Nachdenkenswert #409

,,Ich würde die Frage „Sind eigentlich alle verrückt geworden?“ während Fußball-Welt- und Europa-Meisterschaften ohnehin pauschal mit „Ja“ beantworten. Aber der Wahn, der in diesen Tagen ARD und ZDF erfasst hat, ist ganz besonders besorgniserregend.“

Stefan Niggemeier, Medienjournalist, auf seinem Blog am 30. Juni 2012 im Artikel mit dem Titel Deutschland ringt um Fassung.

Zwei Tage vorher war am 28. Juni 2012 im Nationalstadion in Warschau das EM-Halbfinalspiel Italien vs. Deutschland mit 2:1 über die Bühne gegangen. Stefan Niggemeier dröselte damals die unglaubliche ARD und ZDF Berichterstattung auf. Stichwort Bernd Schmelzer, Boris Büchler, der unsägliche Usedom Fußball-Strand mit Katrin Müller-Hohenstein und Oliver Kahn. Inklusive einem kritischen Schwenk auf die Bild.

Nachdenkenswert #346

,,Ich habe keine Zweifel daran, dass die Arbeitsbedingungen in Katar furchtbar sind, und es ist gut, wenn Organisationen wie der ITUC und Journalisten sie öffentlich anprangern. Aber der Preis für die Aufmerksamkeit kann nicht darin bestehen, zweifelhafte Horrorzahlen zu verbreiten.“

Stefan Niggemeier, geht auf seinem Blog im Artikel mit der Überschrift Bis zur WM sollen in Katar 7000 Arbeiter sterben – an was auch immer dem PR-Erfolg des Internationalen Gewerkschaftsbund ITUC und dessen zweifelhaften Zahlen nach.

Das Dilemma der Krautreporter und die fehlende Gelassenheit

Guten Abend.

Das Dilemma der Krautreporter ist zweifellos die Diskrepanz zwischen Ankündigung und geschürter Erwartungshaltung bei einem Teil der Leute sowie die fehlende Gelassenheit im Umgang mit Kritik. Da haben wir hier über handwerkliche Fehler noch gar nicht gesprochen. Blogger Niggemeier vermeldet in epischer Länge seinen Abschied vom einst mit großer Lautstärke angekündigten Projekt. Thomas Knüwer, ehemaliger Handelsblatt Journalist, titelt auf seinem Blog One does not simply criticise Krautreporter und pfeift zu Recht auf den von einigen eingeforderten Welpenschutz. Auch Don Alphonso nimmt sich der Thematik an und nimmt kein Blatt vor den Mund auf seinem Blog unter Krautreporter: Sie wollten doch nur gut sein. Hier am Bodensee sieht man die Schwierigkeiten des Projektes Krautreporter mit einer gewissen Gelassenheit.

Foto:  © Michael Wiemer

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Sport am Bodensee: Namensrechte, ESB Marketing Netzwerk sowie 5. Wochenblatt City-Lauf in Friedrichshafen

Was haben Lufthansa, Deutsche Bahn und die Deutsche Post gemeinsam? Nun, sie sind alle 3 Sponsoren in der Industriebranche Profisport. In Anlehnung an den Medienjournalisten und Blogger Stefan Niggemeier, der ab und an gerne Symbolfotos auf seinem Kultblog einstreut, habe ich zum Thema Deutsche Post auch ein kleines Symbolfoto in meinem Bildarchiv gefunden.

Foto:  © Michael Wiemer

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Crowdfunding Kritik: Sportblogger Weinreich, TV-Konsument Niggemeier, Supermarktbesucher Schader und Co. wollen 900.000 Euro für Krautreporter einsammeln

Am Ende hat es ja dann doch mit einem Endspurt geklappt. Das in puncto Marketing, Verkäuferischen Fähigkeiten und Liebe zum Detail doch arg dahingeschusterte Projekt der Krautreporter Sache war starker Kritik ausgesetzt. Nach dem einwerben der Summe ist es dann eine Weile sehr ruhig um das Projekt gewesen. Gespenstisch ruhig. Jetzt soll sich etwas regen. Horizont titelt am heutigen frühen Morgen: Krautreporter starten heute – mit gedämpften Erwartungen. Okay, Gelegenheit einen Text aus dem Blog-Archiv zu holen:

Reblogg vom 19. Mai 2014

Nein, die Champagnerkorken knallten in der letzten Woche nicht durch die Wohnzimmer Deutschlands. Dazu war das mediale Interesse dann doch nicht massenkompatibel genug.Traveler Digital CameraManch einer verbrachte die Zeit auch fernab des Netzes.

