Reblog: Wider dem Guardiola Hype

Nein, ich habe Pep Guardiola nicht in gottähnliche Himmelshöhen geschrieben. Pep Guardiola wurde von mir auch nicht in eine Fußball-Kathedrale gebeamt und mit dem Fluch der Triple Erwartungshaltung belegt. Jedoch ging mir der deutsche Medienhype um die Personalie Guardiola vor zwei Jahren auf die Nerven. Die lautstarken Springerblätter breiteten dem Ex-Trainer vom FC Barcelona den roten Teppich aus, in aller Intensität, nach dem Jahr Pep-Auszeit und seinem Dienstantritt bei Bayern München. Auch andere überregionale Zeitungen wie die Süddeutsche Zeitung oder die FAZ flochten überschwängliche Lobeshymnen. Vielleicht ist jetzt ein ganz guter Zeitpunkt einen Text aus dem Blogarchiv zum damaligen Guardiola Hype herauszuholen.

[Reblog 28. Juni 2013] Wider dem Guardiola Hype

Für den Hype um seine Person kann und will ich ihn nicht verantwortlich machen. Der eine oder andere Fußballfan hat bereits eine Substratsättigung. Die Rede ist vom aus der Auszeit zu Bayern München gekommenen Trainer Pep Guardiola. Mir war es bereits bei der Installation vom Vereinstrainernovizen Klinsmann alles ein zu großer medialer Auflauf. Ära. Aufbruch in neue Dimensionen. 5 Jahre später ist in München wieder von einer Ära die Rede. Pep Guardiola ist gelandet. Das Ingolstädter Dienstauto mit 520 PS übergeben. Lorbeerkränze im Dutzend sind dem Katalanen überreicht worden. Die Lobeshymnen arteten teilweise in einen Personenkult aus. Vielleicht ist es an der Zeit das Scheinwerferlicht ein wenig zu dimmen. Sportexperte Thomas Haider, einst von Alberto Contador in Sachen Doping belogen, hat auf sport10.at auch ein paar kritische Anmerkungen vorzubringen. Unter dem Titel Doppelmoral verweist er auf dunklere Stellen in der Fußballerbiografie von Pep Guardiola. Er zieht den Vergleich zu Jan Ullrich, dem ehemaligen Tour de France Teilnehmer und Sieger der Höllentour von 1997. Die mediale Sicht auf beide fasst er so zusammen:

,,Ullrich der Böse, Guardiola der Messias.”

Dabei gibt es zwischen beiden Gemeinsamkeiten. Thomas Haider, der einst  mit der Amerikanerin Lindsey Vonn schon Interviews führte, als die Skirennläuferin noch Kildow hieß, verweist in seinem Artikel darauf:

,,Was Ullrich und Guardiola gemeinsam haben? Positive Dopingkontrollen in ihrer aktiven Karriere und jahrelang intensive Kontakte zu Blutpanscher Fuentes!”

Thomas Haider erinnert in seinem Beitrag an die unsäglichen Machenschaften von Mediziner Fuentes und die Verquickung zum Fußballbiotop. Hat-Tip geht an Fokus Fussball.

Aber es gibt auch noch andere kritische Stimmen, die beschäftigen sich nicht mit Doping sondern mit der etwaigen Gefahr für die Freude am Fußball unter Guardiola. Im Interview mit Zeit Online berichtete Wolfram Eilenberger dem Fußballinternetpionier und Hartplatzhelden Oliver Fritsch vor 5 Monaten:

,,Ich bin Bayern-Fan, ich bin Fußball-Fan, und ich mache mir Sorgen um die Schönheit des Spiels. In letzter Konsequenz könnte Guardiola nicht nur mir, sondern einem ganzen Kontinent die Lust am Fußball nehmen.”

Der meinungsstarke Wolfram Eilenberger ist Chefredakteur des Philosophie Magazins. Der Philosoph spielt selber Fußball und hat in der deutschen Autoren-Nationalmannschaft die Spielposition im linken Mittelfeld inne. Er hielt mit seiner Kritik an der Kurzpass-Spielweise von Guardiola nicht hinter dem Berg.

,,Im idealen Fußball des Guardiola regieren kurze Pässe, es gibt keine Distanzschüsse, direkten Freistöße, Flanken, Kopfballtore. Kleinteilige Ballkontrolle und Penetrationsarmut kennzeichnen seinen Stil. Günter Netzer, übernehmen Sie!”

Bayern München hat in den letzten Jahren nicht immer glücklich bei den Trainerneueinkäufen agiert. Erinnert sei an Klinsmann. Aber auch der Kontrakt mit Louis van Gaal fand ein jähes Ende in der 2. Saison. Kontrakt hin oder her. Stimmt das Timing des Einkaufs von Bayern München in der Personalie Guardiola? Eilenberger hat da seine Bedenken und urteilt:

,,Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass   die Bayern einen verglühten Stern gekauft haben.”

Das habe ich einst von Jupp Heynckes nach seiner Reaktivierung bei Bayern München gedacht. Hiermit muss ich noch nachträglich Abbitte beim Triple-Erfolgscoach leisten.

Olympische Spiele 2024 in Hamburg? Quo vadis?

