Sport am Bodensee: Fernab vom Sumpf

Nein, die unappetitlichen Dinge in Sachen Korruptionsskandal in der FIFA, die da mit geballter Wucht täglich in die medialen Kanäle kommen, sind nicht erfreulich. Hier am Bodensee ist Fußball beileibe nicht das ganz große Ding. Es gibt einfach viele andere schöne Sachen.

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Nach der Verhaftungswelle bei der FIFA gibt es eine Substratsättigung in Sachen Fußball

Guten Morgen.

Nein, Lust auf Fußball habe ich im Moment keine. Ich habe wie bei der Substratsättigung in Sachen Uli Hoeneß momentan keinen Appetit auf eine Sportart die mich seit 1973 in meinem Leben intensiv begleitet hat und der ich auch die entsprechende Hingabe, Leidenschaft, Aufmerksamkeit, Lebenszeit etc. gegeben habe. Nein, ich räume nicht mein Bücherregal mit den zahlreichen Fußballbüchern über die zahlreichen Weltmeisterschaften.

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Doch ich werde sie in nächster Zeit meiden. Die Bücher werden von mir nicht angefasst.

Für mich persönlich habe ich eine sofort umsetzbare 10 Punkte Liste erstellt und ziehe dem Fußball meine Aufmerksamkeit ab.

Fußballsubstratsättigung

1. Es wird heute Abend nicht die Plasberg Sendung Wachsweich aber unfair im ARD zur FIFA geschaut. Dieses Gequatsche bringt ja nichts. Hat man gestern wieder bei Jauch und der rothschen Empörungsrhetorik gesehen. Dabei haben die Grünen eigentlich genug Probleme momentan im eigenen Laden.

2. Auch der deutsche Fußball hat sich in der vergangenen Woche nicht mit Ruhm in Zürich bekleckert. Es wird von mir keine weiteren Beiträge zur abgelaufenen Fußballbundesliga-Saison 2014/2015 geben. Der Rückblick auf Bayern München, den VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach erfährt keine weiteren Folgen. Verschenkter Traffic hin oder her.

3. Es wird jegliche Berichterstattung über die anstehende FIFA-Fußballweltmeisterschaft der Frauen auf Kunstrasen in Kanada von meiner Seite ausbleiben, inklusive dass ich selber keinerlei Berichterstattung  über das Event der ehrenwerten Organisation lesen oder anderweitig konsumieren werde. Hope Solo hin oder her.

4. Es wird die nächsten Wochen von mir auch keine Fußballzeitung gekauft.

5. Die aktuellen FIFA Sponsoren werden auf Umsätze von meiner Seite verzichten müssen.

6. Ganz schweres Brett, aber es muss sein. Ich schaue nächsten Samstag kein UEFA-Champions-League Finale zwischen Juventus Turin und dem FC Barcelona. Messi, Neymar, Buffon, Pirlo hin oder her. Ich mag Herrn Platini nicht auf der Tribüne sehen. Jenen wachsweich sich in der vergangenen Woche in Zürich windenden Fußballfunktionär.

7. Ich werde die nächsten Wochen auch kein Fußballstadion betreten und mir kein Spiel anschauen.

8. Okay, eigentlich ein Pflichttermin heute Abend. Aber auch er wird gecancelt. Olli Dittrich hin oder her mit seinem alternativen Sportstudio. 

Was haben eigentlich Blatter und der HSV gemeinsam? Sie können nicht loslassen.

9. Es wird auch in den nächsten Wochen kein Blick in die Fußballberichterstattung  der sonst gern gelesenen Zeitungen wie Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine, Südkurier etc. geben. Johannes Aumüller, Thomas Kistner oder Anno Hecker hin oder her.

10.  Es gibt eine strikte Fernsehfußballvermeidungs Strategie von mir. Konsequent. Egal wie marktschreierisch ARD, ZDF oder Sport1 ihre Fußballquotenhitangebote an den Mann bringen wollen. Ich bin nicht dabei.

