Vor 58 Jahren: FDGB-Pokalendspiel SC Lok Leipzig – SC Empor Rostock

Beamen wir uns heute in die Fußballwelt der DDR. Solche Rückblicke hatten wir hier auf Sportinsider bereits in Erinnerung der FDGB-Pokalendspiele 1. FC Magdeburg – 1. FC Lokomotive Leipzig 1973 mit den Urgesteinen Schulze, Zapf, Pommerenke, Tyll, Seguin, Mewes, Abraham, Sparwasser, Friese, Geisler, Sekora, Gröbner, Altmann, Frenzel, Matoul oder das Match 1. FC Magdeburg – FC Karl-Marx Stadt 1983 mit Heyne, Stahmann, Halata, Rekordtorschütze Streich, Krahnke, Bähringer, Richter oder SG Dynamo Dresden – PSV Schwerin 1990, dem Jahr der Einheit, mit Matthias Sammer (heute Sportvorstand bei Bayern München), Schößler, Stübner, Pilz, Kirsten (später Torgarant bei Bayer Leverkusen), Gütschow, Minge, Reinke (der einzige Torwart der als Stammkeeper mit zwei Vereinen deutscher Meister wurde – FC Kaiserslautern und Werder Bremen), Baumgart.

Die Geschichte der FDGB-Pokalendspiele hält unzählige Anekdoten, hochklassige Spiele mit Verlängerungen oder Hitchcock-Thriller im Elfmeterschießen bereit. Eigentlich genug Material um einen eigenen Fußballblog aufzulegen oder ein Museum zu gründen.

Es gab eine Zeit da wurden Pokalendspiele auch in kleineren Stadien fernab der Fußballhochburgen gespielt. Terminiert im Dezember, unmittelbar vor Weihnachten. Vor 58 Jahren trafen sich in Karl-Marx-Stadt im Ernst-Thälmann-Stadion der SC Lok Leipzig und der SC Empor Rostock zum FDGB-Pokalendspiel. Die nüchternen Zahlen vom Spiel am 22. Dezember 1957 lesen sich so:

 SC Lok Leipzig – SC Empor Rostock 2:1 n.V

SC Lok Leipzig: G. Busch, Strieglitz, D. Busch, Brandt, Polland, Söllner, Walther, Fischer (46. Konzack), Schoppe, Fröhlich, Behne

SC Empor Rostock: Schröbler, Schmidt, Zapf, Singer, Pöschel, Minuth, Schneider, A. Bialas, Leeb, Zedel, Speth (100. Levknecht)

 Torfolge: 0:1 A. Bialas (53.), 1:1 Schoppe (58.), 2:1 Fröhlich (104., Handelfmeter).

Schiedsrichter: Green (Limbach)

Zuschauer: 6.000 Zuschauer im Ernst-Thälmann-Stadion in Karl-Marx-Stadt

Wer in die Historie des Pokalwettbewerbs in der DDR steigen möchte und dabei bei einem genüsslichen Frühstück Zahlen, Daten, Fakten lesen möchte, für den gibt es einen Service-Bonus.

Foto: © Michael Wiemer

Bitte sehr: Hier geht es zur kompletten statistischen Aufstellung aller FDGB-Pokalendspiele mit dem smarten Einstiegstext:

,,Alle Endspiele um den FDGB-Pokal von 1949 bis 1991 – von Dessau bis Rostock. Rekordpokalsieger sind der 1. FC Magdeburg und Dynamo Dresden mit jeweils sieben Titeln, wobei die Sachsen in elf Endspielen standen. Jeweils drei Mal gewannen die Trainer Heinz Krügel und Hans Meyer den Fußball-Pokal.“

Hans Meyer seine Pokalerfahrung mit Endspielen sollte sich 2007 auch für den 1. FC Nürnberg auszahlen. Seinerzeit coachte Meyer die Franken zum Sieg im DFB-Pokalfinale im Berliner Olympiastadion gegen den VfB Stuttgart und verhinderte in jenem Jahr das Double der Schwaben.

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (32)

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (32)Traveler Digital Camera

Nur gewonnene Endspiele bereiten Freude.

