Live-Stream zum Tal Memorial und Erinnerungen an ein von Übungsleiter Löw gewonnenes Finale

Übungsleiter Löw wird von mir am WM-Titel gemessen. Eine Europameisterschaft ist eine nette Zwischenetappe. Er reihte in den letzten Jahren keine Finalsiege aneinander. Teilweise blieb die von ihm betreute Mannschaft auch bereits im Halbfinale hängen. 1997 coachte er den VfB Stuttgart im DFB-Pokalendspiel zum Sieg gegen die Lausitzer Truppe von Energie Cottbus. Erfahrungswerte in puncto gewonnenes Finale liegen also vor. Ein Jahr nach dem Sieg gegen die Überraschungsmannschaft von Eduard Geyer verlor Übungsleiter Löw mit dem VfB Stuttgart im Finale des Europapokals der Pokalsieger gegen Chelsea mit 0:1.

Derweil der russische Fußball nach dem Vorrundenaus seine Wunden leckt, wird in Moskau gutes Schach beim Tal Memorial gespielt. Daniel King präsentiert seine – Play of the Days Videos – jeden Tag. Mehr dazu bei chessbase. Der Preisfonds beläuft sich auf 100.000 Euro. Die Splittung sieht 30.000 Euro für den Turniersieger vor. Auf den Plätzen folgen dann 20.000, 15.000, 10.000, 8.000, 6.000, 4.000, 3.000, 2.500 und 1.500 Euro. Nach 7 Runden von 9 hat sich ein enges Gedrängle an der Tabellenspitze gebildet. Magnus Carlsen, Alexander Morozevich, Teimour Radjabov, Wladimir Kramnik und Fabiano Caruano haben je 4 Punkte auf ihrem Konto. Hier geht es zur offiziellen Turnierseite. Es wird heute ab 13.00 Uhr gespielt und der Live-Stream zum Tal Memorial befriedigt die Neugier aller Schachkiebitze.

Schachspieler des Jahres 2010

Stefan Löffler nimmt die jährliche Umfrage der russischen Schachzeitschrift 64 zum Anlass eine persönliche Rangliste seiner Schachspieler des Jahres 2010 auf der Schachwelt zu veröffentlichen.

         Turm in der Schlacht

             © Michael Alber: Pixelio 

Rang 1 belegt Aronian vor Carlsen und Iwantschuk. Schachweltmeister Anand sieht Löffler auf Rang 5. 

Viswanathan Anands Platzierung erläutert Stefan Löffler: 

,,Viswanathan Anand hat seinen WM-Titel knapp aber verdient verteidigt und Carlsen zwischenzeitlich die Weltranglistenführung abgenommen. Um hier höher oder ganz oben zu stehen, hätte der Inder allerdings noch mindestens ein klassisches Turnier gewinnen müssen. Sein letzter Sieg, Linares 2008, liegt aber schon fast drei Jahre zurück.“

Ein Weltmeister muss sich auch zwischen den Titelkämpfen zeigen. Klassische Turniere nicht nur mitspielen, sondern auch seine Position mit Turniersiegen unterstreichen. Trotzdem ist Platz fünf etwas zu tief für meinen persönlichen Geschmack.

Levon Aronian ist auch meine Nummer 1  im Jahr 2010. Er hatte zuletzt Momentum. Seine Siege beim Tal-Memorial zusammen mit Karjakin in Moskau und die anschließende Blitzschachweltmeisterschaft in der russischen Metropole waren beeindruckend. Beide Siege waren spektakulär. 

Nach Moskau ist vor Moskau

Zielfotofinish beim Tal-Memorial in Moskau. Am Ende mußte die Wertung nach Sonneborn-Berger zu Rate gezogen werden. Chesstigers seziert den Endkampf in der Turniertabelle.

,,Das erste Kriterium bei Punktgleichheit sollte der direkte Vergleich sein, doch da die drei Spieler allesamt untereinander remisiert hatten, musste das nächste Kriterium – das so genannte „Koya-System“ – angewendet werden. Dort werden die Punkte addiert, die man gegen die Spieler erzielt hat, die im Wettbewerb 50 Prozent oder mehr erzielt haben. Aber auch dort waren alle drei Spieler absolut gleich, also musste Kriterium Nummer 3 – die Sonneborn-Berger-Wertung – bemüht werden, und diese entschied letztlich, dass Aronian und Karjakin gemeinsam das Turnier gewannen, und Mamedyarov nur der dritte Rang blieb.“

