Finale Schachbundesliga bei DeepChess!!! Media und ein weißer Fleck in der Süddeutschen Zeitung

Sie haben alles in die Print Montagsausgabe der Süddeutschen Zeitung gepackt. Den französischen Nationalspieler mit dem geliehenen Megafon der Bayern München Ultras auf dem Titelblatt. Die Bastian Schweinsteiger Story einer Entwicklung zum reifen Spieler und Menschen auf Seite 3. Die ausführlichen Bundesligaberichte der Königsdisziplin Fußball im Sportteil. Zwei Artikel über die Turbulenzen bei 1860 München. Ein Foto vom Frauen Eishockey.

Zeilen über die aktuelle Formschwäche der Brose Baskets Bamberg und die Niederlage in Bonn. Ein Text über das anstehende DEL Finale der Kölner Haie und den Eisbären Berlin mit dem Blick auf die pragmatischen Seiten von Uwe Krupp. Auch ein Interview mit Frank Mill, ehemaliger Borussia Dortmund Spieler, mit den Sympathien für Bayern München sowie die Großzügigkeit der Kartenvergabe für verdienstvolle Spieler inclusive Trinken und Essen beim Rekordmeister. Mill schwärmt geradezu von dieser Praxis bei Bayern München.

Dazu eine ganze Seite Ergebnisspiegel. Tabellen bis runter zur 4. Fußballliga. ZFC Meuselwitz auf Platz 4 der Regionalliga Nordost. Red Bulls Fußballprojekt RB Leipzig trennt sich von Plauen 2:2. Curling gab es auch im Angebot. Hockey schafft es auch in den erlauchten Kreis. Ein Foto und Zeilen zu den starken Auftritten der Läufer aus Kenia beim Halbmarathon in Berlin. Auch ein kleiner Schwenk im Text zu dem Marathon in Paris. Es ist fast alles vorhanden. Selbst die dopinggeschwängerte Sportbranche Radsport fehlt nicht. Was fehlt, ist die Schachbundesliga. Das Finale. Ein weißer Fleck in der Süddeutschen Zeitung. Zum Glück gibt es auch Online-Angebote. Beispiel DeepChess!!! Media, die Ihre Berichterstattung mit folgenden Text einleiten.

,,Die Schachbundesliga hatte am Wochenende mit einer zentralen Veranstaltung ihr Saisonfinale im Schloß Schwetzingen. Zum achten Mal wurden die Schachfreunde aus Baden-Baden deutscher Meister, was nicht wirklich überrascht hat. Die Badener spielen in ihrer eigenen Liga und dies wird deutlich, wenn man auf die Tabelle schaut. 15 Mal zum Mannschaftskampf angetreten und 15 Mal gewonnen. Kein Verlust und kein Unentschieden. Das war deutlich. DeepChess!!! Media war vor Ort und hat einige Impressionen von diesem Wochenende eingesammelt und in einem Video verarbeitet.  Neben Impressionen und Aufnahmen von der Simultanveranstaltung mit Anatoli Karpov, haben wir auch ein kurzes Interview mit dem Sponsor der OSG, Wolfgang Grenke, und dem Mannschaftführer, Sven Noppes geführt.
Alles im allen, war die vom SV 1930 Hockenheim veranstaltete und geplante Endrunde in Schwetzingen ein echtes Highlight. Sehen Sie selbst.“

Eishockey: Pat Cortina kennt keine leichte Vorbereitung

Die Spatzen pfiffen es bereits von den Dächern. Er kommt. Jetzt. Die Rede ist von Pat Cortina. Neuer Coach der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft. Sein Verein EHC Red Bull München heißt die Doppelfunktion, Vereinstrainer und Verantwortlicher neuer Bundestrainer, für gut. Der Daumen ist nach oben gerichtet. Manager Christian Winkler in der tz vor der Ratifizierung des Vertrags:

,,Die Nationalmannschaft ist die wichtigste Mannschaft Deutschlands. Für den EHC wäre es eine Große Ehre, den Bundestrainer zu stellen.“

