,,Wie sicher ist Ihr Job als Trainer?“

Hans Meyer, einst gefeierter Trainer vom 1. FC Nürnberg und später entlassener Coach des fränkischen Traditionsvereins mit der Lizenz zur Fahrstuhlmannschaft , kokettierte gerne auf Podiumsdiskussionen über das „Schmerzensgeld“ die ein Trainer bekommen würde. Inklusive des Risikos der Entlassung. Hans Meyer war der 65. Trainer in der Geschichte des am 4. Mai 1900 gegründeten Vereins. Nun jetzt hat es Gertjan Verbeek beim 1. FC Nürnberg erwischt. Das hatte sich angedeutet. Bereits gestern Abend sang die Nürnberger Zeitung das Abschiedslied, unterlegt mit zahlreichen Details. Da hat jemand dem Redakteur sehr präzise zugespielt. HAT-Tip geht an Kai Pahl von allesaussersport.

Die Sicherheit des Trainerjobs ist also wieder in den Fokus gerückt. Dieses Jahr verschliss alleine die Fußball-Bundesliga 8 Männer.

Bruno Labbadia war der erste am 26. August 2013 beim VfB Stuttgart. Es folgten Thorsten Fink mit der Demission beim Hamburger SV. Michael Wiesinger beim 1. FC Nürnberg, Mirko Slomka bei Hannover 96, Bert van Marwijk beim Hamburger SV, Thomas Schneider beim VfB Stuttgart, Sami Hyypiä bei Bayer Leverkusen  und jetzt also auch noch kurz vor Toresschluss Gert Jan Verbeek bei den Nürnbergern.

Zur Entlassung von Michael Wiesinger schrieb ich einst am 7. Oktober 2013 hier auf dem Blog unter Die Mechanismen der Branche:

,,Heute Abend wird in Nürnberg über die Personalie Michael Wiesinger gesprochen. Ein verpatzter Start in die Bundesliga mit dem vorläufigen Negativ-Höhepunkt einer 0:5 Niederlage gegen den einstigen Tabellennachbarn Hamburger SV wird die Verantwortlichen des Vereins eine Entscheidung fällen lassen. Bleibt Wiesinger Trainer vom 1. FC Nürnberg oder muss er den Platz räumen für einen Neuen?

Mein Bauchgefühl sagt mir: Man könnte das Bruttosozialprodukt der Bundesrepublik auf einen Trainerwechsel beim 1. FC Nürnberg setzen.

Nach Labbadia und Fink wäre dies am heutigen Montag die 3. Trainerentlassung der noch jungen Saison in der Bundesliga. Die Mechanismen der Branche sind unbarmherzig. Die Karawane zieht weiter.“

Langfristige Engagements wie einst von Otto Rehagel, Volker Finke, Winnie Schäfer oder Thomas Schaaf scheinen nach wie vor eher die Ausnahme in einer oft sehr hektisch und in Aktionismus verfallenden Szene zu sein.

Ein Trainer, der ebenfalls auf ein sehr langes Engagement verweisen kann ist Mister Volleyball Stelian Moculescu. Er ist seit 1997 beim VfB Friedrichshafen in der Verantwortung und wurde kürzlich im bemerkenswerten Südkurier Interview von Thomas Domjahn gefragt:

,,Wie sicher ist Ihr Job als Trainer?“

Der ehrgeizige Titelsammler Moculescu darauf:

,,Ich habe mir noch nie darüber Gedanken gemacht. Ich bin noch nie entlassen worden und war noch nicht arbeitslos.“

Momentan bereitet er sich auf die anstehenden Playoff-Finalspiele gegen den Erzrivalen Berlin Recycling Volleys vor.

Gesa Katz mit Statistikmaterial zum Duell der Erzrivalen VfB Friedrichshafen-Berlin Recycling Volleys

Playoff Time ist in der Regel nichts für gemütliche Stunden der Entspannung oder des inne Haltens mit dem entspannten Blick auf den See.Traveler Digital Camera

Ein Playoff-Finale hat eigene Gesetze in puncto atmosphärischer Verdichtung, eines nicht vorhersehbaren Spannungsbogens und manch Serienverläufe mit erhöhten Herzrasen. Dies erlebt gerade Uwe Krupp, der Coach der Kölner Haie. Eine 2:0 Serienführung im DEL Playoff-Finale pulverisierte sich zum momentanen 2:2 gegen den ERC Ingolstadt.

