Schach-WM-Kampf Anand-Topalov mit Zwischentönen

Da sage noch einer Topalov spielt nicht Remis. In der 3. Partie war es soweit. Der bulgarische Herausforderer und der indische Weltmeister trennten sich mit einer Punkteteilung. Anand spielt jetzt in der 4. Schachpartie in Sofia mit Weiß. Michael Müller berichtet im Neues Deutschland von Zwischentönen abseits der 64 Schachfelder. Es geht um Geld und den Livestream.

,,Millionen Schachfreunde in aller Welt verfolgten auch die gestrige Partie wieder live auf den einschlägigen Internetseiten, wie zum Beispiel www.anand-topalov.com. Mit der weltgrößten Seite chessbase.com liegen die hiesigen Organisatoren scharf über Kreuz. Sie übernehme laut Topalows Manager Silwio Danailow unrechtmäßig den Livestream.“

Der umtriebige und gut vernetzte Danailow wird im ND Artikel so zitiert:

»Die entsprechenden Rechte kosten bei uns 30 000 Euro. Wir haben über unseren Berliner Anwalt einen Brief an die Hamburger Firma mit einer Abmahnung schicken lassen.«

So mancher Aspekt erinnert mich immer auch ein wenig an das Schachmatch des Jahrhunderts. Dort ging es auch permanent um Geld und andere Zwischentöne. Bobby Fischer deckte Oberschiedsrichter Lothar Schmid mit zahlreichen Protestbriefen ein. Er mochte zum Beispiel die Kameras nicht.  Zwischenzeitliche Forderungen des Schachgenies Fischers ,,Die Kameras oder ich!“  sorgten für Irritierungen bei Chester Fox. Der Filmproduzent hatte die gesamten Filmrechte am Jahrhundertkampf Fischer-Spasskij in Reykjavik gekauft. Bobby Fischer sorgte für eine Abschaltung der Fernsehkameras. Unglaublich. Ihn störten Kameras einfach. Fox hatte gehofft, den kompletten Schachkampf filmen zu können. Daraus wurde nichts.

Zeit Online  bringt einen Rückblick auf die 3. Partie und beleuchtet auch die Zuschauersituation vor Ort in Sofia.

,,Das Publikum war zu allem bereit. Es war nur nicht da. Nur drei Dutzend zahlende Zuschauer am Dienstag in Sofias Militärklub, in dem seit Sonnabend die Schachweltmeisterschaft ausgespielt wird. Auf der Bühne geht es um zwei Millionen Euro, im Saal um fünf. Denn soviel kostet umgerechnet eine Eintrittskarte.“

Zur geringen Kulisse im Saal hat Silvio Danailow eine bemerkenswerte Erklärung parat.

,,Wir sind Slawen. Wir sitzen nicht zwei, drei Stunden herum. Wir gehen raus in die Gärten, das Wetter ist schön.“

Danailow ist nicht auf den Mund gefallen. Veselin Topalov vertraut ihm.