Na denn. Pat Cortina übernimmt das Amt vom glücklosen Jakob Koelliker. Das schweizer Experiment war gescheitert. Auch Eishockey in Deutschland ist ein Ergebnisspiel. Der neue Bundestrainer gilt als harter Hund. Cortina ist für eine intensive körperliche Vorbereitung seiner Teams bekannt. Da machte auch der Sommer 2012 keine Ausnahme. Eishockeytrainer Pat Cortina mit einem Statement in der tz:

,,Ich bin jetzt seit 24 Jahren im Geschäft – jedes Jahr gibt es diese Beschwerden. Ich glaube, ich höre auf mit meiner Arbeit, sobald jemand sagt, eine Vorbereitung bei mir wäre leicht. Zusammen mit Fitnesstrainer Daniel Müller haben wir gute Sachen gemacht.“

Die Vita von Pat Cortina weist unter anderen den Aufstieg von Ungarn in die A-Gruppe und das hochhieven vom EHC in die oberste deutsche Eishockey-Spielklasse auf. Ihm wird ein gutes Händchen bei der Förderung junger Spieler und ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn nachgesagt. Mit der Verpflichtung zum Bundestrainer richten sich die Augen auch auf die olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi. Pat Cortina wird den Spruch des einstigen Bundescoach Uwe Krupp kennen:

,,Schulterklopfen ist nur 50 Zentimeter von einem Tritt in den Hintern entfernt, du bist immer nur so gut wie dein letztes Turnier.”

Tief durchatmen. In Kürze steht der Deutschland Cup 2012 in München an. Cortina wird dort sein erstes Turnierecho als neuer Bundestrainer bekommen.

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Ranking der 10 sympathischsten Mannschaften

Es ist ja immer so eine Geschichte mit dem persönlichen Ranking der Sympathien bei Mannschaften im Sport. Stammleser wissen von meinem entspannten Faible für Bayern München seit 1973. Eine Saison ohne Titel ist für mich kein Beinbruch. Erfahrungsgemäß hat die Konkurrenz im darauffolgenden Jahr nicht viel zu lachen.

Heute habe ich ein persönliches Ranking meiner aktuell sympathischsten Mannschaften erstellt. Über die Grenzen der Sportarten hinweg.

1. Borussia Dortmund (Fußball)

Der Faktor Klopp und die teilweise begeisternde Art und Weise Fußball zu spielen sind nicht zu toppen. Der Borussen Coach kommt dermaßen locker in Interviews rüber, ist authentisch, begeisterungsfähig, ein Vulkan an Emotionen, einfach der Trainer der Siason 2010/2011 in der Fußball-Bundesliga. Die atemberaubende 1. Halbserie mit Tempofußball, Power und einem Forchecking wie es Klinsmann bei der WM 2006 phasenweise gegen Schweden in den ersten fulminanten 25 Minuten praktizierte oder auch Hans Meyer einst mit Carl Zeiss Jena gegen den AS Rom beim 4:0 (ältere Fußballfans werden sich erinnern) im Europacup über die gesamte Spielzeit. Klopp verliert nun zwar sein erstes Mosaiksteinchen mit dem Sahin, aber laut Pressekonferenz wohl nicht des Geldes wegen. 

2. Eishockey-Nationalmannschaft Deutschland

Egal wie die aktuelle WM ausgeht für die Eishockey-Cracks von Uwe Krupp, seine Truppe hat mit den Siegen gegen Russland und gegen die Slowakei viel Freude bereitet. Dazu kommen die Bonuspunkte von der Heim-WM im vergangenen Jahr (ich habe sie nicht vergessen). Endras ist auf dem Weg ein Weltklassetorhüter zu werden. Wer spricht da eigentlich beim Eishockey immer von Randsportart?