Reblog: FIFA kürt in Zürich die Fußball-WM Ausrichter 2018 + 2022

Die FIFA. Immer wieder die FIFA. Jener überaus sympathische Männerbund mit dem schlagzeilenträchtigen Geschäftsgebaren. Der beharrliche Recherchejournalist und kritische Blogger Jens Weinreich titelt auf seinem Kultblog SPORTS AND POLITICS live aus Zürich: Götterdämmerung im Home of FIFA.  Einleitend merkt er an:

,,Moin moin. Und sie dreht sich noch, die Welt des Joseph Blatter. Noch. Doch seit gestern ist vieles anders. Dieser 27. Mai 2015 war ein historischer Tag. Seit gestern dürfen sich korrupte Funktionäre, und davon gibt es im Weltsport ja noch einige Tausendschaften mehr als jene 14, gegen die Anklage erhoben wird inklusive jener sieben, die im Baur au Lac verhaftet wurden, seit gestern dürfen sich diese Typen in der Schweiz nicht mehr sicher fühlen. Dazu habe ich ein wenig gedichtet, u.a. hier auf SpOn.

Ich denke, es ist völlig offen, ob am Freitag auf dem FIFA-Kongress gewählt wird.“

Gelegenheit für mich ins eigene Blogarchiv zu steigen und einen FIFA Text aus dem Jahr 2010 herauszuholen.

Reblog [vom 01. Dezember 2010]

FIFA kürt in Zürich die Fußball-WM Ausrichter 2018 + 2022

Dieser Tage steht Zürich allerorts im Mittelpunkt. Nachdem am Wochenende Schachweltmeister Viswanathan Anand in der Stadt gesichtet wurde und einen entspannten Eindruck machte, steht jetzt die Mischung von Funktionärspolitik und Fußball auf dem Programm. Die älteren Herren der FIFA küren die WM-Ausrichter für 2018 und 2022. Korruptionsvorwürfe hin oder her. Mich erinnern die Funktionäre und die Firma doch immer etwas an das Politbüro. Alte Männer, ihre eigenen Pfründe im Blick, eigener Moralkodex, fehlende Transparenz für das gemeine Volk und eine arteigene Arroganz der Macht .

Das Politbüro verlor übrigens nicht erst 1989. Auch nicht nach dem Amtsantritt von Gorbatschow. Die Niederlage der Genossen setzte bereits 1976 ein. Einem Liedermacher mit Gitarre gestatteten die Herren Honecker und Co. keine Wiedereinreise in die DDR. Wolf Biermann musste nach seinem Konzert in Köln draußen bleiben. Sein damaliges Statement nach der Ausbürgerung im November 1976 spricht Bände:

Doch zurück zur aktuellen Tagespolitik im Sport in Zürich. Journalist Jonathan Sachse gibt auf seinem Blog Hinweise für interessanten Lesestoff rund um die FIFA:

,,Wer top informiert werden will, der folgt den üblichen Verdächtigen (Jens Weinreich, Thomas Kistner, Francois Tanda, Andrew Jennings…), die wiederum über die üblichen Verdächtigen (Sepp Blatter, João Havelange, Ricardo Teixeira, Nicolás Léoz… ) diese Tage aus Zürich berichten werden. Insbesondere Jennings Beitrag in der Panorama-Sendung des BBC gehört in diesem Rahmen zur Pflichtlektüre.“

Diese Woche fing ja bereits mit exzessiven Sportbloggen an. Sidan war am Tag des El Clasico auf  El Fútbol   von 8.00 Uhr bis 23.55 imposante 15 Stunden und 55 Minuten im Einsatz. Okay, mit Unterbrechungen:

10:00 Damit geht es in die Pause. Die Uni ruft.

Zurück zur FIFA und ihren ehrenwerten Herren. Power-Blogger und Qualitätsjournalist Jens Weinreich hat ebenfalls die Maschine angeworfen und ist mit seinem Live-Blog aus Zürich hautnah dabei. Ihn werden die Funktionäre innerlich manchmal…

Am Anfang hatte ich die kleine Schachsequenz eingestreut. Natürlich gibt es auch beim Königlichen Spiel auf den 64 Feldern hinter den Kulissen die eine oder andere unschöne Geschichte in Sachen Korruption. Chess Vibes berichtet über Korruptionsvorwürfe gegenüber dem türkischen Schachverband.