            Turm in der Schlacht

             © Michael Alber: Pixelio

Zum Nachlesen für alle Freunde der Feinwertung gibt es hier auf wikipedia die entsprechenden Erklärungen zur Sonneborn-Berger Thematik. Am Ende also teilt sich der Turnierfavorit von Jan Gustafsson, Levon Aronian, den Sieg beim Tal-Memorial mit Sergej Karjakin. Mein persönlicher Favorit Kramnik landet auf einem Platz unter ferner liefen. Soll ich den Mantel des Schweigens drüber hängen? So leicht will ich es Wladimir Kramnik dann auch wieder nicht machen. 2 Niederlagen gegen die Turniersieger und eine Reihe von Remispartien sorgten für Rang 7. Das Wort Enttäuschung trifft es ganz gut. Mit einer Prognose hatte ich jedoch den richtigen Riecher. Vor Beginn der letzten zwei Runden beim Tal-Memorial in Moskau schrieb ich hier:

,,Für jeden Schachspieler gibt es noch zwei volle Punkte zu gewinnen. Angesichts der Remisflut fast nicht zu glauben, dass ein Spieler seine letzten zwei Partien gewinnt. In den letzten 20 Partien in Moskau gab es 17 Remis und nur 3 Siege.“

Es gelang wirklich keinem Spieler in Runde 8 und 9 beide Schachpartien zu gewinnen. Kleines Trostpflaster für meine Fehlprognose mit Kramnik. Jetzt aber Deckel zu. Die Sache wird nicht mehr erwähnt.

Nach Moskau ist vor Moskau. Dem Tal-Memorial schließt sich nahtlos die Blitzschachweltmeisterschaft mit einem illustren Teilnehmerfeld in der russischen Metropole  an. Magnus Carlsen, norwegisches Wunderkind und beliebt bei den Sponsoren, tritt als Titelverteidiger an. 12 Tage vor seinem 19. Geburtstag gewann Carlsen im vergangenen Jahr vor Anand und bekam als Blitzschachweltmeister einen neuen Sponsoring Vertrag. Der Finanzdienstleister Artic Securities sah das Potenzial von Magnus Carlsen und investierte 240 000 Euro in eine auf vorerst 2 Jahre ausgelegte Sponsorpartnerschaft. Erfolg macht sexy. 

Tal-Memorial in Moskau geht in die Endphase

Nichts geht über eine aufregende Turniertabelle. Das Tal-Memorial in Moskau ist spannend und muß sich hinter keinem Tatort verstecken. Aronian, Mamedyarov und Wang Hao führen die Tabelle punktgleich an. Alles ist noch eng beieinander. Mamedyarov und Wang Hao treffen am heutigen Sonnabend aufeinander. Für jeden Schachspieler gibt es noch zwei volle Punkte zu gewinnen. Angesichts der Remisflut fast nicht zu glauben, dass ein Spieler seine letzten zwei Partien gewinnt. In den letzten 20 Partien in Moskau gab es 17 Remis und nur 3 Siege. Die noch ausstehenden Spielansetzungen und die aktuelle Turniertabelle gibt es bei chesstigers. Einem Sieg-Spieler wie Michail Tal wäre die Remisorgie vielleicht ein bisschen zu viel des Guten an Punkteteilungen. Auch Schachgigant Bobby Fischer war ein entschiedener Gegner von blutleeren Remis. Dabei wurden in Moskau die Remis teilweise durchaus lang und hart ausgefochten. Ein Beispiel in der 5. Runde beschrieb chessbase folgendermaßen:

,,Das längste unentschiedene Gefecht lieferten sich Alexey Shirov und Hikaru Nakamura in der Berliner Variante. Ohne dass das Gleichgewicht jemals ernsthaft gestört war, wurde die Partie fast bis zum 80. Zug weiter geführt und endete erst, als nur noch zwei Könige und ein Läufer auf dem Brett standen.“

Zur Erinnerung die Prognosen von Jan Gustafsson und mir im Hinblick auf den Turniersieger. Der deutsche Großmeister mit peppiger Website sah Aronian vorn. Mein Tipp lautete Kramnik. Schaun wir mal. 