3. VfB Friedrichshafen (Volleyball)

Ich wohne nah dran nach meinem Umzug. Das Mekka des deutschen Volleyballs hat seine Heimstätte am Bodensee in Friedrichshafen. Sieben Jahre hintereinander Meister. Aktuell sind die hiesigen regionalen Zeitungen voll der Bilder von der Meisterfeier nach dem Triumph gegen die Berliner.  Da ich selber Volleyball in grauen Vorzeiten gespielt habe, und es unglaublich ist mit welcher Konstanz die Mannschaft die Titel erspielt, und ích die Bodenseeregion liebe, gibt es zusätzliche Bonuspunkte und den 3. Platz im Ranking.

4. Bayern München (Basketball)

Es gibt zwei spannende Projekte im Sport in Deutschland, Das erste ist die Geschichte mit RB Leipzig und die zweite das Basketball-Projekt von Bayern München. Bauermann ist dazu ein sehr charismatischer Typ und der souveräne Aufstieg in das Oberhaus der BBL läßt vielerorts die Schatzmeister frohlocken. Bayern München wird die Hallen füllen, mit dem klangvollen Namen Zuschauer ziehen. Keine Frage.  Okay, die Abwerbeversuche von Wolfgang Heyder, jener Manager-Institution in Bamberg, ist Bayern München Ende des letzten Jahres nicht gelungen. Doch ich drück den Jungs von Bauermann für ihre weitere geplante Erfolgsstory die Daumen. Oh je, mir fallen gerade meine bescheidenen Basketball Schritte im Schulsport ein. Ich bewunderte immer die langen Kerls mit der Treffsicherheit in den Korb. War mir selber leider nicht gegeben.

 5. Bayern München (Fußball)

Okay, unter ganz sachlichen Gesichtspunkten müsste ich sie weiter hinten eingruppieren. Das Desaster in der Kommunikation zwischen den Alpha-Tieren Hoeneß und van Gaal fand ich nicht gut. Auch das verpatzte Heimspiel gegen Inter. Ich fasse es bis heute noch nicht ganz. Auch die fehlende Vision einer Trainerbesetzung. Nichts gegen Heynckes, doch das gab es bereits zweimal in der Geschichte der Bayern. Kreative Trainerlösungen sehen anders aus. Doch unter den ganzen Umständen dann doch noch unter die ersten 3 zu kommen war mir noch einen Zusatzbonus wert. Ich habe auch Spaß gehabt am Auswärtssieg in Mailand, am aktuellen 8:1 bei St. Pauli, den hohen Heimsiegen gegen Leverkusen und gegen Schalke.

6. RB Leipzig (Fußball)

Natürlich polarisiert RB Leipzig. Ich habe in meiner Jugend ja bereits die deutsche Einheit vorweggenommen. Im Oberliga-Alltag hielt ich dem 1. FC Lokomotive Leipzig die Daumen. Im Bundesliga-Alltag und im Europapokal der Landesmeister Bayern München. Lok hat dann irgendwann meine Geduld aufgebraucht in den Querelen, dem Absturz aus der Bundesliga, den Personalkarussell, der gesamten Entwicklung etc.  Es war ein schleichender Prozess. Bei RB Leipzig finde ich den Ansatz von Dietrich Mateschitz gut. Aus der 5. Liga mit dem Ausgangsstandort Markranstädt die Bundesliga anzuvisieren hat Charme. Dazu finde ich Mateschitz als Marketing-Genie cool. Sein verkauftes Produkt in den Weissblechdosen ist an sich simpel. Er hat es über Jahre gepusht und die Red Bull Geschichte ist in vielen Ansätzen für mich spannender wie die Coca-Cola Story.

7. OSG Baden-Baden (Schach)

Mäzene sind selten im deutschen Schach zu finden. Fast wie die berühmte Nadel im Heuhaufen. Doch es gibt sie. Grenke Leasing sei Dank. Deutschland hat eine intakte Schachmannschaft die kontinuierlich Meistertitel einfährt. Herr Grenke hat als Mäzen die Mannschaft über Jahre gefördert und verleiht ihr einen soliden Geldrahmen. Die Nationalmannschaft kann da eigentlich nur neidisch nach Baden-Baden schauen.

