Hinz und Kunz über den Sportmonat August

Hinz: Hallo Kunz. Ich hol nachher meine Frau vom Schneiderkurs ab, wollen wir trotzdem den Rückblick auf den Sportmonat August wagen?

Kunz: Hallo Hinz. Dann leg gleich los. Was hast Du heute auf der Agenda?

Hinz: Nun ich habe zum Beispiel die Schwimm EM von Budapest auf dem Zettel. Wahnsinn die Rekordflut vor einem Jahr bei der WM in Rom. Dann kam die neue Kleiderordnung und die Bestzeiten-Welle ebbte ab. Kannst Du mir eigentlich erklären worin das Geheimnis dieser Anzüge bestand?

Kunz: Wie Du weißt, zieh ich im Freibad eine ganz normale schwarze Badehose an. Aber ich kann mich an ein Interview von Britta Steffen mit Schrot & Korn vor 12 Monaten im August 2008 erinnern. Herr Ober, bitte zwei Espresso und zwei Stück vom gedeckten Apfelkuchen. Danke. Britta Steffen wurde gefragt: ,,Macht so ein Anzug so viel aus?“ Ihre Antwort:

,,Aber sicher. Als Frau erreiche ich eine Absprunggeschwindigkeit von etwa vier Meter pro Sekunde, die im Wasser sofort auf zwei Meter pro Sekunde heruntergebremst wird. Ein Anzug, der mich nur halb so stark bremst, verschafft mir auf den ersten 25 Metern einen Gewinn von einer Sekunde, ohne dass ich dafür mehr tun muss. Außerdem erhöht er wie ein Kompressionsstrumpf die Fließgeschwindigkeit des Blutes, es kommt mehr Sauerstoff in die Muskeln und die Entschlackung geht schneller. Die Muskeln sind stärker vorgespannt, ohne dass man dafür vor dem Wettkampf wertvolle Energie mit Kniebeugen vergeuden muss.“

Die Rekordwelle in Rom war ja auch etwas inflationär. Da fand ich Budapest mit den beruhigten Zeiten nach Änderung der Kleiderordnung okay.

Hinz: Oh, unser Kuchen und Espresso kommt. Danke. Paul Biedermann ist ja mittlerweile der Freund von Britta Steffen. Konnte er mit seiner EM Bilanz in Budapest zufrieden sein?

Kunz: Natürlich war er über die 400 Meter enttäuscht. Frankreichs Schwimmstar Yannick Agnel stahl ihm dort die Show. Doch der Hallenser ist keine Maschine. Für den einstigen durch die Seepferdchen Prüfung  gefallenen Biedermann war dann ja Gold über 200 m Freistil drin.

Hinz: Was sagst Du zum Aufreger in Herzogenaurach bezüglich dem Sponsoringengagement von Schaeffler bei Bayern München?

Kunz: Nun da gibt es wie immer zwei Seiten der Medaille. Reifenhersteller Continental ist seit vielen Jahren Sponsoring-Partner von Bayern München. Im Zuge des Neuerwerbs von Conti durch den Herzogenauracher Wälzlagerhersteller ergab sich dann das Sponsoring. Natürlich erinnert sich jeder an den Hilferuf nach Geld vom Staat und die legendären Bilder. Da wirkt ein Sponsoring beim Rekordmeister, Branchenführer und Championsleague-Finalist von 2010 auf den  ersten Blick vielleicht gewöhnungsbedürftig. Die Süddeutsche Zeitung titelte „Aber was ist mit uns?“ und bemerkte unter anderen an: 

,,Seit Jahren fordern Betriebsrat und Gewerkschaft vergeblich, die Beschäftigten in guten Jahren finanziell am Erfolg zu beteiligen. Bisher zeigten die Eigentümerfamilie und die Geschäftsleitung diesbezüglich stets die kalte Schulter. Umgekehrt aber, wenn die Zeiten schlecht sind, fordert Schaeffler von der Belegschaft regelmäßig Beiträge ein – etwa in Form von unbezahlter Mehr-, zuletzt in Kurzarbeit. Aber auch generell wird im Unternehmen an der Sinnhaftigkeit von Sportsponsoring durch einen Wälz- und Kugellagerhersteller gezweifelt.“

Schmunzeln muss ich dann jedoch über die Worte von Wolfgang Niclas, Bevollmächtigter der IG Metall Erlangen gegenüber dem Bayrischen Rundfunk:

 „Wenn schon, sollte Schaeffler das Geld lieber dem 1. FC Nürnberg geben, damit er wieder nach oben kommt. Die Bayern haben genug Geld.“

Vielleicht sollten die Verantwortlichen beim 1. FC Nürnberg einfach ihren Sportvermarkter Sportfive nach neuen Sponsoren fragen.

