Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (18)
Heute greifen auch die ersten europäischen Mannschaften im Achtelfinale ein. Die Niederlande belegte in meinem persönlichen Power Ranking der Vorrunde Platz 1 vor Kolumbien, Frankreich, Mexiko, Costa Rica, Deutschland und Chile. Der Demonstration gegen Spanien folgte ein mental starkes drehen eines zwischenzeitlichen Rückstandes gegen unbequeme Australier und dann das taktische gut herausgespielte 2:0 gegen Chile. Louis van Gaal hat bisher alles richtig gemacht. Die Spieler folgen ihm bereitwillig. Individuelle Klasse ist eh da. Arjen Robben sticht aus dieser Mannschaft noch heraus. Unglaublich sein Speed, seine Lust Richtung Tor zu gehen, seine Ballbehandlung. Vereinzelt las ich in den letzten Tagen Stimmen von niederländischen Spielern, die bereits in richtig Pokal gingen. Robben war da immer einer der Bremser. Und erinnerte an die furios begonnene EM 2008 und dem folgenden Aus gegen Russland. K.o. Spiele folgen oft einer arteigenen Dramaturgie. Mexiko wird ein unbequemer Gegner sein. Sie wirkten unheimlich kompakt, treten als Team auf, zweikampfstark, stehen in der Defensive sehr gut. Nur ein spätes Gegentor gegen Kroatien in 270 Minuten der Vorrunde, spricht für sich. Es ist auch das Duell des Vizeweltmeister 2010 gegen den Olympiasieger 2012. Meine Jahrhundertliebe würde beide Mannschaften gerne weiter im Turnier sehen.
Niederlande – Mexiko
Sonntag, 29. Juni, 18.00 Uhr, Fortaleza, im ARD
Costa Rica – Griechenland
Sonntag, 29. Juni, 22.00 Uhr, Recife, im ARD
Ja, wer hätte vor der WM auf ein Achtelfinale Costa Rica gegen Griechenland gesetzt. Ich nicht. Klar, mir war die starke Quali der Mannschaft von Costa Rica bekannt. Klar, Griechenland hatte sich auch qualifiziert und dabei Nervenstärke und Routine bewiesen. Aber ich hätte sie nicht vor der Elfenbeinküste gesehen. Und Costa Rica, ohne despektierlich zu sein, nie als Gruppensieger vor Uruguay, Italien und England vermutet. Der Ausgang scheint trotzdem offen. Das Power Ranking sah Costa Rica weit vorn, doch jetzt haben sie erstmals etwas zu verlieren. Die Griechen haben Aufwind durch den Last Minute Erfolg gegen die Elfenbeinküste und scheinen gute Nerven zu haben, die in engen Situationen hilfreich sein können.
Am heutigen Tag erwarte ich ein Weiterkommen der Holländer und von Costa Rica. Gestern hatte ich ja ein Weiterkommen von Brasilien und Kolumbien prognostiziert. Die Brasilianer mit sehr viel Glück weiter. Jedoch erinnert mich ihre Art im Turnier voranzukommen etwas an die Franzosen 1998. Ihr bestes Spiel zeigte Frankreich da im Finale. Kolumbien bärenstark, jetzt im Viertelfinale der Gegner des Gastgebers. Auch nicht schlecht. Dazu haben sie ein echtes Juwel in der Mannschaft. James Roudrigez vom AS Monaco wird am 12. Juli, einen Tag vor dem Endspiel der WM 2014 übrigens 23.
Da wir gerade bei Prognosen waren, Derweil hat sich Übungsleiter Löw im Interview mit Bild am Sonntag zu seinen Vorhersagen geäußert:
,,Es ist das eingetreten, was ich vorhergesagt habe: Ich habe noch nie erlebt, dass so große Nationen so früh ausgeschieden sind. Das zeigt, dass die Süd- und Mittelamerikaner hier auf ihrem Kontinent zeigen wollen, wie gut sie sind. Sie sind unglaublich laufstark, sie wollen sich beweisen – und das klappt. Auch weil sie es gewohnt sind, auch mal mittags zu spielen, unter klimatischen Bedingungen, die wir nicht kennen.“
Das Klima alleine macht jedoch keinen Weltmeister. Dazu bedarf es schon noch einiger anderer Bausteine. Der Basilianer Gustavo zum Beispiel verwies vor dem Spiel gegen Mexiko darauf, dass er noch nie Mittags Fußball gespielt hat. Der beim Bundesligisten VfB Wolfsburg spielende Mittelfeldspieler wird übrigens durch seine zweite Gelbe Karte im Turnier beim Spiel gegen Kolumbien zuschauen müssen.