So, die Trommelwirbel um die deutschen Bewerberstädte für olympische Spiele haben sich etwas gelegt. Haben Sie? Nun, Hamburg soll in das Rennen für die olympischen Sommerspiele 2024 geschickt werden. Kai Pahl von allesaussersport gestern vor der Bekanntgabe seitens des DOSB:

,,Die Entscheidung wurde wohl schon gestern ausgeknobelt. Heute um 19 Uhr will sie der DOSB auf einer Pressekonferenz bekanntgeben und zumindest Sportdeutschland.tv überträgt die PK. Wer wird der deutsche Bewerber für die Olympischen Sommerspiele 2024. Als Hamburger wünsche ich Berlin alles Gute und wäre froh wenn der Kelch an Hamburg vorbeigeht, denn IMHO haben sich die Olympische Spiele derzeit herausgepreist um noch in irgendeiner Form sauber und nachhaltig finanzierbar zu sein. Ich sehe in Hamburg auch ohne Spiele genügend große Probleme in der Infrastruktur, auch der Verkehrs-Infrastruktur, die die Regierungen der letzten Jahre und Jahrzehnte verschlafen haben. So reizvoll es wäre, die Spiele mal in der Stadt zu haben.“

Deutschland war mit den letzten Bewerbungen um olympische Spiele nicht wirklich erfolgreich. München holte sich gleich zweifach ein Nein für die Winterspielofferte. Oder die Stadt die einst Deutschlands größtes Fußballstadion baute, sich mit olympischen Sommerspielen aber einen Bruch heben würde. Leipzigs Bewerbung für 2012 hat auch heute noch für mich den Beigeschmack einer größenwahnsinnigen Attitüde. Berlin war auch schon auf der Liste der gescheiterten Bewerbungen. An den Hauptstädtern, die nicht nur mit einem Projekt wie dem Flughafenbau eminente Probleme haben, ging der Kelch gestern also vorbei. Nolympia, sehr erfolgreich und argumentativ sachlich bei den Münchner Bewerbungen agierend, hatte einst 18 Gründe gegen Olympia aufgeführt.

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Es lohnt dabei auch ein genauerer Blick hinter die Kulissen der Vertragspapiere. Was sollen dort eigentlich die Bewerberstädte gegenüber dem finanzstarken IOC unterzeichnen? Wieviel Eigenverantwortung und Selbstbestimmung geben die Städte auf? Warum hielt sich in den letzten Jahren der Run auf die Bewerbung für olympische Spiele in überschaubaren Grenzen? Wer profitiert eigentlich von dem medialen Großereignis? Die eine oder andere erhellende Antwort findet sich in Die Vertragsgestaltung des IOC bei Nolympia. Hochinteressant und erschreckend zugleich ist dabei der Blick auf die Host City Verträge am Beispiel Salzburg. Die liebliche Mozartstadt an der Salzach … Kompetente Juristen des Landes Salzburg kamen zu keiner schmeichelhaften Einschätzung der Vertragsklauseln.

Die Berichterstattung über die deutschen olympischen Bewerberstädte für 2024 ist auch facettenreich bei Jens Weinreich unter Live-Blog zu Olympia 2024: die DOSB Führung zieht den Fifty-Fifty-Joker-Hamburg nachzulesen, der auch auf diesen Fakt aufmerksam macht:

,,Beim letzten innerdeutschen Wettbewerb, als das NOK im April 2003 für Leipzig votierte, gingen in der Evaluierung exakt 1 von 47 Gewichtungspunkten für die “öffentliche Meinung” drauf. 2,12766 Prozent. Das hat sich ein wenig geändert – und das ist, ich wiederhole mich, das eigentliche Verdienst der Münchner Olympia-Opposition 2018/2022, diesen Faktor aufgewertet und Bürgerentscheide durchgesetzt zu haben.“

Jens Weinreich, Grimme Online Award Preisträger 2009 und Sportjournalist des Jahres 2013 (Mediummagazin) ist einer der beharrlichen Journalisten, die sich mit den unappetitlichen Seiten der Sportpolitik seit Jahren auseinandersetzt. Erinnert sei an die Bücher Macht, Moneten Marionetten mit dem Untertitel Sotschi 2014 & die neue olympische Weltordnung: Wladimir Putin, IOC-Präsident Thomas Bach und die unheimlichen Seilschaften von Ölscheichs und Oligarchen oder an 2022 Die WM in Katar, Sklavenarbeit, Korruption und die FIFA. Neben dem gestrigen Live-Blog von Jens Weinreich gab es dann von ihm auch noch zahlreiche Twitterdialoge, wie hier mit dem DOSB Pressesprecher Christian Klaue.

Jens Weinreich

Screenshot: Twitter / Jens Weinreich

So sah es dann entsprechend auf dem Twitteraccount von DOSB Pressesprecher Christian Klaue aus:

Christian Klaue DOSB

Screenshot: Twitter / Christian Klaue

In der Flut von Pressemeldungen, Kommentaren, Pro und Kontra der gestrigen Entscheidung für Hamburg fällt Oliver Fritsch, kritischer Zeitgeist mit einem Artikel bei Zeit Online unter dem prägnanten Titel Olympia ja, aber doch nicht so mit einer sachlichen Analyse auf.  Oliver Fritsch, Deutschlands Fußballinternetpionier und mutiger sowie couragierter Gründer der Videoplattform Hartplatzhelden ist bekannt für Klartext.

