Reblog: Toni Innauer und die Sache mit dem finanziellen Overkill

Toni Innauer trat erstmals 1976 in mein Leben. Stichwort Olympische Winterspiele. Am 12. Februar 2010 erinnerte ich hier im Sportblog Sportinsider an Olympia Innsbruck 1976.

,,1976 nahm ich als fast 13-Jähriger die ersten Olympischen Winterspiele bewußt wahr. Die Helden von Innsbruck waren für mich Franz Klammer, Meinhard Nehmer, Hans-Georg Aschenbach, Toni Innauer, Rosi Mittermaier, Uli Wehling und der legendäre Eishockeytorwart Wladislaw Tretjak. Das Sonderheft zu den Spielen war eine ständige Begleitlektüre. Ich konnte damals alle Olympiasieger aus dem Kopf aufsagen. Heute müßte ich dafür den Google Sehschlitz bemühen.“

Den bemerkenswerten Weg von Toni Innauer habe ich dann mit großem Interesse über all die Jahre verfolgt. Jetzt arbeitet er zur Zeit als ZDF-Experte während der Vierschanzentournee und macht auch dort eine ausgesprochen gute Figur. Sachlich seine Kommentierung, fundiert die Analysen. Er bringt die Dinge auf den Punkt.

Eigentlich ist es ja schade, dass die österreichische Skisprunglegende Toni Innauer seinen Blog unter toni-innauer.at nicht mehr führt. Dort äußerte er sich immer sehr klug und mit klaren Aussagen. Gelegenheit einen kleinen Blick ins Sportinsider Archiv zu werfen.

Reblog: [7. März 2013] Toni Innauer und die Sache mit dem finanziellen Overkill 

Wenn Sportler bloggen ist es oft so eine Sache. Manch einer kommt nicht über Standardsätze und hundertfach gehörte Floskeln hinweg. Ganz anders dagegen Skisprunglegende Toni Innauer. Sein Blog auf toni-innauer.at ist voller interessanter Beiträge. Der charismatische Sportheld ist ein Freund von klaren Worten und guter Analyse. Er schont dabei selbst Lance Armstrong nicht.

,,Lieber Lance Du hast den Idealisten unter uns also auch noch gezeigt, dass es im Sport nicht nur ums Gewinnen sondern um „richtige Kohle“ geht, um das große Umverteilen. Um das Verschieben des Geldes von denen die sich noch halbwegs ehrlich abstrampeln zu denen, die an den Hebeln sitzen, und so wie Du, wenn sie unter Druck geraten, eine kleine Spende an die Community springen lassen.“

In seinem neuesten Artikel ist der gefallene Velo-Jesus jedoch nicht das Thema von Toni Innauer. Es geht um Geld, sehr viel Geld, die Spirale im Wettbewerb der Materialschlacht. Innauer schaut dabei auch auf die Parkplätze neben den Skisprungschanzen und stellt fest:

,,Neben den Riesentrucks anderer Nationen nimmt sich das ÖSV-Gefährt allerdings aus wie ein winziges Rettungsboot neben Kreuzfahrtdampfern. Früher zitterte man davor, dass die Schanzen durch neue Materialentwicklungen umgebaut werden müssen, heute weitet sich dieses Problem auch auf die Parkplätze aus. Da braucht es schon einen doppelstöckigen Superadlerbus um nicht im Schatten der anderen zu stehen.“

Der einstige Ästhet unter den Skispringern plädiert für eine finanzielle Obergrenze der Etats, um die Materialschlacht zwischen den einzelnen Nationen zu begrenzen. Stichwort Chancengleichheit. Sicher eine idealistische Sicht auf die Dinge.

Basketballfan Wulff, Schachweltmeister Anand und Präsident Hoeneß

Ist unser aller Bundestrainer Bundespräsident und Basketballfan Wulff eigentlich noch im Amt? Es ist so ruhig um das Schloß geworden. Eigentlich war das Thema doch scheinbar im alten Jahr schon durch. Diese Medien aber auch immer. Nein, so eine lange und ausdauernde Berichterstattung ist auch anstrengend. Doch wollen wir uns nicht mit den alltäglichen Nachrichten aus Berlin aufhalten.