Hinz: Ich muss gleich los. Ich übernehm heute die Rechnung.

Kunz: Der Rechnungsübernahme ist hiermit zugestimmt.

Hinz: Die ersten Spiele der Bundesliga, 2. Bundesliga, 3. Liga etc. können wir ja sowieso noch nicht zu einer ersten seriösen Bilanz heranziehen.

Kunz: Meine Rede. Lass erstmal 10 Spieltage vergehen, dann macht eine erste Zwischenbilanz Sinn. Obwohl ja bei Schalke 04 neben dem katastrophalen Start in die Saison mit 0:6 Punkten, dem Debakel im Freundschaftsspiel gegen Bayer Leverkusen und dem Theater um die monetären Dinge der Baum jetzt schon brennt. Auf breitnigge gab es zu den in der Öffentlichkeit kolportierten finanziellen Zahlen eine mehr wie angeregte Diskussion.

Hinz: Was sagst Du eigentlich zum Sieg von Kaiserslautern gegen Bayern?

Kunz: Mein lieber Hinz, Du bist gerade dabei die gute Stimmung etwas zu trüben. Das ist eine einmalige Episode. Sie erinnert mich an die Zeilen von Franz Kafka an seine Freundin Milena:

,,Ich bin wirklich nur die Maus in deinem großen Haushalt, der man höchstens einmal im Jahr erlauben kann, offen quer über den Teppich zu laufen.“

Hinz: Herr Ober, stimmt so. Kunz noch zum Abschluß ein paar Worte zur zweiten nennenswerten Nachricht im August aus Herzogenaurach. Der Kontrakt von Usain Bolt mit Puma. Es soll der beste aktuelle Vertrag für einen Leichtathleten sein.

Kunz: Bisher galt ja Stabhochsprung-Queen Jelena Issinbajewa mit den kolportierten 7,5 Millionen Dollar von ihrem chinesischen Partner Li Ning als höchstdotierte Ikone in der Rubrik Mammon. Puma kokettiert einerseits mit dem neuen Kontrakt und der finanziellen Rekordmarke und nennt auf der anderen Seite keine konkrete Bolt Zahl. Mir sind die schnellen Beine von Arjen Robben eh lieber. Möge er eine gute und unkomplizierte Genesung haben.

Hinz: Lieber Kunz, ich muss los. Meine Frau wartet bestimmt schon beim Schneiderkurs. Es war schön mit Dir geplaudert zu haben. Bis bald. Ich wünsche Dir und Deiner Frau noch einen schönen Abend.

Hinz und Kunz über den Sportmonat Dezember

Hinz: Hallo Kunz, hast Du es Dir gut gehen lassen?

Kunz: Grüß Dich Hinz. Ja mir ist es sehr gut ergangen. Meine Zunge tanzt heute noch Tango in der Erinnerung an die Putenbrust, den Rotkohl mit Äpfeln und die handgemachten Klöße. Ein wenig gelesen habe ich auch. Die Internetbibel von Jeff Jarvis – Was würde Google tun? -.

Hinz: Gab es interessante Erkenntnisse ?

Kunz: Die 404 Seiten lesen sich kurzweilig. Jarvis provoziert auch gern. Er hat solch Sätze geschrieben wie: „Eine Zeitung kann auf einen eigenen Sportreporter verzichten, wenn es einfacher und kostengünstiger ist, auf die ausführlichere Berichterstattung einer Sport-Website zu verweisen – so werden Mittel eingespart, die man sinnvoller zum Beispiel für den Lokalteil verwenden könnte.“ Da ist man als Leser fast froh kein Sportreporter zu sein. Jarvis hat natürlich all die amerikanischen Attitüden drauf. Selbstmarketing und Selbstlob haben keinen zweifelnden Beigeschmack.  

Hinz: Wollen wir noch schnell den Sportmonat Dezember Revue passieren lassen?

