Nachdenkenswert #372

,,Die ARD hat heute – welch strategischer Coup: parallel zu einem 7-Spiele-Bundesliga-Spieltag – einen Themenabend Wettmanipulation. Ab 20h15 läuft dazu ein anderthalbstündiger Krimi und ab 21h45 eine halbstündige Dokumentation. Auf der entsprechenden Miniwebsite der ARD wird es zudem ab 20h15, also parallel zum Film und zum Spieltag, einen Chat mit den Machern von Film und Doku geben.

Parallel zum Film läuft übrigens nicht nur die Bundesliga auf SKY, sondern auch eine Blindenfußball-Doku auf EinsPlus. Die Programmierung wirkt nicht wirklich koordiniert.“

Kai Pahl, Gründer, Spiritus Rector und Macher von allesaussersport, über das wenig koordiniert wirkende Abendprogramm. Wettmanipulationen sind kein Thema der Neuzeit. Im kürzlich erschienen Interview von interpool.tv  mit Werner Becher (Interwetten AG) fing das 8-minütige Interview mit folgenden Worten von Werner Becher, CEO des internationalen Sportwettenanbieters Interwetten AG, an:

,,Spielmanipulationen gab es im Sport schon immer. Die gab es zu Zeiten der Gründung der olympischen Spiele. Das war immer Teil des Sports.“

Werner Becher wird im Interview von Fred Kowasch (interpool.tv) zu Hintergründen von Wettmanipulationen gefragt. Solche handwerklich professionell und recherchestark agierenden Journalisten wünschte man sich in der Bundesrepublik in größerer Anzahl.

Reblog: Hassliebe Tour de France

Die 102. Ausgabe der Tour de France geht nach ihrem Ruhetag am Montag in die 2. Woche. Spiegel Online vermeldet unter dem Titel: Tour de France: Sky vermutet Hackerangriff auf Froome.

,,Tour-de-France-Favorit Chris Froome und sein Sky-Team sind offenbar Opfer eines Hacker-Angriffs geworden. „Wir glauben, dass jemand unsere Trainingsdaten gehackt hat und die Dateien von Froome besitzt. Wir haben Anwälte eingeschaltet“, sagte Teamchef Dave Brailsford.“

Gelegenheit einen Blick in die am 17. Juli 2013 von mir publizierte Hassliebe Tour de France zu werfen. In jenem Jahr ritt Lohnfahrer Froome am Mount Ventoux wie aus einer anderen Welt davon.

Reblog [17. Juli 2013] : Hassliebe Tour de France

Höllenqual, der Mund schon lange trocken, die Waden schmerzen, die Arme vibrieren, am Lenker wird gezerrt, doch es sind noch 6 Kilometer bis L’Alpe d’Huez. Scheiß Höllentour.

Noch ein Tritt. Noch ein Tritt. Noch ein verdammter Tritt. Erbarmungsloser Fight gegen sich selbst. Der Puls scheint die Schädeldecke öffnen zu wollen.

Die Sonne peitscht den Asphalt, die Gesichter und den Rücken der Radprofis. Die Arme schmerzen. Die Beine lösen sich auf. Noch ein paar Meter.

Simpson, Tommy. Mount Ventoux 67. Scheiße. Todeskampf, Hubschrauber. Einsatzkräfte. Flug in das Krankenhaus. Alles zu spät. Sinnlos. Mount Ventoux der Killerberg. Die Todeszone. Die surreale Mondlandschaft. Die Bilder seiner Todesfahrt gehen um die Welt.

Denkmäler. Sie stürzen ein wie ein Kartenhaus bei starker Zugluft. Anquetil, Bobet, Fignon, Armstrong, Merckx,  Jan Ullrich, Contador, Guerilla-Pirat Pantani, Landis, Indurain, Winokurow, Millar, Hamilton, Zabel, Riis, Cancellar, Kohl, Rasmussen. Wanken. Bröckeln. Die Heroes kommen ins straucheln. Ich bin empört. Wütend. Phlegmatisch. Gleichgültig. Desillusioniert.

Die Doping-Scheiße. Schlimmer wie Lepra. Fukushima. Tschernobyl. Krebs in der Endphase.

