Das Elixier der Aufmerksamkeit

Der Sportinteressierte findet zur Zeit eine Vielzahl offener und spannender Baustellen. Monokultur war gestern. Miami Heat fuhr den ersten Sieg gegen das Nowitzki Team Dallas Mavericks ein. Spox titelt zum Duell HEAT VS. MAVS Eine statistische Unfassbarkeit.

 Der Stanley Cup hält für alle Eishockeyfreunde Spannung bereit. Auf dem Eishockey-Blog von Tilman Pauls gibt es eine historische Reminiszenz dazu.

Das Tollhaus FIFA hat auf der Krönungsmesse dem machtbewussten Funktionär Blatter den Segen gegeben. Sportjournalist Jens Weinreich ist seit Jahren profunder Kenner der intimen Vorgänge im monetären Reich der reiferen Herren.  Diese Woche bloggte  er fleißig und unermüdlich über die bizarren Ereignisse von Zürich. Zum Nachlesen der Weinreich Extrakt unter dem Titel: live-Blog aus Zürich: Krönungsmesse für den FIFA-Paten im Ozean der Solidarität

Derweil gibt es noch zwei neue und spektakuläre Neuverpflichtungen zu vermelden. Schach und Fußball. Der deutsche Mannschaftsmeister OSG Baden-Baden legt eine beachtliche personelle Verstärkung hin und der Rekordmeister im Fußball, Bayern München, vermeldet die Schließung einer Lücke zwischen den Pfosten.

Torsten Wieland vom Königsblog verabschiedet den Keeper unter anderen mit folgenden Worten:

,,Ich glaube ich habe alle Deine Profi-Pflichtspiele verfolgt, da fühlt es sich anders an als bei irgendeinem, der nur lange da war. Keine Szene jetzt bitte. Du hast Dich bestimmt vor langer Zeit entschieden. Ich habe mich schon lange damit abgefunden. Blöd ist nur, meinen traurigen Sohn erleben zu müssen, der bis zuletzt hoffte. Aber auch der wird demnächst Dein Poster von der Wand kratzen.“

Ich habe vom Umzug und den zahlreichen Maleraktivitäten noch etwas Farbe im berühmten Alpina Weiß übrig.

Manuel Neuer oder der Fluch eines Blogbeitrags

Gibt es eigentlich den Fluch eines Blogbeitrags? Am 29. April 2011 schrieb ich hier im Blog In Sachen Manuel Neuer:

,,Viele halten Neuer bereits jetzt für den weltbesten Torwart. Menschenskinder, da schießen die Spatzen aber schnell mit ihren Lobeshymnen. Um in die Reihe eines Jaschin, Maier, Zoff, Croy, Rene Müller, Schumacher, Shilton, Jennings, Buffon, Schmeichel, Kahn, van der Sar und anderer sich einzureihen bedarf es noch einiges an Paraden. An sportlichen Erfolgen. An Kontinuität.“

Kaum hatte ich die Zeilen geschrieben fing sich Neuer regelmäßig Tore wie die CDU und FDP ihre aktuellen Wahlniederlagen. 4 Stück in München. 4 weitere Stück auf der Insel bei Manchester United. 3 Stück zu Hause gegen Mainz. 2 Stück zum Abschluss der Bundesliga in Köln. 13 Gegentore in 4 Spielen. Machte einen Durchschnitt von 3,25.

Der Weltklassetorwart Jürgen Croy äußerte einst im Gespräch mit Heinz-Florian Oertel dass jedes 3. Gegentor auf die Kappe des Keepers geht. Oft konnte Neuer im Endspurt der Saison nur noch hinterherschauen. Mir kamen da öfters die Erinnerungen an das spektakuläre, um die Welt gegangene Sportfoto.

Dann das Wechseltheater. Es nervt gewaltig. Die Gerüchteküche brodelt. Beim Pokalumzug die Szene mit dem sogenannten Fan. 

Apropos Transfer und die unendlichen Wasserstandsmeldungen dazu.  Torsten Wieland vom Königsblog schrieb dazu treffend: 

,,Manuel Neuer will auf Schalke nicht verlängern. Das finde ich schade, aber richtig scheiße würde ich es finden, wenn er für 7 Millionen plötzlich doch bleiben wollte. Wenn die in den Medien kolportierten Summen stimmen hat Horst Heldt einen guten Preis für ein Jahr Vertrag ausgehandelt. Ich bin nicht sauer auf Manuel Neuer, aber ich will das ganze Rumgeier auch nicht mehr länger ertragen müssen.“

Natürlich hat Neuer eine exzellente Laufbahn vor sich. Er kann ein ganz Großer werden. Bei einem großen Club in der bayrischen Landeshauptstadt. 