Projekte können gelingen. Oder scheitern. Bei Krautreporter ist das Ende noch offen.

Es gab reihenweise Kritik am neu aufgelegten Projekt Krautreporter. Er beherscht Online-Journalismus und sieht sich eher als Autor und inhaltsstarker Blogger: Don Alphonso. Mit dem FAZ Blog Stützen der Gesellschaft beweist er seit Jahren seine Klasse. Seit Jahren hat er einen scharfen Blick auf Berliner Aktivitäten, Projekte die im Sande verlaufen und zu große Versprechen, die oft nicht eingelöst werden. Don Aplphonso nahm sich der Sache Krautreporter unter dem prägnanten Titel Gestern Werbung, heute auf dem Weg zum Praktikum in Nordkorea analytisch in gewohnt deutlicher Formulierung im privaten Blog an und hält fest:

,,Und dann ist es schon wieder so ein berlinzentriertes Metropolending. Kann man machen, wie 124.973 andere auch. Vielleicht kann man diesen Markt der die Welt mies findenden Metropolenmänner tatsächlich kommerziell nutzen, aber ich etwa lebe in Regionen, wo 60 Euro eher kein grosses Opfer wären, und denen verspricht das Projekt nichts.”

Peter Turi hob ebenfalls die Augenbrauen und titelte Alphablogger bitten zur Kasse und bemängelt die “branchentypischen Übertreibungen”.

,,Damit die Spenden reich fließen, haben die Krautreporter ein Image-Filmchen mit Musikteppich, Pathos und Parolen online gestellt – inklusive der branchentypischen Übertreibungen wie “Ich geh’ dahin, wo’s wehtut” (Jens Weinreich). Die 25 Autoren (davon nur 6 weiblich) werden mit dem sinnfreien Superlativ “25 Journalisten aus den besten Redaktionen Deutschlands” beworben.”

Okay, ich bin beim zählen auf 28 Personen gekommen. 6 Frauen und 22 Männer. An Kleinigkeiten will ich mich nicht aufhalten.

Auch der ehemalige Handelsblatt Journalist Thomas Knüwer nimmt sich der Thematik auf seinem Blog Indiskretion Ehrensache an und stellt recht skeptisch fest im Hinblick auf das Gelingen des Projektes 15.000 Abos a 60,00 Euro zu verkaufen um die Projektgesamtsumme von 900.000 Euro zu stemmen:

,,Ob das klappt? Mir persönlich kamen gestern Zweifel. Denn die Krautreporter sagten eine Teilnahme bei uns mit einer bemerkenswerten Begründung ab: Heute komme erst die Pressemitteilung und man wolle keine anderen Medien benachteiligen. Ein Projekt, das sich der existierenden Medienarchitektur entziehen will, beugt sich dieser also. Das ist PR aus dem vergangenen Jahrtausend. Erst recht, weil man dem “Spiegel” die Story ja schon gegeben hatte.”

Gedanken hat sich auch Daniel Bouhs auf der taz unter dem Titel Kampagnenstart mit viel Pathos gemacht und nimmt sich wie Peter Turi des Videoclips an:

,,Ein Dutzend Journalisten plant die Revolution. „Alles oder nichts“ heißt es jedenfalls in ihrem Videoclip, in dem so viel klebriges Pathos steckt, dass es davon nur so trieft.”

Der Promoauftakt der Sammelaktion von Krautreporter bekommt dann von Bouhs auch keine gute Note verpasst.

,,Und natürlich wollen sie die „Geschichten hinter den Nachrichten“ liefern. Kurzum: Ihr Promo-Material ist vor allem eines – austauschbar.”

