Guten Morgen.
Timing ist alles. Pünktlich zum gestrigen Ruhetag plauderten Schachweltmeister Magnus Carlsen und sein Manager Espen Agdestein über das Schach WM-Kandidatenturnier 2014. Sehr relaxt kamen beide rüber. Auch wenn der kleine Raum von der Möblierung her eher den spröden Charme einer kargen Jugendherbergseinrichtung versprühte. Was mir noch auffiel: Das Label von Magnus Carlsens niederländischen Sponsor, G-Star Raw, kam von den Buchstaben nicht komplett zur Geltung beim norwegischen Schachgenie. Aber vielleicht schaue ich auch zu genau hin. Übrigens hier auf den Fotos der offiziellen Website der Jeans- und Modemarke von G-Star schaut der Schachweltmeister arg düster drein.
Der Tagesspiegel brachte im Juli 2013 Tage ein Interview mit G-Star-Global-Brand-Director Shubhankar Ray. Es ging im Interview mit der Mode-Redakteurin Grit Thönnissen um Markenauftritte, Image, den Kampf um Aufmerksamkeit. Die renommierte Modemarke G-Star hatte sich Jahre zuvor den damals 19-Jährigen norwegischen Schachmozart und frischgebackenen Blitzschachweltmeister von 2009, Magnus Carlsen, als Werbegesicht ausgesucht. Shubhankar Ray offenherzig:
,,Wir wollten nie eine Lifestyle-Marke sein. In den letzten 20 Jahren ist es zu einem Wettbewerbsvorteil geworden, das Image auf eine emotionale Weise rüberzubringen. Mode wird oft mit Emotionen verbunden. Also ist es logisch, dass das Image benutzt wird, um eine starke Identität zu schaffen. Um weltweite Aufmerksamkeit zu bekommen, braucht man Stars. Wir wählten Liv Tyler. Danach fragten wir die Nummer eins im Schach, Magnus Carlsen, er war 19 und sah aus wie ein Boxer. Wir versuchten, ein Image zu schaffen, dass man nicht so schnell vergisst.“
Das mit dem Nicht-Wollen einer Lifestyle-Marke nehme ich dem Global-Brand-Director Shubhankar Rayom jedoch nicht ganz ab. Es gibt da ja in dem Kontext mit der Vermarktung von Magnus Carlsen als Modegesicht noch eine andere schöne kleine Geschichte. Ende 2010 gab Magnus Carlsen gegenüber der damals noch existierenden Financial Times Deutschland folgendes Statement in Sachen Mode ab:
,,Wenn ich mal länger zu Hause in Bærum bin, fällt es mir schwer, den Tag zu strukturieren. Ich hänge mit Freunden ab und kaufe Geburtstagsgeschenke im Sandvika Storsenter, dem größten Einkaufscenter Skandinaviens. Kleidung interessiert mich nicht so, vielleicht ändert sich das durch meine Zusammenarbeit mit G-Star. Momentan ziehe ich an, was meine Mutter kauft.”
Ich schrieb damals einen Tag vor Weihnachten 2010, der eigene Tannenbaum war noch nicht aufgebaut, hier auf dem Blog unter dem Titel Magnus Carlsen und die Identifikation mit dem Sponsor zu den Worten über das nicht so ausgeprägte Interesse an Kleidung von Magnus Carlsen:
,,Die Verantwortlichen der Marketingabteilung von der Modefirma G-Star müssen beim lesen solcher Zeilen eigentlich graue Haare bekommen. Da wird ein junger Mann mit dem Geburtsjahrgang 1990 und dem Potenzial für eine glanzvolle Schachlaufbahn sowie der Chance auf den Weltmeistertitel in naher Zukunft, als cooles Testimonial aufgebaut, und dann wirft Carlsen mit seinen obigen Worten das Image in Sekundenschnelle um.“
Damit beende ich heute das Kapitel Magnus Carlsen. In seiner besten Zeit war übrigens Bobby Fischer immer tadellos angezogen. Hier im Interview mit Dick Cavett im Jahr 1971. So ganz nebenbei sprüht der Schachspieler Fischer seinen ganzen Charme und sein Charisma aus. Das war ein Jahr vor dem Schachmatch des Jahrhunderts gegen Boris Spasskij.
Von den Champions Fischer und Carlsen zu den Kandidaten, die in der sibirischen Erdölstadt Khanty Mansiysk den Herausforderer vom norwegischen Weltmeister ermitteln. Heute steht die 7. Runde ab 10.00 Uhr deutscher Zeit auf dem Plan.
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Das Formhoch von Vishy Anand beim Schach WM-Kandidatenturnier gestattet mir an dieser Stelle auch einen kleinen Schwenk zu interpool.tv. Fred Kowasch nach dem Kampf von Chennai 2013:
‚Vichy‘ Anand: „Ich schlief die ganze Nacht nicht“. Während der eine immer noch grübelt, badet der andere mit Anzug im Hotelpool. Starkes Interview mit einem Ex-Weltmeister. Geführt von Ulrich Stock von der ZEIT, die während des WM-Kampfes im indischen Chennai die beste Arbeit machte.“
Man beachte bitte im Interview mit Vishy Anand die letzte Frage von Ulrich Stock und die darauffolgende Antwort vom Ex-Schachweltmeister.