Was macht eigentlich Diego Maradona?

Es gab eine ganze Reihe von grauen Trainern bei der Südafrika WM 2010 im Fußball. Einer war bemerkenswert bunt. Ein schillernder Paradiesvogel. Er war Hauptakteur in Deutschland gegen Argentinien oder Maradona – ein Grenzgänger zwischen Genie und Wahnsin. Teil 1. Sein Jahrhunderttor wurde von mir verbal in Erinnerung gerufen und ich grub ein ganz altes Werbevideo vom jungen Diego Maradona aus. 

In Teil 2 gab es einen Rückblick auf eine Lehrstunde von Maradona gegenüber Löw in München und Frozzeleien von Schweinsteiger und den kühlen Konter von Maradona. Zur Bonuszugabe eine Videofrequenz vom WM Sieg 86 Argentiniens unter Führung von Diego Maradona. Franz Beckenbauer wird sich erinnern. Toni Schumacher oder Lothar Matthäus ebenfalls. Rudi Völler und Karl-Hein Rummenigge auch. Die 2:3 Niederlage tat richtig weh. Es gewann die Mannschaft mit dem herausragenden Individualisten dieser WM. Maradonas Spiel war einzigartig, notfalls nahm er auch die Hand zu Hilfe. Ihm gelang damals einfach alles.

 In Teil 3 von Deutschland gegen Argentinien oder Maradona – ein Grenzgänger zwischen Genie und Wahnsinn gab es den Hinweis auf ein bemerkenswertes Interview vom argentinischen Volksidol vor dem Spiel gegen die Mannschaft von Übungsleiter Löw und den Hinweis auf die Kritik vom Präsident des Steuerzahlerbundes, Karl-Heinz Däke, am Flug eines weiblichen CDU-Parteimitglieds nach Südafrika, der protestantischen Pfarrerstochter Angela Merkel. Die Kosten der Flugstunde einer Regierungsmaschine belaufen sich laut Däke auf 10 000 Euro. Wer Lust hat kann ja selber noch ein wenig in den genannten 3 Teilen schmökern, stöbern und ein wenig quer lesen. Dazu gab es im letzten Teil auch eine Videosequenz von Maradonas Jahrhunderttor gegen England.

Einen Einblick in das facettenreiche Leben des kleinen (166 cm) und großen Ballzauberers erhält das geneigte Publikum auch beim betrachten der Fotogalerie incl. aller Gewichtsschwankungen, Achterbahnen des Gemüts, emotionalen Vulkanausbrüchen und Tiefschlägen mit Folgen.

Jetzt trainiert der 50-Jährige Exzentriker Al Wasl Club aus Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Gern trägt er, an der Seitenlinie vollen Körpereinsatz zeigend, zwei Armbanduhren.  Ein grauer, farbloser, stinknormaler Trainer wird er nicht mehr werden. 3 Auftaktniederlagen folgte dann auch prompt der erste Sieg, begleitet wieder von Schlagzeilen, die kein zweiter so schnell und intensiv provoziert wie Maradona.

Deutschland gegen Argentinien oder Maradona – ein Grenzgänger zwischen Genie und Wahnsinn. Teil 1

Maradona war ein 100-Megawatt-Kraftwerk mit Sicherungen für zwei bis drei Hof-Laternen. Verrückt ist er nicht – aber die Tassen in seinem Schrank werden weniger. Zuerst zu einem magischen Moment in der Laufbahn von Diego Maradona. 

Rückblick. Ich sehe es sofort wieder vor mir. Sommer. Fußball-WM in Mexiko. Wir schreiben den 22. Juni 1986. Mexiko-City. Das ausverkaufte Aztekenstadion. Im WM Viertelfinale trifft Argentinien auf England. Durch ein unglaubliches Tor mit der Hand Gottes bringt Diego Armando Maradona seine Mannschaft mit 1:0 in Führung. Dann erlebt die Fußballwelt im Hexenkessel die spektakuläre 54. Minute. Hector Enrique spielt einen präzisen Pass auf Maradona. Er nimmt den Ball in der eigenen Spielhälfte an. Mit Ball am Fuß und einer bewunderswerten Leichtigkeit und Zielstrebigkeit läuft Diego in Richtung Shilton Tor. Auf einer Distanz von 60 Metern umkurvt Maradona englische Spieler reihenweise, wie Maria Riesch die Slalomstangen in Vancouver. Die ersten die auf englischer Seite dran glauben müssen sind Glen Hoddle, Peter Reid, Kevin Sansom. Später folgen Terry Butcher sowie Terry Fenwick. Die englischen Fußballer sind Statisten in einem der historisch schillerndsten Augenblicke der Fußballgeschichte. Diego Maradona hat noch einen vor sich. Den englischen Keeper Peter Shilton. Er läßt den Torwart aussteigen und schießt den Ball zum entscheidenden 2:0 für die argentinische Mannschaft ins Tor.  Ein Jahrhunderttor.

