Meine zahlreichen treuen Stammleser wissen von meinem Faible für Bobby Fischer und das denkwürdige Schachmatch des Jahrhundert 1972 in Reykjavik gegen den amtierenden Champion Boris Spasskij. Der amerikanische Großmeister gegen den Titelverteidiger aus Leningrad. In Zeiten des kalten Krieges sollten beide stellvertretend die Systemfrage entscheiden. Dabei waren die zwei Schachspieler alles andere als stromlinienförmige Protagonisten ihrer jeweiligen Gesellschaftssysteme. Das langersehnte Duell zwischen Herausforderer und Schachweltmeister fand in der Sport- und Veranstaltungshalle Laugardalshöllin vom 11. Juli bis zum 1. September statt. Die internationale Schachwelt atmete auf.
Die Vorgeschichte füllt Bände. Auseinandersetzungen um den Spielort, der hartnäckige und erfolgreiche Kampf von Fischer für adäquate Preisgelder, sein Ringen um optimale Spielbedingungen und der eine oder andere legendäre Spruch füllten Sendungen, Zeitungsspalten und Radiobeiträge. Es zog ein anderes Selbstverständnis in die Schachszene ein. Der charismatische Bobby Fischer selbstbewußt vor dem Schachmatch des Jahrhunderts:
,,Möglicherweise wird es das größte sportliche Ereignis der Geschichte. Bedeutender sogar als der Kampf Frazier-Ali…”
Nach 21 Partien war das Schachgenie aus den USA mit 12,5 : 8,5 Punkten neuer Weltmeister. Er beendete damit eine 25 Jahre anwährende russische Vorherrschaft im Schach. Bobby Fischer beanspruchte die Aufmerksamkeit der Medien bereits Wochen und Monate vor dem Naturereignis auf 64 Feldern. Hier eine Sequenz aus 60 Minutes vom TV-Sender CBS News am 9. April 1972. Einem Sonntag. Vorhang auf.