Es gibt für alle Schachfreunde noch ein bemerkenswertes Interview von Weltmeister Viswanathan Anand auf whychess.org mit dem Fragesteller Vlad Tkachiev nachzutragen. Dabei sind auch die Fotos vom amtierenden Schachweltmeister, aufgenommen von Irina Stepaniuk, sehr interessant. Anand sieht sehr entspannt aus. So relaxt möchte manch Politiker mit CDU-Parteibuch momentan in Berlin dreinschauen. Doch der Medienbetrieb scheint unbarmherzig zu sein. Augen auf bei der Berufswahl und bei der Aufnahme von Krediten sowie dem eigenen Telefonverhalten mit der Presse.

Eigentlich kann die Fußball-Bundesliga auch bald wieder beginnen. Diese Woche feiert einer Ihrer Leistungsträger seinen 60. Geburtstag. Einst schrieb ich am 28. Novemer 2009 eine Hommage an Uli Hoeneß.  Jetzt ist er Präsident und wird die Meisterschaft mit Bayern München am Ende der Saison 2011/2012 feiern können. Darauf könnte man einen 500.000 Euro Kredit wetten oder das Bruttosozialprodukt der EU hinlegen. Da brennt nichts an. Ich meine mit der Meisterschaft. Derweil wird noch ein wenig der Vierschanzentournee gefrönt.

Indikatoren für das bevorstehende Jahresende

Es gibt so untrügliche Zeichen für Zeiten. Im Sommer schwabbert durch die Gerüchteküche jeder nur erdenkliche oder nicht vorstellbare Transfer eines Kickers von einem Verein zum anderen. Jeder kann die Uhr danach stellen.

Die Indikatoren für das bevorstehende Jahresende sind ebenfalls zuverlässig erkennbar. Das London Chess Classic ist durch. Dann ist auch der Jahreswechsel nicht mehr fern. Chesstigers titelt King Kramnik gewinnt London Chess Classic 2011. Ein weiterer Indikator für das herannahende Jahresende ist der 17. Spieltag der Fußballbundesliga. Herbstmeister ….  Bayern München zum wiederholten mal in der Geschichte der Bundesliga. Für den DFB-Pokal ist auch noch ein Löffel Suppe da. Danach geht es ans überwintern für die Teams. Diverse Hallenturniere werden dann den Terminplan fluten.

Aber auch die jetzt überall regional stattfindenden Wahlen zum Sportler des Jahres deuten auf das neue Jahr hin. Einen festen Sendeplatz gibt es auch für die traditionelle Veranstaltung in Baden-Baden. Das ZDF ist so freundlich und verwertet einen Teil der Gebühren (auch meine) für eine homogene Präsentation und Übertragung in die deutschen Wohnzimmer, Schlafzimmer, Gartenlauben oder Kabinen der Truckerfahrer. Was sollen letztere auch Abends alleine auf diesen Parkplätzen in Ihren Fahrerkabinen an den Autobahnraststätten machen. Mehr zur Wahl und den Anfängen unter der Initiative von Journalist Kurt Dobbratz aus dem Jahr 1947 gibt es hier zu lesen.

Ein weiteres Indiz für das Jahresende ist die anstehende Vierschanzentournee. 2001/2002 gewann Sven Hannawald alle vier Einzelwettbewerbe. Einmalig in der Geschichte. Sollte dieses Jahr einem Springer dieses Kunststück gelingen gibt es eine Sonderprämierung in Höhe von einer Million Schweizer Franken. In dieses unsicheren Euro-Zeiten ein gutes Zeichen. Währungstechnisch gesehen. Stabiler wie die Kunstwährung ist der Schweizer Franken allemal. Alle Infos zur Tour inclusive der monetären Komponente gibt es auf der offiziellen Website der Vierschanzentournee.

