Nein, von mir gibt es keine Spekulationen zur persönlichen Notsituation eines Schiedsrichters. Heerscharen von Heuchlern, Betroffenheits-Onkels und selbsternannten Küchenpsychologen meldeten sich zu Wort. Eine Nachrichtensperre wünscht sich ein Freigeist wie ich normalerweise nicht. Bei den unzähligen Wortmeldungen der letzten Tagen zur Personalie des Schiedsrichters war ich nah dran, eine zu fordern. Okay, Ausschalten des Fernsehers, verstummen des Radios durch Knopf drücken und kein weiterer Blick in die Zeitung waren meine persönliche Konsequenz. Stattdessen ein Blick zu wikipedia.
Derweil wird in Moskau Schach gespielt. Das Tal-Memorial ist in vollen Gange. Samstag und Sonntag endeten alle Partien mit Remis. Schachweltmeister Bobby Fischer hätte seine Stirn in Falten gelegt oder einen entsprechenden Kommentar abgegeben. Diese Inflation an Remis bei Turnieren waren ihm stets ein Dorn im Auge. Er mochte keine kampflosen Punkteteilungen. Dabei war durchaus die eine oder andere umkämpfte Partie dabei. Chesstigers verweist unter anderen auf folgendes Schachmatch:
,,Den meisten Druck entwickelte Magnus Carlsen gegen Vassily Ivanchuk, doch nach rund fast 7 Stunden Spielzeit und 72 Zügen musste der Norweger als Letzter ins Remis einwilligen, als ihn der Ukrainer ins Patt setzte.“
Viel Aufwand für einen halben Punkt. Heute war der wohlverdiente Ruhetag für alle Schachspieler beim Tal-Memorial 2011 in Moskau. Am Dienstag geht es weiter. Noch vier Runden stehen aus. Dann wird der Turniersieger gekürt. Beim oben verlinkten chesstigers gibt es auch den Spielplan, die aktuelle Tabelle und fotografische Impressionen aus der russischen Metropole.