Fußball-WM 2014: Meine Tage mit Übungsleiter Löw (19)
Brasilien gegen Kolumbien und Niederlande gegen Costa Rica sind die ersten feststehenden Viertelfinalbegegnungen.
Heute könnte sich mit Deutschland gegen Frankreich die nächste Paarung herauskristallisieren. Doch dazu müssen beide Mannschaften erst ihre Achtelfinalspiele gegen Algerien und Nigeria gewinnen. Die zahlreichen internationalen Buchmacher sehen die europäischen Mannschaften klar vorne.
Frankreich – Nigeria
Montag, 30. Juni, 18.00 Uhr, Brasilia, im ZDF
Deutschland – Algerien
Montag, 30. Juni, 22.00 Uhr, Porto Alegre, im ZDF
Didier Deschamps: „Es geht nur um die nackten Ergebnisse.“
Frankreich hat mich bisher überzeugt. Wenn sie Nigeria nicht unterschätzen, haben sie gute Chancen in die Runde der letzten Acht einzuziehen. Klar gegen Ecuador büßte man ein wenig an Rhythmus ein, es ist immer etwas schwierig als bereits qualifiziertes Team in eine letzte Gruppenbegegnung zu gehen. Doch insgesamt wirkte die französische Mannschaft, wenn sie ernst machte wie gegen die Schweiz bis zur zwischenzeitlichen 5:0 Führung oder dem 3:0 Auftakt gegen Honduras, wie ein gutes Rennpferd das für den Galopp in der Zielgerade noch Steigerungspotenzial hat. Didier Deschamps hat als Spieler selbst die Weltmeisterschaft geholt. In Sachen Glaubwürdigkeit ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Der Teamspirit ist ein ganz anderer wie 2010. Reden wir nicht weiter drüber. Der französische Trainer Didier Deschamps dieser Tage:
,,Es geht nur um die nackten Ergebnisse.“
Der heutige Kontrahent Nigeria hat sich bisher gut verkauft und belegte hinter Argentinien und vor Bosnien-Herzegowina sowie dem Iran den 2. Gruppenplatz. Doch genau kann ich sie immer noch nicht einschätzen. Mir fehlt generell bei afrikanischen Mannschaften bei WM-Turnieren diese Abgezocktheit, auch einen knappen Vorsprung mal mit Zeitspiel über die Runde bringen. Nervenstärke zeigen, den Ball auch durchaus aufreizend durch die eigenen Reihen zirkulieren lassen und die Uhr im Stile einer Turniermannschaft runterlaufen lassen. An dieser Stelle eine Gedächtnisminute für die Elfenbeinküste um Didier Drogba. Auch der nigerianische Fußball kennt sich mit dem späten Ausscheiden aus. Nigerias Trainer Stephen Keshi hat 1994 selbst als Spieler an der WM teilgenommen und kam auf einen Einsatz in der Vorrunde im Spiel gegen Griechenland. Im Achtelfinale unterlag Nigeria damals nur den abgezockten Italienern in der Verlängerung. Bis zur 89. Minute führten die Super Eagles mit 1:0. Dann kam Roberto Baggio. Sein spätes Ausgleichstor rettete dem späteren Vizeweltmeister beim WM Turnier in den USA und brachte wieder eine afrikanische Mannschaft zum weinen. Und heute Nigeria? Daniel Theweleit hat sich bei Neue Zürcher Zeitung unter dem Titel Konflikt und Frieden der Achtelfinalpartie und der Besonderheiten bei den Super Eagles gewidmet.
