Nachdenkenswert #304

,,Juventus Turin bringt Fiat werbemäßig auch einen Nutzen. Die spielen mal in Amerika und werden weltweit im Fernsehen übertragen. Nehmen wir Inter Mailand. Der Präsident hat ein Catering-Unternehmen. Der hat den Umsatz, seit er Präsident ist, wie er mir vor kurzem erzählt hat, von 70 000 auf 110 000 Portionen Pasta am Tag gesteigert.“

Karl-Heinz Rummenigge, im Spiegel Interview im September 1989 über die Zukunft des Profifußballs. Rummenigge spielte selbst von 1984 bis 1987 bei Inter Mailand. Im Interview macht er sich auch Gedanken um die Zukunft der Stadien, schlägt ein Einkaufszentrum Karstadt im Stadion vor und skizziert einen Familiennachmittag an einem Bundesligaspieltag, hielt bereits damals die Kapitalgesellschaft für die bessere Organisationsform von Fußballvereinen, schaute sehnsüchtig nach Monte Carlo wo der Prinz ein modernes Stadion mit Aufzügen und Rolltreppe errichten ließ, fand die Senkung von Ticketpreisen nicht gut fürs Geschäft inklusive Seitenhieb an Schalke 04, bilanziert eine ins offene Messer laufende Borussia Dortmund Mannschaft im damaligen Westfalenstadion ob des Zuschauerdrucks im Ruhrgebiet und plaudert über eine Anekdote mit Uli Hoeneß, dem er attestiert „ein kleiner Tiriac“ zu sein, als dieser eine Offerte von Juventus Turin für Rummenigge abwehrte mit der Kompensation neuer Werbeverträge.  

Der Hat-Tip für das Fundstück geht an Trainer Baade.  

Sport am Bodensee: Dem VfL Wolfsburg ist sein Testspiel gegen den FC St. Gallen gut bekommen

Rückblende. Im August 2014 besucht der Fußballbundesligist VfL Wolfsburg den Bodensee. Ziel ist Konstanz. Nein, kein Kurzurlaub mit den Spielerfrauen. Es ist ein Testspiel mit dem FC St. Gallen vereinbart. Wolfsburg verpflichtete sich im Vorfeld, so war aus gewöhnlich gut informierten Kreisen zu hören, mit seinen WM-Startern gegen die Ostschweizer in Konstanz aufzulaufen. Das Tableau vom 5. August 2014 sah dann so aus:

FC St. Gallen: Herzog (46. Kovacic); Thrier, Russo (74. Gelmi), Kapiloto, Facchinetti; Everton; Babic (57. Lässer), Mathys (57. Schärer), Tafer (46. Sikorski), Aratore (57. Stevic); Cavusevic (46. Mujic).

VfL Wolfsburg: Benaglio (61. Drewes) – Knoche (71. Sprenger), Naldo (46.Klose), Rodriguez (46. Seguin) – Medojevic (71. Medojevic), Malanda (46. Klich) – Vieirinha (61. Stolze), Hunt (46. Arnold), De Bruyne (46. Caligiuri), Schäfer – Olic (46. Dost).

Tore: 0:1 Cavusevic (28.) 1:1 Malanda (35.)

Spielort: Bodenseestadion in Konstanz

Zuschauer: 4.500

Schiedsrichter: Marco Fritz

7 Monate später steht der VfL Wolfsburg mit dem unaufgeregt agierenden Coach Dieter Hecking in der Bundesliga auf Platz 2, der Sprung ins DFB-Pokalviertelfinale gelang vorige Woche mit dem Auswärtssieg bei RB Leipzig und gestern gab es im UEFA-Cup Nachfolgewettbewerb Europa League ein 3:1 gegen Inter Mailand inklusive der Kevin de Bruyne Show. Bild.de titelt Kann Wolfsburg die Europa League gewinnen?

Die Bilanz vom FC St. Gallen ist Tabellenplatz 5 in der heimischen Liga und das Erreichen des Halbfinales im Würth Schweizer Cup. Dort treffen sie am 8. April auf Branchenprimus FC Basel. Am Wochenende gibt es das Punktspiel zwischen dem FC St. Gallen und dem Spitzenreiter aus Basel.