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (9)

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (9)

Die Reihen lichten sich langsam. Die ersten Teams können bereits die K.o. Spiele abschreiben. Seit  dem Ausscheiden von Spanien erhöhte sich signifikant der Traffic meines Blogbeitrages vom 29. Oktober 2012 „Wollen wir wirklich wissen, ob der FC Barcelona eine Dopingfabrik gewesen ist?“. Im Zuge der damaligen Lance Armstrong Affäre hatte die altehrwürdige schwedische Zeitung Aftonbladet gefragt:

,,Die Affäre ist der bisher klarste Beweis, wie verrottet das ganze System ist. Armstrong ist dabei nicht der einzige Heuchler. Wir alle sind es. Wollen wir wirklich wissen, ob der FC Barcelona eine Dopingfabrik gewesen ist?”

Ja, es lohnt durchaus ein wenig genauer hinzuschauen. Thomas Kistner zeichnete vor zwei Jahren in der Süddeutschen Zeitung ein ganz brauchbares Sittengemälde des spanischen Sports unter dem Titel Weltliche Hilfe für die Generation Gold.

Chilenischer Cocktail und Hofberichterstattung mit KMH und Co. bei ARD und ZDF

Der spanische Kontrahent Chile also souverän mit zwei Auftaktsiegen in der nächsten Runde. Indirekter-Freistoss hat bei seiner Presseschau unter dem Titel Pisco & Testeron: Der chilenische Cocktail? liebevoll  Details herausgearbeitet. Erik Meyer verweist in seinem Überblick in der Presselandschaft auch auf eine unsägliche Hofberichterstattung, die sich Dirk Gieselmann im Tagesspiegel vorgenommen hat. Es geht konkret um KMH (für meine Schweizer und österreichischen Leser – KMH steht für die ehemalige Radiomoderatorin von Antenne Bayern, Katrin Müller-Hohenstein) und dem „distanzlosem Ranschmeißjournalismus“ der sich bei den Öffentlich-Rechtlichen Sendern wie ein Krebsgeschwür ausgebreitet hat.

,,ARD-Kommentator Gerd Gottlob etwa spricht von „Wir“, wenn er die deutsche Nationalmannschaft meint, der Fernseh-Azubi Hasan Salihamidzic darf sich mit ehemaligen Mitspielern am Swimmingpool in den Feierabend giggeln. An einem anderen Beckenrand saß wiederum Katrin Müller- Hohenstein mit ihrem Lieblingsstümer Lukas Podolski, sie malten mit den Zehen Kringel ins kühle Nass. Wesentlich interessanter als das so genannte Interview war die Frage: Wann schubst er sie endlich rein? Das war ja damals, im Freibad Bergheim, wo Poldi die Sommerfreien verbrachte, die höchste Form der Liebesbekundung.“

Uruguay fuhr gestern Abend den Sieg ein, den ich ihnen bereits im Auftaktspiel gegen Costa Rica aufgrund des exhorbitant guten Kaders zugetraut hatte. Ein Favoritensieg gab es da jedoch nicht. Es bedurfte wirklich des Einsatzes von Luis Suarez um den ersten Sieg für die Südamerikaner bei diesem Turnier einzufahren. Der englische Star Wayne Mark Rooney wird in fast genau 4 Monaten am 24. Oktober 29 Jahre alt. Gestern erzielte er sein erstes (kein Schreibfehler) WM-Tor. Ein weiterer Kandidat für die Rubrik: Hoffnungsvoller Fußballer mit unvollendeter WM-Karriere. Kolumbien weiter sehr stark. Widerstandsfähig und mental sowie physisch in guter Form. Die Elfenbeinküste war lange zu passiv. Die Einwechslung von Oldie Didier Drogba brachte, anders wie gegen Japan, nicht die gewünschten Resultate. Statt dessen gab es den unmittelbaren Rückstand und Drogba sah da nicht wirklich gut dabei aus.Traveler Digital CameraKann Italien gegen Costa Rica auf die Abgezocktheit von Mario Balotelli vertrauen?

