DeepChess!!! powert auch im Febuar 2013

Das Internet ist voller abgebrochener oder stillgelegter Schachprojekte. Erinnert sei an den Schachzoo von Ilja Schneider , das Schachblog von Stefan Löffler, das Schachtraining von Frank Große oder die einstige Kultkolumne von Jan Gustafsson. Doch es gibt auch positive Beispiele. Mir gefällt die Entwicklung von DeepChess. Auch im Februar powern sie wieder.

,,Großmeister Alexander Berelowitsch und Moderator Andreas Hecker beschäftigen sich im zweiten Teil der Web Base Training Reihe, um weitere Gesetzmäßigkeiten des Bauernendspiels. In der 35 minütigen Sendung befassen sie sich unter anderem mit dem Dreiecksmanöver, dem Bauerndurchbruch, den Reservezügen und natürlich auch um die Problematik der entfernten Opposition. Neben Studien, werden auch tatsächlich gespielte Partien unter die Lupe genommen. Wie schwer teilweise Bauernendspiele sind und dass selbst Großmeister ihre Schwierigkeiten damit haben, erleben Sie in dieser Sendung. Wie in allen Trainings von DC!!! Media, können Sie kostenlos das Begleitmaterial und die Partien (im Chessbase Format) herunterladen.“

Generell ein Wort zu DeepChess. Bernard Verfürden, Andreas Hecker, Christian Killmann, Sven Mühlenhaus oder Alexander Berelowitsch machen einen guten Job und stehen für Qualitäts-Content.

Apropos Sven Mühlenhaus. Er wird beim erstmalig ausgetragenen Grenke Classic in Baden-Baden in einer Rahmenveranstaltung aktiv sein. Mehr dazu gibt es bei DeepChess unter dem Titel Grenke Chess Classic Baden-Baden zu lesen incl. Ankündigung von Videoimpressionen und Pressemitteilung.

Das feine Schachblog Schachblätter

Durchhaltevermögen ist nicht wirklich eine Kernstärke deutscher Schachblogs. Ein kurzer Rückblick. In Deutschland haben sich dieses Jahr einige Schachblogs verabschiedet. Schachblogger Stefan Löffler hängte seinen Schachblog am 20. April 2010 an den Nagel. Der meinungsstarke Internationale Meister und Schachjournalist machte den Anfang. 

Ein anderes hoffnungsvoll gestartetes Schachprojekt von einem Schachspieler wurde einige Monate später ad acta gelegt. Ilja Schneider schloß die Pforten im Schachzoo im August. Die Schließung von Schachblogs nahm fast inflationäre Ausmaße an. Frank Große verkündete nach der Eröffnung vom Schachtraining.blog am 4. Januar 2010 bereits nach acht Monaten im Sommer einen Einsteller. 

Doch es geht auch anders. Das feine Schachblog Schachblätter feierte kürzlich seinen 5. Geburtstag. Es kommt unaufgeregt daher. Pickt kleine und größere Schachkostbarkeiten auf. Stefan Kalhorn präsentiert sie liebevoll und ohne schrille Töne. Seine Rumpelkammer auf zweimal 32 Feldern atmet eine Schachseele. Durchhaltevermögen ist eine selbstverständliche Kernstärke. Aus der Anfangszeit  vom Schachblog Schachblätter am 19. November 2005 gibt es hier die legendäre 10. Partie zwischen Lasker und Schlechter im Weltmeisterschaftskampf 1910 in Berlin zu sehen.

Schach: Jan Gustafsson geht online und andere offline

Die spanische Schach-Einzelmeisterschaft findet dieses Jahr vom 04.09 bis 12.09 auf Teneriffa statt. Deutschlands Schachgroßmeister Jan Gustafsson coacht das verheißungsvolle Talent Ivan Salgado Lopez. Anschließend geht es mit dem Coaching bei der Schacholympiade im sibirischen Khanty-Mansijsk vom 21. September bis 3. Oktober weiter. Gustafsson nimmt die Mannschaft von Dänemark als Honorartrainer unter seine Fittiche. Anschließend beginnt für ihn mit der OSG Baden-Baden am 9. Oktober die Schachbundesliga. Seit neuestem ist Jan Gustafsson im Netz mit eigener Website und Kolumne vertreten. Mal sehen wie lange der Atem für kontinuierliche Online Auftritte reicht. 

Derweil hat diese Woche Ilja Schneider die Einstellung vom Schachblog Der Schachzoo mitgeteilt. Er hatte ja mit Jörg Hickl die großen Auftritte während des WM Kampfs zwischen Anand und Topalov bei der Live-Berichterstattung auf der Schachwelt. Das war ganz großes Kino. Ilja Schneider will seine eigene Schachstärke verbessern und setzt Prioritäten:

,, Kurzum, ich müsste mich auch außerhalb der zahlreichen Turniere mehr mit Schach beschäftigen. Viel mehr.Wie es auch die ganzen anderen Guten machen, oder zumindest die Erfolgreichen.
Und was mache ich? Ich schalte zuhause meinen Laptop ein und verbringe 2-3 Stunden im Schachzoo, wo ich zumeist ausführlich meine Colorado- und Trompowsky-Partien kommentiere, die ich vorher (und das ist vielleicht sogar das Schlimmste!) vielleicht auch noch – zumindest unterbewusst – EXTRA aufs Brett gebracht habe, um sie danach der Fan-Gemeinde präsentieren zu können?! 3 Stunden, die man hätte auch gut in Königsindisch stecken können?! Bei aller Liebe, aber Freunde, ihr müsst mir zustimmen: Das ergibt einfach keinen Sinn.“
 

Knapp zwei Wochen vorher hatte der Schachtrainer Frank Große aus Leipzig mit seinem Blog Schachtraining das Handtuch geworfen. Sein Abschiedstext las sich so:

Liebe Blogleser, momentan fehlt es mir an Zeit, Kraft und Motivation den Blog wieder zu beleben.
Aus diesem Grund stelle ich das Angebot bis auf weiteres ein!

Ein weiteres Schachblog war bereits am 20. April zu Grabe getragen werden. Die Fahnen auf Halbmast. Stefan Löffler zog den Stecker und verabschiedete sich mit folgenden Zeilen vom Schachblog:

,,Nun zieht der Schachblogger die Konsequenzen. Der Schachblog wird abgedreht. Aber nur um an anderer Stelle, vielleicht ohne einige Spitzen und Insidereien, dafür gegen ein geringes Honorar weitergeführt zu werden.“

Die neue Stelle mit dem monetären kleinen Honorar ist die Schachwelt. Dort flutscht es allerdings auch nicht wie gewünscht. Stefan Löffler titelt desillusioniert Blogger verpisst euch, keiner vermisst euch?

Ein wenig wundere ich mich schon. Bloggen verlangt Leidenschaft, Herzblut, Ausdauer, Spaß und einen aufrechten Gang. Das schnelle und massive Schließen von Schachblogs macht mich nachdenklich.