Ich will diesen Zirkus ohne Doping. Ohne Bluteigendoping. Keine Klebestreifen an Hotelwänden zur Befestigung der Blutbeutel. Kein Motoman mit dicken Cocktail-Kurier-Taschen. Keine Rolex für zuverlässige Überbringerdienste am Ende der Tour.

Man möchte die Kiste abschalten. Nein, Fenster auf. Das TV-Monster über die Terrasse geschmissen in bester Kinski Manier.

Hat die Seele jetzt ihre Ruhe?

Andreas Burkert berichtet für die Süddeutsche Zeitung von der Höllentour 2013. Marcel Kittel spricht vorwurfsvolle Worte Richtung Jan Ullrich. Kittel musste sein auf der 1. Etappe errungenes Gelbes Trikot bereits nach der 2. Zielankunft wieder abgeben. Das ging aber schnell. Motivationstrainer wie Anthony Robbins empfehlen in solchen Situationen die Konzentration der Kräfte. Keine Verzettelung.

Finger krampfen. Venen erstarren. Das Sitzfleisch ist aufgerauht. Salz auf der Haut. Schweiß, der den Augen zu schaffen macht.

100 Jahre. Für die einen die größte professionelle Radsport-Rundfahrt der Welt, für die anderen die größte und skrupelloseste rollende Apotheke auf Rädern. Zeit Online bringt die ultimative mediale Festagsausgabe. Ein multimediales Scroll Dossier.

Jäger und Gejagte. Den Laborspezialisten immer einen Schritt voraus. Oder? Armstrong Beichte, die Stunde der Heuchler.

Telekom, Gerolsteiner, US-Postal, Phonak, Milram, Radio Shack pumpten Millionen in das umstrittene Spektakel.

Wasserträger fluchen und buckeln gleichzeitig.

Eurosport sendet. Auch 2013. Beharrlich. Unaufhörlich. Kontinuierlich. Das halbstaatliche Fernsehen ARD + ZDF köchelt auf Sparflamme. Nicht erst dieses Jahr. Hatten ihren moralischen nach dem Telekom-Team Kater. Jan Ullrich, einst von ARD hochgejazzt, wurde fallengelassen wie eine heiße Kartoffel. Moralin-sauer wird sich von der Schmuddelsportart abgewendet. Andererseits wer will es ihnen verdenken.

Derweil gibt es da diesen Froome. Trägt Gelb. Tourdominator. Scheinbar aus einer anderen Welt. Wie er am Mount Ventoux davonritt, leicht, scheinbar ohne physikalische Widerstände, im Speedmodus, erinnerte er mich stark an Pantani. Der hatte solche Berg-Guerilla Attacken auch drauf.

Sport am Bodensee: Namensrechte, ESB Marketing Netzwerk sowie 5. Wochenblatt City-Lauf in Friedrichshafen

Was haben Lufthansa, Deutsche Bahn und die Deutsche Post gemeinsam? Nun, sie sind alle 3 Sponsoren in der Industriebranche Profisport. In Anlehnung an den Medienjournalisten und Blogger Stefan Niggemeier, der ab und an gerne Symbolfotos auf seinem Kultblog einstreut, habe ich zum Thema Deutsche Post auch ein kleines Symbolfoto in meinem Bildarchiv gefunden.

Foto:  © Michael Wiemer

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Nachdenkenswert #232

,,Randbemerkung 2: Eines der wichtigeren Themen rund um das Spiel war die Frage, ob Sky oder nicht Sky. Also die Frage, ob es sich lohnt, für die zweite Liga und RB-Live-TV-Fubßall zum Abo-Fernsehen zu wechseln oder ob Kneipenangebote, Montagsspiele bei Sport 1 und vermehrte Mitfahrten zu Auswärtsspielen nicht ausreichen, um das Wegfallen der öffentlich-rechtlichen Livestreams auszugleichen. Vermutlich wird die Frage in vielen Fällen zur Freude von Sky, die bisher in der Gegend um Leipzig mit ihrem Sportpaket nicht allzu gute Geschäfte gemacht haben dürften, beantwortet werden.“

