Reminiszenz an einen phänomenalen Empfang für Schachweltmeister Viswanathan Anand

Elo-Zahl hin oder her. Die Königsprüfung ist immer noch der Schach-WM Kampf. Viswanathan Anand bekommt regelmäßig nach seinen WM-Titeln einen sehr emotionalen Empfang bereitet. Bilder sagen mehr wie 1000 Worte. King of Chess stellt sich zusammen mit seiner Frau Aruna auch dem ausgiebigen Interview.

Dann will ich mich nicht länger aufhalten und sage: Vorhang auf!

Anand powert im Schnellschach gegen Shirov

Der indische Schachweltmeister Viswanathan Anand powert zur Zeit im Schnellschach-Match gegen Alexei Shirov. Die Buchmacher dürften kaum noch Wetten auf einen Sieg von Anand annehmen. Aus den beiden letzten Partien am heutigen Sonntag (Beginn 16.30 Uhr) benötigt der Tiger von Mudras nur noch ein halbes Pünktchen. Das darf er sich einfach nicht mehr nehmen lassen. Punkt. Hier geht es zur offiziellen Website der Schachveranstaltung.

Klangvoll ist der Name der Veranstaltung und erinnert an eine Oper. XXIV Torneo Magistral de Ajedrez Ciudad de León.

Dabei habe ich zu Schachweltmeister Anand dieses Jahr bereits durchaus ein paar kritischere Sätze geschrieben. In 10 Erkenntnisse vom Tata Steel  Chess  2011 in Wijk aan Zee gab es von mir unter anderen folgende Bemerkung zum Champion unter Punkt 3: – Schachweltmeister Anand wartet auf einen großen Turniersieg-:

,,Linares 2008. Der letzte klassische Turniersieg vom Tiger von Mudras. Seiner Reputation hätte ein Sieg in Wijk aan Zee 2011 gut getan. Viswanathan Anand verlor keine Partie. Er remisierte jedoch auch 9 Spiele. Für einen Schachweltmeister ist seine Bilanz in den Weltklasseturnieren der letzten 3 Jahre unbefriedigend.“

Das wird dem einen oder anderen Fan vielleicht nicht gefallen haben. Doch ich erwarte einfach von einem amtierenden Weltmeister Bessesenheit, enormen Ehrgeiz und sportlichen Erfolg im klassischen Turnier zwischen den Titelkämpfen.  

Die FIDE oder das Spiel mit dem schwarzen Peter

Es war die bisherige traurigste Nachricht aus der Sphäre des Königlichen Spiels 2011. Ich habe unlängst meine Gedanken und Traurigkeit zum leider nicht in London 2012 stattfindenden Schach-WM Kampf geäußert.

 Die FIDE hat in einem offenen Brief ihre Sicht der Dinge dargelegt. ChessTigers schreibt dazu:

,,Der Weltschachverband FIDE hat jüngst in Person von Vize-Präsident Israel Gelfer auf den Rückzug der Chess Promotion Ltd. vom WM-Match 2012 reagiert und zwar – wie soll es anders sein? – in Form eines „Offenen Briefes“. Darin erklärt Gelfer recht ausführlich den Standpunkt der FIDE und schiebt – wie nicht anders zu erwarten – Malcolm Pein den schwarzen Peter zu. Dabei geht es um (zu viele) Änderungen im Vergleich zu den Verträgen des WM-Matches in Sofia, um Steuern und immer öfter wird der Name Magnus Carlsen in die Waagschale geworfen.“

Was hat der Carlsen Rückzug mit dem geplatzten Austragungsort London zu tun? Gab es hinter den Kulissen Sponsoringengagements für einen Kampf von Schachweltmeister Anand gegen seinen Kronprinzen aus Norwegen?

 ChessTigers stellt die Frage so:

,,Hatte die Chess Promotion Sponsoren damit geködert, dass es 2012 zu einem Duell zwischen Anand und dem Norweger kommen würde und haben diese Geldgeber nach dem Rückzug Carlsens schlicht das Interesse verloren?“

Menschenskinder, es gibt auch noch andere Schachspieler wie Magnus Carlsen. Manchmal geht mir der Hype um den 20-Jährigen Norweger doch etwas auf die Nerven. Im vergangenen Jahr war er so unkonstant wie ein durchschnittlicher Wetterverlauf im April. Er bekannte selber, dass seine Mutter ihm immer noch die Sachen zum Anziehen rauslegt. Nichts gegen Nestwärme. Doch ich darf nochmals darauf verweisen: Michail Tal war einst mit 23 Jahren Schachweltmeister. 

Aber Carlsen hin oder her. Jetzt ist die FIDE am Zug. Ein Alternativort zu London… Ich bin gespannt.

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Artverwandter Artikel zum Thema

Offener Brief der FIDE

London 2012: Etwas Trost im Zeitungsarchiv beim Schachecho gefunden

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Blindsimultan mit Michail Tal

Heute habe ich eine ganz feine Sache für alle Schachfreunde. Dank der digitalen Universität der bewegten Bilder mit dem bekannten Namen You Tube.

Mein Vater nahm extra Urlaub und reiste 1960 nach Leipzig zur Schacholympiade. Er sah zwei Schachspieler mit Charisma. Der eine wurde 12 Jahre später im Schachmatch des Jahrhunderts Weltmeister. Bobby Fischer. Der andere charismatische Mann war Michail Tal. Weltmeister von 1960 und zu Lebzeiten ob seiner spektakulären und risikoreichen Spielweise bereits eine Schachlegende. Tals Kombinationsspiel war auf Angriff ausgerichtet. Oft gelang dem genialen Schachspieler, wie aus dem Nichts einen furiosen Angriff zu starten. Er opferte dabei Material und die Kontrahenten fanden oft nicht mehr die passende Antwort.

Genug der Vorrede. Kommen wir zum eingangs erwähnten Feinkostangebot für alle Schachfreunde. Blindsimultan mit Michail Tal an zehn Brettern. Viel Vergnügen. Vorhang auf für Michail Tal.

Nachdenkenswert #45

„Ich bin um zehn Jahre gealtert. Es war das härteste Match meiner Karriere. Als ich heute morgen aufwachte, wusste ich nicht was passieren würde. Ich wusste nicht, ob wir in den Tiebreak gehen oder nicht. Vielleicht würde es einer der schönsten oder traurigsten Tage meines Lebens werden. Jetzt bin ich natürlich sehr glücklich.“

         Viswanathan Anand, Schachweltmeister, nach dem Match