Nein. Ich sage immer leicht überspitzt: Der Mensch ist geldgierig und rachsüchtig. Wo investiert wird, wird geschmiert. Wo viel investiert wird, wird viel geschmiert.“

Zahlenschloß

  © Andreas Morlok: Pixelio

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