Matthias Kießling, einer der kompetentesten Fußballblogger Deutschlands, Gründer und engagierter Betreiber von rotebrauseblogger mit einer feinen Beobachtung rund um das Aufstiegsspiel von RB Leipzig gegen den 1. FC Saarbrücken vor 42.713 Zuschauern, dem ambitionierten Fußballprojekt von Red Bull in Leipzig und etwaige Umsatzzuwächse bei Sky

Beckenbauer Camp in Going

Das Beckenbauer Camp 2013 in Going ist auch bereits wieder Geschichte. Die Münchener Abendzeitung verteilt Bestnoten:

,,Weißwürste gab es zwar nicht, aber der Promi-Auflauf war so gewaltig wie bei der berüchtigten Weißwurst-Party am Vorabend des Hahnenkamm-Rennens im Stanglwirt zu Going. Kein Wunder, denn diesmal hieß der Gastgeber Franz Beckenbauer. Zum ersten und wohl auch nicht zum letzten Mal veranstaltete der Kaiser, mit großer Unterstützung seines Managers Marcus Höfl, das „Camp Beckenbauer“, eine Art Weltwirtschaftsgipfels des Sports.“

Der Text der Abendzeitung ist mit 43 Fotos versehen. Eine Bildergalerie in der Elvira Netzer kleidungstechnisch heraussticht. Maria Höfl-Riesch und Heidi Beckenbauer flankieren den Kaiser. Franz Beckenbauer hat immer noch eine beeindruckende Taille. Uli Hoeneß sieht man irgendwie die Schwere der letzten Wochen an. Er sitzt im Sessel. Aber auch ein Bild vor der grandiosen Naturkulisse vom Bayern München Präsidenten fehlt nicht.

Auch die Werbebotschaften fehlen nicht. Adidas, Sky, Mercedes, Erdinger sind diskret  vor dem Stanglwirt zu Going in Kitzbühl zu sehen. Bild 6 mit Susanne Riesch und Maria-Höfl Riesch zeigt auch das traumhafte Kaiserwetter. Formel-1 Held Mika Häkkinen, Dr. Michael Otto von der Otto Group und  Hanjo Schneider von Hermes Versand strahlen auch in die Kamera. FIFA-Chef Blatter ist auch präsent. Liz Mohn ebenfalls. Mit mutiger Schuhwahl in puncto Farbe. Bild 11 zeigt ein glückliches Paar. Heidi Beckenbauer und Franz Beckenbauer. Bild 13 zeigt ein weiteres schönes Paar. Marcus Höfl und Maria Höfl-Riesch.

Der einstige Spieler vom 1. FC Nürnberg und Bayern München, Stefan Reuter ist auch gesichtet wurden. Günter Netzer und sein kongenialer Fernsehpartner Gerhard Delling ebenso. Hendrik teNeues kommt sympathisch rüber. Werner Brombacher von Erdinger auf Bild 17 ist das ultimative Symbolfoto. Oliver Bierhoff hat auch eine dezente Sommerbräune. Werner E. Klatten auf Bild 19 macht den Berliner Obama. Wer Gruppenbilder mag ist bei Bild 22 gut bedient mit Franz Beckenbauer, Sabine Christiansen, Dr. Thomas Bach und Wolfgang Niersbach.

Thomas Beckenbauer und Ehefrau Ilona schauen auf Bild 23 glücklich in die Kamera drein. Die Politik darf auch nicht fehlen auf dem Weltwirtschaftsgipfel des Sports. Edmund Stoiber. Auf Bild 25 dann zwei Präsidenten. Uli Hoeneß und Wolfgang Niersbach. Auch Moderator Kerner ist vor Ort. Monika Riesch und Trixi Moser schauen auf Bild 28 auch zufrieden drein. Das ultimative Foto in Sachen entspanntes Lächeln bieten bei Bild 29 Dr. Thomas Bach und Joseph S. Blatter. Dann ein Foto, da habe ich lange verharrt. DJ John Munich. Man beachte den Hintergrund. Da war jemand immens fleißig.