18.00 Uhr und 21.00 Uhr treten vier Mannschaften an, die die WM mit Siegen begannen. Von Costa Rica hatten dies die wenigsten erwartet. Co-Trainer Paulo Wanchope zeigte sich demonstrativ selbstbewusst im Hinblick auf die 2. Partie. Heute kreuzen sie mit Italien die Kräfte. Der Weltmeister von 2006 zeigte gegen die Engländer jene Abgezocktheit, die sie zu insgesamt vier Weltmeistertiteln führte. Im tropischen Manaus war das Enfant terrible Mario Balotteli der Matchwinner. In der Torschützenliste hängt er zwei Treffer hinter Thomas Müller hinterher. Mal sehen ob der Sprücheklopfer und Freund schneller Autos heute weitere Taten folgen lassen kann. Übungsleiter Löw hat an Mario Balotelli ungute Erinnerungen. Seine zwei Treffer besiegelten das Aus der DFB-Elf im Halbfinale der EM. Gegen Balotelli wirkt selbst ein Spieler wie Kevin Großkreutz wie ein braver Musterschüler. Jener Großkreutz durfte diesmal ja mit. Bei der Europameisterschaft 2012 war er noch Zaungast. Holger Gertz schrieb damals vor dem Turnier in der Süddeutschen Zeitung über die Stromlinienförmigkeit der Nationalelf unter Übungsleiter Löw:

,,Der Dortmunder Kevin Großkreutz, vor seiner Karriere ein Stammgast auf der Dortmunder Südtribüne, hat öfter davon geredet, die Konkurrenz aus Schalke zu hassen. Großkreutz hat sich die Dortmunder Skyline als Tattoo auf die Wade stechen lassen. Sein Ansehen bei den Dortmunder Fans mit Gottstatus zu beschreiben, hieße, die Wahrheit nur zu streifen. Großkreutz hat eine beachtliche Saison gespielt, aber es hat nicht gereicht für einen Platz bei Löw. Er hätte auch irgendwie nicht hineingepasst in diese Mannschaft.”

Schweiz und Frankreich können das Tor zum Achtelfinale weit aufstoßen

Ottmar Hitzfeld und Didier Deschamps konnten mit ihren Teams auch die ersten Hausaufgaben lösen. Vor acht Jahren gab es bei der WM in Deutschland ein trostloses 0:0 zwischen der Schweiz und Frankreich. Die Franzosen marschierten dann noch bis ins Endspiel in Berlin. Doch zurück zur WM 2014. Der Last Minute Sieg der Schweizer steht heute auf dem Prüfstand: Wie gut sind diese Eidgenossen? Die Mannschaft ist talentiert, hungrig und mental stark. Frankreich konnte auf den Torinstinkt von Benzema vertrauen, dem 2,5 Tore gegen Honduras gelangen. Offiziell notiert er natürlich bei 2 Treffern. Wo die Franzosen genau stehen, lässt sich nach der Auftaktpartie noch nicht genau bestimmen. Dazu war der Kontrahent nicht widerstandsfähig genug. Coach Deschamps gehört übrigens zu den 2 Trainern bei dieser WM, die als Spieler an einer Weltmeisterschaft teilnahmen und dabei mit dem Weltmeistertitel glänzen konnten. Er gehörte der erfolgreichen französischen Mannschaft von 1998 an. Der zweite Coach mit dieser Vita ist Jürgen Klinsmann, der 1990 mit Deutschland Weltmeister wurde.

Die Auftaktverlierer Honduras und Ecuador kreuzen die Klingen

Honduras und Ecuador gibt es zur geschmeidigen Zeit von 24.00 Uhr im ARD zu sehen. Ecuador ging gegen die Schweiz gar in Führung und mussten sich wie gesagt nur in letzter Minute geschlagen geben. Honduras haderte mit der Torlinientechnologie, hatte aber gegen Frankreich keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen können. Turniertechnisch hilft beiden Mannschaften nur ein Sieg. Nach den Vorstellungen zum Auftakt geht Ecuador als Favorit in das Spiel. Ihr Trainer Reinaldo Rueda studierte einst an der Sporthochschule Köln. Der Kolumbianer Rueda kennt den heutigen Kontrahenten gut. 2010 führte er Honduras zur WM nach Südafrika. Jetzt coacht er also Ecuador. Sie investierten gegen die Schweiz viel und mussten nur sich nur knapp durch das besagte späte Tor der Eidgenossen geschlagen. Ecuador setzt dabei große Hoffnung auf Antonio Valencia, den Spieler von Manchester United. 2006 wurde er in einer Internetwahl als Bester Junger Spieler klar vor Cristiano Ronaldo gewählt. Die FIFA bestimmte damals Lukas Podolski zum besten Jungprofifußballer. Auch bei Honduras steht ein Kolumbianer in der Coaching-Zone. Trainer Luis Fernando Suarez ist seit dem 15. März 2011 verantwortlich für die Geschicke der Nationalmannschaft.  Die Bilanz von Honduras gegen Ecuador liest sich so: 13 Spiele, zwei Siege, acht Unentschieden und drei Niederlagen bei 13:14 Toren. Beim letzten Aufeinandertreffen 2013 gab es ein 2:2.