Deutschland – Argentinien

Sonntag, 13. Juli, 21.00 Uhr, Rio de Janeiro, im ARD

Beide traditionsreichen Fußballnationen haben in Ihrer Biografie die Signatur von verlorenen WM-Endspielen.  Die deutschen haben erstmalig in Wembley vor 48 Jahren so ein Brandzeichen bekommen. Es sollten drei weitere verlorene Endspiel dazukommen. Mit vier verlorenen WM-Finals führt die DFB-Elf vor den Niederlande, die auf drei Vizeweltmeisterschaften 1974, 1978 und 2010 schmerzhaft zurückblicken können. Deutschland schmerzt die Erinnerung an 1966, 1982, 1986 und 2002. Argentinien hat zwei tränenreiche Finalniederlagen von 1930 und 1990 in der Vita. Die durch und durch mit Schweiß getränkten Verlustendspiele brannten sich ein wie glühendes Eisen.

Die Argentinier sind für Übungsleiter Löw der unangenehmere Endspielgegner gegenüber den möglich gewesenen Kontrahenten Niederlande. Die argentinische Zeitung La Nacion hat es ganz gut auf den Punkt gebracht:

,,Argentinien ist Finalist wegen seiner Härte und seiner Aufmüpfigkeit.“

Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer hat vor 3 Jahren in seiner Brandrede damals die aktuelle Nationalmannschaft auch kritisiert. Es fehlten ihm Titel, überbordender Ehrgeiz, der Wille sich zum Erfolg notfalls auch zu quälen und der besessene Sammer verwies auf die großen Biografien von Bayern München Spieler , die diese auf dem  internationalen Parkett in der Vergangenheit erreicht hatten. So ganz nebenbei bekam die Frauennationalmannschaft auch noch einen mit. Sie hatte gerad durch fehlende Fokussierung die Heim-WM in den Sand gesetzt. Matthias Sammer meldet sich pünktlich vor Beginn des WM-Endspiels Deutschland gegen Argentinien in Rio auch mit einer Warnung in der tz.

,,Argentinien ist fußballerisch zu beachten, wir sollten nicht in Rückstand geraten.“

Auf geht`s. Nur gewonnene Endspiele bereiten Freude.

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (20)

Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (20)Foto (9)Heute genau vor 3 Monaten am 1. April saß ich im Hörsaal der Uni Konstanz und horchte andächtig den smarten Ausführungen von Günter Netzer beim SWR UniTalk zu. Er zählte dabei auch einige Komponenten auf, die eine Mannschaft benötigt um Weltmeister zu werden. Er verwies unter anderen auf den Baustein Weltklasse-Außenverteidigerpaar. Diese Komponente hat die Mannschaft von Übungsleiter Löw bei diesem Turnier nicht dabei.

Gestern verloren die Teams mit dem Low Budget gegen die finanziellen Schwergewichte. Nigeria und Algerien leisteten großen Widerstand. Die Mannschaft von Übungsleiter Löw trifft jetzt auf Frankreich. Dies war 1982 und 1986 jeweils die Halbfinalpaarung. Die Franzosen dürften da noch Rechnungen offen haben. Die Deutschen waren schuld, dass Michel Platini nie Weltmeister wurde. Hier eine knapp 11-minütige Zusammenfassung des 82er Thrillers von Sport1 in der Rubrik SportHistory auf YouTube.

Heute stehen die letzten beiden Achtelfinals auf dem Programm. Die Lionel Messi Elf spielte wie Brasilien recht ökonomisch in der Vorrunde. Beide südamerikanischen Mannschaften können frühestens am 13. Juli in Rio de Janeiro im Finale aufeinandertreffen. Doch heute steht für Argentinien erst die Partie gegen die Schweiz auf dem Programm.  Christoph Wesemann hat derweil auf Argentinisches Tagebuch übrigens unter dem Titel Die Flohristen: Wie César Luis Menotti, der verrückte Bielsa, Tata Martino und der Papst Argentinien zum Weltmeister machen eine hochinteressante Sache ausgegraben:

,,Mit dem FC Barcelona hat Leo Messi in dieser Saison nichts gewonnen, nicht die Champions League, nicht die Meisterschaft, nicht einmal den Königspokal. Selbst Weltfußballer ist ein anderer Spieler geworden. Bislang hatten so genannte Experten die Schwächephase des Argentiniers mit anhaltendem Verletzungspech, gesundheitlichen Problemen oder schlaflosen Nächten nach der Geburt seines erstes Sohnes Thiago erklärt. Nun aber sind dem Argentinischen Tagebuch über verschiedene Kanäle Dokumente zugespielt worden, die eine andere Deutung nahelegen.“

