Tagesempfehlung: ChessBase berichtet über „Carlsen und Paulson bei der BBC“

Magnus Carlsen hat gestern zum führenden Levon Aronian beim WM-Kandidatenturnier in London 2013 aufgeschlossen. Das dürfte sich unter den Schachfreunden herumgesprochen haben. Das norwegische Schachgenie kommt langsam in Fahrt. Nach zwei Auftaktremis gewann er in Runde 3 und 4. Auch außerhalb des Turniersaals ist Magnus Carlsen sehr umtriebig. Meine Tagesempfehlung geht Richtung ChessBase die in gewohnter Qualität über Carlsen und Paulson bei der BBC berichten. Unbedingt reinschauen.

Als Schachspieler wie Bobby Fischer mit Anzug und Krawatte spielten

Meine geneigten Stammleser wissen von meinem Faible für Bobby Fischer. Die folgenden Sequenzen von jessicafischerqueen auf Youtube zeigen einen elegant gekleideten Berufsschachspieler. Der Einstieg beginnt mit dem Auftritt von Bobby Fischer bei der Schacholympiade 1960 in Leipzig. Der amerikanische Schachgigant achtete Anfang der sechziger Jahre immer mehr auf sein Äußeres. Er trug handgefertigte Schuhe und hatte einen Schneider, der auch für das makellose Aussehen von John F. Kennedy sorgte. Bobby Fischer schwärmte für London, dort wären die besten Stoffe vorhanden. Sein Freund Svetozar Gligoric verriet einst sogar ein kleines Geheimnis. Im ehemaligen Jugoslawien bot ein Schneider seine Dienste dem Schachgenie unentgeltlich an. Er war glücklich über den Ruf, den Fischer ihm einbrachte.

Schachgenie Magnus Carlsen schwächelt

Er wurde bereits wie der neue Schachweltmeister gehandelt. Ein junges Genie. Nicht aufzuhalten. Die Rede ist von Magnus Carlsen. Der 19-Jährige norwegische Spitzenschachspieler ist seit Moskau 2009 Blitzschachweltmeister. Okay, das ist noch nicht der Schacholymp. Die Krone hält Viswanathan Anand. Momentan schwächelt Magnus Carlsen und Stefan Löffler von der Schachwelt hat auch einen Grund dafür gefunden. Die verstärkten Werbeaktivitäten von Carlsen. Dabei kommt die Werbebotschaft nicht überall beim Konsumenten an:

,,Als ich am Samstag in Wien aus dem U-Bahnhof hinauf auf die Straße kam, lag Magnus Carlsen vor mir am Boden. Nicht persönlich natürlich. Aber sein Foto prangte groß von einer Zeitungsbeilage, deren Besitzer sich ihrer offenbar gleich auf der Straße entledigt hatte. Fette 28 Seiten umfasst das von der Modekette G-Star herausgegebene „Raw Magazine“ mit Posterboy Magnus, das der Tageszeitung Der Standard beigelegt war.“

Lenken die Werbeauftritte Magnus Carlsen vom Schachspiel ab? Sieht momentan so aus. Stefan Löffler hat in obig verlinkten Beitrag im Blog der Schachwelt die Niederlagen vom Schachgenie aufgezählt. Da schmerzt alle Carlsen Fans alleine die Aufzählung der Verlustpartien bei der Schacholympiade in Khanty Mansijsk und beim Bilbao Final Masters 2010.

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Spiegel Interview mit Magnus Carlsen

Der Spiegel hatte in der vergangenen Woche das Interview mit dem Schachgenie und Blitzschachweltmeister Magnus Carlsen in der Printausgabe gebracht.

Der Journalist und Internationale Meister Stefan Löffler hatte auf seinem Schachblog vorige Woche auf die englische Übersetzung von chessbase verwiesen.

 Das Interview mit Magnus Carlsen ist jetzt auch bei Spiegel Online auf deutsch zu lesen. Bei den Klickstrecken hatte sich der Fehlerteufel eingeschlichen.

Der Spiegel-Leser Collini bemerkt dazu an:

,, Lieber SPIEGEL,

Magnus Carlsen ist NICHT Schachweltmeister – wie in der Fotostrecke mehrmals fälschlich behauptet. Er ist die Nummer 1 der FIDE-Weltrangliste. Weltmeister ist nach wie vor Visvanathan Anand aus Indien.

Was waren das doch für schöne Zeiten, als die SPIEGEL-Artikel über Schach von Redakteuren geschrieben wurden, die sich in der Materie auskannten …

Gruß,
Collini „

So ist es. Schachweltmeister ist immer noch Anand. 
Das Interview selber liest sich gut. Magnus Carlsen hat die Bodenhaftung nicht verloren. Er ist sehr gut geerdet. Ich sehe in ihm den zukünftigen Schachweltmeister. Zu seinem Erfolg verweist er auch auf den Umstand der zur Verfügung stehenden Information und die Zusammenarbeit mit dem „Bruder“ Computer.
,,Ich sage ja nicht, dass ich total dumm bin. Mein Erfolg hat allerdings hauptsächlich damit zu tun, dass ich die Möglichkeit hatte, schneller mehr zu lernen. Es ist leichter geworden, an Informationen zu gelangen. Die Spieler aus der Sowjetunion hatten früher einen enormen Vorteil, ihnen stand in Moskau ein riesiges Archiv zur Verfügung, da waren unzählige Partien sorgfältig auf Karteikarten notiert. Heute kann sich jeder diese Daten für 150 Euro auf DVD kaufen, auf einer Scheibe sind 4,5 Millionen Partien gespeichert. Es gibt auch mehr Bücher als früher. Und dann habe ich natürlich eher angefangen, mit dem Computer zu arbeiten als Wladimir Kramnik oder Viswanathan Anand.“ 
 
Das Alter der ersten intensiven Vorbereitungen mit dem Rechner gibt Carlsen mit 11 bis 12 Jahren an. Er sagt auch noch einen bemerkenswerten Satz, der einen aufhorchen lässt: 
,,Schach darf keine Obsession werden. Sonst besteht die Gefahr, dass man in eine Parallelwelt abrutscht, dass man den Bezug zur Realität verliert, sich verirrt im unendlichen Kosmos des Spiels.“
 
Ich verfolge die Laufbahn von Carlsen seit einigen Jahren. Er wird ja gerne als Wunderkind bezeichnet. Im Interview kommt der 19-Jährige Norweger sehr normal und in der realen Welt gut verankert rüber. Die Zukunft hält sicher noch einige Lektionen für ihn bereit. Der Mediendruck wird zunehmen. Er wird auch verstärkt von seinen Schachkonkurrenten gejagt werden. Bange ist mir dabei um Magnus Carlsen nicht.
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Die etwas andere Schachpartie

Schach sei eine ernste Sache. Sagen die einen. Schach bietet viel Spaß meinen andere. Heute zur Einstimmung in das Wochenende eine unvergessliche Schachpartie zwischen den beiden Kultkomikern Rolf Herricht und Hans-Joachim Preil. Hier geht es zur etwas anderen Schachpartie  HERRICHT & PREIL – DAS SCHACHSPIEL – MyVideo . Gegen Schachgenie Rolf Herricht hätte wohl jeder einen schweren Stand gehabt.

Turm in der Schlacht

 © Michael Alber: Pixelio