Dabei ist ja gegen gut gemachte Promotion mit Herzblut nichts einzuwenden, eine mit Liebe zum Detail gemachte Werbung in eigener Sache durchaus sympathisch.Traveler Digital CameraDie Betonung liegt auf Herzblut und Liebe zum Detail.

Lorenz Matzat vom Datenjournalist bennent Fünf Gründe, warum ich von dem Krautreporter Konzept enttäuscht bin und zieht das Fazit:

,,Insgesamt ist es erstaunlich, dass das Crowdfunding für das Krautreporter-Magazin recht schlecht vorbereitet wirkt. Weil erfahrene Personen daran beteiligt sind. Hätte sich nicht ein Best-Practice aus den Dutzenden erfolgreichen gelaufenen Fundings auf Krautreporter, geschweige denn bei Kickstarter oder eben bei De Correspondent ableiten lassen?

Trotzdem wünsche ich Krautreporter Erfolg. Aber nur weil ich die Idee gut finde – aber nicht das vorliegende Konzept.”

Martin Weigert versucht der Kritik von den verschiedenen Seiten entgegenzuwirken und schreibt bei netzwertig.com unter dem Titel Krautreporter: Über die Kraft einer positiven Sogwirkung und wie verfrühte Kritik sie verhindert. Er erinnert mich dabei ein wenig an die Dünnhäutigkeit der Bayern München Verantwortlichen nach der berechtigten Kritik  am 0:4 Debakel gegen Real Madrid. Kritik darf zu jedem Zeitpunkt erlaubt sein. Martin Weigert führt unter anderen an:

,,Was für Deutsche wie für alle anderen Nationen beim Sport selbstverständlich ist, gilt bei wirtschaftlichen Projekten nicht mehr. Für Deutsche ist ein frühzeitiges Diskutieren aller Vor- und Nachteile ein Muss. Wird ein neues, herausforderndes Vorhaben angeschoben, dann müssen sich die Initiatoren darauf einstellen, dass selbst womöglich vorhandene ehrenwerte Ziele und ein eventuelles allgemeines öffentliches Interesse an der Verwirklichung nicht vor ausgedehnten, mit negativer Tonalität untermalten Analysen schützen.”

Nein, über diese Brücke würde ich nicht gehen wollen. Klingt mir unterschwellig doch zu sehr nach geforderten Biotop inklusive Welpenschutz. Selbstverständlich dürfen Analysen kritische Bemerkungen, skeptische Sichtweisen enthalten. Die rosarote Brille muss dabei von niemanden aufgesetzt werden.

Update: Manch einem ist die zahlreich begründete Kritik an den handwerklichen Fehlern und Geburtswehen des Projektes Krautreporter gar auf das Gemüt geschlagen. Christian de Vries artikuliert auf seinem Privatblog in dem Beitrag Ihr deutsch! Ihr doof! so seine aktuelle Gemütsverfassung. Dafür ist letztendlich jeder selber verantwortlich. Etwas mehr Gelassenheit im Umgang mit Kritik wäre vielleicht in der Debatte generell ganz brauchbar.

Crowdfunding Kritk: Sportblogger Weinreich, TV-Konsument Niggemeier, Supermarktbesucher Schader und Co. wollen 900.000 Euro für Krautreporter einsammeln

Nein, die Champagnerkorken knallten in der letzten Woche nicht durch die Wohnzimmer Deutschlands. Dazu war das mediale Interesse dann doch nicht massenkompatibel genug.Traveler Digital CameraManch einer verbrachte die Zeit auch fernab des Netzes.

Projekte können gelingen. Oder scheitern. Bei Krautreporter ist das Ende noch offen.