8. Brose Baskets Bamberg (Basketball)

Der Erfolg der Domstädter ist mit einem Namen verbunden: Wolfgang Heyder. Der fleißige, charakterstarke und intelligente Manager wurde einst vom Kicker – Der Hoeneß des Basketballs genannt -. Er hat ein Händchen für Spielerverpflichtungen, für Sponsoren und hat eine beispielhafte Jugendarbeit über viele Jahre gefördert und aufgebaut. Brose Baskets Bamberg hat nie die Möglichkeiten im Umfeld wie ALBA Berlin gehabt. Dennoch gelang es Heyder permanent den Etat zu erhöhen. Wir reden hier bei Bamberg von einer 70.000 Einwohner Stadt. Ich kenne Wolfgang Heyder persönlich und habe ihn immer integer erlebt.

9. Leopard Trek (Radsport)

Jetzt werden sich einige Leser die Augen reiben oder vielleicht leise die Faust in der Tasche ballen. Gemach,Gemach. Nun, dieses Ranking ist meine persönliche Auflistung der aktuell 10 sympathischsten Mannschaften. Ich bin heiß auf das Auftreten der Schleck Brüder und der deutschen Voigt, Gerdemann, Wegmann und des Schweizer Zeitfahrspezialisten Cancellara sowie des Australiers Stuart O´Grady. Das ein Luxemburger Immobilienunternehmer ca. 15 Millionen Euro investiert und das vielleicht stärkste Radsportteam der Welt auf die Beine stellt und den Toursieg bei der Höllentour in Frankreich anpeilt ist bemerkenswert. Zwischenruf meines Superhirns: Was machen eigentlich die Sponsoraktivitäten der Telekom im deutschen Radsport?

10. Hamburger SV (Handball)

Deutscher Männerhandball war fast zur Kieler Titelservice GmbH mutiert. Dauersieger. Konstanz. Dominanz. Hamburg hat generell einen Bonus bei mir. Meine Schwester hat einige Jahre in dieser großen, spannenden und nördlichen Stadt gewohnt. Da St. Pauli als Absteiger mit einem scheidenden Trainer ( mir gehen die Tränenreichen Abschiede langsam auf die Nerven – Stanislawski, Neuer, Sahin) ausscheidet für mein Top 10 Ranking, der Hamburger SV im Fußball zu sehr an einem meiner Lieblingstorhüter gekratzt hat (Frank Rost – einer der letzten Typen mit eigener Meinung in der Bundesliga) blieben fast nur die Handballer übrig. Und die haben es sich redlich verdient. Zu Kiel habe ich irgendwie immer keinen emotionalen Zugang gefunden. Trotz aller Erfolge. Die Bundesligatabelle (oder heißt die eigentlich Toyota-Tabelle?) habe ich immer  mit Freude diese Saison angeschaut. Hamburger SV. Es las sich etwas ungewohnt und hatte irgendwie Charme.

Nachdenkenswert #91

,,Uwe Krupp erzählt uns seit fünf Jahren das Gleiche. International zu spielen ist etwas anderes als in der DEL. Hier müssen wir anders angreifen, mehr zum Tor ziehen und öfter schießen, um erfolgreich zu sein. Am Anfang wirkte es manchmal so, als wenn das nicht jeder geglaubt hat. Aber Uwes Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt. Es ist auch sein Verdienst, dass wir jetzt so erfolgreich sind. Natürlich hat er als Trainer großen Anteil an unserem Erfolg.“

               Alex Barta, über den Anteil von Coach Uwe Krupp

               am Erfolg im Interview auf sportal.de

Neue deutsche Eiszeit

Da schau einer an. Während in London das Grundrauschen der Hochzeit des Jahres sich langsam wieder legt, fegen die deutschen Eishockey-Cracks in bemerkenswerter Art und Weise über das Eis.  Krupp ist ein Typ. Einst sagte er den kernigen Satz: 

,,Schulterklopfen ist nur 50 Zentimeter von einem Tritt in den Hintern entfernt, du bist immer nur so gut wie dein letztes Turnier.“