Hier in der Bodenseeregion gab es kürzlich auch so eine atmosphärische Verdichtung. Stichwort Ravensburg Towerstars und der EVR Landshut Eishockey. Im Playoff- Viertelfinale der DEL2 lagen die Ravensburger mit einer 3:1 Serienführung vorn und hatten das Heimspiel vor der Brust. Nach der Niederlage folgte postwendend noch eine weitere bei der nächsten Begegnung in Landshut. Die Serie stand auf Messers Schneide. 3:3. Es kam zum Showdown in Ravensburg. Der Ausgang des Hitchcock-Thrillers ist bekannt. Mittlerweile ist auch der Trainerwechsel bei den Ravensburg Towerstars vollzogen. Daniel Naud löste Petri Kujala ab.

Mit Trainerwechseln hat der VfB Friedrichshafen in den Jahren seit Amtsantritt von Stelian Moculescul im Jahr 1997 wenig Erfahrung. Der Erfolgscoach holte Titel für Titel, er brennt nach wie vor und sagte kürzlich im Südkurier Interview mit Thomas Domjahn unter dem Titel ,,Ich habe noch nie etwas im Leben geplant.“:

,,Wenn ich nicht gekündigt werde, werde ich meine Karriere in Friedrichshafen beenden. Da müsste schon ein außergewöhnliches Angebot kommen. Ich bin Gott dankbar, dass ich die Chance habe, hier zu arbeiten.“

Damit hätte ich also den Bogen vom Eishockey zum Volleyball hinbekommen. Das Playoff-Finale zwischen den beiden Erzrivalen VfB Friedrichshafen und den Berlin Recycling Volleys steht auf dem Programm. Die Häfler müssen zu erst am Sonntag, den 27. April in die Hauptstadt zum Titelverteidiger reisen. Der Berliner Manager Kaweh Niroomand liegt in der Berliner Morgenpost nicht daneben, wenn er sagt:

,,Nach unseren beiden Titelgewinnen zuletzt ist der VfB Friedrichshafen heiß darauf, uns nun wieder vom Thron zu stoßen.“

Der Rekordmeister VfB Friedrichshafen hatte den schwereren Halbfinalgegner mit Generali Haching und die Berliner dieses Jahr im Pokalfinale geschlagen. Die Chancen stehen nach Ansicht zahlreicher Volleyballexperten bei 50:50. Ein Durchmarsch von einer der beiden ehrgeizigen Mannschaften wird nicht erwartet. Der österreichische Sportwettenanbieter bwin sieht für das Auftaktspiel die Berliner mit einer Quote von 1,60 vorn. Der VfB Friedrichshafen notiert bei 2,20. Derweil ist hier am Bodensee das Wetter bereits meisterlich.Traveler Digital Camera

Traveler Digital Camera

Nichts geht vor solchen Spielen über eine gepflegte Statistik. Ein Blick in das Archiv. Sichten der Erfolge der Vergangenheit. Die Bilanz in 90 Spielen zwischen den Häflern und den Hauptstädtern gegeneinander beleuchten. Gesa Katz hat sehr schön das interessante Statistikmaterial für das ,,Ewige Duell“ der Erzrivalen VfB Friedrichshafen und Berlin Recycling Volleys auf der Website der Häfler aufbereitet. Ein Blick hinein lohnt.