Es gab reihenweise Kritik am neu aufgelegten Projekt Krautreporter. Er beherscht Online-Journalismus und sieht sich eher als Autor und inhaltsstarker Blogger: Don Alphonso. Mit dem FAZ Blog Stützen der Gesellschaft beweist er seit Jahren seine Klasse. Seit Jahren hat er einen scharfen Blick auf Berliner Aktivitäten, Projekte die im Sande verlaufen und zu große Versprechen, die oft nicht eingelöst werden. Don Aplphonso nahm sich der Sache Krautreporter unter dem prägnanten Titel Gestern Werbung, heute auf dem Weg zum Praktikum in Nordkorea analytisch in gewohnt deutlicher Formulierung im privaten Blog an und hält fest:

,,Und dann ist es schon wieder so ein berlinzentriertes Metropolending. Kann man machen, wie 124.973 andere auch. Vielleicht kann man diesen Markt der die Welt mies findenden Metropolenmänner tatsächlich kommerziell nutzen, aber ich etwa lebe in Regionen, wo 60 Euro eher kein grosses Opfer wären, und denen verspricht das Projekt nichts.“

Peter Turi hob ebenfalls die Augenbrauen und titelte Alphablogger bitten zur Kasse und bemängelt die „branchentypischen Übertreibungen“.

,,Damit die Spenden reich fließen, haben die Krautreporter ein Image-Filmchen mit Musikteppich, Pathos und Parolen online gestellt – inklusive der branchentypischen Übertreibungen wie „Ich geh‘ dahin, wo’s wehtut“ (Jens Weinreich). Die 25 Autoren (davon nur 6 weiblich) werden mit dem sinnfreien Superlativ „25 Journalisten aus den besten Redaktionen Deutschlands“ beworben.“

Okay, ich bin beim zählen auf 28 Personen gekommen. 6 Frauen und 22 Männer. An Kleinigkeiten will ich mich nicht aufhalten.

Auch der ehemalige Handelsblatt Journalist Thomas Knüwer nimmt sich der Thematik auf seinem Blog Indiskretion Ehrensache an und stellt recht skeptisch fest im Hinblick auf das Gelingen des Projektes 15.000 Abos a 60,00 Euro zu verkaufen um die Projektgesamtsumme von 900.000 Euro zu stemmen:

,,Ob das klappt? Mir persönlich kamen gestern Zweifel. Denn die Krautreporter sagten eine Teilnahme bei uns mit einer bemerkenswerten Begründung ab: Heute komme erst die Pressemitteilung und man wolle keine anderen Medien benachteiligen. Ein Projekt, das sich der existierenden Medienarchitektur entziehen will, beugt sich dieser also. Das ist PR aus dem vergangenen Jahrtausend. Erst recht, weil man dem “Spiegel” die Story ja schon gegeben hatte.“

Gedanken hat sich auch Daniel Bouhs auf der taz unter dem Titel Kampagnenstart mit viel Pathos gemacht und nimmt sich wie Peter Turi des Videoclips an:

,,Ein Dutzend Journalisten plant die Revolution. „Alles oder nichts“ heißt es jedenfalls in ihrem Videoclip, in dem so viel klebriges Pathos steckt, dass es davon nur so trieft.“

Der Promoauftakt der Sammelaktion von Krautreporter bekommt dann von Bouhs auch keine gute Note verpasst.

,,Und natürlich wollen sie die „Geschichten hinter den Nachrichten“ liefern. Kurzum: Ihr Promo-Material ist vor allem eines – austauschbar.“

Dabei ist ja gegen gut gemachte Promotion mit Herzblut nichts einzuwenden, eine mit Liebe zum Detail gemachte Werbung in eigener Sache durchaus sympathisch.Traveler Digital CameraDie Betonung liegt auf Herzblut und Liebe zum Detail.

Lorenz Matzat vom Datenjournalist bennent Fünf Gründe, warum ich von dem Krautreporter Konzept enttäuscht bin und zieht das Fazit:

,,Insgesamt ist es erstaunlich, dass das Crowdfunding für das Krautreporter-Magazin recht schlecht vorbereitet wirkt. Weil erfahrene Personen daran beteiligt sind. Hätte sich nicht ein Best-Practice aus den Dutzenden erfolgreichen gelaufenen Fundings auf Krautreporter, geschweige denn bei Kickstarter oder eben bei De Correspondent ableiten lassen?