Kunz: Gerne. Für die DFB Truppe kam bei der WM Auslosung für Südafrika Weihnachten und Ostern zusammen. Mit Australien, Ghana und Serbien gab es das fast traditionelle Losglück. Bayern München erlebte seine Traumwoche und zerlegte in der magischen Nacht von Turin die alte Dame Juve.  Das Losglück war auch dem deutschen Rekordmeister hold. AC Florenz klingt ja wirklich machbar. Ich hatte die Italiener ja als Wunschlos prognostiziert. Dann war da noch die Wahl von Messi zum Weltfußballer. Verdient. Erinnerungen kamen hoch an sein Kopfballtor im Championsleague Finale gegen Manchester. Lionel Messi ist ein würdiger Preisträger.

Hinz: Außerhalb der Fußballwelt gab es auch weitere Höhepunkte. Stichwort Schumacher Verpflichtung von Mercedes.

Kunz: Ein Coup in Sachen Markenimage. Mercedes und Schumacher sollte passen. Natürlich gab es Bedenken und Einwände vom Betriebsrat. Ich bin da eher der Meinung von Norbert Haug. Das Thema Schumacher wird weltweit Autos verkaufen.

Hinz: Dann gab es in Baden Baden die Wahl zum Sportler des Jahres in Deutschland. Die Wahl fiel auf Paul Biedermann, Steffi Nerius und die Frauen Fußballnationalelf.

Kunz: Biedermann schwamm ja in Rom allen davon. Er verwies Sebastian Vettel und Robert Harting auf die Plätze. Bei den Frauen bewies Steffi Nerius perfektes Timing. Zum Abschluß ihrer Karriere den WM Titel im Speerwerfen vor eigenem Publikum. Perfekt. Britta Steffen und Martina Riesch auf den Plätzen ist auch eine gute Wahl. Die Frauen Fußballnationalelf zerlegte im EM Endspiel die Engländerinnen mit 6:2. Vfl Wolfsburg auf Platz zwei und der dritte Rang an den Ruder Achter. Kann man so stehen lassen.

Hinz: Kritik gab es an der Nichtteilnahme von Sebastian Vettel und der Abwesenheit der Fußballer von Wolfsburg.

Kunz: Sebastian Vettel grüßte per Videobotschaft. Gut es war jetzt nicht die Power-Emotion Rede. Michael Schumacher hatte auch oft per Videobotschaft gegrüßt. Baden Baden ist offenbar bei den Formel 1 Fahrern zu diesem Zeitpunkt im Dezember nicht auf Platz eins in der Prioritätenliste. Die Fußballer von Wolfsburg waren bei der Hochzeit bei ihrem Torwart Benaglio. Das gar kein Vertreter von Wolfsburg da war gefiel auch Bundestrainerin Sylvia Neid nicht.

Hinz: Claudia Pechstein durfte in Salt Lake City starten. Überrascht ?

Kunz: Nein. Alles ist möglich. Ich habe ja immer von einer unendlichen Geschichte gesprochen.

Hinz: Zum Abschluss noch ein Blick auf das Königliche Spiel Schach. Stichwort Magnus Carlsen.

Kunz: Ich bin ja ein Symphatisant von Carlsen. Die Schachwelt braucht ihn. Er ist 19 und spielt bereits sehr gutes Schach. Magnus Carlsen hat das London Chess Classic gewonnen. Damit hat sich der Norweger Platz 1 in der Weltrangliste gesichert. Respekt. Norwegen bewirbt sich für die Schacholympiade 2014 in Tromsö und macht bei erfolgreicher Bewerbung entsprechendes Geld locker. Sicher auch ein Verdienst von Magnus Carlsen. Ist er ein zweiter Bobby Fischer werde ich öfters gefragt. Tief durchatmen. Fischer war ein Genie. Sein Schachmatch des Jahrhunderts mit Boris Spasskij 1972 in Reykjavik ist bisher unübertroffen. Der einstige russische Schachweltmeister Michail Tal gab einst folgendes Statement ab: „Fischer ist das größte Genie, das aus dem Schachhimmel auf die Erde herabgestiegen ist.“ Der Trainer von Magnus Carlsen, Gari Kasparow, sagte: „Ich betrachte Fischer als den größten Weltmeister.“  Der Tod des Glücks ist der Vergleich. Magnus Carlsen ist Magnus Carlsen. Die Schachwelt darf sich auf seine weitere Schachlaufbahn freuen.