,,Olympia darf gerne kosten. Doch der deutsche Sport hat andere Probleme, die einem die Olympia-Euphorie erschweren. Sie haben mit seiner Struktur zu tun, seiner Identität und den Leuten, die ihn lenken. Er müsste demokratischer und geschichtsbewusster werden. Und er sollte mehr Sinn dafür entwickeln, dass Sport mehr ist als Show und Medaillenzählerei.

In der deutschen Sportpolitik sucht man aber vergebens nach jemandem, der kluge Ideen mit Leidenschaft verkörpert.“

Oliver Fritsch erinnert in dem Text auch an einen Fakt, der die Lust auf Spiele ebenfalls bremst:

,,Wer wofür wie viel Geld erhält, hielten Staat und Sport lange geheim. Journalisten mussten gegen den ehemaligen Innenminister Hans-Peter Friedrich klagen, um an die Papiere zu kommen.“

Die Journalisten Daniel Drepper und Niklas Schenck hatten für die Herausgabe der Papiere, für die Herstellung einer notwendigen Transparenz über Monate gekämpft und waren bis vor das Verwaltungsgericht Berlin gezogen.

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (22)

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (22)Traveler Digital Camera

Das Löw noch seinen Job hat, ist dem Glück von Neuer zuzuschreiben. Ja, diese Ausflüge vom ehemaligen Schalke Torwart sind keine Neuigkeit. Auch beim katastrophalen 0:4 gegen Real Madrid im Champions-League Halbfinale in Fröttmaning war er weit außerhalb des Strafraums aktiv. Da übrigens nicht immer souverän. Auch im DFB-Pokalfinale sahen die Zuschauer einen Ausflug. Meine Jahrhundertliebe zu mir:

,,Was macht er denn da draußen?“

Anschließend verletzte er sich bei der Aktion in Berlin an der Seitenlinie. Die dabei zugezogene Schulterverletzung hielt fortan die Nation in Atem. Dabei gab Neuer dem Balljungen die Schuld. Darüber konnte man geteilter Meinung sein. Mein Vater sagte immer: Bitte keine Ausreden.

Doch an jenem Montag gegen Algerien sicherte Manuel Neuer, diesmal bei seinen zahlreichen Ausflügen neben dem Können auch mit viel Glück den Sieg der deutschen Elf und hat bei Übungsleiter Löw einen gut. Oliver Fritsch, von mir sehr geschätzter Fußballjournalist und einstiger Gründer von indirekter-freistoss sowie Hartplatzhelden, findet kein Haar in der Suppe und flechtet auf Zeit Online Manuel Neuer Lorbeerkränze.

,,Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Zuschauer bereits daran gewöhnt, dass der deutsche Tormann ein fünfter Verteidiger ist und die vielen Lücken schließt, die ihm seine vier Nebenmänner lassen. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Zuschauer daran gewöhnt, dass er die Sicherheit seines Tors weit davon entfernt verteidigt – an der Eckfahne, nahe der Mittellinie oder zur Not auch am Hindukusch.“

Diese Art des Torwartspiels wird sich auch auf den Bolzplätzen der Republik auswirken. Wollte früher jeder Tore wie Rekordtorschütze Gerd Müller schießen oder den Ball wie Netzer führen oder den Beckenbauer machen, prognostiziert Oliver Fritsch den Trend zum Torwart.

,,Man soll ja vorsichtig sein mit solchen Prognosen. Aber Neuer dürfte beim deutschen Sieg gegen Algerien ein epochales Spiel geboten haben, das künftige Generationen beeinflussen wird. Kinder, die das Spiel gesehen haben, wollen ab sofort Tormann werden – und zwar so wie Neuer.“

Kürzlich gab es ja das Ranking von Frank Rost über die besten deutschen Torhüter. Da belegte Manuel Neuer nur Platz 10. 5 Plätze hinter dem kürzlich zu Barcelona gewechselten  Marc-Andre Ter Stegen.

Abseits der WM schießen sich die Bundesligisten warm

Während die deutsche Elf sich 32 Jahre nach dem Thriller von Sevilla auf das Spiel gegen Didier Deschamps französische Auswahl vorbereitet, gibt es derweil die ersten Vorbereitungsspiele von Bundesligisten auf die neue Saison. Da greifen dann die gegnerischen Keeper zuweilen in einer inflationären Anzahl hinter sich. So gewinnt der neu in die Bundesliga aufgestiegene SC Paderborn in der Saisonvorbereitung bei Kreisligist SV 03 Geseke mit 14:0 (10:0). Auch der SC Freiburg hat sich warm geschossen.  Ihr ehemaliger Kulttrainer Volker Finke gab ja mit Kamerun nur eine kurze Visitenkarte in Brasilien ab. Eine enttäuschende Bilanz stand am Ende zu Buche. Doch ich will nicht abschweifen. Also zurück zum angekündigten Torfestival der Freiburger. Sie wollten den Paderbornern nicht nachstehen. Der SC Freiburg hat in der Vorbereitung auf die neue Saison einen ebenso lockeren Testspielsieg eingefahren. Die Breisgauer gewannen gegen den Bezirksligisten FV Tennenbronn 14:0 (5:0).