Irgendwann legt sich das mit dem Fluch schon. Darauf möchte man fast wetten.  

In Sachen Manuel Neuer

Mich nervt der Hype um den Schalke Torwart etwas. Okay, im vergangenen Jahr verpasste er den Fairness-Preis bei der Fußball Weltmeisterschaft. Die Aktion gegen England führte auch hier zu kontroversen Diskussionen. Jetzt soll er zu Bayern München wechseln. Es wird wie auf dem Basar in Istanbul um den Preis gefeilscht. Ablösesumme ist eines der am meisten gebrauchten Worte diese Woche gewesen. Am Ende bleiben trotzdem zwei Gegentore gegen eine englische Mannschaft die nicht unfair agierte und keine Schiedsrichterhilfe brauchte.

Neuer noch nicht in einer Reihe mit Jaschin, Maier und Co.

Viele halten Neuer bereits jetzt für den weltbesten Torwart. Menschenskinder, da schießen die Spatzen aber schnell mit ihren Lobeshymnen. Um in die Reihe eines Jaschin, Maier, Zoff, Croy, Rene Müller, Schumacher, Shilton, Jennings, Buffon, Schmeichel, Kahn, van der Sar und anderer sich einzureihen bedarf es noch einiges an Paraden. An sportlichen Erfolgen. An Kontinuität. Ich will jetzt auch gar nicht die böse 0:5 Niederlage gegen Kaiserslautern rauskramen. Neuer konnte einem an dem Tag leid tun. Er konnte für das Debakel am wenigsten. Ach, bin ich heute wieder gemein. Schwamm drüber. Andere Torhüter haben auch Spiele mit vielen Gegentoren erlebt.

Neuer noch nicht im Torwart Olymp und derweil gibt es eine Traumhochzeit

Okay, ich sehe Neuer also noch nicht auf dem Olymp der Welttorhüter. Macht nichts werden seine Fans sagen. Aber für die Presse ist das gefundener Füllstoff für Ihre Seiten. Okay, etwas Platz muss jetzt wohl für die Londoner Traumhochzeit herhalten. Das nervt übrigens auch ein wenig.

Hinz und Kunz über den Sportmonat Juni

Hinz: Hallo Kunz, wir sind spät dran mit dem Rückblick auf den Sportmonat Juni. So eine Fußball WM bringt einen komplett aus dem Rhytmus.

Kunz: Gemach, gemach mein Hinz. Erzähle mir erst von Deinen echten Sorgen.

Hinz: Ach, Kunz. Heute wieder sehr angriffslustig. Wollen wir in den Rückblick auf den Sportmonat Juni einsteigen?

Kunz: Ja. Sonst laufen uns noch die Leser weg. Herr Ober, zwei Kaffee und den gedeckten Apfelkuchen aus der Vitrine. Schaut gut aus. Danke.

Ein Verlängerter in Wien

© Rainer Sturm: Pixelio 

Hinz: Der Juni stand ja im Zeichen des Königs Fußballs. Vielleicht fange ich erst mit den anderen Höhepunkten wie dem Deutschen Meistertitel der Brose Baskets aus Bamberg, dem hochinteressanten Projekt von Bayern München in der Randsportart  Basketball oder den Nachrichten um Schachgenie Bobby Fischer an und komme am Ende auf die Vorrunde und das Achtelfinale der Fußball WM zu sprechen.

Kunz: Mensch Hinz, Du gehst ja richtig systematisch und strukturiert vor. Hast wohl zuviel Öffentlich Rechtliches Fernsehen geschaut? Unser Kaffee kommt. Danke. Hinz leg einfach los.

Hinz: Die Brose Baskets aus Bamberg zeigen großen Sport und werden Meister.

Kunz: Ein nervenzerfetzendes 72:70 in der Frankenhölle gegen die Frankfurter im 5. Playoff-Finalspiel. Mein Respekt. Der bayrische Ministerpräsident  Seehofer mit Fanschal mittendrin. Die Politiker wissen halt meistens sich in Szene zu setzen. Ich erinnere an den Pokalsieg der Fußballer vom 1. FC Nürnberg 2007. Wer kam damals aus München angereist zu den Gratulationsbildern im Rathaus?

