Anschauungsunterricht für Turniersiege

Jüngst kam die Mannschaft mit dem frischgebackenen Buchautor von Übungsleiter Löw nicht über ein 2:2 gegen Polen hinaus. Dabei war das Remis durchaus auch glücklich. Der mit der DFB-Nationalelf immer noch titellose Löw hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn die polnische Nationalmannschaft ihn mit einer Niederlage nach Hause geschickt hätte.

 Ganz anders einst die Beckenbauer Elf mit Coach Helmut Schön im Halbfinale der WM 1974 oder die gestandene Mannschaft von Georg Buschner mit dem Weltklassetorwart Jürgen Croy im Tor. Der Keeper bezeichnete jenes 3:1 im Finale der olympischen Spiele 1976 in Montreal gegen den WM-Dritten Polen als seinen wichtigsten Sieg. Auf dem Weg zum Turnier wurde in der Qualifikation auch die CSSR rausgeworfen, jenes Team was dann bei der EM 76 Europameister mit jenem spektakulären Elfmeterschießen um Panenka und Hoeneß wurde. Auf dem Weg zum olympischen Endspiel wurde auch die Sowjetunion ausgeschaltet, damals mit fast der kompletten Mannschaft von Dynamo Kiew bestückt.

Im Endspiel von Montreal galt es dann. Das ganze Spiel atmete Klasse. Ich habe es damals mit meinem Vater nach der Heimkehr vom Urlaub im Fernsehen gesehen. Der eine oder andere Spielzug und das siegreiche Ergebnis dürfte durchaus auch als Anschauungsunterricht für die Truppe um Übungsleiter Löw genommen werden. Doch genug der Vorrede. Schauts selber. Rückblende Montreal 1976: 

Nachdenkenswert #113

,,Weniger nachvollziehen kann Jürgen Croy die Diskussionen, dass Neuer ein Beispiel für modernes Torwartspiel sei, indem er mit schnellen und gezielten Abschlägen sofort gefährliche Angriffszüge einleite. „Das mag schon sein, Doch das habe ich schon vor über 30 Jahren praktiziert.“ Wer es genau wissen will, braucht sich nur die Entstehung des 1:0 von Hamburg anzusehen. Jürgen Croy wirft mit der Hand den Ball bis an die Mittellinie zu Erich Hamann. Dieser schlägt eine weite Flanke zu Jürgen Sparwasser … Alles andere ist bekannt.“

             Jürgen Croy, (65), Weltklassetorwart, in Freie Presse 

Weltklassetorwart Jürgen Croy wird 65!

Er war einer der besten Torhüter der Welt in den Siebzigern. Sein Name wird dem einen oder anderen der jüngeren Generation kein Begriff sein. 1972 holte er die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in München. Vier Jahre später in Montreal gewann er die Goldmedaille. Dazwischen lag jenes sagenumwobene Spiel bei der Fußball-WM 1974 in Hamburg. Er hielt seinen Kasten sauber, sein Gegenüber war kein geringerer als Sepp Maier, das legendäre Spiel ging in die Geschichtsbücher ein.  

Das Werben bzw. intensive Drängen nach einem Vereinswechsel von der BSG Sachsenring Zwickau zu einem, den Genossen genehmeren Fußballverein, parierte er mit Courage. Keine Selbstverständlichkeit und kein Selbstläufer.

Jürgen Croy wird am 19. Oktober 2011 stolze 65. Herzlichen Glückwunsch!

Im Geburtstagsinterview vor fünf Jahren mit Superillu.de gab es eine Reminiszenz der eingangs erwähnten Weltklasse:

,,Sie werden noch heute in einem Atemzug mit den ganz großen Torhütern der Geschichte verglichen. Mit Sepp Maier zum Beispiel oder dem Italiener Dino Zoff …

Wenn ich mal ganz unbescheiden sein darf: Ich zähle mich auch selbst zu den vier, fünf Großen. Das sahen übrigens damals auch die Fachjournalisten der Westpresse so. Vor dem Spiel gegen die BRD 1974 stufte mich die Bild-Zeitung, die wahrlich kein Freund der DDR-Nationalmannschaft war, leistungsmäßig besser ein als Sepp Maier.“

Manuel Neuer oder der Fluch eines Blogbeitrags

Gibt es eigentlich den Fluch eines Blogbeitrags? Am 29. April 2011 schrieb ich hier im Blog In Sachen Manuel Neuer:

,,Viele halten Neuer bereits jetzt für den weltbesten Torwart. Menschenskinder, da schießen die Spatzen aber schnell mit ihren Lobeshymnen. Um in die Reihe eines Jaschin, Maier, Zoff, Croy, Rene Müller, Schumacher, Shilton, Jennings, Buffon, Schmeichel, Kahn, van der Sar und anderer sich einzureihen bedarf es noch einiges an Paraden. An sportlichen Erfolgen. An Kontinuität.“

Kaum hatte ich die Zeilen geschrieben fing sich Neuer regelmäßig Tore wie die CDU und FDP ihre aktuellen Wahlniederlagen. 4 Stück in München. 4 weitere Stück auf der Insel bei Manchester United. 3 Stück zu Hause gegen Mainz. 2 Stück zum Abschluss der Bundesliga in Köln. 13 Gegentore in 4 Spielen. Machte einen Durchschnitt von 3,25.

Der Weltklassetorwart Jürgen Croy äußerte einst im Gespräch mit Heinz-Florian Oertel dass jedes 3. Gegentor auf die Kappe des Keepers geht. Oft konnte Neuer im Endspurt der Saison nur noch hinterherschauen. Mir kamen da öfters die Erinnerungen an das spektakuläre, um die Welt gegangene Sportfoto.

Dann das Wechseltheater. Es nervt gewaltig. Die Gerüchteküche brodelt. Beim Pokalumzug die Szene mit dem sogenannten Fan. 

Apropos Transfer und die unendlichen Wasserstandsmeldungen dazu.  Torsten Wieland vom Königsblog schrieb dazu treffend: 

,,Manuel Neuer will auf Schalke nicht verlängern. Das finde ich schade, aber richtig scheiße würde ich es finden, wenn er für 7 Millionen plötzlich doch bleiben wollte. Wenn die in den Medien kolportierten Summen stimmen hat Horst Heldt einen guten Preis für ein Jahr Vertrag ausgehandelt. Ich bin nicht sauer auf Manuel Neuer, aber ich will das ganze Rumgeier auch nicht mehr länger ertragen müssen.“

Natürlich hat Neuer eine exzellente Laufbahn vor sich. Er kann ein ganz Großer werden. Bei einem großen Club in der bayrischen Landeshauptstadt. 

Irgendwann legt sich das mit dem Fluch schon. Darauf möchte man fast wetten.  

Ein wenig Statistik darf sein…

Die Meinungen werden die nächsten Tage heftig sein. Jogi Löw kann mit diesem Auftritt seiner Mannschaft nicht zufrieden sein.

Thomas Müller und Toni Kroos debütieren. Michael Ballack schiebt sich an sein 100. Länderspiel ran. Miro Klose zieht im 94 Länderspiel mit Jürgen Croy, dem ehemaligen Zwickauer Nationalkeeper der DDR, in der DFB Statistik der Einsätze gleich. Lukas Podolski bestritt in der bayrischen Landeshauptstadt sein 70. Länderspiel.

Die Fakten des Freundschaftsspiels von München lesen sich so:

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Deutschland – Argentinien 0:1

Deutschland: Adler (Bayer Leverkusen/25 Jahre/9 Länderspiele) – Boateng (Hamburger SV/21/3), Mertesacker (Werder Bremen/25/60), Tasci (VfB Stuttgart/22/10), Lahm (Bayern München/26/64) – Schweinsteiger (München/25/73), von der 75. Minute an Khedira (Stuttgart/22/2), Ballack (FC Chelsea/33/98) – Müller (München/20/1) (67. Minute Kroos/Leverkusen/20/1), Özil (Bremen/21/8) (67. Minute Cacau/Stuttgart/28/5), Podolski (1. FC Köln/24/70) – Klose (München/31/94) (46. Gomez/München (24/32).

Argentinien: Romero (AZ Alkmaar/23/5) – Otamendi (Velez Sarsfield/22/6), Demichelis (Bayern München/29/25) (57. Minute Burdisso/AS Rom (28/28), Samuel (Inter Mailand/31/54), Heinze (Olympique Marseille/31/63) (47. Minute Rodriguez/Estudiantes de la Plata (28/11) – Mascherano (FC Liverpool/25/56) – Verón (Estudiantes de la Plata/34/71) (90. Minute Bolatti (AC Florenz/25/4), Gutiérrez (Newcastle United/26/15), di Maria (Benfica Lissabon/22/7) – Messi (FC Barcelona/22/45), Higuain (Real Madrid/22/4), (62. Tévez (Manchester City/26/53)

Schiedsrichter: Atkinson (England).

Tore: 0:1 Higuain (45.).

Zuschauer: 65 000 ____________________________________________________________