Trotzdem wünsche ich Krautreporter Erfolg. Aber nur weil ich die Idee gut finde – aber nicht das vorliegende Konzept.“

Martin Weigert versucht der Kritik von den verschiedenen Seiten entgegenzuwirken und schreibt bei netzwertig.com unter dem Titel Krautreporter: Über die Kraft einer positiven Sogwirkung und wie verfrühte Kritik sie verhindert. Er erinnert mich dabei ein wenig an die Dünnhäutigkeit der Bayern München Verantwortlichen nach der berechtigten Kritik  am 0:4 Debakel gegen Real Madrid. Kritik darf zu jedem Zeitpunkt erlaubt sein. Martin Weigert führt unter anderen an:

,,Was für Deutsche wie für alle anderen Nationen beim Sport selbstverständlich ist, gilt bei wirtschaftlichen Projekten nicht mehr. Für Deutsche ist ein frühzeitiges Diskutieren aller Vor- und Nachteile ein Muss. Wird ein neues, herausforderndes Vorhaben angeschoben, dann müssen sich die Initiatoren darauf einstellen, dass selbst womöglich vorhandene ehrenwerte Ziele und ein eventuelles allgemeines öffentliches Interesse an der Verwirklichung nicht vor ausgedehnten, mit negativer Tonalität untermalten Analysen schützen.“

Nein, über diese Brücke würde ich nicht gehen wollen. Klingt mir unterschwellig doch zu sehr nach geforderten Biotop inklusive Welpenschutz. Selbstverständlich dürfen Analysen kritische Bemerkungen, skeptische Sichtweisen enthalten. Die rosarote Brille muss dabei von niemanden aufgesetzt werden.

Update: Manch einem ist die zahlreich begründete Kritik an den handwerklichen Fehlern und Geburtswehen des Projektes Krautreporter gar auf das Gemüt geschlagen. Christian de Vries artikuliert auf seinem Privatblog in dem Beitrag Ihr deutsch! Ihr doof! so seine aktuelle Gemütsverfassung. Dafür ist letztendlich jeder selber verantwortlich. Etwas mehr Gelassenheit im Umgang mit Kritik wäre vielleicht in der Debatte generell ganz brauchbar.

Kein gutes Omen für Übungsleiter Löw

Heute steht das DFB-Pokalendspiel Bayern München – Borussia Dortmund auf dem Plan. Es ist kein gutes Omen für Übungsleiter Löw.

2008 gab es diese Paarung in Berlin. Anschließend verlor Übungsleiter Löw in der Vorrunde der EM gegen Kroatien, einige Medien brachten da bereits Rücktrittsforderungen ins Spiel, später gab es durch das Ballack Tor gegen Österreich doch das smarte Überspringen der Vorrunde. Im Finale gab es dann jedoch einen mutlosen Auftritt gegen Spanien und eine Finalniederlage.

Auch 2012 standen sich Bayern München und Borussia Dortmund im DFB-Pokalendspiel in Berlin, jener Hauptstadt mit dem Hang zu schlecht geplanten und überteuerten Großprojekten, gegenüber. Anschließend gab es bei der EM 2012 jene berühmt-berüchtigte Niederlage im Halbfinale gegen Italien für Joachim Löw. Stefan Niggemeier titelte Deutschland ringt um Fassung und merkte an:

,,Am Ende nahm das ZDF dann aber doch nur ein ,,ZDF-Spezial“ gleich nach der Hauptausgabe der „heute“-Sendung zusätzlich ins Programm. (Nein, nicht zu den Euro-Beschlüssen. Zum Ausscheiden der deutschen Mannschaft im Halbfinale bei der Europameisterschaft.)“

In der besagten ZDF-Sendung nach dem EM-Aus 2012 war ein Film von Boris Büchler zu sehen. Der TV-erfahrene Medienjournalist und Kultblogger Niggemeier hat damals die Eingangsworte von Büchler festgehalten:

,,Für den Mann, den sie Jogi nennen, ist die EM Geschichte. Endstation Warschau. Die Stunde Null der vielzitierten goldenen Generation, der anscheinend die Siegermentalität bei großen Spielen, bei Turnieren fehlt. 2012 sollte für das Gesamtwerk des Bundestrainers ein entscheidendes werden. Doch Löw und seine Auserwählten bleiben die Unvollendeten.“

Nun also die WM 2014 in Brasilien vor der Brust und es stehen sich am heutigen Sonnabend die Nationalspieler von Bayern München und Borussia Dortmund im Olympiastadion gegenüber.

