Nachdenkenswert #372

,,Die ARD hat heute – welch strategischer Coup: parallel zu einem 7-Spiele-Bundesliga-Spieltag – einen Themenabend Wettmanipulation. Ab 20h15 läuft dazu ein anderthalbstündiger Krimi und ab 21h45 eine halbstündige Dokumentation. Auf der entsprechenden Miniwebsite der ARD wird es zudem ab 20h15, also parallel zum Film und zum Spieltag, einen Chat mit den Machern von Film und Doku geben.

Parallel zum Film läuft übrigens nicht nur die Bundesliga auf SKY, sondern auch eine Blindenfußball-Doku auf EinsPlus. Die Programmierung wirkt nicht wirklich koordiniert.“

Kai Pahl, Gründer, Spiritus Rector und Macher von allesaussersport, über das wenig koordiniert wirkende Abendprogramm. Wettmanipulationen sind kein Thema der Neuzeit. Im kürzlich erschienen Interview von interpool.tv  mit Werner Becher (Interwetten AG) fing das 8-minütige Interview mit folgenden Worten von Werner Becher, CEO des internationalen Sportwettenanbieters Interwetten AG, an:

,,Spielmanipulationen gab es im Sport schon immer. Die gab es zu Zeiten der Gründung der olympischen Spiele. Das war immer Teil des Sports.“

Werner Becher wird im Interview von Fred Kowasch (interpool.tv) zu Hintergründen von Wettmanipulationen gefragt. Solche handwerklich professionell und recherchestark agierenden Journalisten wünschte man sich in der Bundesrepublik in größerer Anzahl.

Die Faszination Pferderennen beim Hong Kong Jockey Club

Die Faszination Pferderennen wird beim Hong Kong Jockey Club zelebriert. Der elitäre Verein verdient sein Geld mit Sportwetten. 1884 erfolgte seine Gründung. Ziel war die Förderung von Pferderennen. Spiegel Online schrieb einst im Dezember 2008 unter dem Titel Hong Kong Jockey Club: Der Milliardenverein:

,,Zehn Milliarden Euro: Kein Sportclub der Welt macht mehr Umsatz als der Hong Kong Jockey Club.“

Auf einer Liste der 50 Dinge die ich in meinem Leben noch erleben möchte, steht der HKJC mit drauf. Derweil  habe ich ein paar ältere Textstücke von mir zum Galoppsport, dem Umfeld, der Wettleidenschaft etc. herausgekramt und sie mit ein paar Videos vom Hong Kong Jockey Club garniert. Viel Spaß.

Nein, er hatte nicht auf den Rücktritt vom Papst gewettet. Tom ist ein seriöser Wettprofi und hält sich an die vom Vater vorgelebten Regeln. Die ersten Stunden auf der Pferderennbahn hatten ihre Spuren hinterlassen. Von dieser prickelnden Atmosphäre kam Tom nie wieder los. Der ehrgeizige und intelligente Sohn wollte es auch nicht. Die Faszination des Turfsports, das ausgucken der Pferde, das setzen auf Sieg oder einen großen Einlauf waren immer wieder eindrucksvoll. Alleine die Stimmung auf der Tribüne. Das Raunen. Die Sprüche.

,,Da kannst Du das Sparbuch drauf setzen. Gidron mit Martin ist unverlierbar”

Champion-Jockey Martin Rölke gewann dann auch. Quote 12:10. Manch einer hatte einen Tausender gesetzt.

Dann gab es auf der Tribüne noch eine besondere interessante Gruppe. Sie wirkten immer wie etwas besonderes. Sie adelten förmlich ihr unmittelbares Umfeld. Die Buchmacher in ihrer guten Kleidung mit dem Rennkurier in der linken Hand und dem Tabaksbeutel. Jenes Utensil hatte eine besondere Bewandtnis.

Tom kannte sie alle. Die distinguierten privaten Buchmacher auf der Tribüne im Scheibenholz, ihre Tabaksbeutel, in denen sie Eheringe als Wetteinsatz aufbewahrten. Manch Kunde war halt beim 8. Rennen nicht mehr flüssig. Also wurde der Ehering in Zahlung gegeben. Nicht jedesmal wurde er gleich ausgelöst. Jene Wetter hatten meist ein eigenes Geschäft (Blumenladen, Gaststätte oder Fischladen) und lösten über kurz oder lang meistens ihre Eheringe wieder aus.

