London 2012: Über die Wichtigkeit vom Medaillenspiegel …

Nein, heute kein Schach. Es sei denn hier, hier und hier. Ich möchte die Gelegenheit nutzen auf ein sehr bemerkenswertes Interview hinzuweisen. Hockeytrainer Markus Weise nimmt kein Blatt vor den Mund und seine Aussagen in der faz sind von einer Offenheit, wie sie sich der geneigte Betrachter der Sportszene von jedem Protagonisten wünschen würde. Weise holte mit den Damen 2004 olympisches Gold. Vier Jahre später gewann er mit den deutschen Herren die begehrte Goldmedaille in Peking. Mit Blick auf London 2012 schneidet er auch die Thematik Medaillenspiegel an.

,,Bei uns entscheidet der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) darüber, welche Person für welchen Sport wichtiger ist. Bei der Überlegung kann eine Rolle spielen, dass eine Mannschaft nur eine Medaille gewinnen kann, aber der Kanu-Verband vielleicht zehn. Wir wissen ja, dass der Medaillenspiegel, also die Nationenwertung, allen sehr wichtig ist. Und weil das so ist, geht es immer darum: Wie investiere ich das Geld?“

Kommt einem bekannt vor. Die Sportfunktionäre der DDR hielten den Medaillenspiegel bei olympischen Spielen einst für den Ausdruck der Überlegenheit ihres gesellschaftlichen Systems. Sportarten mit der Möglichkeit extrem viele olympische Medaillen zu erringen wurden besonders gefördert.

Weise nimmt auch Stellung zur Situation der Ballsportarten in Deutschland, dem deutschen Sportsystem, Reglementierungen bei Olympia, dem Fördersystem in Mannschaftssportarten und fehlenden Geld für die eigene Sportart Hockey.

Bürotag im August

08:35 Mantel im Büro aufgehangen. E-Mail Eingang checken. 

08:45 Kollegen an gewonnene Sportwette auf Bayern Sieg erinnern

08:50 Ersten Kaffee im Büro trinken, Rosinenbrötchen tunken

09:30 Konferenz. Kollegen an ausstehenden Wetteinsatz erinnern

10:00 Zurück im Büro. Ablage. Blick auf hartplatzhelden und spox

11:15  Zweites Frühstück mit Kollegen R. Austausch über Badminton-WM

11:45 Kantine. Fußball Diskussion fortsetzen. Es dreht sich um TV-Beweis.

12:40 Eiligen Außentermin vorschützen: schnell mal rüber zu Kaufhof

13:45 Beim Bereichsleiter Sorge über Zustand von N. äußern

14:30 Am Drucker Powerpoint-Präsentation der Kollegin D. abgreifen

14:55 Druckerpapier und Textmarker Stabilo für daheim einstecken

15:15 All-inclusive-Angebote für London 2012 checken

15:40 Präsentation von D. unter eigenem Namen der Zentrale senden

16:10 Auszubildenden (1. FC Köln Fan) im Großraumbüro hochnehmen

16:20 Die Bundesligawettgelder von den Kollegen einsammeln

17:10 Endlich Feierabend. In der Tiefgarage auf Bereichsleiter warten:

             ,,So spät noch?“

17:50 Von der Frau wegen aufreibenden Bürotag bedauern lassen

Anmerkung

Alles an diesem Büroarbeitstag ist erfunden, das hoffe ich zumindest. Namen der Personen sowie Ablauf in der Firma sind ebenso frei erfunden wie die beschriebenen Situationen und Handlungen.

Ich versichere, dass ein Bezug zu realen Geschehnissen in deutschen Büros nicht beabsichtigt ist, auch wenn sich ein solcher finden sollte.

Schach-Splitter

Die schlechten Nachrichten für alle Schachfreunde sind nach zwei Monaten im Jahr 2011 eigentlich überstrapaziert. Erst platzt der Austragungsort London für den Schach-WM Kampf 2012. Meine Traurigkeit darüber ist immer noch nicht ganz überwunden.  Die FIDE oder das Spiel mit dem schwarzen Peter. Dann folgte Mitte Februar die Meldung vom Ende der Chess Classic Mainz. Schade. Sehr traurig. Die Kosten-Nutzen Rechnung führte zu einem Ende einer Ära.

