Reblog: Kommentar von Michael Wiemer zur Fußball-Bundesliga 2014/2015 (3)

Nein, so schnell wollte ich den Kommentar zu Borussia Mönchengladbach nicht aus dem Archiv holen. Er war ja noch gar nicht richtig abgehangen. Doch die Dinge überschlugen sich die letzten Tage beim einstigen Bayern München Konkurrenten aus den 70-igern. Die Fohlenelf sorgte für Schlagzeilen. Sie, die in dieser Saison mit 0 Punkten aus 5 Spielen einen Fehlstart hinlegte. Der Coach stand nicht zur Disposition. Doch es kam anders. Involviert waren in diesen Septembertagen des Jahres 2015 insbesondere Ex-Trainer Lucien Favre und Sportchef Max Eberl. Dann am Montag die eiligst einberufene Pressekonferenz. 2 Tage vor dem wichtigen Punktspiel gegen den FC Augsburg am 6. Spieltag. Eine Englische Woche vor der Brust. Timing ist alles. Also dann halten wir uns nicht weiter mit der Vorrede auf und tauchen in das Archiv hinein.

Reblog: [29. Mai 2015] Kommentar von Michael Wiemer zur Fußball-Bundesliga 2014/2015 (3)

Nach dem Rückblick auf die Saison beim Branchenprimus Bayern München und dem ambitionierten Vizemeister VfL Wolfsburg dröseln wir heute die Tabelle weiter auf. Es geht mit dem Tabellendritten der Fußball-Bundesliga 2014/2015 weiter. In aller Ruhe.

Heute Borussia Mönchengladbach.

Michael Wiemer über die Platzierung von Borussia Mönchengladbach

Borussia Mönchengladbach war in den Siebzigern ein Versprechen. Sie heimsten Titel ein und machten sich mit ihrem Angriffsstil Freunde über die regionalen Grenzen. Die Fohlen Elf begeisterte mit atemberaubenden Fußball. 1970, 1971, 1975, 1976 und 1977 wurde Borussia deutscher Meister. Dazu kam die Vizemeisterschaft in den Jahren 1974 und 1978 sowie DFB-Pokalsieger 1973. Jenem Pokalfinale mit der spektakulären Selbsteinwechslung von Günter Netzer, der im vergangene Jahr hier am Bodensee in der Uni Konstanz über seine Laufbahn inklusive den Umständen seiner Einwechslung entspannt plauderte.

Foto (9)

Foto:  © Copyright – Michael Wiemer  

Auch auf internationalen Parkett gab es für Borussia Mönchengladbach großartige Erfolge die sich heute noch auf dem Vereinsbriefkopf gut machen. UEFA-Cup Sieger 1975 und 1979. Dazu der Einzug ins UEFA-Cup Finale in den Jahren 1973 und 1980. 1977 war Borussia Mönchengladbach zudem Finalist im Europapokal der Landesmeister gegen den FC Liverpool in Rom. Doch wir wollen nicht zu sehr in Nostalgie baden. Am 1. August 2015 feiert Borussia Mönchengladbach seinen 115. Geburtstag der Gründung. Schneidig sahen die Herren um 1900 aus.

Schwenk in die Neuzeit. Borussia Mönchengladbach wird in der Bundesligasaison 2014/2015 zu Recht Tabellendritter und schafft die direkte Qualifikation für die Champions-League. 19 Siege, 9 Unentschieden und nur 6 Niederlagen (Bayern München und der VFL Wolfsburg mussten 5 Verlustpartien hinnehmen) ergaben 66 Punkte und ein Torverhältnis von 53:26. Die Borussia mit dem souveränen Torwart Sommer musste die zweitwenigsten Gegentore in der Saison nach Bayern München hinnehmen. In der vergangenen Saison waren es 43 Gegentreffer und insgesamt 55 Punkte bei 11 Niederlagen. Verbunden mit dem Tabellenplatz 6 im Sommer 2014. Der Trend zeigt bei der Mannschaft von Lucien Favre nach oben. 2011 musste Borussia ja bekanntlich gar um den Abstieg bangen und sich in die Nervenprüfung Relegation in zwei Duelle mit dem VfL Bochum begeben. Jetzt kann man genüsslich die Duelle des Hamburger SV mit dem Karlsruher SC von der Couch aus beobachten.

