Nein, mein Vater folgte nicht einer Empfehlung meiner Lehrer. Es war seine eigene Entscheidung, seinen Sohn zu später Stunde zu wecken. Boxen war angesagt. Hochklassiger Boxsport mit dem großen Ali. Muhammad Ali, jener charismatische, selbstbewusste und die Massen elektrisierende Schwergewichtsboxer. Der Champion. Es gibt Sportereignisse die überdauern den normalen 24 Stunden Tag. Über diese legendären Highlights wird auch Jahrzehnte danach noch leidenschaftlich gesprochen. Mein Vater weckte mich damals an jenem 8. März 1971. Nein, die Schule musste noch etwas warten. Es war Zeit für etwas ganz besonderes. Kein normaler Boxkampf. Muhammad Ali gegen Joe Frazier. Er sollte als Kampf des Jahrhunderts in die Geschichte eingehen. Das kleine TV-Gerät sandte die schwarz-weiß Bilder aus dem New Yorker Madison Square Garden in die Wohnstube meiner Eltern. Faszinierend. Auf YouTube habe ich diese historische Sequenz herausgekramt.
Okay, da wird man ein wenig wehmütig. Das war Sportgeschichte. Heute schreiben wir das Jahr 2015. Die aktuellen Boxer mit Ali oder Frazier zu vergleichen wäre nicht fair. Die Sportplattform Spox hat für das beginnende hiesige Boxjahr die nächsten interessanten Termine mit entsprechendem Begleitext der einzelnen Kämpfe online gestellt unter dem Titel Die anstehenden Box-Highlights.
17. Januar: Bermane Stiverne (CAN – 24-1-1) – Deontay Wilder (USA – 32-0-0) in Las Vegas
24. Januar:Tony Thompson (USA – 39-5-0) – Odlanier Solis (CUB – 20-2-0) in Düsseldorf
06. Februar:Jermain Taylor (USA – 33-4-1) – Sergio Mora (USA – 27-3-2) in Biloxi
21. Februar: Gennady Golovkin (KAZ – 31-0-0) – Martin Murray (GBR – 29-1-1) in Monte Carlo
21. Februar: Arthur Abraham (GER – 41-4-0) – Paul Smith (GBR – 35-4-0) in Berlin
28. Februar: Tyson Fury (GBR- 23-0-0) – Christian Hammer (GER – 17-3-0) in London
14. März: Sergey Kovalev (RUS – 26-0-1) – Jean Pascal (CAN – 29-2-1) in Montreal
25. April: Wladimir Klitschko (UKR – 63-3-0) – Bryant Jennings (USA – 19-0-0) in New York
Seoul, 24. Setember 1988. Im 100-Meter Lauf der Männer bei den olympischen Spielen gewann Ben Johnson. Das Adidas Logo auf dem Lauf-Shirt, die markanten drei Streifen an der Seite der Hosen. Sportfotografen aus aller Welt hatten das Motiv des spektakulären Zieleinlaufs eingefangen. Die Zeit blieb bei 9,79 Sekunden stehen. Der muskelbepackte Sprinter verwies den vierfachen Goldmedaillengewinnter von Atlanta, Carl Lewis, auf Rang zwei. Doch die Freude in Herzogenaurach wurde jäh unterbrochen. Der Star-Läufer Ben Johnson wurde des Dopings überführt. Weltrekordzeit und olympisches Gold schmolzen wie die Butter in der glühenden Mittagshitze eines gelungenen Sommers dahin.
Adidas stattete Leichtathleten erstmalig bei den olympischen Spielen 1928 in Amsterdam aus. Der Sportartikelhersteller sollte eine lange Erfolgsgeschichte hinlegen. Adi Dassler betreute in der niederländischen Metropole die Sportler vor Ort höchst persönlich. In der Geschichte der olympischen Spiele unvergessen die Laufleistung von Emil Zátopek. 1952 in Helsinki erläuft er sich Gold über 5.000, 10.000 m und im Marathon. Zeitfenster: Eine Woche. Faszinierend und bis heute unerreicht. 1997 wurde Emil Zátopek in Tschechien zum Sportler des Jahrhunderts gewählt. Hier eine Videosequenz vom Marathonsieg in Helsinki 1952.