Hinz: Der damalige Ministerpräsident Stoiber.

Kunz: So ist es. Aber zurück zum Basketball. Manager Wolfgang Heyder macht seit Jahren einen riesigen Job in Bamberg.  Heyder ist der Architekt der Bamberger Meisterschaft. In Bamberg, einer wunderschönen Stadt mit ca. 70000 Einwohnern, gibt es seit Jahren nur eine ernstzunehmende Sportart. Basketball. Seine Sponsorenakquise weitet er geschickt über den Regionalrand der Stadt Bamberg aus. Seine Philosophie in der Jugendarbeit und der Umgang mit den Entscheidungsträgern in der Wirtschaft sind exzellent und authentisch. Als die Fußballer von Eintracht Bamberg im Herbst 2006 von höheren träumten, mussten sie feststellen wie stark Basketball bei den Sponsoren der Bamberger Basketballer verankert ist. In Bamberg gibt es faktisch nur die Sportart Basketball.

Hinz: Wolfgang Heyder hat immer einen Plan. Er begrüßt auch das Basketballprojekt von Bayern München.  

Kunz: Ein richtig interessantes Projekt. Die Galionsfigur Dirk Bauermann als Coach verpflichtet zu haben ist ein guter Auftakt. München hat ja eine Monokultur im Bezug auf Fußball. Es ist jedoch über den Tellerrand geschaut worden. Madrid oder Barcelona haben auch sehr erfolgreiche Basketballteams. Das Projekt wird professionell angegangen und verspricht Erfolg.

Hinz: Kommen wir zum Schach. Bobby Fischer , der Hauptakteur des Schachmatch des Jahrhunderts von 1972, ging durch die Presse.

Kunz: Die Schachwelt titelte Bobby Fischer wird exhumiert. Es geht um Geld. Um sehr viel Geld. Das Erbe von Bobby Fischer wird auf 2 Millionen Dollar geschätzt. Jörg Hickl erinnert dabei an die Börse von 3,5 Millionen im RE-Match 1992 von Sveti Stefan gegen Spasskij.  Ich mag solche Geschichten eigentlich nicht.

Hinz: Dann noch etwas erfreuliches. THW Kiel wird zum 16. Mal Deutscher Meister im Handball. Der Apfelkuchen schmeckt wieder himmlisch. Der Kaffee ist frisch geröstet. Ich fühl mich gut.

Kunz: Kiel ist diesmal noch nicht vom Thron gestoßen worden in der Ära nach dem Abschied von Schwenker. Sie haben den Angriff der Konkurrenz abgewehrt. THW Kiel ist weiter eine Marke im Handball.

Hinz: Kommen wir zum Fußball. Was sagst Du zur Vorrunde der Fußball WM. Du magst dieses Vorgeplänkel nicht so.

Kunz: Das zieht sich immer wie Gummi. Das Achtelfinale brachte ja dann dieses Spiel mit dem regulären 2:2 von England. Die Engländer sind um ein klares Tor betrogen worden. Neuer wollte keinen Fairnesspreis. Übungsleiter Löw gab nicht die Anweisung an seine Mannschaft im Gegenzug mit dem nächsten Spielzug durch ein Selbsttor die sportliche Fairness herzustellen. Die anderen Spiele im Achtelfinale haben mich nicht vom Sessel gehauen. Eher Hausmannskost. Lass uns  heute Abend bei Spanien gegen Holland richtigen Fußball schaun.

Hinz: Ich übernehm heute die Rechnung.

Nachdenkenswert #60

Längst scheint akzeptiert, dass zum Berufsbild eines gestandenen Profis gehört, den Erfolg mit allen Mitteln – auch unerlaubten – anzustreben. Wäre es nicht ein Gebot der Fairness für Manuel Neuer gewesen, zum Schiedsrichter zu gehen und zu sagen, dass der Ball hinter der Linie war? Aber sicher! So laufen die Spiele auf Bolzplätzen und in Parks ab. Da funktioniert Fairplay ohne Schiedsrichter, Chip im Ball oder Videobeweis. Und: Warum sollte das im Profisport anders sein? Weil es um viel Geld geht? Betrug ist also okay, wenn man ihn begeht, um noch reicher und schöner zu werden? Welch perverser Gedanke!

Andreas Rüttenauer, in einem Kommentar in der taz gegen den

Einsatz eines Videobeweis und dem Blick auf das Verhalten von

Torwart Manuel Neuer im Spiel gegen England