Er erlebte die Häme nach Bern 2009 sowie die Ratlosigkeit ob des bescheidenen Auftritts des Teams bei den monetären Winterspielen in Vancouver und die Schulterklopf-Welle bei der Heim-WM im vergangenen Jahr. Er hat dieses Jahr wieder eine gute Truppe zusammengestellt. Auf Leistungsträger wie Endras ist auch diesmal erneut Verlass. Einst spielte er in Ravensburg, kaum einen Katzensprung von meinem neuen Wohnort Eriskirch am Bodensee entfernt. Ich glaube sogar seine Entwicklung macht auch nochmal einen Sprung, wenn er dann über den großen Teich wechselt. Sein Potenzial scheint mir noch lange nicht ausgereizt.

Reminiszenz an die Dennis Endras Zeit bei der WM 2010

Im vergangenen Jahr schrieb ich zu ihm hier im Blog:

,,Bundestrainer Uwe Krupp hat sich festgelegt. Nein, nicht in Sachen eigener Zukunft im Job sondern in Sachen Torwart. Dennis Endras ist der Auserwählte. Beim Auftaktspiel gegen die USA war er überragend und erinnerte mich teilweise an Wladislaw Tretjak, jenen weltbesten Torhüter aller Zeiten, aus den Jahren der sowjetischen Dominanz im Eishockey.“

Für die jüngeren unter meiner Lesergemeinde schrieb ich zum Verständnis der Eishockey-Legende Tretjak:

,, Wladislaw Tretjak, Freund des siebenstündigen täglichen Trainings, wurde der Mann mit den „tausend Händen“ genannt. Seine Bilanz von 10 Weltmeistertiteln und 3 Olympischen Goldmedaillen ist beeindruckend. Wladislaw Tretjak hat Eishockey-Geschichte geschrieben.“

Jetzt aber auch noch ein Blick über die Bande. Tilman Pauls huldigt auf seinem Eishockey-Blog der deutschen Mannschaft. Zum Einrahmen. In diesen Tagen ist ein kontinuierlicher Blick auf die Ausführungen von Eishockeyexperte und Comeback-Blogger Tilman Pauls einer meiner Empfehlungen.

Uwe Krupp und das Gespür für eine Sensation auf dem Eis?

Wie weit kann die Mannschaft von Uwe Krupp kommen? Ein Weltmeistertitel wäre vor Wochen eine absolute Sensation gewesen. Eigentlich nur auf der Spielekonsole vorstellbar. Nicht im realen Eishockey-Leben. Ich erinnere mich noch an jenen spektakulären Olympiasieg der USA gegen die schier übermächtige Sowjetunion. Eines jener Sportereignisse, wo das Wort Sensation fast noch zu tief stapelt. Ein Eishockey-Duell und Turniersieg für die Ewigkeit. In dieser Dimension würde ich eine Weltmeisterschaft von Deutschland auf dem Eis auch sehen. Ich träume jetzt noch nicht vom Durchmarsch bis zur Weltmeisterschaft.

Wie verspeist man einen Elefanten? Scheibe für Scheibe. Okay, dieser alte Klassiker von manchen Referenten aus der Motivationsszene und dem Vertriebstraining hat einen alten Bart. Ich wollte ihn dennoch bringen. Die neue deutsche Eiszeit ist angebrochen und alleine die Vorrunde war für das Eishockey-Buch für die Enkel angetan. Der Architekt dieser Turnierleistung hat einen Namen: Uwe Krupp. Er  hat ein Gespür für die Jungs und für die Dramaturgie eines Turniers. Wie weit trägt die neue deutsche Eiszeit bei dieser WM?

Es ist noch Eis da

Es war eine emotionale WM. Im eigenen Land wurden in den Arenen nach Spielende übergroße Fahnen geschwenkt. Dennis Endras erinnerte mit phantastischen Paraden an die Großen seiner Zunft.  Der Bundestrainer Uwe Krupp hatte seine Truppe auf die Minute präzise eingestellt. Das deutsche Eishockey hatte positive Schlagzeilen fabriziert und es wäre die Zeit reif für einen Aufschwung auch in den heimischen Gefilden der DEL gewesen.