Das Sportjahr 2011 nimmt Fahrt auf

Das Sportjahr 2011 begann bekanntlich mit einem kleinen Paukenschlag. Der intelligente Fußballlehrer Rangnick trennt sich von seiner Aufgabe in Hoffenheim. Gustavo wechselt zu Bayern München. Ralf Rangnick und Bayern München, da war doch etwas? Richtig. Beim ersten Aufeinandertreffen in der Hinrunde der Saison 2008/2009 haute der damalige Hoffenheim Coach einige Sprüche auf der Pressekonferenz raus:

,,Wer flotte Sprüche hören will, muss nach München gehen. Wer flotten Fußball sehen will, der ist hier richtig.“

,,Wir gehen nicht dahin, um Trikots zu tauschen – wir wollen ihren Skalp.“

,,Die Bayern-Fans sind bisher nicht damit aufgefallen, dass Sie ihre Mannschaft bedingungslos unterstützen. Die wollen unterhalten werden.“

Bayern München gewann damals das Punktspiel unter Trainer Jürgen Klinsmann gegen die TSG Hoffenheim mit 2:1 und schickte Ralf Rangnick eine Spur kleinlauter in den Kraichgau. Die Normalität zog dann in der Rückrunde in Hoffenheim ein.

Für Sportredaktionen wie die Süddeutsche Zeitung war die Personalie Rangnick/Gustavo/Hopp/Tanner/Hoffenheim willkommene Füllung der Sportseiten im neuen Jahr. Meine Liebste und ich waren Montag und Dienstag in Oberstdorf. Beim lesen der SZ am Frühstückstisch im Hotel wurde die Geschichte des SMS-Verkehrs zwischen Rangnick und Hopp genüßlich dargeboten.  Prima Unterhaltung.

Dabei geht das mühsam aufgebaute Image von Hoffenheim gerade den Bach herunter. Stürmer Demba Ba mag nicht mehr. Schlagzeilen wie Hoffenheim-Manager wütet gegen Meuterei Profi auf bild.de braucht kein solide geführter Verein. 

Szenenwechsel. Die Vierschanzentournee sieht heute den Countdown. Sollte sich Thomas Morgenstern das Ding noch nehmen lassen, will ich keine Diskussionen über Skibindungen hören. Bei der Winterspartakiade in Vancouver nervte es doch gehörig . Diese Diskussion über den Materialvorteil im Lager der Schweiz. Simon Ammann hatte eben den Bogen raus. Da hätte ich mir aus dem österreichischen Skisprunglager mehr Gelassenheit gewünscht. Auch dort ist in den letzten Jahren gebastelt und getestet worden. Der Schweizer Ammann war ein verdienter Olympiasieger 2010.

Rallye Dakar 2011– die Materialschlacht in Südamerika polarisiert. Die Duelle der Hausfrauenpanzer sind nichts für ökologische sensible Naturen. Aus Sicht der teilnehmenden Automobilkonzerne natürlich eine stark inszenierte Werbeveranstaltung. Hier geht es zur offiziellen Website der Rally Dakar 2011.

Schach. Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Das königliche Spiel im Fernsehen. Ich bin begeistert. Auf Arte waren diese Woche Schachikone Garri Kasparow und Finanzinvestor Peter Thiel (Facebook, PayPal) in New York zu sehen. Hier geht es zum Video auf Arte. So darf das Sportjahr 2011 gerne weitergehen.