Adidas legte in den 90er Jahren auch einen Werbespot mit Zapotek auf. Der Trainingsschuh aus dem Jahr 1950 ist die Härte. Die Werbestrategen haben dabei auch den Prager Frühling 1968 in die Sequenz mit eingebaut.
Reinhold Messner, Grenzgänger, Extrembergsteiger, faszinierende Sportlerpersönlichkeit, einer meiner persönlichen Sporthelden bestieg am 8. Mai 1978 zusammen mit seinem Partner Peter Haberle ohne Sauerstoffgerät den Mount Everest. Den Königsberg. Mythos Mount Everest. Bis zum Basecamp trug Reinhold Messner Adidas Bergstiefel. Die Leicht-Trekking-Schuhe hatten die Franken speziell für den charismatischen 8000er Spezialisten entwickelt. In Kürze kommt ein neuer Messner Film in die Kinos. Ich freu mich drauf.
Der eine oder andere Leser wird vielleicht schon etwas unruhig und sich fragen: Wo bleibt denn der Fußball? Gemach, gemach.
Adidas und Fußball im Jahr 1954 … Da war doch was? Ja, die deutsche Fußballnationalelf gewinnt in Bern die Weltmeisterschaft. Mit dabei Adi Dassler. Der Legende nach werden im Endspiel bei Regenwetter in der Halbzeitpause die Schraubstollen der Adidas-Schuhe den Platzverhältnissen auf dem aufgeweichten und von der 1. Halbzeit durchwühlten Geläuf angepasst. Die hochfavorisierte Nationalmannschaft von Ungarn muss sich am Ende mit 2:3 geschlagen geben. Deutschland ist erstmalig Fußballweltmeister.
20 Jahre später. Fast eine Selbstverständlichkeit, dass die deutsche Elf beim Finalsieg 1974 gegen die Niederlande ebenfalls Adidas Schuhe trug. Franz Beckenbauer führte als Kapitän die Mannschaft durchs Turnier, und selbst nach dem 0:1 gegen die Georg Buschner Elf aus dem damaligen Nachbarland DDR, hielt der Weltklasse-Libero Kurs auf die Mission Weltmeistertitel. Im eigenen Wohnzimmer gab es einen 2:1 Sieg gegen die Mannschaft von König Johan Cruyff.
Bereits 1972 holte sich die erfolgshungrige Mannschaft den EM-Titel. Die Schuhe mit den drei Streifen waren wieder mit von der Partie. Vom damaligen Fußball aus der Kategorie Feinkost schwärmen heute noch viele Fußballfreunde. Schönen Gruß an Netzer, Breitner, Müller, Beckenbbauer, Maier, Hoeneß und Co.
Es bedarf keiner Fähigkeiten eines Hellsehers um auch die Spielkleidung und Besohlung der erfolgreichen deutschen Fußballweltmeister von 1990 sowie der Europameister von 1980 und 1996 bei Adidas zu vermuten.
Doch Adidas kann nicht nur Leichtathletik und Fußball. 3 Jahre vor dem Finalsieg der Helmut Schön Elf gegen die niederländischen Fußballer gab es am 8. März 1971 den Boxkampf des Jahrhunderts. Weltweit beachtet und gesehen. Muhammad Ali und Joe Frazier standen sich in einem unbarmherzigen Duell gegenüber. Beide Boxer trugen Boxstiefel von Adidas.