Diego Maradona hat als Spieler auf dem Feld alles an Fertigkeiten gehabt. Ein genialer Zauberer. Diego Maradona ist jedoch auch der unberechenbare Mann außerhalb des Platzes. Im richtigen Leben gab es sehr oft entsetzliche Fehltritte und intensive Zweifel an seiner Persönlichkeit. Da sind die Schüsse auf Journalisten mit einer Schrotflinte oder der Dopingskandal bei der WM 94, die Magenverkleinerung und die unsäglichen Bilder mit Fidel Castro , Entziehungskuren, Beschimpfung der Medienvertreter in derber Sprache unterhalb der Gürtellinie. Alleine seine Zeit außerhalb des Platzes in Neapel gibt Stoff für mehrere Verfilmungen.

Jetzt ist Diego Maradona Nationaltrainer von Argentinien. Die faz schreibt im Artikel Patron Diego:

,,Dass Maradona überhaupt in dieses Amt gekommen ist, im Oktober 2008, ist eigentlich eine unglaubliche Geschichte. Noch vor vier Jahren war er als größter Fan der Argentinier durch Deutschland gereist. In den Stadien, die er gemeinsam mit seinen Töchtern besuchte, schwenkte er zu den Toren des Teams sein liebstes Accessoire, das Trikot der „Albiceleste“. Es musste ihm wie ein Sommermärchen in Himmelblau-Weiß vorgekommen sein – bis er vor dem Deutschland-Spiel mit ein paar Ordnern aneinandergeriet und grantelnd das Berliner Olympiastadion verließ. Ohne ihren größten Talisman schieden die Argentinier aus.“

Solche Geschichten wären in Deutschland undenkbar. Ich habe noch ein historisches Dokument aus dem Jahr 1982 bei youtube ausgegraben. Diego Maradona war jung und brauchte das Geld.

Maradona ist der emotionalste Coach beim laufenden WM-Turnier. Wir kennen alle noch die Bilder vom Trainerneuling Jürgen Klinsmann an der Seitenlinie 2006. Der begleitende Film von Sönke Wortmann brachte zudem Einblicke in die Power-Motivationssprüche des polyglotten Individualisten Klinsmann in der Kabine. Was für eine Inszenierung. PR in eigener Sache. Über seine Zeit als Vereinstrainer-Novize bei Bayern München schweige ich jetzt lieber.  Maradona ist stolz auf seinen Job. In der Süddeutschen Zeitung kommt er im Interview zu Wort:

«Natürlich fühle ich mich, als würde ich das Trikot anziehen und auf den Platz gehen. Es ist großartig, sich wie ein Puzzleteil dieses Teams zu fühlen. Ich bin sehr stolz, diesen Moment teilen zu können. Man hat vorher gesagt, als Coach hätte ich keine Ahnung und keine Ideen. Plötzlich gewinne ich vier Spiele. Aber ich habe mich nicht verändert und ich werde auch morgen derselbe sein. Gewinnen fühlt sich immer großartig an, als Spieler, als Trainer.»

Nach dem Mexiko Spiel verlängerte der Grenzgänger zwischen Genie und Wahnsinn eigenmächtig die Pressekonferenz. Gutes Stichwort. Pressekonferenzen sind ja inzwischen eine besondere  Spezialität von Maradona geworden.  

Da gibt es den den Videoausschnitt von der Pressekonferenz vom Länderspiel gegen Deutschland und den Fauxpas Diego Maradonas gegenüber Thomas Müller. Da ist er wieder, der eingangs erwähnte Gedanke an Maradona. Verrückt ist er nicht – aber die Tassen in seinem Schrank werden weniger. Der Hat-Tip geht an den Kaisergrantler

Hinz und Kunz über den Fußball

Hinz: Hallo Kunz. Schön Dich zu sehen. Geht es dir gut?

Kunz: Hallo Hinz. Danke der Nachfrage. Ja, mir geht es gut. Herr Ober, bitte zwei Espresso.

Hinz: Vorige Woche haben wir ja ein sehr interessantes Gespräch über den Grenzgänger zwischen Genie und Wahnsinn gehabt. Eine Frage habe ich da noch.

Kunz: Ja, bitte Hinz. Nicht so schüchtern.

Hinz: Gibt es denn von dem von Dir geschilderten Jahrhunderttor auch Filmsequenzen?

Kunz: Dafür hast Du jetzt aber lange gebraucht. Man merkt Du hast früher Vorstopper gespielt. Bedächtiger Spielaufbau. Schön in die Breite.

Hinz: Du hast gut Reden. Warst ja Stoßstürmer.

Kunz: Okay, zur Sache. Natürlich gibt es vom Jahrhunderttor Sequenzen. Ich hab den Laptop bei. Kein Problem. Ich fahr ihn kurz hoch und dann geht es auch schon los.

