Medaillenspiegel und Frühstück ohne unappetitlichen Nachrichten aus dem Gerichtssaal

Nein, jetzt kein Uli Hoeneß. Es sei denn hier, hier und hier. Da sehnt man sich nach einem gemütlichen Frühstück ohne weitere unappetitlichen Nachrichten aus dem Gerichtssaal.Traveler Digital CameraEs gab auch ein weiteres Desaster für Deutschland beim Thema Medaillenspiegel. Fred Kowasch weist in gewohnt prägnanter Art bei interpool.tv darauf hin.

,,Holland vor der BRD!! Im – so immanent wichtigen – MEDAILLENSPIEGEL reichte es bei der Hallen-WM der Leichtathleten in Sopot zum 18. Platz. Immerhin noch vor Nationen wie Australien, Canada und Spanien.“

Tief durchatmen. Notfalls einen Yogalehrgang buchen. Den 18. Platz langsam setzen lassen. Kein Schreibfehler. Bereits kürzlich bei den „umweltschonenden“ olympischen Winterspielen 2014 von Sotschi gab es bei den deutschen Sportfunktionären lange Gesichter. Die Flachlandnation Niederlande distanzierte Deutschland im Medaillenspiegel. Dabei gab es nach Sotschi durchaus unterschiedliche Betrachtungsweisen in der Riege der Funktionäre. Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, kam nach Ende der olympischen Putin Winterspiele am 24. Februar im Südkurier mit folgendem Statement zu Wort:

,,Wenn ich vor der Wahl stehen würde, 20 Medaillen im Eisschnelllauf oder zehn in fünf Sportarten. würde ich die zweite Variante nehmen.“

Nee, ist klar. Keine weiteren Fragen. Kaum kommt Deutschland erstmalig seit 50 Jahren im Eisschnelllauf zu keiner Medaille und die Flachlandnation Niederlande powert als gäbe es kein Morgen auf dem Eis, gibt es eine B Variante auf die Sicht der Dinge. Übrigens haben sich unsere sympathischen niederländischen Nachbarn noch nie über die fast unheimliche Rodeldominanz und den Bahnwettbewerbsvorteil der Deutschen ausgelassen.

Michael Vesper, der Chef de Mission, kam im Südkurier zu einer anderen Sichtweise in Sachen Medaillen. Ohne Blick auf eine zweite Variante erklärte er klar:

,,Die Ziele haben wir definitiv nicht erreicht.“

Sportfunktionär Vesper erinnerte sich ob der doch medaillenarmen Entwicklung in der zweiten Hälfte der olympischen Spiele, nach dem durch die Rodelwelle von Loch und Co. zwischenzeitlich der Medaillenspiegel angeführt wurde, gar an ein blamables Fußballspiel der Mannschaft von Übungsleiter Löw in Berlin im Herbst 2012.

,,Ich komme mir vor wie bei einem Fußballspiel, bei dem man 4:0 führt und mit einem 4:4 nach Hause geht.“

Mein Satz der olympischen Spiele von Sotschi kam übrigens von Bobbilot Kevin Kuske. Platz 11 im Zweierbob mit seinem Partner Thomas Florschütz ließ ihn über das Arbeitsgerät folgende Aussage treffen:

,,Das war heute ein Trabi.“

Übrigens für alle spätgeborenen. Der hatte 26 PS.

Die Flachlandnation Niederlande distanziert Deutschland im Medaillenspiegel

Im Vorfeld von Sotschi war viel von den 30 sorgfältig geplanten Medaillen durch deutsche Sportfunktionäre zu lesen. Habe ich das eigentlich richtig mitbekommen, die sympathische Flachlandnation Niederlande lässt Deutschland im Anachronismus Medaillenspiegel hinter sich auf Platz 6. Die Bilanz der sportiven Niederländer kommt smart daher: 8 Goldmedaillen, 7 Silberne und 9 Bronzemedaillen. Die Bilanz der im Bogner Outfit nach Sotschi gereisten deutschen Mannschaft liest sich etwas bescheidener: 8 Goldene, 6 Silberne und 5 Bronzene.  Das sind ganze 11 Medaillen weniger wie die avisierten 30 für Deutschlands Wintersportelite. Was ist da eigentlich schief gelaufen? Nein, ich bin noch nicht bereit eine Schnellschuss-Analyse zu liefern.