Michael Wiemer über Max Eberl

Erfolg hat viele Väter. Im Misserfolg ist man Waisenkind. So der Volksmund gerne an Stammtischen. Der Erfolg von Borussia Mönchengladbach hat aber auch zwei Namen. Zum Trainer kommen wir gleich. Jetzt wird hier erst eine Lanze für Sportdirektor Max Eberl gebrochen. Ich mag seine unaufgeregte Art. Sein Geschick in Interviews, das verschmitzte Lächeln. Kein Jammern wenn Leistungsträger in den letzten Jahren (erinnert sei an Dante oder Reus) den Weg in monetär stärkere Fußballclubs suchten. Er fand immer wieder neue Spieler, harmonierte mit dem Trainer sehr gut zusammen. Spieler die nicht zu halten waren wurden durch smarte Transfers ersetzt. Nehmen wir für die letzte Saison nur die Torwartposition. Marc-André ter Stegen wechselste letzten Sommer von der Borussia zum FC Barcelona und hat in Kürze einen Betriebsausflug mit den Katalanen nach Berlin im Terminkalender. Max Eberl holte Keeper Yann Sommer vom FC Basel. Ein weiterer gelungener Transfercoup vom Sportdirektor.

Michael Wiemer über den Trainer vom VfL Wolfsburg

Soll ich ehrlich sein? Als Lucien Favre damals in Berlin im Hotel Adlon eine Pressekonferenz einberief um seine Sicht der Dinge in Sachen Demission bei Hertha BSC darzulegen, dachte ich: Ihn werden wir wohl nicht wieder in der Bundesliga sehen. Das fand ich schade. Vom Typ mochte ich ihn. Die Pressekonferenz muss man sich erst mal trauen. Das zog er durch. Aber Bundesligavereine sind ja zuweilen sehr nachtragend. Es wird zwar auch immer ein Charakterkopf auf der Trainerbank ins Anforderungsprofil geschrieben, jedoch zu viele Ecken und Kanten schreckt Präsidenten sowie Sportdirektoren auch oft ab. Selbstverständlich gab es damals in Deutschland ein großes Medienecho auf den Auftritt von Lucien Favre im Nobelhotel Adlon. Tauchen wir doch einfach in einen Text von Welt Online unter dem Titel Die Selbstmontage des höflichen Monsieur Favre aus dem Herbst 2009.

,,Die private Pressekonferenz des früheren Hertha-Trainers Lucien Favre geriet zu einer Farce im Berliner Hotel „Adlon“. Der Schweizer demontierte sich bei seiner Abschiedsrede selbst. Nach dieser Vorstellung dürfte es für den 51-Jährigen schwer werden, noch einmal einen Bundesligisten zu trainieren.“

Nun, Max Eberl hatte im Februar 2011 den Mut Lucien Favre nach Gladbach zu holen. Die Borussia stand im tiefen Abstiegskampf. 7 Punkte Rückstand auf einen Relegationsplatz. Tabellenschlusslicht. Es gibt bequemere Ausgangspositionen für einen Coach. Der Schweizer Trainer brachte die Mannschaft über die besagte Relegation mit Bochum in den sicheren Bundesligahafen. Favre ist ein Trainer, der die Puzzleteile geschickt zusammensetzt, der Mannschaft eine Spielphilosophie nicht nur als schicke Phrase sondern als Erfolgswerkzeug mit an die Hand gibt. Als Spieler war er 1983 Schweizer Fußballer des Jahres. Lucien Favre wird eine akribische Arbeitsweise nachgesagt. Er tüftelt an jedem Detail. Er ist konsequent bei der Ausübung dieser Detailarbeit.

Michael Wiemer vergibt eine Zeugnisnote für Borussia Mönchengladbach

Tabellenplatz 3 mit 66 Punkten und dem Einzug in die Champions-League ist aller Ehren Wert. Unter Berücksichtigung der Ausgangslage ist dies sehr gut. Die Mannschaft wirkte gefestigt, war in der Lage auch Spitzenduelle wie bei Bayern München zu gewinnen. Gladbach war für die Bundesligakonkurrenten kein Wunschgegner. Ambitionierte Mannschaften wie Schalke oder Borussia Dortmund distanzierte man mit 18 bzw. 20 Punkten. Max Eberl und Lucien Favre strahlen eine Ruhe aus, die ich im hektischen Bundesligaalltag als sehr angenehm empfinde. Borussia Mönchengladbach bekommt von mir für den 3. Platz in der Bundesligasaison 2014/2015 die Zeugnisnote 1.

