Nachdenkenswert #327

,,Nein. Wenn ich den Pass früher bekommen hätte, wäre ich schon früher abgehauen und hätte nicht einmal mehr die Olympischen Spiele abgewartet. So gesehen war das in der Retrospektive ganz gut, dass ich die Spiele 1972 in München mitgemacht habe – auch wenn ich es in dem Augenblick nicht so empfunden habe. Diese Erfahrung möchte ich nicht missen, denn das waren meiner Meinung nach die letzten freien Spiele, die es gegeben hat.“

Stelian Moculescu, Kultcoach vom VfB Friedrichshafen, im Interview mit der Stuttgarter Zeitung am 15. Mai 2013 auf die Frage: ,,Sie haben dann mit dem Gedanken gespielt, das Land zu verlassen. Als Folge entzog man Ihnen 1971 den Pass und verweigerte Ihnen die Ausreise. Ihnen entging deshalb die Bronzemedaille, die Rumänen bei der EM in Mailand holte. War das der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte?“

VfB Friedrichshafen: Einst „Bermudadreieck für Trainer“

Die Anzahl der Wimpel der internationalen Konkurrenten vom Häfler Rekordmeister weist auf  Sternstunden, atemberaubende Spiele, Hitchcock-Thriller, schöne Siege, Abenteuerschlachten am Netz in Friedrichshafen und die Faszination Volleyball hin. Inklusive dem deutlich höheren Puls von Sammlern im Bereich Sport-Memorabilien.Traveler Digital Camera

Ein VfB Friedrichshafen ohne Erfolgscoach Stelian Moculescu ist heute kaum vorstellbar. Dabei kam er damals am idyllischen Bodensee durchaus in keine beneidenswerte Situation hinein. Im bemerkenswerten Interview mit der Stuttgarter-Zeitung unter dem Titel Die Flucht bei den Spielen 72 in München im vergangenen Jahr nach der verlorenen Meisterschaft gegen Berlin Recycling Volleys erinnerte er bei der Beantwortung einer Frage von Mario Geisenhanslüke an die Anfangszeit.

,,Über verschiedene Stationen kamen Sie dann zum VfB Friedrichshafen an den Bodensee. Der Beginn einer Ära und der wohl erfolgreichsten Liaison im deutschen Volleyball. Wann ist der VfB mehr als nur ein Arbeitgeber geworden?“

Stelian Moculescu antwortet mit der kleinen Reminiszenz des Beginns einer Erfolgsgeschichte.

,,Das ging sehr schnell. Im kam in einer sehr unruhigen Zeit zum VfB. In der vorherigen Saison hatte es drei verschiedene Trainer gegeben. Die Süddeutsche Zeitung hat damals vom Bermudadreieck für Trainer gesprochen. Ich hatte dann im ersten Jahr einen Ein-Jahres-Vertrag. Wir haben gleich den Pokal und die Meisterschaft gewonnen. Dann habe ich angefangen, ein wenig Politik zu machen und den Verein mitzugestalten. Ich hatte eine Vorstellung von einem gut geführten Verein und diese habe ich versucht umzusetzen.“

Nun, den beiden Erfolgen in Meisterschaft und Pokal 1998 folgten im Serienformat weitere.

Die Titelbilanz vom VfB Friedrichshafen mit Kultcoach Stelian Moculescu liest sich so:

Deutscher Volleyballmeister: 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2005, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011

Deutscher Pokalsieger: 1998, 1999, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, 2006, 2007, 2008, 2012, 2014

Champions-League-Sieger: 2007

Ein weiterer Titel soll es gerne 2014 noch sein. Das Traumfinale gegen Berlin Recycling Volleys winkt. Doch Schritt für Schritt. Jetzt steht das 3. Playoff-Halbfinale am Sonntag gegen Generali Haching in der ZF Arena auf dem Plan.

Nachdenkenswert #105

,,Für uns ist das im Grunde dasselbe. Nur die Anzahl der Anfragen ist gestiegen. Plötzlich tauchen Verwandte von vor 30 Jahren wieder auf, und man hat auf einmal ganz viele Freunde. Aber wir haben in den vergangenen 13 Jahren sehr gut gelernt zu unterscheiden. Allerdings ist es schon erstaunlich, dass ein Deutscher aus einem Fußballland mit ein bisschen Basketball so einen Hype auslösen kann.“

Holger Geschwindner, Entdecker und Förderer von Dirk Nowitzki,

im Interview mit der Stuttgarter Zeitung