Die Dokumente sind sauber aufgedröselt in einer atemberaubenden Geschichte. Vielleicht lesen auch die Männer von Ottmar Hitzfeld die Story. Wenn die Schweiz Messi neutralisieren kann, haben sie eine Chance. Übrigens dürften kürzlich bei den 3 Toren von Bayern München Spieler Xherdan Shaqiri gegen Honduras auch die Sektkorken bei Matthias Sammer und Co. geknallt haben. Der Marktwert steigt in solchen Situationen.

Dann steht heute auch noch das  Duell Wilmots gegen Klinsmann an. Beide Trainer haben selber als Spieler WM Erfahrungen gesammelt. Belgien ging mit der Bürde des oft genannten Geheimfavoriten ins Turnier. Sie kamen nie so richtig aus dem Quark, erbeuteten aber 9 Punkte. Effektiver geht es kaum. Die USA profitierte und zehrte vom 2:1 Auftaktsieg gegen Ghana und dem Remis gegen nie richtig ins Turnier gekommene Portugiesen. Gegen Deutschland reichte dann eine Niederlage zum Weiterkommen ins Achtelfinale. Die Belgier haben bisher nur ein einziges Gegentor, durch einen Elfmeter von Algerien hinnehmen müssen. Der 22-Jährige Torwart Thibaut Courtois stand dieses Jahr bereits in einem großen internationalen Finale. Im Champions-League Finale hütete er das Tor von Atletico Madrid. Vor dem Turnier war aus belgischen Kreisen oft die Erinnerung an die großartige WM-Mannschaft von 1986 zu vernehmen, die damals in Mexiko bis in das Halbfinale vordrang und dort nur dem späteren Weltmeister Argentinien mit Diego Maradona weichen musste.

Argentinien – Schweiz  

Dienstag, 01. Juli, 18.00 Uhr, Sao Paulo, im ZDF

Belgien – USA

Dienstag, 01. Juli, 22.00 Uhr, Salvador, im ZDF

Ich erwarte Argentinien und Belgien im Viertelfinale.

Da sammer wieder …

Titel zählen. Matthias Sammer hat dies wie kaum ein anderer in seiner Laufbahn verinnerlicht und leidenschaftlich gelebt. Eine Fußballsaison ohne Titelgewinn ist wie ein Pool ohne Wasser.Traveler Digital CameraTraveler Digital CameraTraveler Digital CameraTraveler Digital CameraTraveler Digital CameraDen ehrgeizigen Matthias Sammer habe ich noch in der DDR-Oberliga spielen sehen.

Der meinungsstarke Matthias Sammer polarisiert. Bei ihm wird Klartext gesprochen.

Er will immer siegen. Nicht die schlechteste Maxime für einen Mann im Profisport.

Dynamo Dresden und 30 Spieler mit DDR-Oberliga Patina

Manchmal kann der Stammtisch gnadenlos in seinen Anforderungen sein. Mal sehen ob ich auf Anhieb noch 30 Dynamo Dresden Fußballer zusammen kriege , die in der DDR-Oberliga gekickt haben.

Also ab 1973, der Herbst sollte sich als ganz erfolgreicher und heißer für den Fußball in dem kleinen Land mit dem sozialistischen Laborversuch entpuppen, war ich 10 Jahre alt. Ab da begann ich mich für den Fußball zwischen Rostock und Suhl zu interessieren. Claus Boden stand damals zwischen den Pfosten des DDR-Meisters von 1973. Der 1. Name von den 30 geforderten Spielern von Dynamo Dresden mit Oberliga Patina wäre also da. Aber wenn ich jetzt jeden einzelnen durchgehe brauche ich ja ewig. Also ich nehme einfach Dixie Dörner, Ganzera, Klaus Sammer, Riedel, Sachse, Schade, Häfner, Wätzlich, Helm, Jakubowski, Weber, Trautmann, Stübner, Gütschow für den Anfang. Wieviel Spieler habe ich bereits zusammen? Gezählt wird später. Weiter. Matthias Sammer, Kotte, M.Müller, Gütschow, Minge, Pilz, Heidler. Bin ich der 30er Marke näher gekommen? Erst ein gepflegtes Frühstück. So viel Zeit muss einfach sein. Genießen. Der Blick frei von Wahlplakaten photogeshopter Politiker. Traveler Digital CameraEin wenig die Großhirnrinde anzapfen. Bruder Wikipedia ist selbstverständlich verboten. Das wäre ja noch schöner. Da halte ich mich für einen Kenner des DDR Fußballs und kriege keine 30 Spieler von Dynamo Dresden zusammen. Das wäre ja wie die Klinsmann Nummer als Vereinstrainernovize bei Bayern München. Kann mir das gut vorstellen. Der Stammtisch lechzt bereits nach einer Freirunde Bier. In diesen Momenten beneide ich Eigenbrötler. Ohne jeglichen Kontakt zu den Mitmenschen. 24 Stunden Single in allen Bereichen. Aber das ist nicht der Weg.