Deutschland hat noch nie gegen Algerien gewonnen
Übungsleiter Löw sollte heute gegen Algerien nicht ausscheiden, um einer Personaldiskussion aus dem Weg zu gehen. In der Vorrunde gab es durchaus gute Ansätze. Bei aller Indisponiertheit der Portugiesen im Auftaktspiel, dem schwachen Nervenkostüm von Pepe, dem fehlenden Fingerspitzengefühl vom Schiedsrichter, vier Tore gegen die Mannschaft um Superstar Ronaldo muss man auch erst hinlegen. Die zweite Hälfte gegen Ghana war ein intensives Auf und Ab, fern jeglicher taktischer Sachzwänge. Es wurde mit offenem Visier gekämpft und gespielt. Den zwischenzeitlichen 1:2 Rückstand gegen konditionsstarke und leidenschaftliche rennende Spieler von Ghana zu egalisieren ist auch ein Wert und spricht für mentale Stärke. Die eine oder andere unrunde Abwehrgeschichte in der deutschen Mannschaft wird Übungsleiter Löw gesehen haben. Doch für die Moral ist ein Wiederkommen nach einem Rückstand fast unbezahlbar. Siehe die turniertechnisch clever agierende Niederlande, die bei diesem Turnier bisher zweimal Rückstände aufholen konnte. Der Abschlusserfolg der deutschen Elf gegen die USA mit Jürgen Klinsmann und anderen zahlrechen Bekannten war nicht glamourös, jedoch konzentriert eingetütet. Das war für die Vorrunde ordentlich. Jetzt beginnt die Kür. Die bisherige Länderspielstatistik von Deutschland gegen Algerien lautet 2 Spiele, zwei Niederlagen bei 1:4 Toren. In den letzten 34 Jahren gab es seit der WM-Partie am 16. Juni 1982 keine weiteren Spiele gegeneinander. Auf Betriebstemperatur am heutigen Tag ist auch der powernde Linksammler Fokus Fussball, wie immer haut man die Lesehinweise nicht nur so in den Raum, sondern verbindet sie erfrischend und charmant mit eigenen Gedanken. Zu Wochenbeginn haben sich Julian Ritter und Klaas Reese in den Tastaturstrafraum begeben.
Auf die 82er Thematik zwischen Deutschland/Österreich und Algerien bin ich vor wenigen Tagen hier im Blog bereits eingegangen. Schenke ich mir heute. Die algerische Mannschaft benötigte in den Play-off Partien zur WM-Qualifikation gegen Burkina Faso nach dem Hinspiel 2:3 einen entsprechenden Sieg. Mit dem Minimalerfolg von 1:0 wurden die Flugtickets nach Brasilien gebucht. Zum Turnierauftakt in Brasilien gegen Belgien konnten sie einen 1:0 Vorsprung nicht über die Zeit bringen. Auch die zwischenzeitliche 3:0 Führung gegen Südkorea schmolz noch und im Abschlussspiel mit Russland wirkten sie auch nicht so überzeugend. Der Rückstand und ein mögliches Aus vor Augen merkte man ihnen die Nervosität an. Doch dann kam der 1:1 Ausgleich und mit ihm der Einzug ins Achtelfinale. Ich will jetzt gar nicht die Laserpointerattacke auf den russischen Torhüter Akinfejew vor dem algerischen Ausgleichstreffer thematisieren. Im Kader von Algerien sind 17 Spieler mit einem französischen Pass. 16 Akteure sind in Frankreich auf die Welt gekommen. Claudio Catuogno kürzlich in der Süddeutschen Zeitung:
,,Und wenn man sich nun fragt, ob das Zufall sein kann, dass Algerien 1982 und 1986 bei Weltmeisterschaften auftauchte und dann erst wieder 2010 und 2014, dann stößt man unweigerlich auf eine Sitzung des Weltverbands Fifa im Jahr 2009, auf der Algeriens Fußballchef Hamit Haddadj den Antrag stellte, dass Spieler mit mehreren Nationalitäten sich nicht schon mit 21 für ein Land entscheiden müssen. Sondern dass sie auch danach noch den Verband wechseln können – solange sie kein Pflichtspiel in einer A-Nationalelf bestritten haben.“
Ich erwarte ein Weiterkommen von Frankreich und Deutschland.