Doch zurück in das Jahr 2012. Kürzlich wurde während der olympischen Spiele von London die Partnerschaft zwischen dem DOSB und Adidas verlängert. Die Herzogenauracher statten die deutschen Sportler auch in Sotschi 2014 und in Rio de Janeiro 2016 aus. Bei den olympischen Spielen in diesem Sommer sind über 60.000 Produkte für die deutschen Sportler geliefert worden. Herbert Hainer, Vorstandsvorsitzender von Adidas, auf der DOSB Website dazu erfreut:
“Die Olympischen Spiele haben gezeigt, wie der Sport eine junge Generation inspirieren kann. Die Spiele sind die perfekte Bühne für unsere Marke und unsere Innovationen. Die Partnerschaft mit starken Verbänden wie dem DOSB ist ein wichtiger Bestandteil unserer Strategie.“
Herbert Hainer ist Medienprofi. In zahlreichen Interviews hat er in den letzten Jahren immer wieder seine Sicht der Dinge dargelegt. Strategische Entscheidungen im Sponsoring versucht zu begründen, die Performance von Adidas herausgestrichen und Fragen nach dem Marketing offensiv beantwortet. Hier eine kleine Auswahl seiner Interviews:
Der Adidas-Chef erläutert die Gewichtung zwischen Europameisterschaft und Weltmeisterschaft im Fußball sowie den olympischen Spielen, monetäre Zusammenhänge, erklärt wie er mit Spielern wie Franck Ribery und der Neigung Nike Schuhe zu tragen, umgeht. Seit 1970 stellt Adidas den WM-Ball. Die Flugfähigkeit des Balls, immer wieder sehr gerne von Torhütern diskutiert, erläutert Hainer medial unterhaltsam aufbereitet.
,,Sport-Sponsoring ist ein riskantes Unterfangen, kann sich aber für die Konzerne lohnen: Wenn das Image des Siegers zum Image des Sponsors wird.“
Der im Eingang angesprochene Fauxpas mit Ben Johnson ist Geschichte. Tennisqueen Steffi Graf nutzte das Schuhwerk aus Herzogenaurach mit den drei Streifen. Aktuell grüßt Bayern München mit symphatischen Spielern wie Thomas Müller oder dem preisintensiven Neuzugang Javier Martínez in Adidas Trikots spielend von der Tabellenspitze der Bundesliga. Souverän mit einer breiten Brust. Der Respekt der Konkurrenz ist wieder da. Der amtierende Europameister und Weltmeister Spanien spielt in den Hemden mit den drei Streifen. Champions-League Sieger Chelsea London kleidet sich vor dem Gang auf den Rasen ebenfalls konzentriert und mit Vorfreude auf Siege mit der Adidas Sportkleidung ein. Okay, des Sieges im Mai in München hätte es jetzt nicht unbedingt bedurft. Schwamm drüber.
Der gestrige Blogbeitrag war natürlich unvollendet. Es gehören einfach ein paar bewegte Bilder vom Kampf des Jahrhunderts zwischen Muhammad Ali und Joe Frazier dazu. Bitte, hier sind sie.
Es gibt Sportereignisse die überdauern den Tag. Über sie wird auch Jahrzehnte danach gesprochen. Heute vor 40 Jahren weckte mein Vater mich. Nein, die Schule musste noch etwas warten. Es war Zeit für etwas besonderes. Kein normaler Boxkampf. Muhammad Ali gegen Joe Frazier. Das kleine TV-Gerät sandte die schwarz-weiß Bilder in die Wohnstube. Faszinierend.
Christian Eichler hat in der FAZ einen sehr lesenswerten Rückblick auf den Fight zwischen Ali und Frazier geschrieben.
,,Der „Kampf des Jahrhunderts“ zwischen Joe Frazier und Muhammad Ali am 8. März 1971 im New Yorker Madison Square Garden bot vor 40 Jahren etwas so Epochales, dass ihm Abermillionen ihren Schlaf vor einem normalen Arbeits- oder Schul-Dienstag opferten.“
Mein Vater redete noch Tage später vom Kampf. Auf dem Schulhof tauschte ich mich mit meinen Schulkumpels aus. Damals haben wir die historische Dimension vielleicht nicht instinktiv fühlen können. Mit Superlativen wird gerade im Sport inflationär gehandelt. Superstar, Mega-Event, Sporthelden, Jahrhundertspiel, Match des Jahrhunderts, Jahrhundertflug, Sensationssieg, Spektaktulärer Weltrekord für die Ewigkeit, Jahrhunderttor etc. Das nutzt sich ab.
Doch der Boxfight Ali gegen Frazier, jenes Sportereignis mit der Bezeichnung – Kampf des Jahrhunderts – zeigt keinerlei Abnutzungserscheinung. Er berührt mich immer noch emotional sehr tief.