Was macht eigentlich Basketballfan Wulff?

Harald Schmidt nannte ihn gestern Abend in seiner Sendung bereits „Interimspräsident“. Die 500.000 EURO Kredit Frage steht weiter im Raum. Urlaubslisten werden diskutiert. Doch das Tagesgeschäft muss weitergehen. Der Basketballfan hat jetzt wohl auch die Fernsehaufzeichnung für die Weihnachtsansprache hinter sich gebracht. So ist aus gewöhnlich gut informierten Kreisen zu hören. CDU-Parteimitglied Christian Wulff ist weiter in den Schlagzeilen.

Deutschlands intellektuell führende Köpfe, Jakob Augstein und Frank Schirrmacher, haben sich mit messerscharfen Analysen der Personalie vom ,,Interimspräsident“ in den vergangenen Tagen auch angenommen. Jakob Augstein, Macher, Spiritus Rector und Herausgeber von der Freitag schreibt unter anderen:

,,Der in Hannnover offenbar übliche politische Alltag des allzu engen Miteinanders reicher Leute und ihrer Freunde aus der Politik erhält auch nicht dadurch mehr Rechtfertigung, dass es um so wenig geht: 6.600 Euro, liest man, habe Wulff durch den Freundes-Kredit im Jahr an Zinsen gespart. Die Summe ist erschreckend klein: Man wünscht sich, dass die politische Glaubwürdigkeit selbst eines niedersächsischen Ministerpräsidenten mehr wert ist. Aber ver­mutlich liegt der wahre Schrecken darin, dass Wulff bis zur Anfrage der Grünen gar nicht auf die Idee gekommen war, hier könne seine politische Glaubwürdigkeit auf dem Spiel stehen. Es ist eine provinzielle Affäre, in provinziellen Maßstäben mit provinziellen Beteiligten. Nur dass einer von ihnen heute Bundespräsident ist.“

Dabei war sein Vorgänger im Amt ( sein Name war Köhler) auch keine Lichtgestalt. Er warf damals den Stab hin wie ein lustloser Harald Schmidt einst seine Sendung. Der Entertainer kam wieder. Ist eigentlich in diesen Tagen ein Rücktritt zu erwarten? Aus eigenen Stücken? Oder medial unter Druck mit Hilfe der Bild? Im Frühjahr konnte sich Schachspieler Karl-Theodor zu Guttenberg nicht mehr im Amt halten. Trotz Hilfe vom auflagenstarken Boulevardblatt. Jetzt hat sich die Zeitung nicht auf die Seite von Christian Wulff geschlagen. Warum eigentlich? Diese Frage wirft Jakob Augstein in seinem obig verlinkten Artikel ebenfalls auf.

Die jetzige Salamitaktik vom Basketballfan zeigt unabhängig der unterschiedlichen medialen Begleitung durch Bild einige Parallelen zum spektakulären Abgang des Verteidigungsministers auf. Zum Beispiel das ausgesprochene Vertrauen der protestantischen Pfarrerstochter Merkel in beide Personen. Das Scheibchenweise zu Tage kommende Gesamtbild. Kommunikation, die jedem Trainer in der Branche die Schweisstropfen auf die Stirn zaubern würde.

Auch Frank Schirrmacher hat sich mit Herrn Wulff beschäftigt. Der Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schreibt in seinem Artikel Der Kredit des Präsidenten unter anderen:

 ,,Dass Christian Wulff nicht verstanden hat, dass es ausschließlich darauf ankommt, wie er mit der Affäre umgeht, also: wie er redet, ist bizarr. Die Frage, ob ihn der Freundesdienst abhängig machte, ist durch das Verschweigen im Landtag bereits beantwortet. Die Frage, ob sich daran etwas geändert hat, durch die rabulistische Erklärung des Präsidialamts auch: Wir können nicht beantworten, so die Botschaft, was nicht gefragt wurde. Man hätte auch „Hamlet“ zitieren können: „Die Dinge so betrachten, hieße, sie zu genau zu betrachten.“

Aber das muss man: genau betrachten. Das Staatsoberhaupt muss in der größten Kredit- und Finanzkrise der Jetztzeit in der Lage sein zu reden, ohne dass die Leute anfangen zu lachen.“

Da lobe ich mir doch Margot Käßmann. Ihr Rücktritt hatte Stil. Kompromisslos, klar und zur rechten Zeit zog sie die persönlichen Konsequenzen.