Nach dem Marketing-Debakel von Audi bei der DTM jetzt das Miniturnier in München

Nach dem Marketing-Debakel von Audi bei der DTM in Spielberg mit dem Funkspruch-Skandal kommt für den Automobilbauer mit den vier Ringen das kleine Turnier mit Tottenham Hotspur, Real Madrid, AC Mailand und Bayern München in der bayerischen Landeshauptstadt gerade recht. Audi, dessen Motorsportchef Wolfgang Ullrich (,,Timo, schieb ihn raus.“) und Pilot Timo Scheider haben in der Funkspruch-Affäre die negativen Schlagzeilen für sich gehabt. Die Mercedes Piloten Pasqual Wehrlein und Robert Wickens fanden sich nach der Attacke von Scheider im Kiesbett wieder. Die DTM hatte ihren Skandal.

Jetzt also der Audi Cup in München. Die Halbfinalpaarungen sind so angesetzt:

18.15 Uhr Real Madrid – Tottenham Hotspur 

20.45 Uhr Bayern München – AC Mailand

Foto:  © Michael Wiemer

Schon komisch, da kommen bei mir Erinnerungen an meine erste Fußballsaison auf. 1973 wurde ich im Oktober 10 Jahre alt. Meine Eltern fuhren keinen Audi. Ihre Marke war der Trabant 601. Heißgeliebt. Es war ein Kombi, den ich regelmäßig am Freitag auf dem Hinterhof waschen durfte. So richtig mit vielen Eimern Wassern, zahlreichen Tüchern und den Anweisungen meiner starken Mutter. Ihr gehörte eine kleine Wäscherei, daher war Wasser kein Problem. Es wurde nie über Wasserkosten gesprochen oder geschweige lamentiert. Es war also wirklich reichlich Wasser da. Wie gesagt: Kein Problem. Ihr Qualitätsanspruch an eine Autopflege für mich damals hin und wieder schon. Also auch das Armaturenbrett vom Trabi war zu polieren. Selbstredend auch die Reifen. Die Stoßstangen. Es gab unzählige Tücher. Meine Mutter hatte da ihr eigenes System. Sie war durchaus Perfektionistin in Sachen Autopflege. Ihr Anspruch war ein makellos gesäuberter Trabant 601. Woche für Woche. Nach getaner Arbeit durfte ich Fußball spielen. Die Hausaufgaben kamen später dran. Irgendwie flogen mir viele Fächer auch zu, ohne dass ich jetzt der Streber oder Überflieger gewesen wäre. Aber Hausaufgaben waren jetzt wirklich nicht das Problem.

Die Europapokalsaison 1973/1974 verfolgte ich intensiv. Meine Mutter hatte am Aufbau vom Leipziger Zentralstadion mitgewirkt. Mein Vater, fußballbegeistert und Abonnent vom Sportecho sowie im Büro arbeitend, nahm mich in jener Europapokalsaison mit ins Stadion der Hunderttausend. Was für eine Sportstätte. Was für ein Erlebnis für einen 10-Jährigen Buben wie mich. Das Stadion war damals das größte in den beiden deutschen Republiken. Noch heute wirken für mich Stadien wie in München, Nürnberg oder die jetzige Red Bull Arena in Leipzig relativ klein mit ihrem Zuschauerfassungsvermögen weit unterhalb der 80.000er Grenze. Auch wenn Karl-Heinz Rummenigge diesen Vergleich vielleicht nicht mag. Aber bleiben wir bei der UEFA-Cup Saison vom 1. FC Lokomotive Leipzig. Über die Stationen AC Turin, Wolverhampton Wanderers, Fortuna Düsseldorf (damals als Spitzenreiter der Bundesliga nach Leipzig gereist) und dem Ipswich Town wartete dann ein weiterer englischer Club auf die Probstheidaer. Tottenham Hotspur spielte im Halbfinale 1974 gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig um den Einzug ins UEFA-Cup Finale. Die Engländer kamen ins Finale um dort Feyenoord Rotterdam zu unterliegen.

Apropos Rotterdam. In der niederländischen Hafenstadt standen sich im Mai 1974 der 1. FC Magdeburg und der AC Mailand gegenüber. Im Cup der Landesmeister siegte Bayern München im Wiederholungsspiel gegen Atletico Madrid. Das wird ein Extra-Blogbeitrag. Real Madrid spielte die erste Saison mit Günter Netzer, der sich 1973 mit der Selbsteinwechslung und dem spektakulären Tor gegen den 1. FC Köln im legendären DFB-Pokalfinale mit einem entsprechenden Champagnerkorkenknall Richtung Madrid verabschiedet hatte. Voriges Jahr erlebte ich Günter Netzer beim SWR UniTalk in Konstanz. Sehr unterhaltsam.

