Nachdenkenswert #442

,,Schon ganz, ganz weit oben. (lacht) Mir gefällt einfach nach wie vor der Alpinstil am besten. Man ist beweglich und schnell, man kann auch kleine Zeitfenster nutzen. Das hat sich für unsere Linie einfach angeboten. Ich bin schon stolz.
Ich habe mich auch sehr über verschiedene Kommentare auf Facebook gefreut, von Kletterern, die sich vergeblich an der Route versucht hatten. Das ist die größte Belohnung überhaupt. Es könnte auch jemand angepisst reagieren und schreiben: Das war eigentlich meine Linie, sie war für mich reserviert. Aber da sieht man, dass die Bergsteiger-Community eigentlich im Großen und Ganzen gut funktioniert, dass man sich auch gegenseitig einen Erfolg gönnt. Das war eine schöne Erfahrung.“

Ines Papert, im Interview mit Stefan Nestler auf Abenteuer Sport auf die Frage: ,,Wo ordnest du den Erfolg in deiner persönlichen Rangliste der Karriere-Höhepunkte ein?“

Deutschlands Elitekletterin Ines Papert (42) bezwang mit ihrem Seilpartner Luka Lindic (28) aus Slowenien den 5842 Meter hohen Kyzyl Asker. Dabei eröffneten beide eine spektakuläre Route durch die Südostwand des Bergs.

Inses Papert wird auch im Buch outdoor Legenden porträtiert.

Sport am Bodensee: Die Sache mit dem Publikumstag für die OutDoor

Die OutDoor 2015 ist durch. Die Fachmesse verzichtete auch in diesem Jahr  bewusst auf einen Publikumstag. Hinter vorgehaltener Hand ist immer wieder zu hören, dass die Hersteller den Fachhandel damit schützen wollen.

Traveler Digital Camera

Foto:  © Michael Wiemer

Im vergangenen Jahr veröffentlichte outdoormarkt.com unter dem Titel Publikumstag für die Outdoor? einen Artikel und ließ auch Antje von Dewitz, Geschäftsführerin vom in der Bodenseeregion ansässigen Hersteller Vaude, zu Wort kommen:

„Ein Publikumstag würde dem Thema Outdoor insgesamt mehr Aufmerksamkeit verschaffen, über den Fachhandel hinaus. Am Beispiel Eurobike sieht man ein starkes Echo in Blogs und Foren. Das würde auch der Outdoor-Branche guttun.“

Antje von Dewitz merkt jedoch auch an:

„Intern wird das Konzept zum Teil auch kritisch gesehen.“

Hintergrund ist auch die Vorstellung neuer Produkte, die erst ein Jahr später in den Fachhandel kommen. Durch einen Publikumstag wären etwaige Erwartungen geweckt, die dann im Outdoor Laden erst 12 Monate später zu stillen sei.

Der European Outdoor Group (EOG) Generalsekretär Mark Held sah seinerzeit im Februar 2014 bei outdoormarkt.com einen angedachten Publikumstag der OutDoor in Friedrichshafen positiv und verwies auf die erfolgreichen Erfahrungen der Eurobike mit der Öffnung der Messe dem Endkunden gegenüber:

„Unsere Partner in Friedrichshafen haben erfolgreich bewiesen, dass die Fahrradbranche zur Weltleitmesse Eurobike von einem Publikumstag profitiert. Wir denken, dass nun der Zeitpunkt gekommen ist, um auch für unseren Sektor herauszufinden, ob dieses Konzept funktioniert.“

Dieses Jahr fand wie gesagt die OutDoor 2015 ohne Publikumstag statt. Der in Konstanz residierende  Südkurier hatte einigen seiner Lesern dennoch Zutritt zum Messegelände in Friedrichshafen ermöglicht. In der Gruppe tauchte auch der Wunsch nach einem Publikumstag auf. Die im August in der Zeppelinstadt für 4 Tage anberaumte Eurobike ist dann wieder eine Messe, die am Veranstaltungsende mit dem Publikumstag (29. August) für alle zugänglich ist.