Sportnation Norwegen und ein paar Anmerkungen zum Anachronismus Medaillenspiegel

Es wird doch nicht …. Erst holt sich im November 2013 Norwegen den prestigeträchtigen Schachweltmeistertitel. Schachgenie Magnus Carlsen entthronte im indischen Chennai den mehrfachen Weltmeister Viswanathan Anand. Deutschlands Schachelite glänzte bereits beim WM-Kandidatenturnier in London mit Abwesenheit. Jetzt sammeln die fleißigen Norweger auch noch eine Medaille nach der anderen in Sotschi. Die deutschen Sportfunktionäre kommen aus dem staunen gar nicht mehr heraus, ob der eigenen Solluntererfüllung in der geplanten Medaillenbilanz und der sympathischen Leichtigkeit der skandinavischen Siege.

Anachronismus Medaillenspiegel

Mit unglaublicher Kontinuität steigen norwegische Sportler auf das Medaillenpodest. Apropos Medaillen. Den Medaillenspiegel führt Norwegen auch an. Dabei ist diese Nationenwertung eigentlich ein Anachronismus. Oder? Wieso sind zum Beispiel (ich könnte zig andere Beispiele bringen) die Pay-TV Sender ARD und ZDF so auf den Medaillenspiegel fixiert? Einst im Kalten Krieg zelebrierten auch DDR Sportjournalisten den Medaillenspiegel. Erinnert sei an Heinz-Florian Oertel, Es gab Zeiten da dominierten die UdSSR und die DDR den Kampf um das Edelmetall. Die Überlegenheit des Systems sollte demonstriert werden. Okay, daraus ist nichts geworden. Doch auch die Vertreter des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in der Bundesrepublik zelebrieren den Medaillenspiegel. Grüßt Deutschland von Platz 1 erhebt sich die Stimme. Muss eine Systemüberlegenheit demonstriert werden? Den sozialistischen Laborversuch gibt es östlich der Elbe nicht mehr. Trotzdem wird verbittert der Nationenwertung gehuldigt. Verrückt. Als ob wir 1976, 1980 oder 1984 auf der Zeittafel hätten.

Aber wir schreiben das Jahr 2014. Ist das schielen auf die Nationenwertung überhaupt noch zeitgemäß?  Die Antwort ist ein klares Nein.

Fünf Damen bei Eva Moser auf dem Schachbrett

Der Tag am Bodensee ist heute eher grau. Die Wolkendecke ist erbarmungslos. Das wird der Anachronismus Medaillenspiegel für den einen oder anderen Sportfunktionär auch sein. Mich  persönlich haben die zwei Goldmedaillen vom sympathischen polnischen Skispringer Kamil Stoch sehr gefreut. Er ist am 25. Mai 1987 in Zakopane zur Welt gekommen. Ich habe damals in den 80igern oft in Polen Urlaub gemacht. 1988 bei einer langen und intensiven Rundfahrt mit dem Trabant durch Polen auch in Zakopane in der Natur fernab offizieller Zeltplätze mit einem Kumpel und seinem Sohn gezeltet. Unsere damaligen Frauen mochten uns nicht auf eine abenteuerliche Fahrt mit inoffiziellen aufbauen des kleinen Zeltes begleiten. So blieben ihnen spektakuläre Erlebnisse vorenthalten. Gerne erinnere ich mich an die bemerkenswerte Bergtour auf den Rysy. Die polnische Mentalität hat mir gefallen. Offen, selbstbewusst, stolz und von einem starken Freiheitswillen durchdrungen. Wir haben damals auch die schwarze Madonna von Czestochowa und die Werft in Gdansk (Danzig) gesehen. Frische Blumen vor dem Werktor im Gedenken an ermordete Arbeiter im Jahr 1971.