Italien – Costa Rica

Freitag, 20. Juni, 18.00 Uhr, Recife, im ARD

Schweiz – Frankreich

Freitag, 20. Juni, 21.00 Uhr, Salvador, im ARD

Honduras – Ecuador

Freitag, 20. Juni, 24.00 Uhr, Natal, im ARD

Die clevere Strategie von Adidas

Bevor ich heute zu Adidas komme, zwei Lesehinweise zu Puma und Nike. Carsten Cramer, Marketingdirektor beim deutschen Fußballmeister Borussia Dortmund, gibt im Branchenblatt sponsor news ein Interview und äußert sich tiefenentspannt im Gespräch über Sportsponsoring auch zum Herzogenauracher Unternehmen Puma, dem neuen Trikotpartner.

,,Wir sind für Puma – anders als dies bei den anderen Clubs mit Nike und Adidas der Fall ist – die klare Nummer eins im Stall. Auf der einen Seite identifiziert sich Puma ganz stark mit der Marke BvB, auf der anderen Seite profitieren wir natürlich auch im Abverkauf von der Marke Puma. Unser Ausrüster sorgt dafür, dass wir bundesweit im Handel hervorragend gelistet sind. Also dafür, dass unsere Fans auch in der Lage sind, das BvB -Trikot etwa in Füssen oder Flensburg kaufen zu können. (Schon in den beiden vergangenen Saisons legte der BvB bei den Fanartikeln jeweils um 60% zu, auf letztlich schon 24 Mio. Euro Einnahmen, Anm. d. Red.)“

Da Carsten Cramer Nike erwähnte. Da fällt einem doch gleich die Geschichte mit dem Nadelstreifenanzug ein. Nike und Borussia Dortmund? Da war doch was? Stichwort Lars Ricken. Der Dortmunder Spieler schrieb 1997 Geschichte mit dem Nike Werbespot. Im selben Jahr erzielte Lars Ricken auch jenes berühmte Tor gegen Juventus Turin im Champions-League Finale in München.

Nike sponserte ja jahrelang den einstigen Tour de France Sieger Lance Armstrong. Sportjournalist Thomas Kistner nahm sich des gefallenen Helden in der Süddeutschen Zeitung im Artikel Supermann hinterlässt einen Krater an und kann sich einen Seitenhieb auf den amerikanischen Sportartikelhersteller nicht verkneifen.

,,Sponsoren sprangen ab, vorneweg sein treuer Begleiter Nike, der sich ein ,,Jahrzehnt lang in die Irre geführt“ sah – als wäre nie ein Verdacht gewesen. Armstrong gab das Chefamt bei ,,Livestrong“ ab, schied aus dem Vorstand. Fragen traten auf, ob und wie die Rollen von Stiftung und Werbeheld verwoben waren.“

Doch jetzt zu Adidas. Das Thema Adidas und Sportsponsoring ist ja eine unendliche Geschichte. Der von mir sehr geschätzte Thomas Knüwer, einst beim Handelsblatt, jetzt auf eigene Rechnung unterwegs, beschäftigte sich kürzlich auf seinem Kultblog Indiskretion Ehrensache mit der cleveren Strategie von Adidas am Beispiel von Basketballstar und Werbepartner Derrick Rose von den Chicago Bulls. Der junge Spieler verletzte sich im vergangenen Jahr schwer. Eigentlich ein Dilemma für einen Sportartikelhersteller. Doch Adidas wusste sich zu helfen. Thomas Knüwer zeichnet in seinem Artikel Adidas #TheReturn: Best Practice in Sachen Content Marketing den Einfallsreichtum der Herzogenauracher nach. Der Kultblogger dröselt alles akribisch auf und zeigt wie Adidas aus der Not eine Tugend macht. Pflichtlektüre für alle Marketingexperten im Sportbusiness.