So locker wie die siegreichen Akteure bei beiden 14:0 Testspielsiegen möchte manch PR Berater auch seine Klienten präsentieren. Doch die Sache mit dem geplanten Image ist ja immer so eine Sache. Der Medienredakteur Jürn Kruse hat sich auf taz Gedanken über die Inszenierung der Nationalmannschaft gemacht, die inszenierten Bilder von den Strandläufen von Übungsleiter Löw und die gewünschte Botschaft: Wir sind locker.

,,Dabei kann dieses deutsche Nationalteam alles, nur nicht locker. Jede Regung folgt einem Plan, alles ist gestellt. Die Bilder, die in die Heimat gesandt werden, müssen übereinstimmen mit der Corporate Identity, die das DFB-Team mittlerweile umgibt.“

Jürn Kruse stellt dabei auch eine „Distanz“ und „Kälte“ fest.

,,Oder „Ein Land, eine Mannschaft, ein Traum“, wie es auf dem Mannschaftsbus heißt. Die Inszenierung eines Turniers, die 2006 begann und mit der Nominierung des Teams auf der Zugspitze (Motto für die EM in der Schweiz und Österreich: „Bergtour“) einen ersten grotesken Höhepunkt erreichte, ist gewuchert und strahlt nur noch Kälte und Distanz aus.“

Da wären wir für heute fast durch. Einen habe ich noch. Der ehemalige Handelsblatt Journalist Thomas Knüwer hat die WM nicht links liegen gelassen. Eine weitere Ausgabe vom Digitalen Quartett #65 unter dem Titel Die digitale WM gibt es.

Klartext von Oliver Fritsch in Sachen Adidas auf Zeit Online

Es gibt in Deutschland schon noch Fußballjournalisten mit Rückgrat. Die unbeirrt recherchieren, Tabuthemen angehen und auch vor großen Namen nicht einknicken. Es kann den Adidas Marketingverantwortlichen nicht gefallen haben, was der unerschrockene Oliver Fritsch bei Zeit Online heute schrieb. Er blickt hinter die Fassade, hat sich in Bücher vertieft die kritisches zum Sportartikelhersteller festgehalten haben. Bemerkenswert auch die Kommentare zum über 3 Seiten gehenden Artikel von Oliver Fritsch. Horst Dassler, Geldkoffer, der Deal mit dem DFB, die Beziehung vom ehemaligen Adidas Mann Robert Louis-Dreyfus zu  Uli Hoeneß und der Grundstock für die Börsenspekulationen, selbst Erich Honecker erscheint in einer Randnotiz, der Gegenwind für Herbert Hainer bei der kürzlichen Aktionärsversammlung in Fürth, die kritische Stimme von Markus Dufner vom Dachverband der Kritischen Aktionäre, Bodenverlust im Konkurrenzkampf mit Nike, Arbeits- und Menschenrechte kommen im Text vom Fußballinternetpionier Fritsch vor. Auch Maik Pflaum von Romero kommt zu Wort.Traveler Digital Camera

Stammleser werden sich an meine Beiträge zur Christlichen Initiative Romero erinnern. So gab es unter anderen die E-Mail an Adidas Chef Herbert Hainer: NäherInnen verdienen einen Lohn zum Leben zu lesen. Jene Protestmail ist immer noch im aktiven Status bei Romero. In einer Zeit der Reizüberflutung ist es ja nicht immer einfach das eigene Phlegma zu überwinden. Oliver Fritsch zeigt beim Zeit Online Artikel am Ende übrigens ein prägnantes Flashmob Video. Nicht gerade imagefördernd für Adidas.

Maik Pflaum hatte auch jenes erschütternde Interview mit der ehemaligen Adidas-Näherin Estela Ramirez geführt. Jeder sollte sich die Zeit nehmen zum kompletten Interview von Estela Ramirez im PDF Format. Unbedingt noch konzentriert vor Beginn der Fußball WM lesen. Eine sehr wichtige Pflichtlektüre. Hier geht es zum  Interview_mit_Estela_Ramirez unter dem Titel “Wir müssen unsere Kräfte globalisieren”.

Wer weiter in die Thematik einsteigen will, dem sei ein ausführlicher Besuch des Online-Auftrittes von Romero empfohlen. Hier geht es zur Website von Christliche Initiative Romero.

Kein gutes Omen für Übungsleiter Löw

Heute steht das DFB-Pokalendspiel Bayern München – Borussia Dortmund auf dem Plan. Es ist kein gutes Omen für Übungsleiter Löw.

2008 gab es diese Paarung in Berlin. Anschließend verlor Übungsleiter Löw in der Vorrunde der EM gegen Kroatien, einige Medien brachten da bereits Rücktrittsforderungen ins Spiel, später gab es durch das Ballack Tor gegen Österreich doch das smarte Überspringen der Vorrunde. Im Finale gab es dann jedoch einen mutlosen Auftritt gegen Spanien und eine Finalniederlage.