Seither reagiere ich sehr allergisch auf Polen-Witze, unangebrachte Überheblichkeit gegenüber unserem Nachbarvolk und habe recht große Sympathien für die Sportlerinnen und Sportler aus Polen. Ich war 1989 selber in Leipzig als Montagsdemonstrant dabei. Im Nachgang gab es ja oft den Kampf um die Deutungshoheit der Ereignisse. War Außenminister Genscher der heimliche Held? Wie hoch war der Anteil von Perestroika und Glasnost Befürworter Michail Gorbatschow? Die russischen Panzer blieben in den Kasernen stehen. Es gab durchaus Gedanken von SED-Hardlinern, die brutale chinesische Variante zu wählen. Was für einen Anteil trug der damalige schwergewichtige Bundeskanzler Kohl für einen friedlichen Wechsel? Mir selber war der unheimlich große Anteil am Abgang des sozialistischen Laborversuchs in der DDR durch die polnischen Menschen, ihren Mut, den beizeiten geprobten aufrechten Gang, sehr bewusst.

Derweil gibt es auch wieder neuen und frischen Content von Schachpublizist Hartmut Metz. Er hatte kürzlich über Fünf Damen bei starker Dame auf dem Brett ausführlich berichtet. In meiner Schachlaufbahn hatte ich noch nie 5 Damen auf dem königlichen Schachfeld. Eva Moser, Österreichs stärkste Spielerin war mit involviert in diese bemerkenswerte Schachpartie. Seit meinem Simultanspiel im Kunsthaus Bregenz gegen Eva Moser verfolge ich Ihre Laufbahn noch ausführlicher.Traveler Digital CameraTraveler Digital CameraTraveler Digital CameraDoch Hartmutz Metz hat in guter Tradition auch wieder diese Woche seine Schachkolumne am Sonntag publiziert unter dem Titel ,,Ostfriesisches Bauernzentrum“ gewinnt und  widmet sich in einem Rückblick auf das niederländische Kultturnier in Wijk aan Zee einer Partie die unter der Rubrik Hirn schlägt Gier ganz gut aufgehoben ist. Die Protagonisten sind die Schachspieler Dominguez und Caruana.

Medaillenspiegel der 26. Vorarlberger Schacholympiade

In meiner Kindheit und Jugend habe ich selber regelmäßig an Schachwettkämpfen teilgenommen. Diese Erfahrungen möchte ich nicht missen. Es waren oft aufregende, spannende und durchaus auch erfolgreiche Stunden. Die eine oder andere Medaille inklusive Urkunde zierte mein Zimmer. Doch das ist Geschichte. Traveler Digital CameraHier hatte ich kürzlich auch über Schachfamilie Reif berichtet und das bemerkenswerte Engagement vom Schachverein Friedrichshafen für den Nachwuchs erwähnt. Die einzelnen Ergebnisse wollte ich noch nachreichen.

Richard Reif belegte einen ehrenwerten 3. Platz bei der 26. Vorarlberger Schacholympiade 2014. 105 Kinder und Jugendliche zeigten ihr Können in Hohenems.

Der Schachklub Hohenems hat den Medaillenspiegel inklusive Verlinkung zu chess-results.com veröffentlicht. Im einzelnen schaut es so aus:

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Der Medaillenspiegel (und Detailergebnisse):

U8: 1. Benjamin Kienböck (SK Hohenems) 2. Brian Gan (SK Kolbenmoor/D) 3. Jonas Loretz (SK Sonnenberg)

U10: 1. Simon Fitz (SK Dornbirn) 2. Maxwell Gan (SK Kolbenmoor/D) 3. Simon Graf (SK Dornbirn)

U12: 1. Manuel Zebandt (SV Jedesheim/D) 2. Alexa Nussbaumer (SK Hohenems) 3. Richard Reif (Friedrichshafen/D)

U14: 1. Christian Kozissnik (SK Wolfurt) 2. Lukas Meier (Sprengschach Will/CH) 3. Phil Notegger (SK Wolfurt)

U16_U18: 1. Felix Bahl (SK Wolfurt) 2. Michael Kuhn (SK Rankweil) 3. Enno Proyer (SK Dornbirn)

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COSMA und die Sehnsucht nach Fußball

Die olympischen Spiele sind durch. Alle Medaillen durch die Sportfunktionäre ausgezählt.