In den Jahren der Weltmeistererfolge der deutschen Nationalmannschaft gab es übrigens diese DFB-Pokalendspiele:

1954: VfB Stuttgart – 1.FC Köln 1:0 n.V.   in Ludwigshafen

1974: Eintracht Frankfurt – Hamburger SV 3:1 n.V   in Düsseldorf

1990: 1. FC Kaiserslautern – Werder Bremen 3:2   in Berlin

Noch ein paar Worte zu den beiden Erzrivalen, die heute hochmotiviert in das Finale gehen werden. Eine Saison ohne Titel für Borussia Dortmund, wäre nach dem Double 2012 dann bereits die zweite Saison ohne zählbares für die Vitrine. Für Bayern München wäre nur die Meisterschaft 2014 nach dem Triple vom vergangen Jahr auch zu wenig.

Traveler Digital Camera

Früheste eingefahrene Meisterschaft hin oder her. Das Momentum scheint auf Seiten der Mannschaft vom begnadeten Geschichtenerzähler Jürgen Klopp zu liegen. Das Punktspiel unlängst in Fröttmaning gewann Dortmund souverän mit 3:0. Eines dieser Spiele, in denen sich Pep Guardiola verstärkt an seinen kahlen Kopf fasste. Er wirkte ratlos. Nach dem Debakel gegen Real Madrid, da gibt es nichts schön zu reden, wirkte Bayern dünnhäutig. Es gibt keinen Grund Kübelweise Häme über einen deutschen Fußballverein zu kippen, wenn er im Halbfinale der Champions-League an einem Team wie Real Madrid scheitert. Doch die Art und Weise war bedenklich. In beiden Spielen war die Anzahl der Torchancen in Richtung Kasten von Casillas sehr überschaubar. Am Ende standen 0:5 Tore und zwei verlorene Spiele zu Buche. Auch im Rückspiel hätte Bayern wohl noch weitere 60 Minuten spielen können ohne Torerfolg. Was zählten da all die schönen Ballbesitzstatistiken. Ich hatte mich bereits nach dem Hinspiel gewundert. Da sprachen die Bayern, Spieler wie Funktionäre, von Dominanz. Sie beriefen sich auf die Ballbesitzstatistik. Die Logik erschloss sich mir nicht. Europäische K.o. Wettbewerbe werden immer noch nach Toren abgerechnet.

Traveler Digital Camera

Borussia Dortmund lieferte Real da im Viertelfinale im Rückspiel einen anderen Kampf. Aber Quervergleiche hinken ja oft. Heute beginnt das Spiel, wo ist das Phrasenschwein, wieder bei 0. Borussia Dortmund schlug Bayern München im Endspiel 2012 mit 5:2. Aber damals fiel die Niederlage zu hoch aus. Ob Lewandowski diesmal wieder zu ähnlicher Toreffektivität in der Lage ist, sei Mal dahingestellt. Bayern hatte damals auch jenes Champions-League-Finale gegen Chelsea als Rucksack mit zu tragen. Das kostete vielleicht auch einige Prozentpunkte an Konzentration. Ja keine Verletzung zuziehen. Eine Woche vor dem herbeigesehnten Endspiel in Fröttmaning. Oliver Fritsch schrieb seinerzeit auf Zeit Online:

,,Und die Bayern? Sehr starke erste Halbzeit, da stimme ich Heynckes zu. Aber viele schlimme Fehler in der Abwehr, auch da hat er Recht. Umschalten nach Ballverlust – schon mal gehört? Zweite Halbzeit mit den Gedanken wohl beim nächsten Samstag. Aber man merkte auch, in diesem Finale stand für sie viel auf dem Spiel, vor allem in der Image-Tabelle. Die Bayern haben das Endspiel ernst genommen. Und 2:5 tut weh. A penny for Your thoughts, Uli Hoeneß …“

Den Satz des Abends sprach damals übrigens Philipp Lahm nach der 2:5 Niederlage:

,,Wir waren klar die bessere Mannschaft.“

Also eine Rechnung wäre da also noch offen. Schaun mer Mal.