Hinz: Ich freu mich. 

Kunz: So hier bei youtube gibt es doch reichlich Material. Warte ich such eine Sequenz heraus. So die hier…

Hinz: Maradona ist wirklich unwiderstehlich aus der eigenen Hälfte aufgebrochen. Die Engländer wirkten etwas steif bei ihren Abwehrversuchen.

Kunz: Die Rechnung für die zwei Espresso übernehm ich.

Hinz und Kunz über Maradona und ein Testspiel

Hinz: Hallo Kunz, schön Dich zu sehen. Du hast ja so richtig glänzende Augen vor Freude.

Kunz: Ja, endlich wieder ein Fußball-Klassiker. Herr Ober, bitte zwei Havanna Zigarren Upmann Connaisseur No.1 aus dem Humidor, 2 argentinische Rindersteaks mit frischen Champignons, Frühlingsgemüse, Butterreis, einen kleinen Salat und bitte den Fernseher etwas leiser stellen. Kommentar des TV Senders brauchen wir nicht. Die Moderatoren sind uns zu geschwätzig. Zum Essen nehmen wir einen kraftvollen Malbec aus Mendoza.

Hinz: Mensch, Kunz. Du gehst ja ganz schön ran. Ich habe längere Zeit keine Zigarre mehr geraucht. Wir sollen wohl eine Diego Maradona Gedächtnis Zigarre rauchen?

Kunz: Ich nenne das mentale Einstimmung auf ein Fußballspiel. Wir Fans müssen das viel mehr zelebrieren. Der Maradona schert sich einen feuchten Kehricht was Leute über ihn denken oder schreiben.

Hinz: Er hat jedoch alle Höhen und Tiefen mitgemacht. Kannst Du Dich noch an sein Jahrhunderttor erinnern?

Kunz: Ich sehe es sofort wieder vor mir. Wir schreiben den 22. Juni 1986. Mexiko-Stadt. Das Aztekenstadion. Im WM Viertelfinale trifft Argentinien auf England. Durch ein Tor mit der Hand Gottes bringt Diego Armando Maradona seine Mannschaft mit 1:0 in Führung. Dann erleben wir die spektakuläre 54. Minute. Hector Enrique spielt einen Pass auf Maradona. Er nimmt den Ball in der eigenen Spielhälfte an. Mit Ball am Fuß und einer bewunderswerten Leichtigkeit und Zielstrebigkeit läuft Diego in Richtung Shilton Tor. Auf einer Distanz von 60 Metern umkurvt Maradona englische Spieler reihenweise, wie kürzlich Maria Riesch die Slalomstangen. Die ersten die dran glauben müssen sind Glen Hoddle, Peter Reid, Kevin Sansom. Später folgen Terry Butcher sowie Terry Fenwick. Die englischen Fußballer sind Statisten in einem der historisch schillerndsten Augenblicke des Fußballs. Maradona hat noch einen vor sich. Den englischen Torwart Peter Shilton. Er läßt den Keeper aussteigen und schießt den Ball zum 2:0 für die argentinische Mannschaft ins Tor. 

Hinz: Wahnsinn. Das schönste Tor?

Kunz: ,,Der Tod des Glücks ist der Vergleich“ sagt Dr. Reinhard Sprenger. Lass es einfach stehen. Es war ein Jahrhunderttor.

Hinz: Diego Maradona hat ja als Spieler auf dem Feld alles an Fertigkeiten gehabt. Im richtigen Leben gab es jedoch oft entsetzliche Fehltritte und Zweifel an seiner Persönlichkeit. Drogenskandal bei der WM 94, Magenverkleinerung, mit der Schrotflinte auf Journalisten gezielt und geschossen, die Bilder mit Fidel Castro, Entziehungskuren, rote Karten, Beschimpfung von Journalisten mit sehr derber Sprache unterhalb der Gürtellinie.

Kunz: Natürlich ist Diego Maradona ein Grenzgänger zwischen Genie und Wahnsinn. Herr Ober, Danke.

Hinz: Kunz, die Zigarre macht Dich noch männlicher.

Kunz: Ich weiß, dass ich eine Mischung zwischen Brad Pitt, Marlon Brando und Robert De Niro bin. Also Hinz piano. Was macht eigentlich Deine Frau heute Abend?

Hinz: Sie ist zum Nähkurs. 15 Stunden sind erstmal gebucht worden. Jetzt schneidert sie ein Kleid. Ich bin gespannt, den Stoff habe ich schon gesehen. Lieber Kunz, was macht denn Deine Frau heute Abend?

Kunz: Sie treibt aktiv Sport. Im Fitness-Studio wird gestrampelt und ich finde es wichtig das unsere beiden holden nicht zu Hause sitzen und Däumchen drehen. Am Samstag treffen sich beide übrigens zum Cappucino im Cafe Finale in der Innenstadt. Da können wir beide wieder in Ruhe Fußball schauen.