Auch 2012 standen sich Bayern München und Borussia Dortmund im DFB-Pokalendspiel in Berlin, jener Hauptstadt mit dem Hang zu schlecht geplanten und überteuerten Großprojekten, gegenüber. Anschließend gab es bei der EM 2012 jene berühmt-berüchtigte Niederlage im Halbfinale gegen Italien für Joachim Löw. Stefan Niggemeier titelte Deutschland ringt um Fassung und merkte an:

,,Am Ende nahm das ZDF dann aber doch nur ein ,,ZDF-Spezial“ gleich nach der Hauptausgabe der „heute“-Sendung zusätzlich ins Programm. (Nein, nicht zu den Euro-Beschlüssen. Zum Ausscheiden der deutschen Mannschaft im Halbfinale bei der Europameisterschaft.)“

In der besagten ZDF-Sendung nach dem EM-Aus 2012 war ein Film von Boris Büchler zu sehen. Der TV-erfahrene Medienjournalist und Kultblogger Niggemeier hat damals die Eingangsworte von Büchler festgehalten:

,,Für den Mann, den sie Jogi nennen, ist die EM Geschichte. Endstation Warschau. Die Stunde Null der vielzitierten goldenen Generation, der anscheinend die Siegermentalität bei großen Spielen, bei Turnieren fehlt. 2012 sollte für das Gesamtwerk des Bundestrainers ein entscheidendes werden. Doch Löw und seine Auserwählten bleiben die Unvollendeten.“

Nun also die WM 2014 in Brasilien vor der Brust und es stehen sich am heutigen Sonnabend die Nationalspieler von Bayern München und Borussia Dortmund im Olympiastadion gegenüber.

In den Jahren der Weltmeistererfolge der deutschen Nationalmannschaft gab es übrigens diese DFB-Pokalendspiele:

1954: VfB Stuttgart – 1.FC Köln 1:0 n.V.   in Ludwigshafen

1974: Eintracht Frankfurt – Hamburger SV 3:1 n.V   in Düsseldorf

1990: 1. FC Kaiserslautern – Werder Bremen 3:2   in Berlin

Noch ein paar Worte zu den beiden Erzrivalen, die heute hochmotiviert in das Finale gehen werden. Eine Saison ohne Titel für Borussia Dortmund, wäre nach dem Double 2012 dann bereits die zweite Saison ohne zählbares für die Vitrine. Für Bayern München wäre nur die Meisterschaft 2014 nach dem Triple vom vergangen Jahr auch zu wenig.

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Früheste eingefahrene Meisterschaft hin oder her. Das Momentum scheint auf Seiten der Mannschaft vom begnadeten Geschichtenerzähler Jürgen Klopp zu liegen. Das Punktspiel unlängst in Fröttmaning gewann Dortmund souverän mit 3:0. Eines dieser Spiele, in denen sich Pep Guardiola verstärkt an seinen kahlen Kopf fasste. Er wirkte ratlos. Nach dem Debakel gegen Real Madrid, da gibt es nichts schön zu reden, wirkte Bayern dünnhäutig. Es gibt keinen Grund Kübelweise Häme über einen deutschen Fußballverein zu kippen, wenn er im Halbfinale der Champions-League an einem Team wie Real Madrid scheitert. Doch die Art und Weise war bedenklich. In beiden Spielen war die Anzahl der Torchancen in Richtung Kasten von Casillas sehr überschaubar. Am Ende standen 0:5 Tore und zwei verlorene Spiele zu Buche. Auch im Rückspiel hätte Bayern wohl noch weitere 60 Minuten spielen können ohne Torerfolg. Was zählten da all die schönen Ballbesitzstatistiken. Ich hatte mich bereits nach dem Hinspiel gewundert. Da sprachen die Bayern, Spieler wie Funktionäre, von Dominanz. Sie beriefen sich auf die Ballbesitzstatistik. Die Logik erschloss sich mir nicht. Europäische K.o. Wettbewerbe werden immer noch nach Toren abgerechnet.

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Borussia Dortmund lieferte Real da im Viertelfinale im Rückspiel einen anderen Kampf. Aber Quervergleiche hinken ja oft. Heute beginnt das Spiel, wo ist das Phrasenschwein, wieder bei 0. Borussia Dortmund schlug Bayern München im Endspiel 2012 mit 5:2. Aber damals fiel die Niederlage zu hoch aus. Ob Lewandowski diesmal wieder zu ähnlicher Toreffektivität in der Lage ist, sei Mal dahingestellt. Bayern hatte damals auch jenes Champions-League-Finale gegen Chelsea als Rucksack mit zu tragen. Das kostete vielleicht auch einige Prozentpunkte an Konzentration. Ja keine Verletzung zuziehen. Eine Woche vor dem herbeigesehnten Endspiel in Fröttmaning. Oliver Fritsch schrieb seinerzeit auf Zeit Online:

,,Und die Bayern? Sehr starke erste Halbzeit, da stimme ich Heynckes zu. Aber viele schlimme Fehler in der Abwehr, auch da hat er Recht. Umschalten nach Ballverlust – schon mal gehört? Zweite Halbzeit mit den Gedanken wohl beim nächsten Samstag. Aber man merkte auch, in diesem Finale stand für sie viel auf dem Spiel, vor allem in der Image-Tabelle. Die Bayern haben das Endspiel ernst genommen. Und 2:5 tut weh. A penny for Your thoughts, Uli Hoeneß …“

Den Satz des Abends sprach damals übrigens Philipp Lahm nach der 2:5 Niederlage:

,,Wir waren klar die bessere Mannschaft.“

Also eine Rechnung wäre da also noch offen. Schaun mer Mal.