Doch die bereits vor der Eishockey-WM von Chantalle Alberstadt, Mitinitiatorin der Aktion Spieltag58, im Sportinsider Interview angesprochenen zahlreichen Problemfelder ziehen sich wie ein roter Faden durch das Abenteuerland DEL.

Die negativen Schalgzeilen über Lizenzprobleme, finanzielle Engpässe, Hilfeschreie nach Geld von der Kommune haben leider Inflation. Die gute Stimmung von der WM ist wieder erheblich gedämpft. Das Blog Check von Hinten hat unter dem Titel Sommertheater 2010 – Insolvenz, Inkompetenz, Impertinenz  chronologisch die Monate vom Mai bis zum August in lesenswerter Form aufbereitet.

Der Alltag hat das deutsche Eishockey wieder oder DEL und die Kassel Huskies trüben die gute Stimmung

Wann war bitte gleich nochmal die begeisternde Eishockey-WM in Deutschland? Ganze 4 Tage nach dem Spiel um Platz 3 der Mannschaft von Uwe Krupp gibt es eine erneute Hiobsbotschaft aus der DEL. Das Eishockey-Blog titelt DEL schliesst Kassel Huskies aus! 

,,Hinter verschlossener Türe überschrieben die Gesellschafter der DEL Wilfrid Fabel ihre Vollmachten und der verkündete, dass sich mit Ausnahme der Duisburger Füchse alle Vereine für einen Ausschluss der Kassler ausgesprochen haben.“

Doch das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen zu sein. Kassel will alle juristischen Register ziehen. Mein lieber Herr Gesangsverein. Ich muss immer noch mit dem Kopf schütteln.

Der stellvertretende DEL Geschäftsführer Wilfrid Fabel auf Welt Online:

,,Es ging nicht um ein Für oder Wider bezüglich des Standortes Kassel. Es ging vielmehr um die fundamentalen Prinzipien des DEL-Gesellschaftsvertrages, die der Sicherstellung eines wirtschaftlich und sportlich fairen Wettbewerbs in der Liga dienen.“

Mir fällt da doch glatt das offene und kritische Interview im März von Thomas Sabo, Namenspatron der Thomas Sabo ICE Tigers Nürnberg in der NZ ein: 

,,Was die DEL betrifft, muss ich sagen, dass ich in diesem einen Jahr sehr viel gelernt habe. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich über das, was ich da sehe, überhaupt nicht erfreut bin, weil die Liga ihren Ansprüchen überhaupt nicht gerecht wird. Da sind einfach viel zu viele Interessenskonflikte vorhanden. So wie die oberen Entscheider gesetzt sind, liest sich wie die Ahnentafel der teuren Klubs. Damit ist den anderen Teams nicht geholfen. Wie die Anschütz-Gruppe oder die Hopps mit ihrem Geld umgehen, darüber müssen wir uns eh nicht lange unterhalten. Wenn man Bilanzen lesen kann, und das kann ich, ist es eine klare Geschichte, dass in dieser Liga etwas in eine völlig falsche Richtung läuft.“ 

Der charismatische Unternehmer Sabo hat in mehr wie zwei Jahrzehnten ein Schmuckimperium aus kleinsten Anfängen heraus kontinuierlich aufgebaut. Heute hat er Läden in Metropolen wie New York, Schanghai oder Paris. Er beschäftigt 1200 Mitarbeiter und macht über 200 Millionen Euro Umsatz. Er unterlegte im damaligen Interview seine Kritik an der DEL mit dem Wunsch seriös wie in einem soliden Unternehmen zu agieren:

,,Da werden Termine am Sankt Nimmerleinstag gemacht, wenn die neue Saison schon läuft. Ich würde mir wünschen, dass drängende Themen einmal sauber abgearbeitet würden, und bitte nicht bei einem Glas Rotwein auf Mallorca, sondern so, wie man das in Unternehmen auch macht.“

Solides Arbeiten in der DEL wünschen sich auch alle Fans.

Ende der Eiszeit im Deutschen Eishockey?