,,Wollen wir wirklich wissen, ob der FC Barcelona eine Dopingfabrik gewesen ist?“

Die Sportjournalisten Daniel Drepper und Jonathan Sachse wagten am Monatsanfang den Vergleich: Doping in Fußball und Radsport auf dem Blog fussballdoping. Das war vor dem Coup der USADA in Sachen Doping und Lance Armstrong. Die hartnäckigen und investigativen Journalisten eröffneten damals ihren Artikel mit den Worten:

,,Im Fußball nützt es nichts, aber im Radsport geht es nicht ohne. Zwei Pauschalurteile über Doping, die weit verbreitet sind. Wir ziehen den direkten Vergleich zwischen den Sportarten und bewerten anhand von sechs Faktoren, wie dopinggefährdet die beiden Sportarten sind.“

Der Tod des Glücks ist der Vergleich.

Lance Armstrong hat in den letzten Tagen sehr viel mediale Prügel abbekommen. Doch er ist kein Einzeltäter. Es ist eine Systemfrage. Die 182-Jährige schwedische Zeitung Aftonbladet kommentierte:

,,Die Affäre ist der bisher klarste Beweis, wie verrottet das ganze System ist. Armstrong ist dabei nicht der einzige Heuchler. Wir alle sind es. Wollen wir wirklich wissen, ob der FC Barcelona eine Dopingfabrik gewesen ist?“

Nicht, dass noch Champions-League Titel aberkannt werden müssen. Doch es gilt auch für die katalanische Mannschaft die Unschuldsvermutung. Der FC Barcelona ist eines der Aushängeschilder des spanischen Sports. Auch die spanische Fußballnationalmannschaft, selbstredend auch Real Madrid  oder Tennisstar Rafael Nadal sowie Radsportprofi Alberto Contador gehören zum illustren Kreis der umjubelten Imagträger für Spanien. Thomas Kistner hatte im Zusammenhang mit neuerlichen Doping-Enthüllungen um Lance Armstrong im Juli dieses Jahres sich der Thematik der unterstützenden Mittel in seinem Artikel bei der Süddeutschen Zeitung unter dem Titel Spanische Erfolge – Weltliche Hilfe für die Generation Gold gewidmet:

,,Dass im Dunstkreis des kollektiven Körperwunders häufig der legendäre Blutdoper Eufemiano Fuentes auftauchte, der wiederholt in Haft saß, zuletzt 2011, wurde in der Sportnation nie als Indiz dafür betrachtet, dass es neben dem Generationenglück auch ein paar weltliche Gründe geben könnte für die wundersame Dominanz.“

Thomas Kistner bezieht sich auch auf Kontakte vom unsäglichen Fuentes mit den Fußballern, die der Mediziner mit der arteigenen Berufsauffassung dem spanischen Sender Cadena Ser gegenüber wohl einräumte. Der Qualitätsjournalist wirft die Frage auf:

,,Er habe Teams aus der ersten und zweiten spanischen Fußball-Liga betreut. Ohne sich dabei als Doper zu outen, klar. Was bis heute nichts ändert an der drängenden Frage, warum die Creme der spanischen Fußballklubs, darunter laut Fuentes auch Barcelona, um Fachdienste eines Gynäkologen buhlte?“

Der spanische Radprofi Alberto Contador musste ja seinen Titel vom Tour de France Sieg 2010 im Februar diesen Jahres nach Rechtssprechung des Internationalen Sportgerichtshofes CAS wieder hergeben. Die gebetsmühlenartig wiederholte Fleischstory war so vom Rundfahrspezialisten nicht durchzukriegen. Unmittelbar nach der Tour und ersten Zweifeln an der Lauterkeit von Contadors Sieg vor zwei Jahren gab es noch den Persilschein vom spanischen Sportminister Jaime Lissavetzky. Am 24. Juli 2010 kam er nach der Tour de France in den Nürnberger Nachrichten zu Wort:

,,Ich akzeptiere keine Kritik, die unseren Sport beschmutzt.“

Im selben Jahr errang die Nationalmannschaft Spaniens erstmalig den Titel bei der Fußballweltmeisterschaft gegen Endspielgegner Niederlande. Der FC Barcelona gewann die Champions-League erstmalig 2006 im Finale mit Arsenal London (Kurzeinsatz von Jens Lehmann im Tor) und 2009 sowie 2011.