Für alle Schalke Fans ein absolutes MUSS. Bild 31. Clemens Tönnies und Horst Heldt. Bild 32 zeigt einen ehemaligen Torwart mit seiner Frau. Mehr wird hier an dieser Stelle nicht verraten. Hendrik teNeues erwähnte ich bereits. Auf Bild 33 ist er mit Gräfin Stephanie von Pfuel zu sehen. Auch ein schönes Foto. Florian Silbereisen ist auch zu sehen. Zu Ihren Lebzeiten hat meine Mutter ihn gerne gesehen. Die Musiksendung war fest terminiert. Da hätte gleichzeitg ein Champions-League Finale laufen können. Keine Chance.

Vielleicht das schönste Gruppenfoto offeriert Bild 35. Günter Netzer mit Frau Elvira sowie Thomas Beckenbauer mit Ehefrau Ilona. Günter Netzer dann auf Bild 36 mit Jochen Hunold. Gute Stimmung auch bei der Begrüßung von Oliver Bierhoff und Balthasar Hauser. Zum Abschluss der 43-teiligen Bildergalerie der Münchener Abendzeitung sind Sabine Christiansen-Medus mit Ehemann Norbert Medus und Florian Silbereisen zu sehen.

Tour de France Scroll Dossier auf Zeit Online

Für alle Freunde und Gegner des harten Radsports sei auf das Scroll Dossier auf Zeit Online verwiesen. Philipp Katzer und Jonathan Sachse, beides engagierte freie Journalisten, haben im Zusammenspiel mit der Redaktion alles gegeben. Der Bogen wird von einem Hotelier über den Österreicher Kohl bis zu einem Investmentbanker schön gespannt und dargeboten. Philipp Katzer hat das Stück über den Investmentbanker Keith Tuffley geschrieben und dabei eine seiner spektakulärsten Autofahrten erlebt. Auf seinem Blog gibt er dies so wieder:

,,Am Sonntag haben wir Keith Tuffley, so heißt der Verrückte, auf seiner 11-stündigen Fahrt begleitet. Sind nur wenige Meter hinter ihm den steilen Anstieg zum Mont Ventoux hochgeklettert. Im Auto, selbstredend. Die zehntausenden Zuschauer standen bereits dicht gedrängt am Straßenrand. Feuerten an, schrien, fackelten Bengalos ab. Eine der denkwürdigsten Autofahrten meines Lebens.“

Hier am Bodensee geht es dafür etwas ruhiger in Sachen Rad zu. Traveler Digital CameraDabei ist der Ehrgeiz Gelb zu tragen bei dem einen oder anderen durchaus vorhanden.Traveler Digital CameraDie Tour de France gilt ja auch als Werbekarawane. Die Radsportler trugen einst Radtrikots mit den Schriften für Phonak, Gerolsteiner, Telekom oder Milram. Im Jahr 2013 ist Sky in. Hier am See werden die Räder diskret mit der jeweiligen Botschaft abgestellt.Traveler Digital CameraTraveler Digital CameraErmüdungserscheinungen oder brutalen Kräfteverschleiß wie bei der Tour de France wird hier am Bodensee mit entsprechenden Pausen entgegengewirkt. Ganz im Entspannungsmodus. Traveler Digital CameraTraveler Digital CameraTraveler Digital CameraAuch die Tierwelt scheint relaxt und zufrieden zu sein.Traveler Digital CameraEs gibt hier am Bodensee auch keine Dopingkontrollen. Im oben erwähnten Dossier wird auch wieder auf die Möglichkeit einer Manipulation im Jahr 2013 verwiesen.

Vor 23 Jahren gewinnt Matthias Sammer mit Dynamo Dresden den FDGB-Pokal

Er ist einer der Schlüsselpersonen für das Bayern München Märchen in der Saison 2012/2013 gewesen. Die Rede ist von Matthias Sammer. Jetzt als krönender Abschluss im 1. Arbeitsjahr beim deutschen Rekordmeister nach der Meisterschaft mit Rekordpunktzahl, dem Gewinn der Champions-League im Prestigeduell mit Borussia Dortmund nun auch der DFB-Pokal. Es hallt durch ganz Deutschland: Triple. Respekt. Dabei wollen wir an dieser Stelle nicht die Frauen vom Vfl Wolfsburg vergessen. Sie waren die Ersten mit der atemberaubenden Trilogie Meisterschaft, Champions-League und DFB-Pokal. Doch zurück zu Bayern München.