Playoff-Fieber am Bodensee

Derweil herrscht Playoff-Fieber beim EV Lindau, den Ravensburg Towerstars und dem VfB Friedrichshafen. Die knisternde Spannung in Form von Hitchcock-Thrillern mit der entsprechenden Atmosphäre der Playoffs erleben wir am ehesten in Lindau und Ravensburg. Der VfB Friedrichshafen sollte am Sonntag klar das erste Spiel gewinnen und im nächsten Spiel in das Halbfinale einziehen. Zu groß ist einfach der Klassenunterschied zwischen CV Mitteldeutschland und dem deutschen Rekordmeister.

Sport am Bodensee Terminkalender

13.03.2015 Segeln: Jugendarbeitsdienst beim Yacht-Club Radolfzell

13.03.2015 Eishockey: EV Lindau – EHC Waldkraiburg ab 20.00 Uhr

14.03.2015 Schach: Schulmeisterschaft in Friedrichshafen im Karl-Maybach-Gymnasium ab 14.00 Uhr

14.03.2015 Volleyball: Volley YoungStars – L.E. Volleys ab 16.00 Uhr

14.03.2015 Basketball: TSV Eriskirch – TV Konstanz 2 (Männer) ab 18.00 Uhr

14.03.2015 Basketball: TV Konstanz – BSG Ludwigsburg ab 19.00 Uhr

14.03.2015 Handball: Alpla HC Hard – Bregenz Handball ab 19.00 Uhr

14.03.2015 Handball: Kadetten Schaffhausen – GC Amicitia Zürich ab 19.30 Uhr

14.03.2015 Handball: HSG Konstanz – TV Hochdorf ab 20.00 Uhr

14.03.2015 Party: Bockbierfest des Fördervereins des Sportvereins Deggenhausetal in der Alfons-Schmidmeister-Halle in Wittenhofen ab 20.00 Uhr

15.03.2015 Volleyball: Volley YoungStars – GSVE Delitzsch ab 14.00 Uhr

15.03.2015 Fußball: FC St. Gallen – FC Basel ab 16.00 Uhr

15.03.2015 Basketball: Baskets Konstanz – SG Heidelberg-Kirchh. ab 17.30 Uhr

15.03.2015 Volleyball: VfB Friedrichshafen – CV Mitteldeutschland ab 18.00 Uhr

15.03.2015 Eishockey: Ravensburg Towerstars – Löwen Frankfurt ab 18.30 Uhr

18.03.2015 Sportpromi: Reiner Calmund kocht in Friedrichshafen auf der 66. IBO Messe in der XXXL-Kocharena

20.03.2015 Segeln: Die 104. Jahreshauptversammlung vom Württembergischen Yacht-Club im Ludwig-Dürr-Saal des Graf-Zeppelin-Haus in Friedrichshafen ab 19.00 Uhr

20.03.2015 Eishockey: Ravensburg Towerstars – Löwen Frankfurt ab 20.00 Uhr

21.03.2015: Segeln: Arbeitsdienst im Clubgelände beim Yacht-Club Radolfzell

21.03.2015 Fußball: FV Ravensburg – FC 08 Villingen ab 15.00 Uhr

21.03.2015 Kampfsport: Bodensee Fight Night in Uhldingen-Muhlhofen ab 18.00 Uhr

21.03.2015 Handball: Bregenz Handball – SG INSIGNIS HB Westwien ab 19.00 Uhr

21.03.2015 Handball: HSG Konstanz – SG H2 KU Herrenberg ab 20.00 Uhr

22.03.2015 Basketball: TSV Eriskirch – TSG Sölfingen 2 ab 17.00 Uhr

 26.03.2015 Handball: Kadetten Schaffhausen – Wacker Thun ab 19.30 Uhr

28.03.2015 Handball: SV Allensbach – TSV Travemünde ab 19.30 Uhr

28.03.2015 Basketball: Baskets Konstanz – TBB Trier II ab 20.00 Uhr

29.03.2015 Basketball: TV Konstanz – MTV Stuttgart ab 17.30 Uhr 

Die Auswahl der Termine ist subjektiv und unvollständig.