Die Rennbahn hingegen nur besuchen um zu gucken ohne einen Einsatz zu tätigen ging eigentlich gar nicht. Ein Wochenende ohne Wetteinsatz war ein verlorenes Wochende. Auch Renntage außerhalb des Heimatortes waren keine abstinenten Tage. Nehmen wir Hoppegarten als Beispiel. Jenes Mekka des Pferderennsports. Immer für eine Pferdewette gut. Auch im internetlosen Zeitalter in den Achtzigern.

Tom war oft live dabei in den Leipziger Gaststätten – der Rennkurier war die Bibel auf dem Tisch , sein älterer Kumpel, nennen wir ihn Mark, hatte ihn in die Szene eingeführt und lief dann in den Rennpausen mit Tom zur Telefonzelle um einen Mittelsmann in Hoppegarten anzurufen. Die Ergebnisse des jeweiligen Einlaufs wurden übermittelt sowie dann zeitversetzt die Quoten vom Renngeschehen in Erfahrung zu bringen. Das Zeitalter von Internet, der Handys und Tablets war noch nicht angebrochen. Das Wort Smartphone hätte für ungläubiges verdrehen der Augen gesorgt. Die Geldbeträge wurden dann vom Buchmacher in der Gaststätte Burgkeller an den Kreis der  Wettgewinner ausgezahlt. Jetzt residiert in diesen Räumlichkeiten übrigens der Systemgastronom Alex.

Es war zehn Uhr morgens. Nennen wir ihn Tom. Er setzte sich nach einem ausgiebigen Frühstück an seinen Rechner. Die Sportwetten des Tages waren zu platzieren. Seine Haushälterin brachte noch einen frisch gebrühten Espresso an seinen Schreibtisch. Tom checkte kurz die Geldeingänge gewonnener Engagements vom Wochenende. Ein Lächeln ließen die Mundwinkel noch charmanter wie sonst wirken. Tom war bereits in der Schule mit Wetten in Berührung gekommen. Mit 16 verdiente er damit im Monat mehr wie seine Lehrer. Sein Vater hatte ihn einst auf die Pferderennbahn mitgenommen. Die erste Siegwette auf einen Favoriten führte auch gleich zu einem Erfolgserlebnis. Ein Champion-Jockey gewann nach Zielfotofinish. Der Vater, selbst ein erfahrener Wetter mit abonnierten Rennkurier und unglaublichen Gespür für das Lesen der Form eines Pferdes, bläute seinem Sohn jedoch nach Abholung des Gewinns am Totalisator ein:

,,Setze nie mehr wie ein Verlust Dir weh tun könnte. Wenn Du nach dem Wochenende noch ein Eis schlecken möchtest oder von Deinem Taschengeld eine Fußballkarte kaufen willst für das nächste Länderspiel im großen Stadion solltest Du auch nach einer verlorenen Wette genug Kleingeld in Deinem Portemonnaie haben.”

Später als Tom die erste Wohnung mit 18,5 bezog bekam er es auf seine neue Lebensform vom Vater modifiziert formuliert:

,,Wette nie wenn Du damit die Energierechnung bezahlen willst. Wetten mußt Du Dir in entspannten Zustand leisten können.”

Für diese philosophischen Worte des Vaters ist Tom noch heute dankbar. Derweil fragte die Haushälterin ob Sie noch etwas Obst servieren solle. Sie hatte bereits in der Küche ein wenig geschnittene Ananas vorbereitet. Ein kurzes Nicken vom Schreibtisch. Die Hände von Tom glitten weiter auf der Tastatur.

Die SpoBis 2013 wirft ihre Schatten voraus

Am 18. und 19. Februar 2013 findet in Düsseldorf der Branchenkongress SpoBis statt. Das Branchenmagazin SPONSORs ist auch in diesem Jahr wieder federführend und hat zahlreiche interessante Themen auf die Tagesordnung gesetzt. In der Pressemitteilung wird auch auf das Dauerthema Sportwetten und den Kampf um die Liberalisierung hingewiesen.