Den Ritterschlag erhält Matthias Sammer vom Kaiser höchstpersönlich. Weltmeister, lebende Bayern München Legende und Ehrenpräsident Franz Beckenbauer gegenüber dem TV-Sender Sky:

„Ich habe von Anfang an gesagt: Die beste Verpflichtung in den letzten Jahren war Matthias Sammer. Er hat die Mannschaft wieder aufgerichtet, natürlich im Verbund mit Jupp Heynckes und seinen Leuten. Matthias Sammer hat einen ganz ganz großen Anteil daran, dass der FC Bayern heute da ist, wo er immer hin wollte“.

Kann man so stehen lassen. Den ersten Pokalerfolg errang der gebürtige Dresdner noch für die Elbflorenzer. Heute genau auf den Tag vor 23 Jahren gewann Matthias Sammer mit Dynamo Dresden in Berlin als Spieler den FDGB-Pokal. Das Tableau der Partie von damals am 2. Juni 1990 im Jahr der deutschen Einheit liest sich so:

SG Dynamo Dresden – PSV Schwerin 2:1 (1:1)

SG Dynamo Dresden: Schulze, Lieberam, Wagenhaus, Schößler, Büttner, Stübner, Pilz (52. Platzverweis), Sammer, Kirsten, Döschner (74. Radtke), Gütschow (87. Minge).

PSV Schwerin: Reinke, Eggert, Herzberg, Beutling, Stammann, Prange, Drews, Ruppach, Kort, Gottschalk (76. Buchsteiner), Baumgart (66. Benthin).

Torfolge: 0:1 Kort (5.), 1:1 Stübner (18.), 2:1 Kirsten (84.).

Schiedsrichter: Gläser (Breitungen).

Zuschauer: 5.750 im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin

Im Sommer 1990 wechselte Matthias Sammer dann zum Bundesligisten VfB Stuttgart. Aufbruch zu neuen Zielen und Erfolgen.

Die verlorene Ehre von Louis van Gaal

Seit 1973 habe ich ein Faible für Bayern München. Eine lange Zeit. Ich habe Trainer kommen und gehen sehen. Am Tag der Demission von Vereinstrainer-Novize Klinsmann sendete die ARD gar einen Brennpunkt oder so etwas in der Art. 

Danach übernahm Trainer Jupp Heynckes, eigentlich bereits im Ruhestand, für 5 Spiele den ruhmreichen Fußballverein Bayern München. Eine Interimslösung. Es sei jetzt wieder ein Fußball-Lehrer am Werk, war aus der Münchner Chefetage zu vernehmen. Am Tag der Entlassung von Klinsmann gab Manager Uli Hoeneß auf der Pressekonferenz sein Statement zur langfristigen Trainerplanung ab und stellte klar:

,,Das beste Konzept auf dem Papier nutzt nichts, wenn die Ergebnisse nicht stimmen. Unser Wunsch ist es, einen Trainer  zu finden, der es schafft, über drei, vier Jahre eine Mannschaft zu formen.“ 

Es wurden damals viele Namen von der Presse gehandelt. In meinen Notitzen im schwarz-roten Büchlein finden sich der damals vereinslose Luiz Felipe Scolari, Gerard Houllier, der St. Petersburg Coach Advocaat, Göran-Eriksson (hatte gerade einen Rauswurf in Mexiko zu verkraften), Oliver Kahn, Stefan Effenberg oder Paul Breitner. Ich muss im Notitzbuch umblättern…

Es finden sich weitere Namen. Der Roberto Mancini (arbeitslos), Carlo Ancelotti (Milan) oder Inter Coach Jose Mourinho wurden in den verschiedensten Gazetten aufgezählt und als mögliche Nachfolger in die Lostrommel geworfen. Doch es waren auch die vereinslosen Michael Laudrup oder Didier Dechamps in der Gerüchteküche gesichtet worden. Arsene Wenger, der 59-Jährige Grandseigneur des FC Arsenal, oder der damalige Real Madrid Coach Bernd Schuster standen ebenfalls für Momente im Raum. Auch Mathias Sammer wurde aufgezählt. Für Martin Jol sprachen die neun Spiele des Niederländer für Bayern München in der Saison 1978/79. Stallgeruch etc.