Stelian Moculescu im Südkurier-Interview mit Thomas Domjahn

Traveler Digital CameraAbenteuer Netz. Vielleicht ist die Bodenseeregion prädestiniert dafür, das Mekka des deutschen Volleyballs zu sein. Die Erfolgsserie ist lang. Die meisterschaftslosen Jahre 2012 und 2013, nach sieben Titeln in Reihenfolge davor, werden nicht als Wachablösung durch die Berlin Recycling Volleys verstanden. Eher war es ein Zeichen die Kräfte zielgerichtet zu bündeln und den bereits vorhandenen Ehrgeiz weiter leidenschaftlich auszubauen. Mister Volleyball Stelian Moculescu schickt sich gerade wieder an mit seiner Mannschaft die Meisterschaft … Bis dahin ist noch ein Weg. Erst das Playoff-Halbfinale gegen Generali Haching. Der Auftakt ist gemacht. Schritt für Schritt. Das ist allen Beteiligten beim VfB Friedrichshafen bewusst. Die traditionelle und bewährte Bodenständigkeit wird nicht aufgegeben im Tausch gegen Luftschlösser oder voreilige Gedankenspiele.Traveler Digital Camera

Ich habe mit Vergnügen am letzten Sonnabend den Südkurier gelesen. Speziell das bemerkenswerte Interview mit dem charismatischen Erfolgscoach Stelian Moculescu vom deutschen Volleyball-Rekordmeister VfB Friedrichshafen in der Serie Arbeitswelten. Seite 6 Wirtschaft. Fangen wir mit dem Fragesteller Thomas Domjahn an. Der Volontär beim Südkurier studierte Philosophie, Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaften. Studienorte waren die namhaften Universitätsstädte Konstanz (in der kürzlich Günter Netzer seine Premiere im Hörsaal beim SWR Uni Talk gab), Bayreuth und Grenoble. Die journalistischen Schwerpunkte von Thomas Domjahn liegen in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Kultur. In der Freizeit spielt er vor allem Fußball und Basketball.

Er stellte Stelian Moculescu 22 Fragen. Erfreulicherweise gibt es das komplette Interview auch Online unter dem Titel ,,Ich habe noch nie im Leben etwas geplant“. Die Einstiegsfrage von Thomas Domjahn an den Meistermacher und Mister Volleyball ging so:

,,Herr Moculescu, wie erklären Sie sich das große gesellschaftliche Interesse an Sporttrainern wie Pep Guardiola, Jürgen Klopp oder Jogi Löw?“

Stelian Moculescu redet gerne Klartext.

,,Diesen Star-Kult gibt es eigentlich nur im Fußball. Fußball ist für mich allerdings kein reiner Sport mehr, sondern eine Unterhaltungsindustrie. Den Kult um die Trainer finde ich manchmal übertrieben, auch wenn ich ihre Leistung respektiere.“

Es ist auch wohltuend die Ansichten von Stelian Moculescu zum Geld zu erfahren. Gerade in Zeiten wo ein Bernie Ecclestone oder ein Michel Platini inklusive Verwandtschaft sehr auf die monetären Dinge versessen sind. Im Falle des Formel-1 Chefvermarkters sehen sich jetzt gar die Gerichte mit den kostspieligen Gefälligkeiten damit beschäftigt. Bei Michel Platini, einst bei der Fußball-WM mit unliebsamen Erfahrungen gegen die deutsche Nationalmannschaft biografisch geprägt, hat Geld auch einen arteigenen innerfamiliären Kreislauf bekommen. Oder wie es der investigative und hartnäckige Journalist Jens Weinreich in seinem kenntnisreichen Artikel bereits im Titel ausdrückt:  Es bleibt alles in der Familie: Die Platinis.

Stelian Moculescu mit seiner Lebenserfahrung und Weisheit zu den monetären Dingen:

,,Geld beruhigt ein bisschen. aber eine große Rolle spielt Geld für mich nicht. Ich kenne Situationen in meinem Leben mit und ohne Geld.“

Im Südkurier-Interview mit Thomas Domjahn erinnert er sich auch an die durchaus schweren Anfangsjahre im deutschen Volleyballsport inklusive fehlender Bezahlung und weiß den jetzigen finanziellen Zustand zu schätzen.

,,Ich habe acht Jahre kein Geld als Volleyballtrainer verdient und nebenbei als Bauleiter für Straßen- und Sportstättenbau gearbeitet. Heute geht es mir finanziell sicherlich nicht schlecht.“

Also wer Lust hat und obige Verlinkung verpasst hat, hier geht es zum kompletten Moculescu Interview.