Kritik an Übungsleiter Löw: „Die Mannschaft wird in Brasilien wieder nichts gewinnen.“

Stammleser wissen, dass ich  sehr kritisch gegenüber Übungsleiter Löw bin. Erinnert sei an meine Ausführungen nach dem Aus im vercoachten Halbfinale gegen Italien bei der EM 2012.

,,Joachim Löw ist seit 1994 Trainer im Männerbereich. Das sind lange 18 Jahre. In diesem respektablen Zeitraum gab es für den ehemaligen Freiburg Spieler an zählbaren Erfolgen den DFB-Pokalsieg 1997 mit dem VfB Stuttgart gegen Energie Cottbus. Weiterhin steht die österreichische Meisterschaft mit dem FC Tirol Innsbruck im Jahr 2002 zu Buche. Die Mannschaft von Energie Cottbus spielte damals noch in der drittklassigen Regionalliga. Beim FC Tirol konnte Joachim Löw auf die Arbeit von seinem Vorgänger Kurt Jara aufbauen der bereits 2001 und 2000 mit dem Team Meister in Österreich wurde.

Andere Engagements von Übungsleiter Löw wie beim damaligen zweitklassigen Karlsruher SC in der Saison 99/2000 oder der darauffolgenden Saison bei Adanaspor in der Türkei beinhalteten bittere Erfahrungen. Er stand noch nicht einmal das jeweilige komplette Spieljahr durch. Aufgrund von Erfolglosigkeit kam es bei beiden Vereinen zur Kündigung des Arbeitspapieres.

Natürlich hat sich Joachim Löw seit damals weiterentwickelt. Doch wenn die Trainerbilanz nüchtern auf Zahlen, Daten, Fakten abgeklopft wird ist die Titelausbeute doch sehr mager.“

Ja, ich sehe die Tätigkeit von Übungsleiter Löw mit kritischen Augen. Doch ich kann den Job nicht 365 Tage im Jahr komplett ausfüllen. Flankierende Hilfe erhielt ich in dieser Woche vom zweimaligen Vizeweltmeister und ehemaligen Bayern München Double-Gewinner Trainer Felix Magath mit seiner Kritik. Aber es ist keine Einzelstimme. Auch der Weltmeister von 1990, Thomas Berthold sieht Übungsleiter Löw und die Mission WM-Titel kritisch. In einer der zahlreichen WM-Publikationen an Fußball-Magazinen im Zeitschriftenhandel gab er seine Erwartungshaltung in puncto – Wie weit kommt die DFB-Elf? mit Viertelfinale an. Diese Woche legte Berthold nach. Oliver Fritsch, einer der kompetentesten Fußballjournalisten Deutschlands, in seinem Bericht über ein „kreidebleiches“ Spiel der Mannschaft von Übungsleiter Löw gegen Polen auf Zeit Online flechtete die Skepsis vom Weltmeister und ehemaligen Bayern München Profi mit ein:

,,Thomas Berthold war auch da. Der Weltmeister von 1990 sagte bös: „Die Mannschaft wird in Brasilien wieder nichts gewinnen.“ Berthold war nicht persönlich in Hamburg, er saß bei Lanz, im Presseraum lief ZDF. Bertholds Statement wurde in der Bauchbinde eingeblendet. Der Ton des Monitors war abgedreht, weil gerade Joachim Löw das 0:0 gegen Polen analysierte.“

Jenes torlose Spiel gegen ein Polen ohne Robert Lewandowski glich in der Aufstellung eher einem zusammengewürfelten Kader. Oliver Fritsch legte auch gleich nochmals den Finger in die Wunde ob des angriffsarmen und dahinplätschernden Kicks.

,,Die beiden Tormänner hätten eine gemeinsame anderthalbstündige Hafenrundfahrt machen können, am Ergebnis hätte das nichts geändert. Ein Fußballspiel als Sedativum. Er habe sich sehr gut unterhalten, sagte Löw.“

Ja, diesen Unterhaltungswert, den Übungsleiter Löw gesehen haben will, hatte er wohl an diesem Abend fast exklusiv. Nun brauchen Testspiele sicher nicht überbewertet werden, doch das Aufstellungskarussell hat es auch bis auf die Seite vom Satiremagazin Postillion geschafft. Sie titeln mit Blick auf das nächste anstehende Testspiel gegen Kamerun: Jogi Löw nominiert 9 Handballer, 7 Eishockeyspieler und 3 Curler für nächstes Länderspiel.

Um noch eine abschließende Kritik von zwei im deutschen Fußball sich ganz ordentlich auskenndenden Personen zu bringen: Auch die Herren Tuchel (brachte zum Abschluss seiner intensiven Trainerlaufbahn bei Mainz 05 die Mannschaft in die Europaleague) und Gladbachs erfolgreichen Sportdirektor Max Eberl waren laut Sport Bild wenig amüsiert über den Kader für das Länderspiel gegen Polen.Traveler Digital Camera

Stop. Eine Stimme mit einer skeptischen Sicht auf die Dinge haben wir noch. Michael Horeni, widmet sich in seinem kritischen Kommentar bei der FAZ dem Thema Löws Klein-Klein und merkt an:

,,Jetzt nimmt Löw doch 27 Spieler mit ins Trainingslager. Und plötzlich ist Christoph Kramer dabei. Der Wackelkurs entspricht der Entscheidungsschwäche eines Bundestrainers, der sich immer wieder schwer damit getan hat, sich personell festzulegen.“

Der Journalist Horeni weist auch darauf hin wie es anders geht und gibt Brasiliens erfolgreichen und smarten Weltmeistercoach Felipe Scolari die Bestnote für sein entschlossenes Verhalten bei der Nominierung des Kaders.