            Turm in der Schlacht

              © Michael Alber: Pixelio 

Die Schachbundesliga setzte ihren Spielbetrieb munter fort und Georgios Souleidis hat fotografische Impressionen der 10. und 11. Runde in Bremen zusammengestellt.

Was macht eigentlich die fast zur Kult gewordene Kolumne von Deutschlands Schachgroßmeister Jan Gustafsson? Er titelt Zugzwang und schreibt:

,,Weiß nicht, obs aufgefallen ist, aber bin grad nicht so inder Stimmung über Schach zu schreiben, schon genug geguckt die Tage und spielen muss ichs ja morgen auch noch! Geh daher jetzt mal ins Bett, vielleicht gibts hier nächstes Mal auch wieder was mit Läufern und Springern und so.“

Vielleicht bringt der nahende Frühling auch wieder verstärkte Gustafsson Power. Er betreibt die Website mit der kontinuierlich bestückten Kolumne jetzt seit August 2010. Wir befinden uns also noch im Eröffnungsstadium. Meine Zwischenbilanz wird im August 2011 gezogen.

Websiten von Schachspielern sind keine Neuigkeit mehr. Hikaru Nakamura hat eine. Er begann ja das Jahr mit einem Paukenschlag in den Niederlanden. Mit dem Turniersieg von Wijk aan Zee setzte er eine starke Duftmarke. Auch das weibliche Geschlecht mischt im Kampf um die Aufmerksamkeit per Schachwebsite mit. Einst rümpfte Bobby Fischer über Frauenschach die Nase. Doch die Emanzipation macht beim königlichen Spiel nicht Halt. Die charmante Susan Polgar pflegt ihre Website mit Power, Fleiß, Kreativität und News. 

Die FIDE oder das Spiel mit dem schwarzen Peter

Es war die bisherige traurigste Nachricht aus der Sphäre des Königlichen Spiels 2011. Ich habe unlängst meine Gedanken und Traurigkeit zum leider nicht in London 2012 stattfindenden Schach-WM Kampf geäußert.

 Die FIDE hat in einem offenen Brief ihre Sicht der Dinge dargelegt. ChessTigers schreibt dazu:

,,Der Weltschachverband FIDE hat jüngst in Person von Vize-Präsident Israel Gelfer auf den Rückzug der Chess Promotion Ltd. vom WM-Match 2012 reagiert und zwar – wie soll es anders sein? – in Form eines „Offenen Briefes“. Darin erklärt Gelfer recht ausführlich den Standpunkt der FIDE und schiebt – wie nicht anders zu erwarten – Malcolm Pein den schwarzen Peter zu. Dabei geht es um (zu viele) Änderungen im Vergleich zu den Verträgen des WM-Matches in Sofia, um Steuern und immer öfter wird der Name Magnus Carlsen in die Waagschale geworfen.“

Was hat der Carlsen Rückzug mit dem geplatzten Austragungsort London zu tun? Gab es hinter den Kulissen Sponsoringengagements für einen Kampf von Schachweltmeister Anand gegen seinen Kronprinzen aus Norwegen?

 ChessTigers stellt die Frage so:

,,Hatte die Chess Promotion Sponsoren damit geködert, dass es 2012 zu einem Duell zwischen Anand und dem Norweger kommen würde und haben diese Geldgeber nach dem Rückzug Carlsens schlicht das Interesse verloren?“

Menschenskinder, es gibt auch noch andere Schachspieler wie Magnus Carlsen. Manchmal geht mir der Hype um den 20-Jährigen Norweger doch etwas auf die Nerven. Im vergangenen Jahr war er so unkonstant wie ein durchschnittlicher Wetterverlauf im April. Er bekannte selber, dass seine Mutter ihm immer noch die Sachen zum Anziehen rauslegt. Nichts gegen Nestwärme. Doch ich darf nochmals darauf verweisen: Michail Tal war einst mit 23 Jahren Schachweltmeister. 

Aber Carlsen hin oder her. Jetzt ist die FIDE am Zug. Ein Alternativort zu London… Ich bin gespannt.

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Artverwandter Artikel zum Thema

Offener Brief der FIDE

London 2012: Etwas Trost im Zeitungsarchiv beim Schachecho gefunden

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