Da hat König Fußball wieder das Zepter in die Hand genommen.

Nein, es war nicht die Woche von Übungsleiter Löw. Auch nicht von Torwart Zieler oder dem Eigentorschützen Khedira.

Da fiel selbst der verschossene Elfmeter von Messi nicht weiter ins Gewicht.

Keine große Zeit zum durchatmen für den Fußballfan.

Die Bundesliga steht vor der Tür. 

Gelegenheit ein hochinteressantes Video der Berliner Band COSMA aus dem Archiv von 2010 zu holen. Vorhang auf! 

Abschied vom Medaillenspiegel

Die olympischen Spiele von London im Jahr 2012 sind auch bereits wieder Geschichte. Sportfunktionäre haben so ihre Schwierigkeiten mit Zielvorgaben, Medaillenprognosen und dem ganzen Kram. Nun der Medaillenspiegel wird total überbewertet. Nasskalt ist hier unten vorbei und es scheint die Sonne in bester Form, der Himmel ist blau, die Temperaturen bei 28 Grad. So fühlt sich Sommer an.

Hier am Bodensee sind die Strandbäder gut gefüllt, es wird geschwommen, Tischtennis gespielt, eine Partie auf dem Großschachfeld mit großer Konzentration und Lust geführt, Volleyball auf sandigen Untergrund gepowert und die Segelboote sind auf dem grandiosen See auch zahlreich unterwegs. Der Medaillenspiegel ist nicht wirklich ein riesiges Thema. Gastronomen erfreuen sich der gut besuchten Freisitze. Einheimische wie Touristen genießen das Panorama auf die Berge. Ob Deutschland jetzt 1. oder 4. oder 6. oder 8. oder gar 12. oder ungeplant 15. der berühmt-berüchtigten Nationenwertung geworden ist, spielt bei den Menschen hier am Bodensee nicht die entscheidende Rolle. Es ist kein Aufreger. Die Schwäbische Zeitung hat ab morgen auf dem Sportteil wieder vermehrt Platz. Es muss keine statistische Aufbereitung der Medaillen mehr gedruckt werden. Die Spiele in London sind einfach durch.

Derweil gibt es auch wieder Lebenszeichen von Übungsleiter Löw. Trainer Baade nimmt sich der Sache unter dem Titel Einen neuen Tiefpunkt erwühlt an. Die Zeiten werden rauher.

Meine olympische Wunschliste

Meine ersten olympischen Spiele waren die von Innsbruck. Der Fernseher war schwarz-weiss, die Bilder schneiten in mein Zimmer. Wir schrieben das Jahr 1976. Später folgte im Sommer Montreal. Seitdem ist viel passiert. Länder wie die UdSSR oder die DDR gibt es nicht mehr auf der  geopolitischen Landkarte.

Die Anzahl der Fernsehsender war sehr überschaubar.

Die genannten Länder dominierten im Winter und Sommer den berühmt-berüchtigten Medaillenspiegel.

Meine Ansprüche an Sportübertragungen sind seitdem gestiegen.

Nicht überall wo Sportjournalismus drauf steht findet sich selbiges auch wieder.

Entertainment, oberflächliches Geplaudere gibt es in inflationärer Dosis.

Die zahlreichen Minuten müssen gefüllt, die täglichen Zeitungsseiten gedruckt, die vielen Radiosendungen an den Zuhörer gebracht werden.

Meine persönliche olympische Wunschliste

1. Lasst doch das hecheln und schielen nach der Nationenwertung.

2. Respekt den Leistungen aller Sportler, auch aus kleinen Ländern.

3. Sportkompetenz sollte die Basis der Berichterstattung sein.

4. Weniger Schubladendenken.

5. Beim Doping nicht rumeiern.

6. Funktionären auch kritische Fragen stellen.

7. Sportler wegen medaillenlosen Rängen nicht in die Pfanne hauen.

8. Sogenannte Randsportarten auch in die Sportschau rund ums Jahr.

9. Begeisterung tief aus dem inneren heraus.

10. Olympische Sternstunden die den Tag überdauern

Fernab der olympischen Spiele schlägt sich derweil ein deutscher Ministerpräsident mit Sorgen herum. Die taz titelt ob der Nürburgring-Pleite Kurt Beck droht der Totalschaden.