Wider dem Guardiola Hype

Nein, die Pressekonferenz hat mich nicht überzeugt. Der entzauberte Pep Guardiola wirkte ratlos. Rang um Worte. In eigener Sache. Stichwort Erhalt des Arbeitsplatzes. Was war das für ein Hype um ihn bei Amtsantritt im vergangenen Jahr. Aus gegebenen Anlass eine kleine Rückblende.

[Reblog 28. Juni 2013]

Für den Hype um seine Person kann und will ich ihn nicht verantwortlich machen. Der eine oder andere Fußballfan hat bereits eine Substratsättigung. Die Rede ist vom aus der Auszeit zu Bayern München gekommenen Trainer Pep Guardiola. Mir war es bereits bei der Installation vom Vereinstrainernovizen Klinsmann alles ein zu großer medialer Auflauf. Ära. Aufbruch in neue Dimensionen. 5 Jahre später ist in München wieder von einer Ära die Rede. Pep Guardiola ist gelandet. Das Ingolstädter Dienstauto mit 520 PS übergeben. Lorbeerkränze im Dutzend sind dem Katalanen überreicht worden. Die Lobeshymnen arteten teilweise in einen Personenkult aus. Vielleicht ist es an der Zeit das Scheinwerferlicht ein wenig zu dimmen. Sportexperte Thomas Haider, einst von Alberto Contador in Sachen Doping belogen, hat auf sport10.at auch ein paar kritische Anmerkungen vorzubringen. Unter dem Titel Doppelmoral verweist er auf dunklere Stellen in der Fußballerbiografie von Pep Guardiola. Er zieht den Vergleich zu Jan Ullrich, dem ehemaligen Tour de France Teilnehmer und Sieger der Höllentour von 1997. Die mediale Sicht auf beide fasst er so zusammen:

,,Ullrich der Böse, Guardiola der Messias.”

Dabei gibt es zwischen beiden Gemeinsamkeiten. Thomas Haider, der einst  mit der Amerikanerin Lindsey Vonn schon Interviews führte, als die Skirennläuferin noch Kildow hieß, verweist in seinem Artikel darauf:

,,Was Ullrich und Guardiola gemeinsam haben? Positive Dopingkontrollen in ihrer aktiven Karriere und jahrelang intensive Kontakte zu Blutpanscher Fuentes!”

Thomas Haider erinnert in seinem Beitrag an die unsäglichen Machenschaften von Mediziner Fuentes und die Verquickung zum Fußballbiotop. Hat-Tip geht an Fokus Fussball.

Aber es gibt auch noch andere kritische Stimmen, die beschäftigen sich nicht mit Doping sondern mit der etwaigen Gefahr für die Freude am Fußball unter Guardiola. Im Interview mit Zeit Online berichtete Wolfram Eilenberger dem Fußballinternetpionier und Hartplatzhelden Oliver Fritsch vor 5 Monaten:

,,Ich bin Bayern-Fan, ich bin Fußball-Fan, und ich mache mir Sorgen um die Schönheit des Spiels. In letzter Konsequenz könnte Guardiola nicht nur mir, sondern einem ganzen Kontinent die Lust am Fußball nehmen.”

Der meinungsstarke Wolfram Eilenberger ist Chefredakteur des Philosophie Magazins. Der Philosoph spielt selber Fußball und hat in der deutschen Autoren-Nationalmannschaft die Spielposition im linken Mittelfeld inne. Er hielt mit seiner Kritik an der Kurzpass-Spielweise von Guardiola nicht hinter dem Berg.

,,Im idealen Fußball des Guardiola regieren kurze Pässe, es gibt keine Distanzschüsse, direkten Freistöße, Flanken, Kopfballtore. Kleinteilige Ballkontrolle und Penetrationsarmut kennzeichnen seinen Stil. Günter Netzer, übernehmen Sie!”

Bayern München hat in den letzten Jahren nicht immer glücklich bei den Trainerneueinkäufen agiert. Erinnert sei an Klinsmann. Aber auch der Kontrakt mit Louis van Gaal fand ein jähes Ende in der 2. Saison. Kontrakt hin oder her. Stimmt das Timing des Einkaufs von Bayern München in der Personalie Guardiola? Eilenberger hat da seine Bedenken und urteilt:

,,Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass   die Bayern einen verglühten Stern gekauft haben.”

Das habe ich einst von Jupp Heynckes nach seiner Reaktivierung bei Bayern München gedacht. Hiermit muss ich noch nachträglich Abbitte beim Triple-Erfolgscoach leisten.