,,Brisante Diskussion zur Liberalisierung von Sportwetten – Was hat die deutsche Gesellschaft davon?“

Jörg Wacker, der Geschäftsführer von Bwin Deutschland, diskutiert mit Theo Gosser (Geschäftsführer WestLotto), Hans-Jörn Arp, dem CDU-Landtagsabgeordneten von Schleswig-Holstein und Holger Blask, Leitender Justiziar Deutsche Fußball Liga.

Es wird spannend werden.

Wer sich generell einlesen will zur SpoBis dem sei ein Weg auf die offizielle Website spobis empfohlen.

Faszination Spiel

Die meisten Menschen haben ein Hobby dem sie nachgehen. Die meisten Hobbys kosten Geld, manche weniger, manche mehr. Es macht einen großen Unterschied ob man z.B. Ping Pong auf der Tischtennisplatte im Hinterhof spielt oder ob man auf heißen Öfen steht und mit seinem teuren Motorrad sonntags raus ins Umland fährt und über die Landstraßen kurvt. Manche haben Hobbys die lukrativ sein können. Solche Hobbys haben mit Glücksspiel zu tun. Dabei gibt es zwei große Kategorien. Einerseits die Sportwetten, andererseits die Casinospiele. Obwohl beides zu den Glücksspielen gehört gibt es zum Teil große Unterschiede. Auch die Leute sind nicht dieselben. Jemand der auf Sportwetten steht wird sich kaum mit Casino befassen. Und andersherum natürlich. 

Bei den Sportwetten muss man ein bestimmtes Hintergrundwissen mitbringen um überhaupt zu gewinnen. Klar kann man auch ohne Vorkenntnisse gewinnen. Wenn man Glück hat und seinem Gefühl nachgeht. Will man aber hohe Gewinne erzielen, muss man schon wissen wo, wie und wie viel man setzen soll. 

Bei Casinos wie www.onlinecasinos.at ist es anders. Dort ist es meistens Glückssache. Klar muss man auch dort ein paar Regeln kennen, wie z.B. Roulette gespielt wird, mehr aber nicht. Beim Roulette hat man keinen Einfluss. Die Kugel rollt und bleibt irgendwann auf einer Nummer stehen. Dann hat man entweder gewonnen oder auch nicht. Bei anderen Spielen wie Black Jack hat man mehr Spielraum zu gewinnen. Außer der Spekulation und des Wagens hat man die Möglichkeit Karten zu zählen. Spätestens seit dem Buch und dem Film ,21´ weiß so ziemlich jeder wie es geht. Beim Poker spielt neben dem Glück auch die Strategie eine wichtige Rolle. Dort kann man alles auf eine Karte setzen und wenn man kühl und berechnend ist hohe Summen gewinnen. 

Hohe, vielleicht nicht so hohe Summen wie im Casino, gibt es auch bei den Sportwetten zu gewinnen. Aus einem Euro können mit etwas Glück schnell einige hundert Euro werden.

Usain Bolt: Wenn der Top-Favorit die Leichtigkeit verliert schauen Favoritenwetter ungläubig drein

Die Buchmacher hatten zahlreiche Wetten auf ihn zu verzeichnen. Er war der Top-Favorit. Eigentlich unschlagbar. Es wurde zwischen den Wettern geraunt: Da kannst Du das Sparbuch drauf wetten.

Nun, am Ende des Tages kam es anders. Der große Favorit konnte seiner Rolle nicht gerecht werden. Die Favoritenwetter hatten teilweise einen Tausender und mehr auf den Mann mit den günstigen Hebelverhältnissen gesetzt. Alleine der Starläufer konnte seine Tempostärke nicht auf die Bahn bringen. Vor dem Start hatte er in die Mikrofone selbstbewusst sein Statement abgegeben:

,,Ich denke, ich werde mit Leichtigkeit gewinnen.“

Usain Bolt vor dem Start zum 100 Meter Lauf bei der Leichtathletik-WM 2011 in Daegu. Nach dem Fehlstart blieb ihm nur die Leichtigkeit des Kopfschütteln. Bei Sponsor Puma in Herzogenaurach knallten nicht die Sektkorken.