Menschenskinder, selbstverständlich fehlt Eduard Geyer. Sah damals im Rückspiel gegen Bayern München im Sprintduell mit Uli Hoeneß nicht so gut aus. Später hievte er als Coach Energie Cottbus aus der Drittklassigkeit in die Bundesliga. Kreische fehlt auch noch. War Torjäger in den goldenen 70ern. Wie die Selbstverständlichkeit eines Brötcheneinkaufs netzte er die Bälle ein. Unglaublich.

Wie hieß denn gleich nochmal der schwarzhaarige Stürmer, der später in der Bundesliga für die Werkself von Leverkusen auf Torejagd ging. Richtig, Kirsten. Wer fällt mir noch ein? Minkwitz, Jähnig, Lieberam. Nein, Minkwitz spielte doch beim 1. FC Magdeburg. Also den streich ich. Dann gab es den Torwart der für den verletzten Jakubowski beim Uerdingen Debakel herein kam. Ramme. Rau und Richter aus den früheren siebzigern Jahren fallen mir noch ein. Jetzt muss ich bereits an meiner Grosshirnrinde kratzen. Bei Büttner fällt der Groschen. Schulze stand auch im Tor von Dynamo.

Jetzt zähle ich durch. 32 Spieler mit DDR-Oberliga Patina. Der Stammtisch wollte 30 wissen. Ein leises Lächeln überzieht mein Gesicht. Wer jetzt Appetit auf mehr Kolorit aus der kleinen, leidenschaftlich umkämpften und bespielten DDR-Oberliga hat, dem sei ein junges Magazin empfohlen. OstDerby. Sonntag ist OstDerby Tag.

OstDerby Ausgabe 3 - TitelseiteMeine Wenigkeit hat dort auch einen kleinen Text gedichtet über einen Turiner Albtraum am 19. September 1973. Involviert die zwei DDR-Oberliga Mannschaften Dynamo Dresden und der 1. FC Lokomotive Leipzig.

Vor 30 Jahren gewinnt der 1. FC Magdeburg den FDGB-Pokal zum siebenten Mal

Kürzlich hatten wir in einem Rückblick bereits einen Magdeburger FDGB-Pokalerfolg erörtert. Dann folgte der Rückblick auf den Sieg von Matthias Sammer mit Dynamo Dresden 1990. Es ist wieder Zeit für eine Reminiszenz vergangener Endspiele. Heute vor 30 Jahren gewann der 1. FC Magdeburg das FDGB-Pokalfinale in Berlin gegen den FC Karl-Marx-Stadt. Die Zahlen, Daten und Fakten vom 4. Juni 1983 lesen sich so:

1. FC Magdeburg – FC Karl-Marx-Stadt 4:0

1. FC Magdeburg: Heyne, Stahmann, Raugust, Mewes, Schößler, Wittke, Pommerenke, Steinbach, Halata, Streich, Hoffmann.

FC Karl-Marx-Stadt: Krahnke, Bähringer, Birner, Uhlig, Schwemmer, A. Müller, Eitemüller, J. Müller, Neuhäuser, Bemme, Richter.

Torfolge: 1:0 Streich (34.), 2:0 Wittke (37.), 3:0 Streich (53.), 4:0 Pommerenke (87.)