Sportjahr 2011

Das alte 2010 geht den Weg in das Sportarchiv. Vierschanzentournee unter dem Namenspatronat von Jack Wolfskin, die Materialschlacht in Südamerika bei der Rallye Dakar, eine teure Winterspartakiade in Vancouver, Schachmatch des Jahrzehnts in Sofia mit Topalov und Anand, Double von Bayern München und leider ein schlechter Tag im Champions-League Finale in Madrid gegen Inter Mailand mit Superhirn Mourinho als Coach, das Double von Brose Baskets, eine Leichtathletik EM in Barcelona mit der schnellsten Frau über 100 Meter aus Deutschland, die  monetären Festspiele der allmächtigen Firma in Südafrika, die fehlende Fairness eines deutschen Torwarts bei einem Schuss eines Engländers, Abschied von Günter Netzer aus der Fernsehpartnerschaft mit Gerhard Delling, Tour de France und die Probleme des Fleischessers Alberto Contador danach, die Unsicherheiten von Lance Armstrong, die Probleme einiger deutscher Sportjournalisten mit Andreas Klöden, ein Fahrt aufnehmendes Basketballprojekt von Bayern München unter Coach Dirk Bauermann, permanente Schlagzeilen und Rangeleien beim fairen (!?)   Bewerbungskraftakt um die Winterspartakiade 2018,  eine Schacholympiade in Sibirien mit dem heroischen 64. Platz der Männermannschaft aus Deutschland und der Niederlage Robert von Weizsäckers im harten Kampf um Wählerstimmen,  Sieg der Hartplatzhelden um Oliver Fritsch im juristischen Strafraum in Karlsruhe, Formel 1 Coup von Sebastian Vettel und Red Bull, die Vergabe der Fussball-WM 2018 an die einstige  Sport-Supermacht Russland sowie die abenteuerlich anmutende Vergabe 2022 an die finanzkräftigen Jungs aus Katar, schlechter Stil von Obama bei der Vergabeniederlage der USA in Zürich, das Momentum von Levon Aronian beim Tal-Memorial und bei der Blitzschach-WM in Moskau, die Auslosung der Frauenfußball WM in Frankfurt ohne Sepp Blatter und Oliver Kahn, deutlichere Punktrückstände von RB Leipzig auf den Chemnitzer FC und Bayern Münchens auf Borussia Dortmund, ein schwächelnder THW Kiel und erstarkte Füchse und Hamburger Handballer, Rückzug von Legende Toni Innauer aus dem Skisprungzirkus …  

Das Sportjahr 2011 steht an.

Merkur Online hat eine satirische Vorschau auf das Sportjahr 2011 gewagt.

Meinen zahlreichen treuen Leserinnen und Lesern danke ich für die Zeit und Aufmerksamkeit im Jahr 2010. Ich wünsche einen phantastischen Start und viel Lebensfreude im neuen Jahr.

Nachdenkenswert #51

,,So ist es aber auf jeden Fall okay. Mir geht es überhaupt nicht ums Geld, die Priorität ist vielmehr, dass ich bereits nächste Saison die Chance habe, in der Bundesliga reinzuschnuppern. Dass ich zumindest die Chance darauf bekomme, wurde mir vom FSV zugesichert. Von daher fiel die Entscheidung gegen Inter gar nicht so schwer.“

Stefan Bell, FSV Mainz, U-19 Nationalspieler im Spox Interview

über seine Absage an Champions-League Sieger Inter Mailand

Sponsorspiegel 26.05.10

In Beaverton werden die Verantwortlichen in bester Laune sein. Nach dem am vergangenen Sonnabend großes Schaulaufen auf internationaler Bühne war. Weltweite Aufmerksamkeit garantiert. Die Rede ist vom Sieg der ohne Italiener in der Startformation auflaufenden Mannschaft von Inter Mailand in Nike Trikots im Champions-League Finale. Das Logo, der Swoosh, war gut zu sehen. Einen Tag später gewann Tschechien die Eishockey-WM in Deutschland mit dem „Nike-Haken“ auf der Spielkleidung.

Nike hatte sich kürzlich bei der Umfrage Welches Unternehmen macht das emotionalste Sportsponsoring mit Adidas die Spitzenposition geteilt. Ein wirklich gut gelungener Werbecoup in Kinoqualität ist den Amerikanern mit diesem Spot gelungen:

Selbst Kobe Bryant und die Simpsons sind emotional eingearbeitet wurden. Der für mich emotionalste Spieler Afrikas, Didier Drogba, ist dabei, Wayne Rooney mit Bart und Unterhemd in der Tür des alten Wohnwagens verdutzt dreinschauend, oder der kurzzeitig flackernde Fernseher in einer bescheidenen Hütte sind großartige Momente einer gut inszenierten Fußballgeschichte. Ganz großes Kino. Steven Spielberg hätte es nicht besser in Szene setzen können.  Weitere Mitwirkende beim Nike Spektakel sind Franck Ribery, Fabian Cannavaro, Ronaldinho, Cristiano Ronaldo. Einen kurzen Gastauftritt hat Tennischampion Roger Federer beim Tischtennisspiel mit Wayne Rooney.