Nachdenkenswert #216

,,Bild-Chefredakteur Kai Diekmann wollte das nicht auf seinem Reporter Paul Ronzheimer sitzenlassen, der seit Wochen dichter an Vitali Klitschko war als dessen Schatten, und mokierte sich per Tweet. Ronzheimer selbst antwortete ihm mit Smiley: „Man muss auch gönnen können“ und verriet, dass er auf dem Foto, das der Spiegel von seinem Reporter mit den Klitschkos zeigte, direkt neben Vitali sitze, nur eben außerhalb des Bilds.“

Stefan Niggemeier, Journalist und Blogger, über Journalisten, Aktivisten und Fans unter dem Titel „Ich habe eine Meinung“ auf journalist online

Liegengebliebene Lesehinweise

Ich bin von der Klimaerwärmung enttäuscht. Da propagieren Wissenschaftler seit Jahren die Geschichte von der zu warm werdenden Erde. Dann dieses Winter-Comeback. Ich hab das nicht gewollt. Der Frühling war doch praktisch schon da. Der Winter eigentlich verabschiedet.

Ein paar liegengebliebene Lesehinweise möchte ich gern noch bekannt geben.

Jens Weinreich

Und noch eine Volksbefragung: Olympische Spiele 2028 in Wien?

Stefan Niggemeier

Lichtgestalten, die uns mit Prothesen wärmen: >> Der Stern << malt sich den Fall Pistorius aus

Trainer Baade

,,CIA CAPITANO“ – ABER WAS MACHT BALLACK AN DEM ABEND?

Rotebrauseblogger

Attraktive Argumente

der sportmanager

entertainment brands deren wahrheit auf dem platz liegt?

Schach-Ticker

Einer gegen Sieben

Mit diesen interessanten Lesehäppchen sollte die Wartezeit bis zum endgültigen Frühlingserwachen zu überbrücken sein. Viel Freude bei der Lektüre.

Hinz und Kunz über die ersten Tage der WM

Hinz: Hallo Kunz. Ich freu mich auf den Plausch mit Dir.

Kunz: Grüß Dich Hinz. Herr Ober, bitte zwei Kaffee und ein Glas Wasser. Danke.

Hinz: Was war gestern denn mit Katrin Müller-Hohenstein los? Ihr Spruch vom ,,inneren Reichsparteitag“ macht ja die große Runde?

Kunz: Leg nicht jedes Wort auf die Goldwaage. Jetzt hat sie natürlich einen Imageschaden. Gib Katrin Müller-Hohenstein in den Google Sehschlitz ein und Du bekommst Lesestoff bis zum abwinken. Stefan Niggemeier hat es auf seinem Blog unter Ein innerer Reichsparteitag zusammengefasst. Mich selber stört eigentlich mehr die nicht vorhandene tiefe Sportkompetenz. Sie hat mich noch nie überzeugt. Als sportinteressierter Mensch erwarte ich da einfach mehr.

Hinz: Ich möchte aber noch einmal einhaken. Ich habe nämlich auch den Artikel vom Fußballmagazin 11Freunde gelesen. Dort heißt es:

,,Kurze Geschichtsstunde: Als Reichsparteitage wurden in den zwanziger und dreißiger Jahren die Zusammenkünfte der NSDAP bezeichnet. Heute dient die Redewendung allenfalls noch als Standardvokabular an der Thor-Steinar-Ladentheke oder in Kneipen mit Namen wie »Zum goldenen Adler« oder »Das eiserne Kreuz«. Was haben wir gelacht. Vielleicht sogar noch hinter den Kulissen von grenzdebilen Volksmusiksendungen. Mit inneren Magenschmerzen sei also die Frage erlaubt: Keine Lust mehr auf Südafrika, Frau Müller-Hohenstein?“

Kunz: Unser Kaffee kommt. Danke Herr Ober. Katrin Müller-Hohenstein hat da unbewußt eine Lawine losgetreten. Gefundenes Fressen für die Medien. Fast jeder hatte einen Zwischenruf. Manfred Bleskin schreibt in seinem Zwischenruf auf n-tv:

Um es vorweg zu schicken: Natürlich ist die ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein keine Anhängerin der Nazis. Eine studierte Theaterwissenschaftlerin sollte aber wissen, dass es sich bei „Reichsparteitagen“ um Propagandainszenierungen handelte, welche die Deutschen und das Ausland auf Mord, Totschlag und Raubkrieg vorbereiten halfen.