Kommentar von Michael Wiemer zur Fußball-Bundesliga 2014/2015 (3)

Nach dem Rückblick auf die Saison beim Branchenprimus Bayern München und dem ambitionierten Vizemeister VfL Wolfsburg dröseln wir heute die Tabelle weiter auf. Es geht mit dem Tabellendritten der Fußball-Bundesliga 2014/2015 weiter. In aller Ruhe.

Heute Borussia Mönchengladbach.

Michael Wiemer über die Platzierung von Borussia Mönchengladbach

Borussia Mönchengladbach war in den Siebzigern ein Versprechen. Sie heimsten Titel ein und machten sich mit ihrem Angriffsstil Freunde über die regionalen Grenzen. Die Fohlen Elf begeisterte mit atemberaubenden Fußball. 1970, 1971, 1975, 1976 und 1977 wurde Borussia deutscher Meister. Dazu kam die Vizemeisterschaft in den Jahren 1974 und 1978 sowie DFB-Pokalsieger 1973. Jenem Pokalfinale mit der spektakulären Selbsteinwechslung von Günter Netzer, der im vergangene Jahr hier am Bodensee in der Uni Konstanz über seine Laufbahn inklusive den Umständen seiner Einwechslung entspannt plauderte.

Foto (9)

Foto:  © Copyright – Michael Wiemer  

Auch auf internationalen Parkett gab es für Borussia Mönchengladbach großartige Erfolge die sich heute noch auf dem Vereinsbriefkopf gut machen. UEFA-Cup Sieger 1975 und 1979. Dazu der Einzug ins UEFA-Cup Finale in den Jahren 1973 und 1980. 1977 war Borussia Mönchengladbach zudem Finalist im Europapokal der Landesmeister gegen den FC Liverpool in Rom. Doch wir wollen nicht zu sehr in Nostalgie baden. Am 1. August 2015 feiert Borussia Mönchengladbach seinen 115. Geburtstag der Gründung. Schneidig sahen die Herren um 1900 aus.

Schwenk in die Neuzeit. Borussia Mönchengladbach wird in der Bundesligasaison 2014/2015 zu Recht Tabellendritter und schafft die direkte Qualifikation für die Champions-League. 19 Siege, 9 Unentschieden und nur 6 Niederlagen (Bayern München und der VFL Wolfsburg mussten 5 Verlustpartien hinnehmen) ergaben 66 Punkte und ein Torverhältnis von 53:26. Die Borussia mit dem souveränen Torwart Sommer musste die zweitwenigsten Gegentore in der Saison nach Bayern München hinnehmen. In der vergangenen Saison waren es 43 Gegentreffer und insgesamt 55 Punkte bei 11 Niederlagen. Verbunden mit dem Tabellenplatz 6 im Sommer 2014. Der Trend zeigt bei der Mannschaft von Lucien Favre nach oben. 2011 musste Borussia ja bekanntlich gar um den Abstieg bangen und sich in die Nervenprüfung Relegation in zwei Duelle mit dem VfL Bochum begeben. Jetzt kann man genüsslich die Duelle des Hamburger SV mit dem Karlsruher SC von der Couch aus beobachten.

Michael Wiemer über Max Eberl

Erfolg hat viele Väter. Im Misserfolg ist man Waisenkind. So der Volksmund gerne an Stammtischen. Der Erfolg von Borussia Mönchengladbach hat aber auch zwei Namen. Zum Trainer kommen wir gleich. Jetzt wird hier erst eine Lanze für Sportdirektor Max Eberl gebrochen. Ich mag seine unaufgeregte Art. Sein Geschick in Interviews, das verschmitzte Lächeln. Kein Jammern wenn Leistungsträger in den letzten Jahren (erinnert sei an Dante oder Reus) den Weg in monetär stärkere Fußballclubs suchten. Er fand immer wieder neue Spieler, harmonierte mit dem Trainer sehr gut zusammen. Spieler die nicht zu halten waren wurden durch smarte Transfers ersetzt. Nehmen wir für die letzte Saison nur die Torwartposition. Marc-André ter Stegen wechselste letzten Sommer von der Borussia zum FC Barcelona und hat in Kürze einen Betriebsausflug mit den Katalanen nach Berlin im Terminkalender. Max Eberl holte Keeper Yann Sommer vom FC Basel. Ein weiterer gelungener Transfercoup vom Sportdirektor.