Heute stehen die olympischen Spiele mit dem Lauf der schnellsten Männer des Planeten an. Bei Sportwettanbieter bwin gibt es eine smarte 1,65 Siegquote für Usain Bolt. Johan Blake, ebenfalls aus Jamaika und aktueller Weltmeister über die kurze Distanz, wird mit 2,4 angeboten. Danach gibt es richtiges Geld. Ryan Baley aus den USA bringt bei einem Sieg eine 15,0 Wettquote. Seine beiden Landsmänner Tyson Gay und Justin Gatlin notieren mit einer 19,0 Quote. Stand 12.02 Uhr am 5. August 2012.

Update: 20.10 Uhr am 5. August 2012  – Die bwin Quote für Usain Bolt liegt jetzt bei 1,57 -.

Update: 21.08 Uhr am 5. August 2012  – Die bwin Quote für Usain Bolt liegt jetzt bei 1,26 -.

So sah übrigens das Finale über 100 Meter der Männer 1972 im Münchner Olympiastadion aus.

Der Tag, an dem die falsche Bayern München Mannschaft Pokalsieger wurde

Die DFB-Pokalfinals in Berlin und Köln sind auch durch. Hiesige Wettanbieter boten für einen Sieg der Frauen von Bayern München gegen die favorisierten Frankfurterinnen (Quote 12:10) eine 70:10 Offerte an. Ein schnalzen auf der Zunge jeden Wetters mit einem Faible für Außenseiterwetten war damit garantiert.

Uli Hoeneß ist kein ausgewiesener Fan vom Frauenfußball. Eine 2:5 Niederlage seiner Männermannschaft gegen die gierigen Jungs von Borussia Dortmund hätte er vielleicht gerne getauscht. Doch Fußball ist kein Wunschkonzert. Wer vor der Saison prognostiziert hätte, dass die Frauen von Bayern München den einzigen nationalen Titel in die bayerische Landeshauptstadt holen würden, musste mit schallenden Gelächter rechnen. Doch Ehre wem Ehre gebührt. Markus Juchem hat auf womensoccer unter dem Titel Bayern München gewinnt DFB-Pokal alle Fakten, Daten und Zahlen zum Triumph der Frauen wie immer kompetent zusammengefasst.

Das bringt dann ja fast Dirk Bauermann mit dem Basketballprojekt Bayern München unter Zugzwang.

Ein ganz normaler Bürotag im März 2012 in Deutschland

08:00 Entspannt mit dem öffentlichen Nahverkehr ins Büro

08:35 Mantel im Büro aufgehangen. E-Mail Eingang checken.

08:45 Kollegen an gewonnene Sportwette auf Augsburger 0:0 erinnern

08:50 Ersten Kaffee im Büro trinken, Rosinenbrötchen tunken

08:56 Mentale kurze musikalische Auszeit mit youtube vorbereiten

08:59 Bärtige Entspannungsmusik mit ZZ Top genießen

09:30 Konferenz. Kollegen an ausstehenden Wetteinsatz erinnern

10:00 Zurück im Büro. Ablage. Blick auf die Kultseite von Trainer Baade

10:30 Genüßlicher Blick auf das Blog Check von Hinten

11:05 Blick auf die Uhr. Zweites Frühstück in Sicht. Wird auch Zeit.

11:15  Zweites Frühstück mit Kollegen G. Austausch über Leverluschen 1:7

11:45 Kantine. Sport Diskussion fortsetzen. Es dreht sich um Little Hoffe 1:7.

12:40 Eiligen Außentermin vortäuschen: schnell mal rüber zu Kaufhof

13:45 Beim Bereichsleiter Sorge über Zustand von V. äußern

14:30 Am Drucker Powerpoint-Präsentation der Kollegin R. abgreifen

14:55 Druckerpapier und Textmarker Stabilo für daheim einstecken

15:15 All-inclusive-Angebote für Olympische Spiele London 2012 checken

15:40 Präsentation von R. unter eigenem Namen der Zentrale senden

16:10 Auszubildenden (Leverluschen 1:7 Fan) im Großraumbüro hochnehmen

16:20 Die Bundesligawettgelder von den Kollegen einsammeln

17:10 Endlich Feierabend. In der Tiefgarage auf Bereichsleiter warten:

             ,,So spät noch?“

17:50 Von der Frau wegen aufreibenden Bürotag bedauern lassen

17:55 Gut gekühltes Entspannungsbier von der Frau servieren lassen

Anmerkung

Alles an diesem Büroarbeitstag ist erfunden, das hoffe ich zumindest. Namen der Personen sowie Ablauf in der Firma sind ebenso frei erfunden wie die beschriebenen Situationen und Handlungen.