Die drei großen Sportartikelhersteller Puma, Adidas und Nike haben sich also die Fußballtitel schön gleichmäßig aufgeteilt. Der amtierende Weltmeister Italien lief im Berliner Olympiastadion 2006 mit Puma Trikots auf. Der Europameister Spanien bevorzugt Adidas und Inter Mailand, Champions-League Sieger 2010, trägt Nike Hemden. 

Friedrich von Borries, Architekt und Design-Theoretiker, hat beim Wirtschaftsmagazin brand eins 10/09 in einem vierseitigen Interview erklärt:

„Irgendwann ist Nike und Adidas klar geworden, dass es nicht besonders sexy ist, wenn ihre Turnschuhe bei Karstadt-Sport gestapelt werden. Nike hat 1990 als erstes Mode-Unternehmen angefangen, Flagship Stores zu entwickeln. Es ging darum, die Produkte mit Aura zu versehen und zum Beispiel Original-Schuhe oder -Tennisschläger berühmter Sportler wie Kunstwerke auszustellen. Was wir aus dem Völkerkundemuseum kennen, passiert nun mit unserer eigenen Konsumkultur: Alltagsgegenstände werden als Reliquien präsentiert, eine Ethnologie der Konsumgesellschaft – allerdings mit spezifischen kommerziellen Interessen. Was in der alten, fordistischen Industriegesellschaft zählte, also Funktion, technische Innovation, Gebrauchswert, Preis, wird abgelöst durch Aura und kulturellen Mehrwert. Lifestyle-Accessoires wie Nike-Sneakers brauchen diese Aufladung.“

Das Schweizer Fachmagazin Sponsoring extra titelte letzte Woche CL-Finale – Sponsoring-Krösus gegen TV-Macho  und beleuchtete die Situation von Bayern München und Inter Mailand. Der deutsche Rekordmeister erzielt mit 20 Millionen Euro Trikotwerbung von Sponsor Telekom einen europäischen Spitzenwert. Die Italiener müssen sich mit 11,5 Millionen Euro von Trikotsponsor Pirelli begnügen. Bei den gesamten Sponsoring Einnahmen hat Bayern München einen deutlichen Vorsprung vor den Mailändern:

,,In der Saison 2008/09 hat Bayern München gemäss einer Studie von Sport+Markt demnach 159 Mio. Euro mit Sponsoring- und Marketingeinnahmen erzielt. Das entspricht 54 Prozent des Umsatzes von knapp 290 Mio. Euro. Bei Inter Mailand sind es nur 53 Mio. Euro – 26 Prozent des Gesamtumsatzes von rund 197 Mio. Euro.“

Bei den Fernsehgeldern haben die Italiener mit 116 Millionen Euro gegenüber 70 Millionen Euro der Bayern in der Saison 2008/2009 die Nase vorn. Inter ist Selbstverwerter der TV-Rechte. Die Allianz Arena brachte mit Zuschauereinnahmen, Verkauf von Logen und Hospitality insgesamt fast 61 Millionen Euro Einnahmen. Inter Mailand brachte es im heimischen Stadion nur auf 28 Millionen Euro.

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Leseempfehlung

Globale Spieler – der Kampf der Sportartikelhersteller Adidas, Nike und Puma

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Nachdenkenswert #50

,,Inter war das entscheidende Quäntchen ausgebuffter als wir. Sie haben ihre Torchancen gnadenlos ausgenutzt. Wir konnten sie nie so zwingend unter Druck setzen, wie wir uns das gewünscht hätten. Aber Inter Mailand ist natürlich auch eine Super-Mannschaft, die Barcelona ausgeschaltet hat. Die kannst du eben nur schlagen, wenn alles passt, und das war heute nicht so. Wenn du gegen die hinten liegst, ist es sehr, sehr schwer. Wenn Thomas Müller den Ball kurz nach der Halbzeit rein macht, wäre wahrscheinlich was gegangen. Aber wenn du den nicht rein machst und dann noch das zweite Tor bekommst, dann wird es extrem schwierig. Aber ich habe schon vor dem Finale gesagt, wir haben eine Super-Saison gespielt und wir sollten uns die Super-Saison jetzt nicht kaputt machen lassen, weil wir das Endspiel verloren haben. Es gibt gar keinen Grund, jetzt die Flügel hängen zu lassen. 2012 findet das Champions-League-Finale in München statt. Es gibt also speziell für die jungen Spieler noch viel zu träumen.“

        Uli Hoeneß, Präsident von Bayern München, auf fcbayern