Doch bleiben wir noch ein wenig beim Thema Outdoor. Klimatisierte Bürowelt mit ergonomischen Drehstühlen und höhenverstellbaren Schreibtischen hin oder her: Outdoor ist weiter angesagt. Der Drang Berge zu besteigen ist ungebremst. Der Journalist Stefan Nestler hatte kürzlich auf seinem Blog Abenteuer Sport den 76-Jährigen Richard Lehner interviewt. Lehner ist Bergführer des Zermatt Alpin Centers und hat das Matterhorn sage und schreibe 650 Mal bis auf den Gipfel erklommen. Der erfahrene Bergführer verweist auch auf oft ungenügend vorbereitete Aufstiegsanwärter:

,,Für uns als Bergführer wäre es natürlich besser, wenn die Matterhorn-Anwärter ein bisschen besser vorbereitet wären. Ich habe mal mit einem Kunden viereinhalb Stunden für den Aufstieg und dann für den Abstieg acht Stunden gebraucht. Sein Hosenboden war durch, und er hat geblutet. Da stimmt dann etwas nicht mehr. Aber es ist eben der markante Berg, und wir leben von ihm. Hier will jeder Gast ein Zimmer mit Blick aufs Matterhorn haben.“

Hier am Bodensee wollen Urlaubsgäste oft ein Zimmer mit Blick auf das schwäbische Meer.

Noch ein Wort zur körperlichen Vorbereitung. Das erlebe ich auch immer wieder, ungenügende Kondition von Leuten beim Wandern oder beim Aufstieg auf smarte Berge mit einer Höhendifferenz von 1.200 Meter etc. Da hilft dann auch die Top-Funktionskleidung nicht. Selbiges ist auch oft bei Joggingstrecken zu beobachten. Tolles Outfit, ins Auge stechende Markenschuhe und eine magere Laufperformance. Dabei bin ich nun wahrlich kein Verfechter des gnadenlos schneller, höher, weiter.

Bleiben Sie mir gewogen.

Ihr

Michael Wiemer

Hier geht es zum Sportkalender am Bodensee

Nachdenkenswert #278

,,Und täglich grüßt das Murmeltier. Wieder geht ein Winter zu Ende, ohne dass der Nanga Parbat bestiegen worden ist. Der neunthöchste Berg der Erde behält seine „weiße Winterweste“. Noch nie stand ein Bergsteiger in der kalten Jahreszeit auf dem 8125 Meter hohen Gipfel in Pakistan. Der Nanga Parbat und der K 2 sind die einzigen der 14 Achttausender, die noch ohne Winterbesteigung sind.“

Stefan Nestler, Journalist und Blogger, auf Abenteuer Sport über den geplatzten Versuch von Alex Txikon (Spanien), Daniele Nardi (Italien) und Muhammad Ali (Pakistan), den Nanga Parbat im Winter zu besteigen

Nachdenkenswert #270

,,Auf der weltgrößten Sportartikelmesse traf ich nicht nur meinen Expeditionsleiter vom Kokodak Dome wieder, sondern hatte auch noch viele weitere interessante Begegnungen (von denen ich euch demnächst in loser Reihenfolge berichten werde). Diese Kontakte, die sich auf der ISPO alljährlich fast von selbst ergeben, sind mir eigentlich wichtiger als die ausgestellten Produkte.“

Stefan Nestler, setzt Prioritäten bei seinem Besuch der ISPO 2015 in München, hat auf seinem liebevoll geführten und immer von mir gern besuchten Blog Abenteuer Sport dann doch ein paar Impressionen der Sportartikelmesse zusammengetragen

Nachdenkenswert #263

,,Ist es bloß ein Zufall oder schon ein Trend? Sowohl die Winterexpedition von Denis Urubko zum K 2 als auch die des Italieners Daniele Nardi zum Nanga Parbat bessern die Expeditionskasse mittels „Crowdfunding“ auf, sprich mit einer Sammlung im Internet. Wer sich selbst schon einmal vergeblich die Finger wund gewählt oder geschrieben hat, um Sponsoren für eine Expedition aufzutreiben, wird nachvollziehen können, dass nun auch Bergsteiger versuchen, mit dieser Finanzierungsform des digitalen Zeitalters Geld zusammenzukratzen.“

Stefan Nestler, Gründer und Spiritus Rector vom Blog Abenteuer Sport, geht der Crowdfundig Thematik bei Bergsteigern nach

Nachdenkenswert #262

,,Es gibt Bücher, die mag ich einfach schon, bevor ich eine Seite darin gelesen habe. So erging es mir bei „Über alle Berge“, einer kleinen, aber feinen Sammlung von 15 Geschichten über das Wandern. Schon der Leinen-Einband des Büchleins, ein schönes Gemälde einer Berglandschaft, hat es mir angetan. Ich fühlte mich geradezu eingeladen, mich bei einem Glas Wein in meinen gemütlichen Sessel zu setzen und zu schmökern.“

Stefan Nestler, Journalist und Gründer vom Blog Abenteuer Sport, hat sich eingelesen

Warum ich Blogs wie Abenteuer Sport mag

Ab und an werde ich gefragt, was für mich die Faszination von Blogs ausmacht. Nun, es sind die individuellen Texte, Erfahrungen, Sichtweisen der jeweiligen Blogger. Die enorme Spannbreite der Gefühle, die ausgebreitet wird. Manch Blogbeitrag wird unter großen Kraftanstrengungen erstellt. Nehmen wir als aktuelles Beispiel Stefan Nestler mit seinem Blog Abenteuer Sport.