Ich versichere, dass ein Bezug zu realen Geschehnissen in deutschen Büros nicht beabsichtigt ist, auch wenn sich ein solcher finden sollte.

Sportfinanzierung – Sponsoring, Sportwetten

Das Schweizer Branchenmagazin Sponsoring extra wirft einen Blick voraus auf den Kongress Sportfinanzierung – Sponsoring, Sportwetten am 25. und 26. März in Zürich-Oerlikon im Swissôtel. Zum Illustren Kreis der Teilnehmer gehören FIFA Präsident Joseph S. Blatter, der ehemalige Werder Bremen Manager Willi Lemke (derzeit Sonderberater des UN Generalsekretärs für Sport), Ueli   Maurer vom Schweizer Bundesrat, der Sportminister Norbert Darabos aus Österreich, Sylvia Schenk von Transparency International, Rainer Holzschuh vom Kicker , Bayern Münchens Torwartlegende Oliver Kahn sowie DFL Geschäftsführer Christian Seifert.

Veranstalter sind die Early Warning System GmbH und das Swiss Sport Forum. Prominente Moderatoren des Kongresses sind Marcel Reif und Günter Jauch. Da kommen sofort Assoziationen zur legendären Reportage um das defekte Fußballtor in Madrid auf. Hier geht es zum kompletten Programm der Veranstaltung Sportfinanzierung – Sponsoring, Sportwetten. Den Auftakt bildet FIFA Präsident Joseph S. Blatter mit seinem Vortrag: Geld – was erträgt der Sport?

Fußball: Wettskandal bietet großes Kino in Bochum

Am 20. Dezember gibt es in diesem Jahr noch einen Prozesstag in Bochum um den Wettskandal im Fußball. Nummer 10. Fortsetzung folgt dann im neuen Jahr. Filmautor Fred Kowasch, Spiritus Rector und Macher von interpool.tv sowie sportspool.tv, verfolgt im juristischen Bochumer Strafraum die Geschehnisse vor Ort. Er verfolgt kontinuierlich die Entwicklung im Gerichtsraum. Atmosphärisch beschreibt Fred Kowasch auf sportspool.tv die Situation. Seine Einleitungsworte vom 9. Prozesstag:

,,Er sitzt da im schicken Anzug, vorn über gebeugt am Tisch der Zeugen. Fast scheint es, als könne er seinen Auftritt kaum erwarten. Kurz vor Zehn Uhr Morgens, Saal C 240, Bochumer Landgericht. 9. Prozeßtag im ersten Wettskandalprozeß. In den nächsten gut drei Stunden wird es hier richtig ‚grosses Kino‘ geben.“

Was danach an Details zu Tage kommt bietet großes Kino. Konkrete Geldsummen werden genannt, der Staatsanwalt Andreas Bachmann attestiert „Champions League“ Niveau. Bestechungsabsprachen wurden mit einer Selbstverständlichkeit wie der Einkauf von Brötchen beim Bäcker getätigt. Eigentlich ein Filmstoff für Dieter Wedel.

Sportwetten zwischen Himmel und Hölle

Immer wieder kommt es zu Meldungen zum Thema Wettskandal. Hand auf´s Herz. Wer von meinen geschätzten Lesern hat meinen Artikel vom 26.11.2009 Das Paradies der kleinen Wettsünder noch im Kopf?

Als Einstiegslektüre zum Thema Sportwetten vielleicht nicht der schlechteste Anlauf. Das Thema ist weiter brandaktuell. Ein Blick auf die Nachrichten zum Beispiel auf NDR Online beweist dies sehr deutlich. Die Schlagzeilen sind unappetitlich. -Ex-Osnabrücker Cichon bestätigt Wettmafia-Kontakt- oder -Neustrelitz angeblich in Wettskandal verstrickt-. Die schlechten Nachrichten sind seit dem November nicht abgerissen. Die Reihe negativer Titelzeilen ließe sich fortsetzen mit -Schuon fühlte sich bedroht- oder -Wollitz fordert lebenslange Sperre für Betrüger-.