Vor 40 Jahren: FDGB-Pokalendspiel 1. FC Magdeburg – 1. FC Lokomotive Leipzig

Es gab eine Zeit da wurden Pokalendspiele auch in kleineren Stadien fernab der Fußballhochburgen gespielt. Vor 40 Jahren trafen sich in Dessau im Paul-Greifzu Stadion der 1. FC Magdeburg und der 1. FC Lokomotive Leipzig zum FDGB-Pokalendspiel. Die nüchternen Zahlen vom Spiel am 1. Mai 1973 lesen sich so:

1. FC Magdeburg – 1. FC Lokomotive Leipzig 3:2

1. FC Magdeburg: Schulze, Zapf, Enge, Decker, Achtel, Seguin,Tyll, Pommerenke, Abraham (75. Herrmann), Mewes, Sparwasser.

1. FC Lokomotive Leipzig: Friese, Geisler, Sekora, Gröbner, Fritsche, Köditz, Moldt, Altmann, Kupfer (72. Naumann), Frenzel, Matoul.

Torfolge: 0:1 Frenzel (5.), 1:1 Zapf (19.), 2:1 Sparwasser (49.), 2:2 Altmann (73.), 3:2 Sparwasser (86.).

Schiedsrichter: Riedel (Falkensee)

Zuschauer: 30.000 im Paul-Greifzu-Stadion

Jener Jürgen Sparwasser sollte mit dem 1. FC Magdeburg ein Jahr später in Rotterdam den Europapokal der Pokalsieger mit einem grandiosen 2:0 Sieg gegen den AC Mailand gewinnen. Danach gab es noch die WM-Teilnahme mit der Elf von Georg Buschner und jenes sagenumwobene Spiel in Hamburg am 22. Juni 1974 im Volksparkstadion gegen die Bundesrepublik Deutschland. 60.200 Zuschauer sahen den Siegtorschützen: Jürgen Sparwasser.

Der 1. FC Lokomotive Leipzig kam im selbigen 74er Jahr bis ins Halbfinale des UEFA-Cups. Nach einer beeindruckenden Serie von Siegen gegen den AC Turin, Wolverhampton Wanderers, den damaligen Bundesligaersten Fortuna Düsseldorf (Dezember 73), Ipswich Town. Erst Tottenham Hotspur setzte das Stopp in der Runde der letzten vier.

Von der Dessauer Pokalendspielaufstellung wurden  mit den Magdeburgern Wolfgang Seguin, Jürgen Pommerenke, der bereits erwähnte Jürgen Sparwasser sowie die Leipziger Werner Friese und Joachim Fritsche von Georg Buschner für die WM nominiert. Außerdem kam das 19-Jährige Sturmtalent Martin Hoffmann vom 1. FC Magdeburg und der schnelle Wolfram Löw vom 1. FC Lokomotive zur Ehre, bei der historischen Teilnahme an der Endrunde, dem ersten und einzigen WM-Kader der DDR in der Geschichte der Fußballweltmeisterschaften anzugehören.

1974 fand das FDGB-Pokalendspiel dann übrigens im Leipziger Zentralstadion statt. Jene Sportstätte wurde auch Stadion der Hunderttausend genannt und war die Bühne für unzählige Höhepunkte. Der 1. FC Lokomotive Leipzig trug dort die obigen genannten legendären UEFA-Cup Spiele aus. Ein Diego Maradona gab mit dem SSC Neapel in den 80igern seine Visitenkarte ab. Meine Augen waren während des Spiels fast zu 95% auf ihn gerichtet. Nicht zu vergessen jenes spektakuläre Spiel mit dem Elfmeterkrimi und einem nervenstarken Weltklassetorwart Rene Müller gegen Bourdeaux. Belohnung war der Einzug in das Finale der Europapokal der Pokalsieger gegen Ajax Amsterdam.

Doch auch die DDR-Fußballnationalmannschaft trug große Spiele im Zentralstadion aus. Hier das entscheidende WM-Qualifikationsspiel der DDR im September 1973 gegen Rumänien. Mit Erklärungen zu den beiden Bernd Bransch Freistoßtoren von der Jenaer Fußballlegende Peter Ducke. 1975 wechselte der Austragungsort für die FDGB-Pokalendspiele in der DDR bis zum historischen Ende nach Berlin. Rekordpokalsieger sind der 1. FC Magdeburg und Dynamo Dresden mit jeweils sieben Erfolgen. Dabei dürfte Dynamo Dresden, momentan tief im Abstiegskampf der 2. Bundesliga steckend, zur Zeit kaum die nötige Muse haben einen Blick in die glorreiche Vergangenheit zu werfen. Der derzeitige Leistungsstand der ehemaligen DDR-Spitzenklubs ist sicherlich zu gegebener Zeit einen genaueren Blick von mir wert. Doch zurück zum Pokal und seiner Historie. Zahlen, Daten, Fakten. Bitte sehr: Hier geht es zur kompletten statistischen Aufstellung aller FDGB-Pokalendspiele.