Oliver Fritsch mit seiner messerscharfen Analyse von Stuttgart auf Zeit Online

Er ist vielleicht momentan der Beste Fußballjournalist in Deutschland. Seine Analysen sind messerscharf wie die Diagnosen von Dr. House aus der amerikanischen Kultserie. Die Rede ist von Oliver Fritsch. Er agierte einst kraftvoll als Fußballinternetpionier in Deutschland. Erinnert sei an seine Projekte indirekter freistoss, direkter freistoss und das Videoportal Hartplatzhelden. Bei letzteren blieb er Standhaft und scheute auch nicht die Auseinandersetzung mit einem großen Fußballverband, der letztendlich in Karlsruhe eine klare Niederlage hinnehmen musste.Traveler Digital CameraOliver Fritsch trank in dieser Zeit Kaffee aus der Thermoskanne. Das juristische Tauziehen forderte vollen monetären Einsatz und Opfer im persönlichen Lebensstil. Der Fußballjournalist schaffte es selbst mit seiner Geschichte in das Wirtschaftsmagazin brand eins. Menschenskinder, die Einleitung auf einen Lesehinweis von Oliver Fritsch ist jetzt doch länger geworden wie geplant. Also hinein in seine messerscharfe Analyse auf Zeit Online zum recht leblosen Auftritt der Mannschaft von Übungsleiter Löw. Grandios geschrieben, Hemingway würde wahrscheinlich den Daumen nach oben strecken, und die Fehler von Stuttgart wie auf einer Perlenkette fein säuberlich aufgereiht.

Nachdenkenswert #207

,,Interessanterweise neigen wir bei Sporthelden vor allem dann dazu, sie zu Helden zu stilisieren, wenn in Ihrer Sportart der Tod als Möglichkeit gegeben ist. Etwa in der Formel 1. Oder wenn sie fähig sind, ihr Tun zumindest als Kampf auf Leben und Tod zu inszenieren. Boris Becker war so einer. Er ist auf dem Platz gestorben, er hat sich auf den Boden geschmissen, er hat geheult, er hat geblutet – und er hat Neuland erobert: Er war der erste Deutsche, der Wimbledon gewonnen hat. Und wir alle dachten: Das macht er für uns, unser Boris, wir gewinnen alle mit.“

Christian Schneider, Soziologe, Philosoph und Psychologe, im fünfseitigen Interview unter dem Titel –  Heldenland ist abgebrannt – in brand eins Heft 08 August 2011

Die damalige Ausgabe habe ich mir aufgehoben. Bin dieser Tage nochmals über das Interview gestolpert. DIe Frage lautet ja beim aufräumen zwischen den Weihnachtsfeiertagen und Neujahr sowie Heilige Drei Könige auch immer: Was behalte ich? Von was trenne ich mich bewusst? Jenes Interview mit Christian Schneider und die Geschichte von Oliver Fritsch, dem Hartplatzhelden und seinem Erfahrungsbericht mit dem Deutschen Fußball-Bund lassen mich das Magazin weiterhin gut behütet aufbewahren.

Reminiszenz an die Sache mit den sportlichen Dynastien von Oliver Fritsch

Stammleser wissen von meiner hohen Meinung zu Oliver Fritsch. Auf ihn bin ich 2006 in einem Artikel über den Umgang  von Bayern München mit dem abwanderungswilligen Michael Ballack im Print-Magazin 11Freunde gestoßen. Am Ende seines ganzseitigen Textes gab es den Hinweis auf eine Adresse im Netz. Indirekter-Freistoss. Eine frisch aufbereitete Presseschau. Romantisch, wie ich nun einmal veranlagt bin schaute ich dieser Tage in seine erste Arbeit vom 18. April 2002 unter dem Titel Sportliche Dynastien sind meist nicht von langer Dauer. Es geht um Sponsoren, Bundesligavereine die händeringend Trikotsponsoren suchen, fehlende Chancengleichheit, die Kirch Geschichte und ihre Auswirkungen auf Kameraleute. Auch Reinhard Rauball ist vertreten mit seiner Meinung über Millionengehälter von Fußballern und den Vergleich zu Pavarotti. Auch Trainer und Manager bekommen gleich noch einen dabei mitgeschenkt. Die Texte sind mittlerweile 11 Jahre alt. Nachdenkenswert sind sie immer noch.Traveler Digital CameraInzwischen konnte sich Oliver Fritsch dem Lockruf des Geldes von Zeit-Online nicht erwehren. Indirekter-Freistoss ist immer noch am Netz. Aber mit veränderter Konstellation. Manchmal trauere ich ein wenig der Oliver Fritsch Zeit nach. Jetzt werde ich auch noch sentimental.

Mittlerweile hat sich Fokus-Fußball in Deutschland etabliert. Sie haben das Spektrum erweitert. Die Man-Power auch stetig erhöht. Powern wie einst Carl Zeiss Jena über 90 Minuten beim 4:0 Sieg gegen den AS Rom als gebe es kein Morgen. An den Stellschrauben haben die Jungs gedreht. Die Blogs mit in den Fokus genommen. Die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt. Es hat den Anschein als ob das Team um Jens Peters und Klaas Reese genug Power und Durchhaltevermögen hat. Andererseits habe ich gerade in der Schachblogszene in Deutschland ein kommen und gehen erlebt, dass ich da auch immer ein wenig vorsichtig mit Prognosen bin. Der Pionier der Presserundschau im Fußball wird für mich immer Oliver Frisch bleiben. Er war zusammen mit Kai Pahl von allesaussersport auch die Inspiration für mich selbst mit dem bloggen anzufangen.