Michael Wiemer über den Trainer vom VfL Wolfsburg

Soll ich ehrlich sein? Als Lucien Favre damals in Berlin im Hotel Adlon eine Pressekonferenz einberief um seine Sicht der Dinge in Sachen Demission bei Hertha BSC darzulegen, dachte ich: Ihn werden wir wohl nicht wieder in der Bundesliga sehen. Das fand ich schade. Vom Typ mochte ich ihn. Die Pressekonferenz muss man sich erst mal trauen. Das zog er durch. Aber Bundesligavereine sind ja zuweilen sehr nachtragend. Es wird zwar auch immer ein Charakterkopf auf der Trainerbank ins Anforderungsprofil geschrieben, jedoch zu viele Ecken und Kanten schreckt Präsidenten sowie Sportdirektoren auch oft ab. Selbstverständlich gab es damals in Deutschland ein großes Medienecho auf den Auftritt von Lucien Favre im Nobelhotel Adlon. Tauchen wir doch einfach in einen Text von Welt Online unter dem Titel Die Selbstmontage des höflichen Monsieur Favre aus dem Herbst 2009.

,,Die private Pressekonferenz des früheren Hertha-Trainers Lucien Favre geriet zu einer Farce im Berliner Hotel „Adlon“. Der Schweizer demontierte sich bei seiner Abschiedsrede selbst. Nach dieser Vorstellung dürfte es für den 51-Jährigen schwer werden, noch einmal einen Bundesligisten zu trainieren.“

Nun, Max Eberl hatte im Februar 2011 den Mut Lucien Favre nach Gladbach zu holen. Die Borussia stand im tiefen Abstiegskampf. 7 Punkte Rückstand auf einen Relegationsplatz. Tabellenschlusslicht. Es gibt bequemere Ausgangspositionen für einen Coach. Der Schweizer Trainer brachte die Mannschaft über die besagte Relegation mit Bochum in den sicheren Bundesligahafen. Favre ist ein Trainer, der die Puzzleteile geschickt zusammensetzt, der Mannschaft eine Spielphilosophie nicht nur als schicke Phrase sondern als Erfolgswerkzeug mit an die Hand gibt. Als Spieler war er 1983 Schweizer Fußballer des Jahres. Lucien Favre wird eine akribische Arbeitsweise nachgesagt. Er tüftelt an jedem Detail. Er ist konsequent bei der Ausübung dieser Detailarbeit.

Michael Wiemer vergibt eine Zeugnisnote für Borussia Mönchengladbach

Tabellenplatz 3 mit 66 Punkten und dem Einzug in die Champions-League ist aller Ehren Wert. Unter Berücksichtigung der Ausgangslage ist dies sehr gut. Die Mannschaft wirkte gefestigt, war in der Lage auch Spitzenduelle wie bei Bayern München zu gewinnen. Gladbach war für die Bundesligakonkurrenten kein Wunschgegner. Ambitionierte Mannschaften wie Schalke oder Borussia Dortmund distanzierte man mit 18 bzw. 20 Punkten. Max Eberl und Lucien Favre strahlen eine Ruhe aus, die ich im hektischen Bundesligaalltag als sehr angenehm empfinde. Borussia Mönchengladbach bekommt von mir für den 3. Platz in der Bundesligasaison 2014/2015 die Zeugnisnote 1.

Kritik an Übungsleiter Löw: „Die Mannschaft wird in Brasilien wieder nichts gewinnen.“

Stammleser wissen, dass ich  sehr kritisch gegenüber Übungsleiter Löw bin. Erinnert sei an meine Ausführungen nach dem Aus im vercoachten Halbfinale gegen Italien bei der EM 2012.

,,Joachim Löw ist seit 1994 Trainer im Männerbereich. Das sind lange 18 Jahre. In diesem respektablen Zeitraum gab es für den ehemaligen Freiburg Spieler an zählbaren Erfolgen den DFB-Pokalsieg 1997 mit dem VfB Stuttgart gegen Energie Cottbus. Weiterhin steht die österreichische Meisterschaft mit dem FC Tirol Innsbruck im Jahr 2002 zu Buche. Die Mannschaft von Energie Cottbus spielte damals noch in der drittklassigen Regionalliga. Beim FC Tirol konnte Joachim Löw auf die Arbeit von seinem Vorgänger Kurt Jara aufbauen der bereits 2001 und 2000 mit dem Team Meister in Österreich wurde.

