Deutschlands Handballer zeigen den Piraten wie es geht

Die Piraten ziehen nicht in den niedersächsischen Landtag ein. Ganz anders die Handballnationalmannschaft Deutschlands. Sie ziehen in das Viertelfinale bei der Handball-WM 2013 in Spanien ein.   Erik Eggers hat das Spiel in Barcelona gegen Mazedonien in seinem Artikel auf Der Tagesspiegel skizziert und stellt eine überbordende Freude fest. Das Gegenteil der emotionalen Tiefstimmung der erfolglosen Piraten nach ihrem Desaster bei der Landtagswahl in Niedersachsen.

,,Die deutschen Handballer klopften sich auf die Schenkel und jauchzten, als habe jemand just einen großartigen Witz gerissen. Dabei war Oliver Roggisch, der Abwehrchef aus Mannheim, doch nur einen Tempogegenstoß gelaufen und hatte fünf Minuten vor Schluss zum 26:18 abgeschlossen. Ausgerechnet Roggisch, der Mann fürs Grobe, ein eher limitierter Handballer. „Haben wir gelacht“, sagte Bundestrainer Martin Heuberger.“

Gute Stimmung also bei den Handballern.

Die Piraten dürften an diesem Sonntag eher weniger gelacht haben. Selbst verschuldetes Aus. Wer sich so wenig um die Wähler kümmert, sich in Personalquerelen aufreibt und keinerlei Plan A oder B aufzuweisen hat, braucht sich über das desaströse Wahlergebnis nicht zu beschweren. An der 5% Hürde weit vorbeigeschrammt. Pomadiger Wahlkampf. Twitter Verbal-Schlachten unter den Piraten, nein da lockt man niemanden hinter dem Ofen vor. Dabei war die Konkurrenz nun wahrlich nicht in guter Form oder hatte inhaltlich herausragendes zu bieten. Biederer Durchschnitt reichte oft zum Einzug in den Landtag. Die FDP wird ihr Glück wohl auch in ein paar Tagen noch nicht fassen können. Rösler hin oder her. Die Piraten werden derweil die nächsten Wochen ihre Wunden lecken.

Doch wenden wir uns wieder dem Handball zu. Martin Heuberger kann jetzt eigentlich langsam anfangen seine Mannschaft für höhere Ziele zu motivieren und den Thriller von Moskau sich voller Konzentration zu Gemüte führen. Minimalziel war vor der WM das Achtelfinale. Zumindest hatte ich den Trainer immer so verstanden. Jetzt also unter den besten 8 im Viertelfinale. Das schaut nach den doch eher ernüchternden Ergebnissen der letzten Turniere schon ganz manierlich aus. In der Vorrunde auch Frankreich den Zahn gezogen, dass war bemerkenswert. Jetzt kann die Mannschaft von Martin Heuberger eigentlich ganz frei aufspielen. Damit es wieder was für den Coach und die Mannschaft zu lachen gibt.

Projekt Gold

Die Handball-WM 2013 steht in Spanien auf dem Programm.

Vor 6 Jahren holte Deutschland vor eigenem Publikum Gold.

Ein halbes Jahr später gab es in Dresden die Filmpremiere Projekt Gold.

Ein erneuter Titelgewinn in Spanien wäre eine Überraschung.

Die letzten Turnierergebnisse waren ernüchternd.

  • 11. bei der WM 2011
  • Hauptrunden-Aus bei der EM 2012
  • Zaungast bei den Olympischen Spielen 2012 in London

Die Mannschaft von Martin Heuberger hat nichts zu verlieren.

Das Achtelfinale ist als Minimalziel avisiert.

Handball: Die Ära Heuberger

Die deutschen Handballer hatten 2007 ihr Wintermärchen. Heiner Brand sein Markenzeichen war der markante Schnauzbart. Projekt Gold bei der Heim-WM war der Höhepunkt seiner Trainerlaufbahn. Dieses Jahr dann der Abschied vom Posten des Bundestrainers. Sein Nachfolger Martin Heuberger übernahm ab 1. Juli das Amt vom Weltmeister von 1978 und Championscoach 2007. Die ersten Spiele ließen auf sich warten. Beim aktuellen Supercup in Deutschland gibt es dafür jetzt gleich 3 Spiele. Der Heuberger-Einstand mit Niederlage ist bei der FAZ nachzulesen. Nach Dänemark folgen jetzt noch die Kontrahenten Schweden und zum Abschluss vom Supercup das Spiel gegen Spanien.

Beim Projekt Gold 2007 assistierte Martin Heuberger dem Bundestrainer Heiner Brand. Seine Trainerstärken zeigte der neue Coach jahrelang im Juniorenbereich. Er leistete bemerkenswerte Arbeit. 2009 und 2011 wurden seine Jungs Juniorenweltmeister. Mehr geht nicht. Jetzt also seit dem Sommer die komplette Verantwortung für die Männernationalmannschaft im deutschen Handball. Im interessanten und kurzweiligen Interview mit der Stuttgarter Zeitung sprach er auch das Thema Verletzungsprophylaxe an:

,,Zum einen haben wir zur Verletzungsprophylaxe ein paar Dinge verändert, weil wir da in den letzten Jahren zum Teil arg gebeutelt waren. Da absolvieren wir zum einen ein Beweglichkeitsprogramm mit den Spielern, um muskuläre Defizite festzustellen, wo sie dann auch Hausaufgaben bekommen. Dann wird mit Martin Zawieja im Athletikbereich, sprich mit der Langhantel gearbeitet. Zudem macht Stefan Kloppe ein neues Koordinationsprogramm – Life-Kinetik, womit die Wahrnehmungsfähigkeit und letztendlich auch die Konzentrationsfähigkeit der Spieler gesteigert werden soll.“

Nun, ich möchte da nicht kleinlich sein und eine Brand Kritik hineininterpretieren. Passagen von Interviews muss man auch nicht immer mit dem Seziermesser analysieren. Tritt Heiner Brand nach dem Weltmeistertitel 2007 ab ist er für immer der King. So haben die Ergebnisse nach dem Coup von Köln doch ein wenig am Image gekratzt. Ein Großer bleibt er dennoch. Der Franz Beckenbauer des deutschen Handballs. Weltmeistertitel als Spieler und Trainer. Zwischenfrage: Wann holt Übungsleiter Joachim Löw eigentlich seinen ersten Titel mit der Nationalmannschaft?