Am Ende wurde Louis van Gaal der neue Trainer von Bayern München. Tiefes durchatmen in München. Karl-Heinz Rummenigge hatte auf der legendären Pressekonferenz anlässlich der Demission von Jürgen Klinsmann gesagt:

,,Es muss jemand sein, der von der Mannschaft und der Öffentlichkeit respektiert wird.“ 

Spätestens seit Sky, Uli Hoeneß und die Raubtierfütterung war der Respekt nicht mehr im notwendigen Maß für Louis van Gaal zu spüren. Die Polterei von Uli Hoeneß musste an der Ehre von Louis van Gaal kratzen. Der Niederländer hat Fehler gemacht. Gar keine Frage. Einige Versäumnisse vom Feierbiest listet Reality Check beim sportmedienblog unter dem Titel Die Ära van Gaal, eine (Re)Kapitulation auf. Gezieltes Einkaufen um die Mannschaft punktuell zu stärken und sie auf ein breiteres Fundament zu stellen gehörte nicht zur Kernstärke von Louis van Gaal. Das Thema Kommunikation mit Hoeneß und Co. könnte sicherlich ganze Lehrbücher füllen.

Die jetzige Lösung, den Meistercoach bis zum Saisonende zu behalten, ist eher auf den fehlenden Plan B der Bayern-Führung zurückzuführen. Im Moment war einfach kein geeigneter Coach sofort zur Stelle. Louis van Gaal wird die letzten Spiele wie unter dem Vergrößerungsglas absolvieren. Musste er sich eigentlich nicht mehr antun.

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Sky, Uli Hoeneß und die Raubtierfütterung

Medien wollen gefüttert werden. Nach der massiven Kritik von Uli Hoeneß an Meistercoach Louis van Gaal auf Sky gab es reichlich Fleisch. War es ein verspätetes Echo auf die Buchpräsentation von Louis van Gaal in Schuhbecks Südtiroler Stuben? Der Präsident des FC Bayern München saß in der ersten Reihe und bekam unter anderen von Moderatorin Katrin-Müller Hohenstein folgende Passage aus dem Buch des Holländers vorgelesen:

,,Eine professionelle Forderung von mir ist: jederzeit on speaking terms bleiben. Niemand darf sich zum Kind machen, das trotzt, weil es nicht Recht bekommt und sich bei anderen ausheult. Beim FC Bayern sind die Voraussetzungen in dieser Hinsicht ungünstig. Franz Beckenbauers Meinung hat den Rang göttlicher Offenbarung, und auch im Vorstand sitzen Ex-Stars wie Rummenigge und Hoeneß, die für die heutigen Stars ein offenes Ohr haben. Das hat schon etwas Schönes, doch ich halte es für den falschen Umgang.“

RealityCheck nimmt sich auf sportmedienblog dem Thema van Gaal und Hoeneß an und titelt Zündelmeister Hoeneß und van Gaals Man Management.

Offiziell ist vor dem CL-Spiel in Rumänien alles wieder in Butter. Der ehemalige Weltmeister von 1974 und das Feierbiest gaben sich die Hand. Der Streit wurde für beendet erklärt. Viel Lärm um nichts? Ich glaube mit Louis van Gaal und Uli Hoeneß sind zwei Alpha-Männchen aufeinandergeprallt. Die oben angesprochene Buchlesung mit den kritischen Passagen über die Bayern Führungs-Crew Beckenbauer, Rummenigge und Hoeneß muß tief gesessen haben. Besonders beim Novizen im Präsidentenamt.

Hoeneß revanchierte sich jetzt beim Pay-TV Sender Sky. Die waren nicht böse drüber. Für Sky war es natürlich ein goldener Moment. Dogfood schreibt dazu auf allesaussersport über die neu gewonnene Flexibilität des Bezahlsenders:

,,SKY reagierte gestern kurzfristig auf die “H-Bombe”, dem Hoeneß-Interview auf sky90 vom Sonntag, und schob kurzfristig nach dem Montagsspiel der 2ten Liga eine Wiederholung von sky90 ein. Es gab Zeiten, da hat man auch schon mal weniger flexibel reagiert.“

Derweil dürfte der Konflikt zwischen Hoeneß und van Gaal weiter schwelen. Von einem harmonischen Arbeitsverhältnis sind die beiden so weit entfernt wie der Salzstock in Gorleben von einem verlässlichen Atommüll-Endlager.  