Sportjahr 2011

Das alte 2010 geht den Weg in das Sportarchiv. Vierschanzentournee unter dem Namenspatronat von Jack Wolfskin, die Materialschlacht in Südamerika bei der Rallye Dakar, eine teure Winterspartakiade in Vancouver, Schachmatch des Jahrzehnts in Sofia mit Topalov und Anand, Double von Bayern München und leider ein schlechter Tag im Champions-League Finale in Madrid gegen Inter Mailand mit Superhirn Mourinho als Coach, das Double von Brose Baskets, eine Leichtathletik EM in Barcelona mit der schnellsten Frau über 100 Meter aus Deutschland, die  monetären Festspiele der allmächtigen Firma in Südafrika, die fehlende Fairness eines deutschen Torwarts bei einem Schuss eines Engländers, Abschied von Günter Netzer aus der Fernsehpartnerschaft mit Gerhard Delling, Tour de France und die Probleme des Fleischessers Alberto Contador danach, die Unsicherheiten von Lance Armstrong, die Probleme einiger deutscher Sportjournalisten mit Andreas Klöden, ein Fahrt aufnehmendes Basketballprojekt von Bayern München unter Coach Dirk Bauermann, permanente Schlagzeilen und Rangeleien beim fairen (!?)   Bewerbungskraftakt um die Winterspartakiade 2018,  eine Schacholympiade in Sibirien mit dem heroischen 64. Platz der Männermannschaft aus Deutschland und der Niederlage Robert von Weizsäckers im harten Kampf um Wählerstimmen,  Sieg der Hartplatzhelden um Oliver Fritsch im juristischen Strafraum in Karlsruhe, Formel 1 Coup von Sebastian Vettel und Red Bull, die Vergabe der Fussball-WM 2018 an die einstige  Sport-Supermacht Russland sowie die abenteuerlich anmutende Vergabe 2022 an die finanzkräftigen Jungs aus Katar, schlechter Stil von Obama bei der Vergabeniederlage der USA in Zürich, das Momentum von Levon Aronian beim Tal-Memorial und bei der Blitzschach-WM in Moskau, die Auslosung der Frauenfußball WM in Frankfurt ohne Sepp Blatter und Oliver Kahn, deutlichere Punktrückstände von RB Leipzig auf den Chemnitzer FC und Bayern Münchens auf Borussia Dortmund, ein schwächelnder THW Kiel und erstarkte Füchse und Hamburger Handballer, Rückzug von Legende Toni Innauer aus dem Skisprungzirkus …  

Das Sportjahr 2011 steht an.

Merkur Online hat eine satirische Vorschau auf das Sportjahr 2011 gewagt.

Meinen zahlreichen treuen Leserinnen und Lesern danke ich für die Zeit und Aufmerksamkeit im Jahr 2010. Ich wünsche einen phantastischen Start und viel Lebensfreude im neuen Jahr.

59. Vierschanzentournee oder ein bemerkenswertes Interview von Toni Innauer in der SZ

Pünktlich zu Beginn der Vierschanzentournee lese ich doch heute in der Printausgabe der Süddeutschen Zeitung ein bemerkenswertes Interview mit Toni Innauer. Er kratzt den Lack von einer medial gehypten Wintersportart und spricht Klartext. Das Interview ist erfreulicherweise auch online nachzulesen. Der 52-Jährige Österreicher kennt alle Facetten des Skispringens und seine Antworten im Gespräch mit Thomas Hahn regen zum Nachdenken an:

,,Der Sport könnte ein Vorbild sein, wenn er sich selbst und die Verantwortung für seine Spielregeln ernst nimmt. Und da habe ich gemerkt, dass es im Berufssport immer schwieriger wird, vernünftige, humane Ideen umzusetzen. Man wird, wenn man Kollateraleffekte berücksichtigen will, fälschlicherweise als naiv betrachtet. Wenn man Erfolg absolut sieht und auch das Gefühl hat, solange ich nicht erwischt werde, ist die Wahl der Mittel egal – dann sind wir in einer Situation, die uns langfristig ruiniert. Deshalb müssen wir uns den Sport immer wieder genau anschauen und unsere Regeln bedenken: Sind da genug Regenerationszeiten drin? Ist das menschlich zumutbar, was wir verlangen? Wenn wir das nicht tun, wird der Bereich versaut.“

Skisprunglegende Innauer kritisiert auch das Techno-Gedröhn während der Weltcups, nimmt Stellung zur Diskussion um die Bindung, bedauert stärker werdenden sportpolitischen und medial-wirtschaftlichen Einfluss auf das Skispringen. Auch Themen wie Bulimie oder der Druck der Auslese unter den österreichischen Springern und etwaige Nationenwechsel werden besprochen. Also meine unbedingte Leseempfehlung. Wer obige Ausfahrt zum Interview verpasst hat: Hier geht es zum kompletten Interview