Quo vadis Sportjournalismus?

Wo driftet der Sportjournalismus im Jahr 2012 hin? Ich bin dieser Tage erneut über einen Brief aus dem Jahr 2006 gestolpert. Am Anfang des Jahres der Heim-WM in Deutschland im Fußball erschien auf sportnetzwerk.eu ein Offener Brief an den Verband Deutscher Sportjournalisten. Zu den Unterzeichnern gehörten Javier Caceres, Herbert-Fischer Solms, Thorsten Jungholt, Michael Gernandt, Matthias Lieske, Frank Mertens, Ralf Meutgens, Astrid Rawohl, Hans-Joachim Seppelt, Andreas Singler, Jens Weinreich, Ralf Wiegand, Jörg Winterfeldt, Holger Gertz, Thomas Hahn, Robert Hartmann, Anno Hecker, Klaus Hoeltzenbein, Rudi Böhm, Bernd Dassel, Christopher Keil, Thomas Kistner, Barbara Klimke und Matthias Wolf. In dem Brief an den VDS wird auch das abgleiten des Sportjournalismus in die Gewässer des Unterhaltungsbereichs kritisiert sowie die Sorge um den Berufsstand geäußert:

,,Das Abdriften des Sportjournalismus in das reine Unterhaltungsressort und der Rückgang kritischer, distanzierter Berichterstattung werden anstandslos hingenommen. Dass sich manche Kollegen statt von den Mindeststandards an ihre journalistische Arbeit eher von PR-Gesichtspunkten leiten lassen, ist besorgniserregend. Derartigen Tendenzen kann man nicht mit einem verschärften Kuschelstil und hilflosen Appellen begegnen. Es geht hier um Grundfragen des (Sport)-Journalismus, es geht um gesellschaftspolitische Fragestellungen, auf die eine berufsständische Organisation wie der VDS adäquate Antworten finden sollte. Diese aber vermissen wir, und zwar auf breiter Front, so dass wir uns größte Sorgen machen um die Zukunft unseres Berufsstandes.“

Seither sind gut 6,5 Jahre ins Land gegangen. Eine lange Zeit. Irgendwie scheinen mir die damals geäußerten Kritikpunkte immer noch auf hoher Flamme zu kochen. Eine Patentlösung gibt es wahrscheinlich auch nicht. Zu viele Köche halten ihr Süppchen am köcheln. Wer sich nochmals kurz an den Medienhype und die Inszenierung der Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland erinnern mag, wird vielleicht ein grummeln in der Magengegend bekommen. Dabei ist es vielleicht nicht fair allein auf dieses eine Ereignis hinzuweisen.

Es gäbe zahlreiche andere Beispiele: Stichwort Biathlonübertragungsschwemme im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, der Umgang mit  Themen wie Doping oder Korruption, Verbandsintrigen mit eitlen Sportfunktionären, die mediale Begleitung einer Männerfußballmannschaft während einer Europameisterschaft in der Ukraine und Polen, die unsäglich ideologische geprägte Sicht auf einen  Medaillenspiegel in Form der Nationenwertung, diese kleinliche Erbsenzählerei um Bronze-Silber-Goooold, die Ausgrenzung von Sportarten in der Berichterstattung. Selbstredend die Oktoberfest Mentalität von Januar bis Dezember. Die Stimmung immer schön oben halten, kritische Berichte mit tiefen Blick und vorangegangener Recherche … Wird doch total überbewertet. Will das Sportpublikum doch nicht hören, sehen oder lesen. So wird hinter manch vorgehaltener Hand gemunkelt.

Ich persönlich lese von den eingangs genannten Unterzeichnern des Briefs an den Verband Deutscher Sportjournalisten besonders gerne Thomas Kistner, Frank Mertens, Jens Weinreich, Thomas Hahn und Javier Caceres. Es soll nicht pathetisch klingen. Doch Sie und viele andere (erinnert sei an Jonathan Sachse oder Daniel Drepper) führen den Kampf um seriösen Sportjournalismus. Sicherlich nicht immer einfach.  Ihnen ist Mut, Durchhaltevermögen, Kraft und stets ein Rückgrat zu wünschen.