Ich selber verwende oft die Redewendung – Das ist ein innerer Vorbeimarsch – und will damit Freude ausdrücken und hege in dem Augenblick keinerlei Gedanken an die unsägliche Zeit des Nationalsozialismus zwischen1933 und 1945.

Ich würde also die Empörung über die Halbzeitworte von Katrin Müller-Hohenstein nicht  1:1 teilen wollen. 

Ein Verlängerter in Wien

© Rainer Sturm: Pixelio 

Hinz: Authentische Entschuldigungsworte von KMH bei der nächsten Duo Plauderei mit Oliver Kahn wünsche ich mir trotzdem. Wollen wir auch noch ein wenig über Fußball sprechen?

Kunz:  Ja, bis jetzt sind wir noch nicht mal zum Anpfiff gekommen.

Hinz: Was sagst Du zu den ersten Partien?

Kunz: Viel Geplänkel. Kennen wir beide ja von vielen Turnieren. Kannst Du Dich noch an 1982 und die Vorrunde der Italiener erinnern?

Hinz: Ja. Italien gegen Polen 0:0. Gegen Peru 1:1 und gegen Kamerun 1:1. Sie qualifizierten sich ohne Sieg für die 2. Finalrunde.

Kunz: Richtig. Und dann sind sie förmlich explodiert. Nach den gestrigen Erfahrungen der ZDF Halbzeitworte sage ich jetzt lieber – sie haben sich erheblich gesteigert – und besiegen Argentinien 2:1 und Brasilien mit 3:2. Fabelhafter Paolo Rossi trifft dreimal.   Später werden sie Weltmeister. Das wäre nicht nötig gewesen. Nicht bei dem Finalgegner. Die WM fängt eigentlich erst richtig nach der Vorrunde an.

Hinz: Deutschland schlägt zahme und erschreckend schwache Australier. England hat weiter ein Torwartproblem. Messi kontaktet fast bei jedem argentinischen Angriff den Ball. Ghana schlägt Serbien. Slowenien gewinnt gegen Algerien. Südafrika und Mexico trennen sich Unentschieden. Hatten wir ja bei Eröffnungsspielen öfters. Frankreich enttäuscht gegen Uruguay beim torlosen Remis. Die Niederlande gewinnen gegen Dänemark 2:0. Dein erster Eindruck vom Turnier? 

Kunz: Das Turnier ist noch lang. Spannend werden die ersten Auftritte von Brasilien und Spanien. So richtig heiß wird es bei den K.o. Spielen werden. Bis dahin haben wir viel Zeit. Am Ende werden Argentinien, Brasilien und Spanien den Titel unter sich ausmachen.

Hinz: Gibt es denn von Dir ein paar Tipps im Netz für mich?

Kunz: Unbedingt öfters bei Kai Pahl auf allesaussersport vorbeischauen. Sein WM2010-Grundrauschen ist im deutschsprachigen Raum im Netz vielleicht das Beste was es momentan gibt. Seine Mischung zwischen Sportkompetenz und Entertainment ist einfach genial.

Hinz: Was empfiehlst Du noch?

Kunz: Im Stile eines rasenden Reporters ist Jens Weinreich in Südafrika vor Ort. Er berichtet über die Weltmeisterschaft und die Parallelwelt der FIFA. Er legt auch eine ambitionierte Zeitnorm für sich fest: 24/7 und das fünf Wochen am Stück. Respekt.

Hinz: Ich werde heute die Rechnung für den Kaffee übernehmen. Gibt es noch einen dritten Lesetipp. So eine Art Pressespiegel auf den Instant-Blick.

Kunz: Gemach, gemach. Eine Presseschau für den kritischen Fußballfreund gibt es bei indirekter-freistoss.  So, Hinz ich muss und will weiter. Danke für die Übernahme der Rechnung. Du agierst da in letzter Zeit offensiver. Ich wünsche Dir bis zum nächsten Mal eine gute Zeit.