Mediennachlese Aktion Spieltag 58

Der 58. Spieltag ist Geschichte. Ein kleiner medialer Rückblick auf die Aktion Spieltag58. Das Kölner Haie Fan-Magazin Haimspiel.de schreibt:

,,Die Fans haben jetzt einen öffentlichen Weg gewählt. Sie haben in großer Zahl ihre Wünsche und Kritik vorgebracht. Kritik an einem Produkt, das unter anderem von den Fans lebt – nicht nur an der Kasse, sondern eben auch in der Halle. Die Clubs sollten nicht übersehen und übergehen, dass sie von den Fans weit abhängiger sind als die Fans von den Clubs.

Die oft gehörte Sache mit dem Lokalpatriotismus wird ebenfalls hinterfragt.

,,Ausschließlich auf Lokalpatriotismus und bis dato gezeigte Treue zu diesem Sport zu zählen, wäre in hohem Maße fahrlässig. Der Sport ist für weniger Geld in besserer Qualität verfügbar, den Lokalpatriotismus kann man auch an anderer Stelle ausleben. Es gibt derzeit kaum ein Pfund, mit dem die DEL wirklich wuchern kann. Sie ist für die Fans ersetzbar geworden. Sicher nicht ohne Schmerzen, aber dennoch ersetzbar. Die Fans hingegen sind nicht zu ersetzen. Für keinen noch so gesunden Standort der Liga.“

Der Kölner Stadtanzeiger spricht die Unzufriedenheit der Fans mit der Regelauslegung an und titelt Protest gegen die Weichei-Liga. Auch die weiteren Themenpunkte wie Abstieg, Spieleflut, fehlende TV-Präsenz und die Reaktion von Sky werden angesprochen.

,,In „Deutsches Eishockey langweilt“ wurde die DEL auf einem Plakat in der SAP-Arena verballhornt. Der Protest richtet sich auch gegen andere Umstände: Fehlender Auf-und Abstieg, zu viele Spiele, unklarer Modus, zu viele schwache ausländische Spieler, zu wenig TV-Präsenz. Die Partie Mannheim gegen Köln war Live-Spiel beim Pay-TV-Sender Sky. Bilder von den Protesten zeigte der DEL-Haussender jedoch nicht, sondern beschränkte sich auf das Spiel, dass die Kölner 0:1 verloren.“

Hockey.web betont die Friedfertigkeit der Aktion Spieltag58 und schreibt unter Spiel Adler gegen Haie nur Nebensache am 58. Spieltag?

,,Dennoch war der Anfang dieses Spiel anders als sonst. Stand man vor dem Stadion, stellte man fest, dass die sonst farbenfrohe Vielfalt der diversen Eishockey Trikots einem schwarzen Outfit gewichen war, der überwiegende Teil der Zuschauer, ob Sitz – oder Stehplatz unterstützten die friedliche Aktion Spieltag 58.“

Es wird weiterhin auch auf einen Kameraschwenk von Sky verwiesen und Überlegungen über die Beweggründe der vorgenommenen Berichterstattung des Pay-TV Senders angestellt.

,,Bleibt zu berichten, dass die Schiedsrichter heute eine gute Partie ablieferten, dass der Pay TV Anbieter Sky, der das Spiel übertrug, die Fanaktion bis auf einen kurzen Kameraschwenk ignorierte. Seltsam, sind sie doch sonst bemüht, Skandälchen, Situationen oder Krisen rund ums Eishockey aufzubereiten. Mache sich jeder seine eigenen Gedanken drüber, was der Grund ist. Maulkorberlass, Desinteresse oder anderes bleiben bis zur Aufklärung, wenn sie denn kommt, reine Spekulation.“

Fotos und Videos von der Aktion Spieltag58 gibt es auf der Homepage der Initiatorin Chantalle Alberstadt.