Da wir gerade bei Gustafsson waren. Er war mit dem amtierenden deutschen Meister OSG Baden-Baden in der Schachbundesliga in Eppingen zu Gast. Der vom Schachmäzen Wolfgang Grenke finanziell geförderte Schachverein kam über ein 4:4 nicht hinaus. Jan Gustafsson weiß auf seiner Kolumne auch die Erklärung:

,,Unser heutiger Wettkampf lief nicht wunschgemäß. Eppingen war stark mit acht Großmeistern, darunter fünf Ungarn, angetreten. Wir dagegen mit fünf Deutschen, das konnte ja nicht gut gehen…“

Es war ruhiger um Stefan Löffler geworden. Auf dem Blog der Schachwelt von Jörg Hickl zieht er wieder im Tempo an. Alleine am gestrigen 12.11.10 produzierte Löffler drei Beiträge. Okay, in puncto Länge hat der ehemalige Schachblogger noch Potenzial.

Zum Abschluß noch der Hinweis auf eine kleine Schachperle die Olaf Teschke auf Rank zero ausgegraben hat.

Täglich grüßt das Murmeltier

Während Stefan Löffler auf dem Blog der Schachwelt fragt: Sind wir wieder gut? und über das heutige anberaumte Treffen zwischen der Führungscrew des Deutschen Schachbundes und seiner Spitzenspieler Gustafsson, Meier, Naiditsch und Fridmann berichtet, geht es in Moskau beim Tal-Memorial weiter. Nach der Remisorgie in der 4. Runde (alle 5 Partien endeten mit einer Punkteteilung) gab es in der 5. Runde weitere 4 Remis. Will denn keiner mehr auf Sieg spielen? Zur Tabelle sei gesagt: Täglich grüßt das Murmeltier. Aronian führt weiter, Kramnik belegt momentan weiter Platz 7. Mehr Infos gibt es bei chessbase.

Inflation des Remis beim Tal-Memorial in Moskau

          Turm in der Schlacht

             © Michael Alber: Pixelio

Das Tal-Memorial wartete in der 4. Runde mit 5 Remispartien auf. Mein persönlicher Turnierfavorit Wladimir Kramnik kam bisher noch nicht so richtig in Fahrt. Platz 7 ist weder Fisch noch Fleisch. Jan Gustafsson gab ja ebenfalls seine Prognose für das Tal-Memorial ab. Sein Tipp: Levon Aronian. Sieh an, selbiger führt die Tabelle momentan auch an. Mehr dazu auch bei chessbase. Aus eigener Turniererfahrung weiß ich, selbst auf die Gefahr eines allseits bekannten Spruchs, abgerechnet wird zum Schluss.

Tal-Memorial in Moskau

Er war ein begnadeter Schachspieler. Er war 1960 Schachweltmeister. Er spielte und gewann Turnierpartien mit spektakulären Figuropfern. Er konnte auch Blindsimultan. Auch in der Retrospektive immer noch faszinierend. Die Rede ist von Michail Tal.  Am Freitag beginnt in Moskau das Tal-Memorial mit sehr hochkarätiger Besetzung.

Wer sind die Favoriten auf den Sieg? Deutschlands Schachgroßmeister Jan Gustafsson gibt auf seiner Website eine Prognose ab:

,, Die Teilnehmerliste mit Aronian, Kramnik, Grischuk, Mamedyarov, Karjakin, Eljanov, Gelfand, Shirov, Nakamura und Wang Hao spricht für sich. Außer den Nanjing-Startern ist alles dabei, was Rang und Namen hat. Meine Favoriten sind, wenig überraschend, Aronian und Kramnik. Beide waren bei ihren jüngsten Auftritten in bestechender Form, und als Mitglieder des Top 5 Clubs sind sie eh überall Favorit, wo sie antreten. Wenn ich mich festlegen müsste, würd ich sagen, Levon machts.“

Okay, Gustafsson sieht Levon Aronian vorn. Ich billige Wladimir Kramnik die etwas größere Siegchance zu. Schaun wir mal.

Hier geht es zur russischen Turnierseite.

Michail Tal war ein Schachgenie. Mein Vater hat ihn selber bei der Schacholympiade 1960 in Leipzig erlebt. Er war Augenzeuge der Partie gegen Bobby Fischer. Der amerikansiche Schachgigant sagte einst über die Spielweise von Tal:

,,Wie gewinnt Tal? Er entwickelt alle seine Figuren in die Brettmitte und opfert sie dann irgendwo.“

Michail Tal war schon zu Lebzeiten eine Legende. 

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Weiterführende Artikel zu Michail Tal

Ein exzessives Genie – Weltmeister Michail Tal 

Wikipedia Michail Tal

Interview mit Zhanna, Tochter von Michail Tal, und Privatbilder aus dem Archiv der Familie Tal

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