Nachdenkenswert #198

,,Eigentlich lief ich ja die Mittelstrecken und war hier auch erfolgreich, vor allem beim Hindernislauf über die 3000-m-Distanz. Meine heimliche Liebe galt jedoch schon immer dem Marathon. Der Äthiopier Abebe Bikila war mein Idol von Kindesbeinen an. 1974 dann das Aha-Erlebnis: Ich nutzte den Marathon in Kosice, um mein Hobby öffentlich zu machen und mich erstmals damit im Wettkampf zu messen. Es war wie ein Rausch! Ich, der Neuling, lief als Dritter mit 2:20,28h ins Ziel. – Ich war jetzt Marathonläufer. Mein Ziel: Olympia 1976 in Montreal.“

Waldemar Cierpinski, Doppelolympiasieger im Marathon über das Sprungbrett vom Hobby zum olympischen Gold auf cierpinski-sport.de

Meine olympische Wunschliste

Meine ersten olympischen Spiele waren die von Innsbruck. Der Fernseher war schwarz-weiss, die Bilder schneiten in mein Zimmer. Wir schrieben das Jahr 1976. Später folgte im Sommer Montreal. Seitdem ist viel passiert. Länder wie die UdSSR oder die DDR gibt es nicht mehr auf der  geopolitischen Landkarte.

Die Anzahl der Fernsehsender war sehr überschaubar.

Die genannten Länder dominierten im Winter und Sommer den berühmt-berüchtigten Medaillenspiegel.

Meine Ansprüche an Sportübertragungen sind seitdem gestiegen.

Nicht überall wo Sportjournalismus drauf steht findet sich selbiges auch wieder.

Entertainment, oberflächliches Geplaudere gibt es in inflationärer Dosis.

Die zahlreichen Minuten müssen gefüllt, die täglichen Zeitungsseiten gedruckt, die vielen Radiosendungen an den Zuhörer gebracht werden.

Meine persönliche olympische Wunschliste

1. Lasst doch das hecheln und schielen nach der Nationenwertung.

2. Respekt den Leistungen aller Sportler, auch aus kleinen Ländern.

3. Sportkompetenz sollte die Basis der Berichterstattung sein.

4. Weniger Schubladendenken.

5. Beim Doping nicht rumeiern.

6. Funktionären auch kritische Fragen stellen.

7. Sportler wegen medaillenlosen Rängen nicht in die Pfanne hauen.

8. Sogenannte Randsportarten auch in die Sportschau rund ums Jahr.

9. Begeisterung tief aus dem inneren heraus.

10. Olympische Sternstunden die den Tag überdauern

Fernab der olympischen Spiele schlägt sich derweil ein deutscher Ministerpräsident mit Sorgen herum. Die taz titelt ob der Nürburgring-Pleite Kurt Beck droht der Totalschaden.

Politik und Sport ist ja eh nie so zu trennen. Wer wüsste dies nicht besser zu dokumentieren wie der journalistische Vollblutstürmer und London-Live Blogger Jens Weinreich.

Einer der engagiertesten Sportblogger ist wie immer Kai Pahl alias dogfood auf allesaussersport. Genial.

Auf olympia.ard gibt es legendäre Olympiamomente von Nurmi, Owens, Hary, über Beamon, der Black Power in Mexiko City mit Smith und Carlos während der 200 Meter Siegerehrung, Meyfarth in München 72, Schwimmdominator Spitz, die 14-Jährige Rumänin Comaneci in Montreal, das Dream Team, Baumanns Momentum auf der Laufbahn, Muhammad Ali bis Bolt und viele andere zu sehen in Bild und Text.