,,Die Tarnung war mäßig, um nicht zu sagen dilettantisch. Auf meinem Visumantrag stand als Berufsbezeichnung „selbstständiger Historiker“, was immerhin einen Funken Wahrheit enthielt, weil ich einst im Nebenfach „Neuere Geschichte“ studierte. Hätte ich den Chinesen reinen Wein eingeschenkt und mich als Journalist geoutet, hätte ich höchstwahrscheinlich kein Visum erhalten. Schließlich werden die DW-Internetseite und auch mein Blog in China blockiert, wovon ich mich in Kaschgar selbst überzeugen konnte. Auf ein Mikrofon hatte ich wohlweislich verzichtet, um Scherereien an der Grenze aus dem Weg zu gehen.“

Stefan Nestler, im Hauptberuf Journalist für die Deutsche Welle, hatte aus Sicherheitsgründen auch das Logo seines Auftragsgebers auf dem Handy überklebt. Aus sicherheitstechnischen Aspekten löschte er die dienstlichen Telefonkontakte. Ebenso die Mailkontakte. Auch die zahlreichen SMS Kontakte wurden gelöscht. Der erfahrene Expeditionsreporter bloggte denn auch kontinuierlich. Trotz aller Widrigkeiten.

Dieses Ringen um einen Blogbeitrag,  ausgelebte Individualität, bei Stefan Nestler auch im Licht der Stirnlampe erstellte Texte, begeistern mich immer wieder und machen einen großen Teil der Faszination von Blogs für mich aus.

Stefan Nestler fragt: ,,Quo vadis, Everest?“

Traveler Digital Camera

Reinhold Messner ist nicht nur eine Bergsteigerlegende und Grenzgänger, sondern auch ein Medienstar. Er lässt kein Medium aus, um Klartext zu sprechen. Auch in Sachen Mount Everest. Sei es im Fernsehen wie im vergangenen Jahr bei der Sendung Talk im Hangar 7 auf Servus.tv mit Moderatorin Imke Köhler und den illustren Studiogästen wie Unternehmer Wolfgang Nairz (er leitete 1978 die österreichische Everest Expedition), ohne künstlichen Sauerstoff Mount-Everest Bezwinger Peter Habeler, der Sportpsychologe Andreas Marlovits, Tourismusforscher Kurt Luger oder Speedbergsteiger und Geschäftsführer Benedikt Böhm. Schnell zum Basislager am Mount Everest geschaltet und der telegene Reinhold Messner, 1978 Partner von Peter Habeler bei der Erstbesteigung des Mount Everest ohne Unterstützung durch künstlichen Sauerstoff, kommt in die guten Wohnzimmerstuben oder Hotelzimmer via Bildschirm. Oder sei es per Buch. Der Grenzgänger hat eine Meinung und äußert sie.Traveler Digital Camera

Oder sei es per Webauftritt oder Gesprächen mit Zeitungen und Magazinen. Im  Interview mit der Stuttgarter Zeitung unter dem Titel Dieser Everest-Tourismus ist Selbstbetrug nimmt er Stellung zu den aktuellen Entwicklungen und mahnt an:

,,Denn die jetzige Form des Everest-Tourismus ist Selbstbetrug. Die Leute geben viel Geld aus und glauben, sie haben den Everest bestiegen. In Wirklichkeit haben sie den Everest nicht verstanden und nicht bestiegen und stattdessen viele Leute in den Tod laufen lassen. Die Verantwortung dafür tragen nicht die Klienten, sondern die Organisatoren. Die Klienten sind der naive Teil von etwas, das völlig widersinnig ist: Sie kaufen sich ein Prestige, das gar nicht käuflich ist.“

18. April 2014. Es war kein guter Karfreitag 2014 im Khumbu-Eisbruch. Ein unheilvoller Tag. Eine menschliche Tragödie, die vielleicht den Wendepunkt in der Geschichte des Mount Everest bedeuten könnte. Der unbarmherzige Lawinentod erschütterte die Mount Everest Welt. Die traurige Bilanz: 16 Tote waren zu verzeichnen. Familien weinten und trauerten. Stefan Nestler fragt auf seinem Blog Abenteuer Sport zu Recht Quo vadis, Everest?