Andere Engagements von Übungsleiter Löw wie beim damaligen zweitklassigen Karlsruher SC in der Saison 99/2000 oder der darauffolgenden Saison bei Adanaspor in der Türkei beinhalteten bittere Erfahrungen. Er stand noch nicht einmal das jeweilige komplette Spieljahr durch. Aufgrund von Erfolglosigkeit kam es bei beiden Vereinen zur Kündigung des Arbeitspapieres.

Natürlich hat sich Joachim Löw seit damals weiterentwickelt. Doch wenn die Trainerbilanz nüchtern auf Zahlen, Daten, Fakten abgeklopft wird ist die Titelausbeute doch sehr mager.“

Ja, ich sehe die Tätigkeit von Übungsleiter Löw mit kritischen Augen. Doch ich kann den Job nicht 365 Tage im Jahr komplett ausfüllen. Flankierende Hilfe erhielt ich in dieser Woche vom zweimaligen Vizeweltmeister und ehemaligen Bayern München Double-Gewinner Trainer Felix Magath mit seiner Kritik. Aber es ist keine Einzelstimme. Auch der Weltmeister von 1990, Thomas Berthold sieht Übungsleiter Löw und die Mission WM-Titel kritisch. In einer der zahlreichen WM-Publikationen an Fußball-Magazinen im Zeitschriftenhandel gab er seine Erwartungshaltung in puncto – Wie weit kommt die DFB-Elf? mit Viertelfinale an. Diese Woche legte Berthold nach. Oliver Fritsch, einer der kompetentesten Fußballjournalisten Deutschlands, in seinem Bericht über ein „kreidebleiches“ Spiel der Mannschaft von Übungsleiter Löw gegen Polen auf Zeit Online flechtete die Skepsis vom Weltmeister und ehemaligen Bayern München Profi mit ein:

,,Thomas Berthold war auch da. Der Weltmeister von 1990 sagte bös: „Die Mannschaft wird in Brasilien wieder nichts gewinnen.“ Berthold war nicht persönlich in Hamburg, er saß bei Lanz, im Presseraum lief ZDF. Bertholds Statement wurde in der Bauchbinde eingeblendet. Der Ton des Monitors war abgedreht, weil gerade Joachim Löw das 0:0 gegen Polen analysierte.“

Jenes torlose Spiel gegen ein Polen ohne Robert Lewandowski glich in der Aufstellung eher einem zusammengewürfelten Kader. Oliver Fritsch legte auch gleich nochmals den Finger in die Wunde ob des angriffsarmen und dahinplätschernden Kicks.

,,Die beiden Tormänner hätten eine gemeinsame anderthalbstündige Hafenrundfahrt machen können, am Ergebnis hätte das nichts geändert. Ein Fußballspiel als Sedativum. Er habe sich sehr gut unterhalten, sagte Löw.“

Ja, diesen Unterhaltungswert, den Übungsleiter Löw gesehen haben will, hatte er wohl an diesem Abend fast exklusiv. Nun brauchen Testspiele sicher nicht überbewertet werden, doch das Aufstellungskarussell hat es auch bis auf die Seite vom Satiremagazin Postillion geschafft. Sie titeln mit Blick auf das nächste anstehende Testspiel gegen Kamerun: Jogi Löw nominiert 9 Handballer, 7 Eishockeyspieler und 3 Curler für nächstes Länderspiel.

Um noch eine abschließende Kritik von zwei im deutschen Fußball sich ganz ordentlich auskenndenden Personen zu bringen: Auch die Herren Tuchel (brachte zum Abschluss seiner intensiven Trainerlaufbahn bei Mainz 05 die Mannschaft in die Europaleague) und Gladbachs erfolgreichen Sportdirektor Max Eberl waren laut Sport Bild wenig amüsiert über den Kader für das Länderspiel gegen Polen.Traveler Digital Camera

Stop. Eine Stimme mit einer skeptischen Sicht auf die Dinge haben wir noch. Michael Horeni, widmet sich in seinem kritischen Kommentar bei der FAZ dem Thema Löws Klein-Klein und merkt an:

,,Jetzt nimmt Löw doch 27 Spieler mit ins Trainingslager. Und plötzlich ist Christoph Kramer dabei. Der Wackelkurs entspricht der Entscheidungsschwäche eines Bundestrainers, der sich immer wieder schwer damit getan hat, sich personell festzulegen.“

Der Journalist Horeni weist auch darauf hin wie es anders geht und gibt Brasiliens erfolgreichen und smarten Weltmeistercoach Felipe Scolari die Bestnote für sein entschlossenes Verhalten bei der Nominierung des Kaders.