Was sagen eigentlich die Verantwortlichen der Wettanbieter zum Thema? Michael Ashelm hat für die faz ein bemerkenswertes Interview unter dem Titel Die deutsche Politik trägt zu Fehlentwicklungen bei mit dem Deutschlandchef vom Wettanbieter betfair, Peter Reinhardt, geführt.

,,In der Tat, in Deutschland werden wir kriminalisiert, und in England verleiht uns die britische Königin gleich zweimal den renommierten Queens Award. Das zeigt nur, wie grotesk die Situation in Deutschland zurzeit ist. Die Haltung der deutschen Politik trägt mit dazu bei, dass es derzeit zu Fehlentwicklungen auf dem Wettmarkt kommt.“

Es wird im Zusammenhang mit dem Markt für Sportwetten in Deutschland ja auch gerne vom Monopol seitens des Staates gesprochen. Reinhardt redet Klartext.

,,Festzustellen ist, dass 95 Prozent der Sportwetten in Deutschland außerhalb des Monopols stattfinden. Da von einer staatlichen Kontrolle des Glücksspielmarktes zu sprechen, ist Augenwischerei.“

Im aktuellen Fußballskandal sei betfair nicht involviert. Bei betfair können Sportwetten ohne Limitierung getätigt werden. Intern kennt das Unternehmen laut Aussage von Peter Reinhardt seine Kunden mit höheren Einsätzen ziemlich gut.

,,Wir kennen jeden unserer Kunden, folglich auch jene, die mit hohen Einsätzen hantieren. Sie sind uns bekannt – mit Bankverbindung, Wohnsitz und Identitätsnummer. Wir unterstehen der englischen Glücksspielkommission, und die hat sehr strenge Auflagen. Zudem beschäftigen wir vierzig speziell geschulte Leute in unserer Sicherheitsabteilung, die Manipulationen und Geldwäsche rund um die Uhr auf der Spur sind.“

Sportwetten ist natürlich ein riesiger Markt. Es geht wie immer um Geld. Um sehr viel Geld. Um den streiten sich in Deutschland der staatliche Anbieter Oddset und die privaten Anbieter. Die Badische Zeitung schrieb einst unter dem Titel Sportwetten: Der leicht verdiente Euro lockt:

,,Sie sind sich nicht grün, die privaten Wettanbieter und der staatlich lizenzierte Betreiber Oddset. Und schon gar nicht können sie sich darauf verständigen, wie ein einigermaßen sicherer und vor Manipulationen gefeiter Wettmarkt aussehen könnte. Die Privaten behaupten, dass das staatliche Monopol eine Einladung für die Zocker sei, auf dem Schwarzmarkt zu wetten. Um ihre These zu untermauern, führen sie eine Studie der Universität Linz an. Danach habe der Umsatz auf dem deutschen Schwarzmarkt bei Sportwetten aufgrund des Verbotes 2008 um 370 Prozent zugelegt.“

Dann gibt es auch noch die Verfechter eines generellen Verbots von Online-Wetten. Professor Dr. Josef Hackforth, Direktor des Instituts für Sportkommunikation an der TU München,  im Gespräch mit Gerhard Delling:

 ,,Der letzte Satz in meinem Gutachten lautet: Die politisch Verantwortlichen müssen unverzüglich handeln und zwar deshalb, weil sich schon im Sommer 2009 sehr genau abzeichnete, dass von außen in Malta, Gibraltar und anderen Nationen Wettanbieter auftreten, die in Deutschland durch Mittelsmänner aktiv werden und versuchen, Spieler, Funktionäre, wie auch immer, zu beeinflussen, um damit Spiele am Ende zu manipulieren.“

Das ganze Thema Sportwetten wird eine unendliche Geschichte bleiben. Die Versuchungen der Manipulation sind da. Ein Patentrezept hat keiner. Das Gebiet Sportwetten umfasst auch mehr, wie nur die Komponente Wettskandal. Es gibt das Suchtpotential. Die Haushaltskasse ist von so manchen Wetter schon geplündert worden. 

Zur Vertiefung des Themas Wettskandal empfehle ich folgende Online-Lektüre:

Auf sportspool.tv gibt es eine Chronologie: Der Fußball-Wettskandal

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