Politik und Sport ist ja eh nie so zu trennen. Wer wüsste dies nicht besser zu dokumentieren wie der journalistische Vollblutstürmer und London-Live Blogger Jens Weinreich.

Einer der engagiertesten Sportblogger ist wie immer Kai Pahl alias dogfood auf allesaussersport. Genial.

Auf olympia.ard gibt es legendäre Olympiamomente von Nurmi, Owens, Hary, über Beamon, der Black Power in Mexiko City mit Smith und Carlos während der 200 Meter Siegerehrung, Meyfarth in München 72, Schwimmdominator Spitz, die 14-Jährige Rumänin Comaneci in Montreal, das Dream Team, Baumanns Momentum auf der Laufbahn, Muhammad Ali bis Bolt und viele andere zu sehen in Bild und Text.  

London 2012: Über die Wichtigkeit vom Medaillenspiegel …

Nein, heute kein Schach. Es sei denn hier, hier und hier. Ich möchte die Gelegenheit nutzen auf ein sehr bemerkenswertes Interview hinzuweisen. Hockeytrainer Markus Weise nimmt kein Blatt vor den Mund und seine Aussagen in der faz sind von einer Offenheit, wie sie sich der geneigte Betrachter der Sportszene von jedem Protagonisten wünschen würde. Weise holte mit den Damen 2004 olympisches Gold. Vier Jahre später gewann er mit den deutschen Herren die begehrte Goldmedaille in Peking. Mit Blick auf London 2012 schneidet er auch die Thematik Medaillenspiegel an.

,,Bei uns entscheidet der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) darüber, welche Person für welchen Sport wichtiger ist. Bei der Überlegung kann eine Rolle spielen, dass eine Mannschaft nur eine Medaille gewinnen kann, aber der Kanu-Verband vielleicht zehn. Wir wissen ja, dass der Medaillenspiegel, also die Nationenwertung, allen sehr wichtig ist. Und weil das so ist, geht es immer darum: Wie investiere ich das Geld?“

Kommt einem bekannt vor. Die Sportfunktionäre der DDR hielten den Medaillenspiegel bei olympischen Spielen einst für den Ausdruck der Überlegenheit ihres gesellschaftlichen Systems. Sportarten mit der Möglichkeit extrem viele olympische Medaillen zu erringen wurden besonders gefördert.

Weise nimmt auch Stellung zur Situation der Ballsportarten in Deutschland, dem deutschen Sportsystem, Reglementierungen bei Olympia, dem Fördersystem in Mannschaftssportarten und fehlenden Geld für die eigene Sportart Hockey.

Pressespiegel Leichtathletik-EM 2010 in Barcelona

Huch, die Leichathletik-EM in Barcelona ist auch bereits wieder Geschichte. So richtig spektakulär war sie nicht. Eher Hausmannskost. Kein Robert Harting mit zerissenem Nike-Shirt wie beim WM Gold in Berlin 2009. Keine Ariane Friedrich mit einem siegreichen Ende im Hochsprung-Krimi mit vorhersehbaren Ende. Mir persönlich fehlte auch Stabhochsprung Queen Jelena Issinbajewa. Ein kleiner Blick in den Pressespiegel.

Die Süddeutsche Zeitung geht der Frage nach: Wie viele Mitarbeiter braucht eine Leichathletik-EM Sendung?

,,Überhaupt nicht bescheiden wollten sich ARD und ZDF offenbar bei der Entsendung von Mitarbeiter. 177 sind es derzeit in Spanien. Öffentlichkeitswirksam – bei Bild – beschwerte sich nun der medienpolitische Sprecher der FDP, Burkhardt Müller-Sönksen: ,,Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Deutschen bei solchen Großereignissen das größte Aufgebot stellen.“ Die Crew der Rai soll 81 Personen umfassen, die der BBC nur 49. Auf jeden deutschen aktiven EM-Teilnehmer, so eine Rechnung, sollen beinahe drei Mitarbeiter von ARD und ZDF kommen.“