Schiedsrichter: Stenzel (Senftenberg)

Zuschauer: 48.000 im Stadion der Weltjugend

Der DDR-Rekordtorschütze Joachim Streich unterstrich seinen Torinstinkt. Die Partie war beizeiten entschieden. Im selben Jahr wurde der treffsichere Vollblutstürmer nach 1979 zum zweiten Mal vom DDR Fußballfachblatt Die Neue Fußballwoche zum Fußballer des Jahres gewählt. Am Ende seiner langen und erfolgreichen Laufbahn standen auch 102-A Länderspiele, verbunden mit der Bestmarke 55 Tore für die Nationalmannschaft der DDR sowie 229 Tore in der obersten Spielklasse zu Buche. Er war der Albtraum zahlreicher Abwehrspieler und Torhüter. Diese Rekordmarke in der DDR-Oberliga hat Bestand für die Ewigkeit.

Vor 23 Jahren gewinnt Matthias Sammer mit Dynamo Dresden den FDGB-Pokal

Er ist einer der Schlüsselpersonen für das Bayern München Märchen in der Saison 2012/2013 gewesen. Die Rede ist von Matthias Sammer. Jetzt als krönender Abschluss im 1. Arbeitsjahr beim deutschen Rekordmeister nach der Meisterschaft mit Rekordpunktzahl, dem Gewinn der Champions-League im Prestigeduell mit Borussia Dortmund nun auch der DFB-Pokal. Es hallt durch ganz Deutschland: Triple. Respekt. Dabei wollen wir an dieser Stelle nicht die Frauen vom Vfl Wolfsburg vergessen. Sie waren die Ersten mit der atemberaubenden Trilogie Meisterschaft, Champions-League und DFB-Pokal. Doch zurück zu Bayern München.

Den Ritterschlag erhält Matthias Sammer vom Kaiser höchstpersönlich. Weltmeister, lebende Bayern München Legende und Ehrenpräsident Franz Beckenbauer gegenüber dem TV-Sender Sky:

„Ich habe von Anfang an gesagt: Die beste Verpflichtung in den letzten Jahren war Matthias Sammer. Er hat die Mannschaft wieder aufgerichtet, natürlich im Verbund mit Jupp Heynckes und seinen Leuten. Matthias Sammer hat einen ganz ganz großen Anteil daran, dass der FC Bayern heute da ist, wo er immer hin wollte“.

Kann man so stehen lassen. Den ersten Pokalerfolg errang der gebürtige Dresdner noch für die Elbflorenzer. Heute genau auf den Tag vor 23 Jahren gewann Matthias Sammer mit Dynamo Dresden in Berlin als Spieler den FDGB-Pokal. Das Tableau der Partie von damals am 2. Juni 1990 im Jahr der deutschen Einheit liest sich so:

SG Dynamo Dresden – PSV Schwerin 2:1 (1:1)

SG Dynamo Dresden: Schulze, Lieberam, Wagenhaus, Schößler, Büttner, Stübner, Pilz (52. Platzverweis), Sammer, Kirsten, Döschner (74. Radtke), Gütschow (87. Minge).

PSV Schwerin: Reinke, Eggert, Herzberg, Beutling, Stammann, Prange, Drews, Ruppach, Kort, Gottschalk (76. Buchsteiner), Baumgart (66. Benthin).

Torfolge: 0:1 Kort (5.), 1:1 Stübner (18.), 2:1 Kirsten (84.).

Schiedsrichter: Gläser (Breitungen).

Zuschauer: 5.750 im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin

Im Sommer 1990 wechselte Matthias Sammer dann zum Bundesligisten VfB Stuttgart. Aufbruch zu neuen Zielen und Erfolgen.

Das große Glück von Übungsleiter Löw

Basketballfan Wulff kann ein Lied davon singen. Ist der Boulevard erst einmal an einer Person dran und strickt die Storys, Schlagzeilen, Kommentare und Leserbriefe in einer unbarmherzigen Art und Weise, können selbstgezogene Verteidigungslinien wie ein Kartenhaus bei starker Zugluft einstürzen.

