Frauenfußball-EM in Schweden

Update: Die schwedischen Fußballerinnen eifern den englischen Männern nach. Mehr zur Schwäche vom Elfmeterpunkt der Gastgeberinnen der Frauenfußball-EM 2013 gibt es hier auf dfb.de zu lesen.

Heute beginnt die Frauenfußball-EM in Schweden. Die Gastgeberinnen werden von Pia Sundhage gecoacht. Sie hatte sehr große Erfolge mit dem Team der USA. Der Auftakt wird gegen Dänemark gespielt. Für Frauenfußball und Online gibt es seit Jahren eine richtig gute Adresse. Auf womensoccer powert Markus Juchem, Organisator, Macher und Spiritus Rector mit Fachkenntnis sowie einem Faible für den Frauenfußball. Er hat sich heute die Chancen der Teams in Gruppe A vorgenommen und ist der Frage nachgegangen: Welches Team kommt wie weit? Schweden, Dänemark, Italien und Finnland werden einem Check unterzogen. Die Schwedinnen werden dies nicht so gerne lesen:

,,Fazit: Schweden erreicht zumindest das Halbfinale, holt aber nicht den Titel.“

Der studierte Kommunikationswissenschaftler Markus Juchem zeichnet sich durch hohe Kompetenz aus und begleitet seit 2003 den Frauenfußball journalistisch. Er wird unterstützt von Nora Kruse.  Sie betreibt unter ff-archiv.de eine Fotodatenbank über den internationalen und nationalen Frauenfußball.

Auf dfb.de gibt es ein Interview mit der Bayern München Spielerin Lena Lotzen. Die 19-Jährige plaudert offen über die Gestaltung der freien Zeit in Schweden.

,,Wir haben hier eine Players Lounge im Hotel, mit einigen Spielen wie Tischtennis, einem Kicker oder einer Playstation. Am liebsten bin ich an der Playstation, dort halten wir uns abends oder auch nach dem Mittagessen auf, wir spielen auch in Turnierform zu fünft oder sechst. Das ist eine gute Abwechslung.“

Sie verrät auch wer an der Spielkonsole am geschicktesten ist. Nadine Angerer ist eher an der Tischtennisplatte zu finden. Für den Zusammenhalt der Mannschaft ist sie enorm wichtig.

Auf der DFB-Website ist auch noch einiges an interessanten Info-Puzzleteilen unter dem Titel Oldies, Youngster, Blöcke: Wissenswertes zum Turnier in Schweden zusammengestellt. Von 12 teilnehmenden Frauenteams werden nur 3 von Frauen gecoacht. Die bereits erwähnte Pia Sundhage für Schweden, Hope Powell für England und Bundestrainerin Silvia Neid.

Das Auftaktspiel der DFB-Elf gegen die Niederlande am morgigen Donnerstag wird Live 20.30 Uhr im ZDF übertragen. Frank Hellmann hat für die taz ein Stück über die coole Kapitänin Nadine Angerer getextet. Sie soll die Mannschaft erfolgreich durch das EM-Turnier in Schweden führen. In der Vorbereitung hatte die deutsche Mannschaft eine unglaubliche Verletzungswelle. Die letzen Vorbereitungsspiele mit Siegen gegen Kanada und den Weltmeister Japan waren jedoch sehr respektabel und haben ein Signal an die Konkurrenz gesendet.

Frauenfußballheldin und DFB-Direktorin Steffi Jones war kürzlich hier unten am Bodensee bei einer Fußballveranstaltung der Stiftung Liebenau. Auf Spiegel Online gibt es ein Interview mit ihr und Heike Ullrich, beim DFB verantwortlich für die Frauenbundesliga, unter dem Titel Der Begriff Profifußball passt nicht zum Frauenfußball zu lesen.

DFB-Elf von Übungsleiterin Neid spürt die Mühen der Ebene

Einige Buchmacher hatten für das Frauen Länderspiel Deutschland gegen Schweden eine Quote von 1,30 aufgerufen. Am Ende wurden die Favoritenwetter belohnt. Doch Nora Kruse verweist auf womensoccer auch deutlich auf die derzeitige Situation und ein sehr bescheidenes Publikum hin:

,,Das Spiel war geprägt von Fehlpässen, mangelnder Abstimmung und Missverständnissen. So bekamen auch die 12.183 Zuschauern am Hamburger Millerntor ein Sonderlob von Bundestrainerin Silvia Neid, schließlich waren sie „mit sehr wenig zufrieden“, lobte Neid die Atmosphäre.“

Menschenskinder, nach Aufbruch sieht das alles noch nicht aus. Schweden (Gastgeber der nächsten EM im Jahr 2013) bestritt nach dem durch die lautstarke Marketingmaschinerie in Deutschland zum Sommermärchen 2011 hochstilisierten Damenturnier, sein erstes Spiel. Deutschland hatte da schon das schwach besuchte Qualifikationsheimspiel gegen die Schweiz und die Partie Stellt Euch vor es ist Frauenfußball EM-Quali und keiner geht hin aufzuweisen.

Etwas zu euphorisch und konträr zu den von Nora Kruse skizzierten Fehlpässen und Missverständnissen geht meiner Meinung nach Spox ran. Sie sehen die Neid Elf bereits schon wieder feste in der Weltspitze:

,,109 Tage nach dem Aus im WM-Viertelfinale sind die deutschen Fußballerinnen mit einem Prestige-Erfolg wieder in der Weltspitze angekommen. Die Mannschaft von Bundestrainerin Silvia Neid gewann am Hamburger Millerntor ihr Länderspiel gegen den WM-Dritten Schweden verdient mit 1:0.“

Nach einem Freundschafsspiel bereits wieder in der Weltspitze angekommen? Ging ja dann sehr schnell. Mir fehlt da noch etwas der Glaube dran. Es ist ja oft so wie in der bekannten Sache: Drei Ärzte – 4 Diagnosen. Was ist von der einstigen Zuschauereuphorie der WM eigentlich übriggeblieben? Das Thema Zuschauerzahl war zuletzt nicht angetan neue Sponsoren für den Frauenfußball zu gewinnen. Das Stadion am Hamburger Millerntor war besser besucht wie das Augsburger Match mit kürzlich mageren 6632 Zuschauern. Die Minimalkulisse (oder auch gespenstische Leere auf den Rängen) von Bukarest zu übertreffen schaffen selbst Hobbymannschaften. Schwamm drüber. Es bleibt trotzdem zu konsternieren:  Das Millerntor-Stadion hat eine Kapazität von 24.487 Plätzen. Glas halbvoll oder halbleer? 

Den Favoritenwettern wird es egal sein. Sie lösen Ihre Tickets beim Buchmacher ein und machen Kasse. Derweil stehen vor den DFB-Frauen die Mühen der Ebene.