Thomas Hahn erinnert in seinem Kommentar Die Leichtathletik kämpft für die Süddeutsche Zeitung auch an die überzogene Schelte nach den ersten zwei Tagen ohne Medaillen für das deutsche Leichtathletikteam in Barcelona:

,,Die Kritik am deutschen Team nach den ersten beiden medaillenlosen EM-Tagen ist überzogen gewesen. Die leistungssportliche Ausrichtung des Verbandes DLV sieht Führung mit Rücksicht auf den freien Wettbewerb der Ideen vor und ein strenges Bekenntnis gegen dopingförderndes Anspruchsdenken – das bleibt auch dann richtig, wenn die deutsche Mitfavoritin ihr Diskus-Finale verpatzt.

Die FAZ zieht eine Bilanz aus deutscher Sicht und titelt Der deutsche Weg heißt Individualismus. Sie verweist unter anderen auf die sehr bemerkenswerten und recht unterschiedlichen Ausgangspositionen der Goldmedaillengewinnerinnen:

,,Von der angehenden Ärztin Linda Stahl, die in ihrer Freizeit zweimal täglich Speerwerfen trainiert, über die Polizeiobermeisterin Betty Heidler, die Hammerwerfen als Beruf versteht und ein Jurastudium als Hobby pflegt, bis zur Sprinterin Verena Sailer, die mit gestrecktem Bein durch die Halle hoppelt und an Maschinen trainiert, die ihr Trainer zusammengeschweißt hat, stehen diese drei Europameisterinnen für die ganz individuellen Wege zum persönlichen Erfolg.“

So ganz ohne Blick auf den Medaillenspiegel geht es dann auch bei der FAZ nicht. Die heilige Kuh Nationenwertung ist immer ein Dauerthema.

,,Die Führung des Deutschen Leichtathletik-Verbandes hat in Spanien erlebt, dass ihr Ziel, die Nummer eins in Westeuropa zu werden, offenbar (noch?) ein bisschen hoch gegriffen ist. Obwohl die deutsche Nationalmannschaft 16 Medaillen gewann – und damit mehr als bei der EM vor vier Jahren in Göteborg und bei der Heim-WM im vergangenen Sommer – hatten das britische und das französische Team, ganz zu schweigen vom überlegenen russischen, deutlich öfter gesiegt.“

Die Nationenwertung kennt einen souveränen Sieger. Russland. Nicht überraschend. Zeit Online widmet sich dem Thema Warum die Russen die EM dominiert haben.

,,Die Russen haben in quasi allen Bereichen ein Reservoir an Talenten. Die treiben sich durch gegenseitigen Konkurrenzkampf nach oben, am Ende schaffen es die körperlich und mental stärksten ins Nationalteam. Die Athleten, die dann bei einem Höhepunkt antreten, sind enorm nervenstark, weil sie diese Wettkampfhärte im eigenen Land hatten ausgiebig trainieren können.“

Die Berliner Morgenpost wirft einen Blick auf den letzten Wettkampftag und titelt Ein glänzendes Finale und widmet sich Weitsprung-Europameister Christian Reif:

Schon in der Qualifikation hatte es Christian Reif sehr spannend gemacht: Erst im dritten Versuch sicherte er sich den Platz im Endkampf, allerdings mit 8,27 Meter. Das war dann auch der weiteste Satz aller Teilnehmer, und der Deutsche hatte damit seine europäische Jahresbestleistung eingestellt. Und gestern im Finale ging’s ihm erst einmal genauso: erster Versuch ungültig, der zweite nur 7,87 Meter, das Aus drohte.

Dann war Nervenstärke gefragt. Christian Reif zeigte eine bemerkenswerte mentale Kraft.

„Doch dann: 8,47 Meter im dritten Versuch, die klare Führung. Noch keiner sprang 2010 weltweit weiter. Gleich um 20 Zentimeter verbesserte der Saarbrücker seine persönliche Bestweite. Niemand sollte mehr weiter springen. Und dann konnte man den 25-Jährigen kaum noch einfangen.“

Der nächste Höhepunkt in der Leichtathletik findet am 19. August statt. Ein Spektakel. Die Rede ist vom Züricher Diamond-League-Meeting.