Übungsleiter Löw galt bis zum Halbfinalspiel durchaus als Liebling der schlagzeilenträchtigen Presse. Wer sollte die Elf nach dem Sieg gegen Griechenland aufhalten? Löw machte alles richtig. Inclusive Kleidung, Auftritt, taktischen Wechselspielen etc. Nach der 1:2 Niederlage gegen Italien brach die Kritik über ihn wie ein verbaler Tsunami herein. Sie war Holzschnittartig. Nun bin ich kein überbordender Freund von Übungsleiter Löw. Doch die Kritik war in weiten Teilen überzogen, fast bösartig und oft fernab einer seriösen Analyse. Das hätten harte mediale Wochen für Löw werden können. Doch er hatte Glück.

Am Montag nach der EM explodierte die Nachricht von der Verpflichtung Matthias Sammers bei Bayern München. Das große Glück von Übungsleiter Löw.

Der bescheidene Titelsammler blieb seither weitestgehend unbehelligt im Schatten der medialen Ereignisse von München um die Personalie Sammer.

Eine Trainerdiskussion wurde so nicht zum köcheln gebracht.

Dabei gibt es durchaus interessante Aspekte. Stichwort Titelbilanz. Es gibt Trainer die sammeln sie wie Briefmarken und es gibt eher bescheidenere Protagonisten an der Seitenlinie.

Joachim Löw ist seit 1994 Trainer im Männerbereich. Das sind lange 18 Jahre. In diesem respektablen Zeitraum gab es für den ehemaligen Freiburg Spieler an zählbaren Erfolgen den DFB-Pokalsieg 1997 mit dem VfB Stuttgart gegen Energie Cottbus. Weiterhin steht die österreichische Meisterschaft mit dem FC Tirol Innsbruck im Jahr 2002 zu Buche. Die Mannschaft von Energie Cottbus spielte damals noch in der drittklassigen Regionalliga. Beim FC Tirol konnte Joachim Löw auf die Arbeit von seinem Vorgänger Kurt Jara aufbauen der bereits 2001 und 2000 mit dem Team Meister in Österreich wurde.

Andere Engagements von Übungsleiter Löw wie beim damaligen zweitklassigen Karlsruher SC in der Saison 99/2000 oder der darauffolgenden Saison bei Adanaspor in der Türkei beinhalteten bittere Erfahrungen. Er stand noch nicht einmal das jeweilige komplette Spieljahr durch. Aufgrund von Erfolglosigkeit kam es bei beiden Vereinen zur Kündigung des Arbeitspapieres.

Natürlich hat sich Joachim Löw seit damals weiterentwickelt. Doch wenn die Trainerbilanz nüchtern auf Zahlen, Daten, Fakten abgeklopft wird ist die Titelausbeute doch sehr mager.

Mein Bauchgefühl sagt mir für 2014 ebenfalls keinen Titel der DFB-Elf mit Löw in Brasilien voraus. Das ist auch kein Beinbruch. In Portugal galt die Mannschaft um Figo als sogenannte goldene Generation. Titellos trat sie ab. Das Leben ging in Portugal trotzdem weiter.

Matthias Sammer redet Klartext

Es wird frischer Wind mit der Personalie Sammer bei Bayern München einziehen. Darauf darf sich ein jeder auf seine Art freuen. Oder auch nicht. Matthias Sammer polarisiert. Er ist keiner aus der Abteilung Wohlfühl-Kuschel-Rundum Sorglos Paket-zweite und dritte Plätze sind auch gut. Vorigen Sommer lief Sammer zur Hochform auf und redete Klartext.

Königstransfer von Uli Hoeneß: Matthias Sammer

Matthias Sammer habe ich noch in der DDR-Oberliga spielen sehen.

Glückwunsch an Uli Hoeneß. Der Königstransfer 2012.

Titel zählen. Sammer hat dies wie kaum ein anderer in seiner Laufbahn verinnerlicht und leidenschaftlich gelebt.

Nicht alles klappte dabei perfekt. Sein kurzes Intermezzo in Italien oder seine Trainerstation beim VfB Stuttgart seien genannt. Doch wer hat keine Beulen in seiner Biographie?

Matthias Sammer polarisiert.

Er will immer siegen.

Der eine oder andere Spieler wird sich vielleicht erst mit dieser exzessiven Siegermentalität anfreunden müssen. Jene Mentalität, die Bayern einst auszeichnete, war in den letzten zwei Jahren doch etwas verwaist.

Übungsleiter Löw wird aufatmen. Die Schlagzeilen gehören jetzt dem Europameister von 1996.