Das Team von Uwe Krupp belegt einen respektablen 4. Platz bei der heimischen Eishockey-WM. Die mannigfaltigen und gravierenden Probleme der DEL bleiben vorerst erhalten. Der in den Medien (ARD Videotext) heute bereits leicht angedeutete Rückzug von Uwe Krupp ist keine Überraschung. Er weiß um die strukturellen Schwächen im Deutschen Eishockey und lässt sich auch vom bemerkenswerten sportlichen Erfolg seiner Mannschaft nicht blenden. Im Interview mit Spox stellt er fest:

,,Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber das sind alles alte Kamellen. Jeder weiß, dass wir alle in einem Boot sitzen. Ich zitiere meinen Freund Heiner Brand: Jede Sportart identifiziert sich über die Nationalmannschaft. Wenn das von der DEL und den anderen Ligen anerkannt wird, steht einer guten Zukunft nicht viel im Wege. Aber ich bin nicht naiv. Wenn du im See bist und kannst nicht schwimmen, und einer sagt dir, wie bequem der Liegestuhl ist, dann interessiert dich das nicht, weil dir selbst das Wasser bis zum Hals steht. Deshalb habe ich durchaus Verständnis für die Klubs und ihre Probleme.“

DEB-Sportdirektor Franz Reindl ist die Querelen mit der DEL leid und spricht sichtlich verärgert über die Situation:

 „Auf diesen Kleinkrieg und dieses Hin- und Herhauen habe ich keine Lust mehr. Dafür habe ich auch keine Zeit mehr.“

Franz Reindl macht den Job beim DEB seit 1992. Nach der WM 2009 gab es auch massive Kritik aus der DEL. Er selber legt nochmals den Finger in die Wunde und verweist auf die unterschiedlichen Kräfte (DEL, DEB, ESBG und Landesverbände) und die fehlende Koordination in eine gemeinsame Richtung:

,,Wir müssen uns in einen gemeinsamen Zug setzen. Es dürfen nicht vier einzelne Züge fahren.“

Da wollen wir doch auch ein wenig positives festhalten: Dennis Endras sowie Christian Ehrhoff wurden in das WM-All-Star Team gewählt und Tschechien holt sich erstmals seit 2005 wieder den Weltmeistertitel im Finale gegen Erzrivalen Russland. Da wird so manch Favoritenwetter Geld verloren haben.

Eishockey: Dennis Endras sichert Deutschland Sieg gegen die Schweiz

Er ist der überragende Torwart der Partie Deutschland gegen die Schweiz gewesen und rechtfertigt meine Heraushebung im Vorbericht sowie den „Ausflug“ zu Wladislaw Tretjak. Phantastische Leistung. Okay, bis Wladislaw Tretjak ist es noch eine Wegstrecke. Dennis Endras parierte 41 Schüsse. Er war Garant für den 1:0 Sieg gegen die Eidgenossen. Deutschland zieht ins Halbfinale ein und trifft dort auf Russland. Beim Live-Bloggen auf dem Eishockey-Blog gab es ebenfalls Sonderlob für Dennis Endras und die deutsche Mannschaft:

1 Sekunde steht aber noch auf der Uhr. Ist noch nicht aus. Die Teppiche liegen auf dem Eis, aber alles muss zurück. 1 Sekunde haben wir noch

Die Schweizer decken Endras jetzt aus allen Lagen ein, aber der 24-jährige bleibt bisher sicher

Endras, Endras, Endras. Im Moment ist er unsere grosse Halbfinal-Versicherung

Phantastischer Abend. Kompliment meine Herrn. Hockey.web erinnert an einen emotionalen Höhepunkt nach dem Spiel:

,,Zur Ehrenrunde der siegreichen Mannschaft sorgte Denis Endras für einen Gänsehautmoment, als er mit einer überdimensionalen Deutschland-Fahne über das Eis fuhr.“

Das Publikum in Mannheim applaudierte und war in bester Stimmung und feierte begeistert den Sieg der deutschen Eishockeynationalmannschaft.