,,Die Lawine im Khumbu-Eisbruch am Karfreitag könnte zum tiefen Einschnitt in der Geschichte des Mount Everest werden. Erstmals seit dem Beginn kommerzieller Expeditionen zum höchsten Berg der Erde Ende der 1980er Jahre wird in diesem Frühjahr so gut wie sicher kein zahlender Kunde von der nepalesischen Seite aus den Gipfel erreichen. Die Saison ist beendet, nicht offiziell, aber de facto. Alle großen Expeditionsmannschaften haben das Basislager geräumt, viele Bergsteiger sind inzwischen in Kathmandu eingetroffen.“

Sportjournalist Stefan Nestler ist ein profunder Kenner der Bergszene.  Erinnert sei an seine früheren Blogs wie dem Nordpol-Blog 2009, Manaslu-Blog 2007 oder Everest-Blog 2005. Sie waren gekennnzeichnet von intensiver Sachkenntnis, authentischer Nähe zum Geschehen der unberechenbaren Schönheiten der Bergwelt , intensiven Berichten bis hin zur Extrem-Reportage vom Nordpol, klugen Gedanken und tiefen Analysen.

Am Mount Everest ist der Machtkampf entbrannt. Es wird mit harten Bandagen gekämpft. Eine kleine gewaltbereite Gruppe von Sherpas agiert mit intensiver Gewaltandrohung. So zitiert der für die Deutsche Welle arbeitende Stefan Nestler den Amerikaner Greg Paul, der Blogger war Ostern mit Himalayan Experience unterwegs und bloggt seine Erlebnisse auf Greg Climbing, mit folgenden Worten:

“Den Sherpas der Teams wurde gesagt, ihre Beine würden gebrochen, wenn sie Kunden auf den Everest führten“.

Stefan Nestler erinnert auch an die Gewalt im vergangenen Jahr gegenüber  Ueli Steck, Simone Moro und Jon Griffith.

Quo vadis, Everest?

Nachdenkenswert #228

,,Unter den 16 Toten der Lawine vom vergangenen Freitag waren fünf Sherpas aus dem Team von AAI. Sie unterstützten auch den US-Bergsteiger Joby Ogwyn, der plante, erstmals mit einem Wingsuit vom Gipfel des Everest zu springen. Der Fernsehsender Discovery sagte die für den 11. Mai geplante Live-Übertragung des Sprungs ab. Auch der neuseeländische Veranstalter Adventure Consultants, der drei tote Teammitglieder zu beklagen hatte, bricht seine Zelte ab.“

Stefan Nestler, Sportjournalist bei der Deutschen Welle auf seinem Blog Abenteuer Sport

Mount Everest fordert seinen Tribut

Es ist kein gewöhnlicher Berg. In der Geschichte hat er zahlreiche Opfer auf dramatische Weise aufzuweisen. Bei mir ist die eine oder andere Geschichte über ihn im Bücherschrank gespeichert.Traveler Digital CameraJetzt gibt es wieder Tote am Mount Everest zu beklagen. Dem Königsberg. Stefan Nestler berichtet über die Todesfalle Khumbu-Eisbruch und wirft dabei auch einen Blick auf die menschliche Tragödie der hinterbliebenen Familien.

,,Die Familien der Opfer sind doppelt geschlagen. Sie haben nicht nur einen Angehörigen verloren, sondern auch einen Ernährer. Hochträger am Mount Everest können in einer Saison rund 5000 US-Dollar verdienen. Das durchschnittliche Einkommen in Nepal liegt bei nur 692 Dollar, damit gehört das Land weiterhin zu den 20 ärmsten der Welt. Die nepalesische Regierung kündigte für die Familien der Lawinenopfer eine Soforthilfe von 40.000 Rupien (rund 400 Dollar) an. Das ist kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.“

Der Mount Everest wird weiter seinen Tribut fordern. Die alljährliche Everst-Ouvertüre entlang aller Altersklassen gab es auch dieses Jahr und wird es auch 2015 wieder geben. Zu groß sind der Mythos, die Faszination, die Abenteuerlust, die Sogwirkung des Ruhms der Besteigung, die Profite der Expeditionsveranstalter und die Sehnsucht nach dem Grenzgang.