Eishockey: Deutschland trifft Nachbarn Schweiz und will unter die letzten Vier

Wer hätte dies gedacht, Deutschland mit Chance auf das Halbfinale bei der einheimischen Eishockey-WM. Optimisten bitte mit schriftlich hinterlegter Prognose nach vorne treten. Die Eindrücke von Vancouver und die mannigfaltigen Probleme in der DEL waren doch eher für zurückhaltendere Erwartungen und Vorhersagen geeignet. Im Interview mit Chantalle Alberstadt, Mitinitiatorin der Aktion Spieltag58, gab es erst kürzlich einen tieferen Einblick für alle Leser in die hauseigenen Probleme der DEL. Mit der drohenden Insolvenz der Frankfurter Lions gab es vorige Woche erst eine weitere finanzielle Hiobsbotschaft aus der Liga. Die Commerzbank zieht sich zurück und die Probleme bei der Akquise neuer Sponsorengelder ähneln altbekannten Mustern. Die FAZ zählt auch der Vollständigkeit halber die anderen Problemkinder des deutschen Eishockeys auf:

,,In der DEL ist Frankfurt nicht der einzige Club mit Schwierigkeiten: Auch die Kassel Huskies kämpfen um die Lizenz für die neue Saison, zudem haben die Kölner Haie und die Krefeld Pinguine finanzielle Sorgen. Im vergangenen Jahr hatten die Füchse Duisburg ihr Team zurückgezogen.“

Selbst auf die Gefahr hin in den Klugscheißer-Modus zu verfallen, eine kleine Anmerkung von mir sei gestattet: Ohne das Engagement von Thomas Sabo bei den ICE Tigers wären im vergangenen Jahr die Lichter im Eishockey in Nürnberg ausgegangen.

Schwenk zur Nationalmannschaft. Die Möglichkeit heute Abend ins Hablfinale einzuziehen ist famos. Die Eidgenossen scheinen eine lösbare Aufgabe zu sein. Beim Eishockey-Blog gibt es alle Infos der verschiedenen Übertragungsangebote vom Spiel. Bundestrainer Uwe Krupp hat sich festgelegt. Nein, nicht in Sachen eigener Zukunft im Job sondern in Sachen Torwart. Dennis Endras ist der Auserwählte. Beim Auftaktspiel gegen die USA war er überragend und erinnerte mich teilweise an Wladislaw Tretjak, jenen weltbesten Torhüter aller Zeiten, aus den Jahren der sowjetischen Dominanz im Eishockey. Eine kleine filmische Sequenz aus vergangenen Zeiten: 

Wladislaw Tretjak, Freund des siebenstündigen täglichen Trainings, wurde der Mann mit den „tausend Händen“ genannt. Seine Bilanz von 10 Weltmeistertiteln und 3 Olympischen Goldmedaillen ist beeindruckend. Wladislaw Tretjak hat Eishockey-Geschichte geschrieben.

Dennis Endras und die deutsche Nationalmannschaft würden mit dem Einzug ins Halbfinale ebenfalls einen Eintrag ins Geschichtsbuch verdienen. Wie hieß es so schön auf Check von hinten:

,,Deutschland ist sensationell ins Viertelfinale der Weltmeisterschaft eingezogen, und um Fußballfans die Tragweite zu erläutern wage ich folgenden kühnen Vergleich: Das ist in etwa so, als wäre Deutschland zuletzt vor 40 Jahren1 Weltmeister2 gewesen3.“

Bei Check von hinten gibt es auch eine Vorschau auf das heutige Spiel. Dabei sollte das Auge nicht zu lange auf der aktuellen Bilanz gegen die Schweiz verweilen. Das schmerzt ein wenig. Doch heute in Mannheim entscheidet auch die Tagesform und das Momentum dürfte bei der deutschen Mannschaft sein.

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Artverwante Artikel zum Thema Eishockey

Sportinsider Interview mit Chantalle Alberstadt – Aktion Spieltag58

Schweiz wie 1992?  – Hockeyweb.de

Mein Ziel ist die WM 2010  – Dennis Endras, am 03.09.2008 in AA

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